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Weißeritz-Zeitung : 22.05.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192905225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19290522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19290522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1929
- Monat1929-05
- Tag1929-05-22
- Monat1929-05
- Jahr1929
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 22.05.1929
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Beilage zur Weitzei iy Geltung 9S. Jahrgang Mittwoch, am 22. Mai 1829 u »UM Nr. 116 Chronik des Tages. — Amerika hat sich mit einer Verteilung Les amerika« Nischen Reparationsanteils auf ein« länger« Zeit einverstark ^tzen «rklärt. d«„gsttagung des VevetnS für das Deutschtum im Slus/and« in KM fand mit einem großen Festunquig )hren^A^u^ Nates der russischen BoM- kommissare in der russischen Bundesrepublik Rylow hat sein Amt niedergelegt. Den Vorsitz im Rat der Volks kommissare der Sowjetunion behält er bei. - — Der Dreierausschuß des VölkerbundrateS für di« Minderheitsfragen hat die deutschen Vorschläge völlig unbe rücksichtigt gelassen. — Am Pfingstmontag wurde in Eupen-MalmedH ein deutscher Redakteur von der belgischen Polizei verhaftet und ausgewiesen. ApMin" ist während der Pfingst- seiertage von mehr als 50 000 Personen besichtigt worden- — Der demokratische Kroatenführer PribitschewM, ein intimer Freund des ermordeten Raditsch, ist nach einem altserbischen Dorfe verbannt worden. — Die Pfingstfeiertage haben zahlreiche Auto-Unfäll« gebracht, di« oftmals einen tödlichen Ausgang hatten. — Die Berliner Festspiele haben mit der Aufführuna der „Meistersinger" In der „StaatSoper Unter den Linden" ihren Anfang genommen. — Infolge Platzens eines Dampfrohr«s wurde in der Nähe des Bahnhofes Genthin bei Burg em Heizer tödlich verbrüht. — In Barcelona ist die Weltausstellung feierlich er öffnet worden. — Bei einem Erdbeben in Anatolien sind nach den bis- herigen Feststellungen mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen. Dr. Eckeners Fahrtbericht. Dr. Eckener, der am Sonntag nach Fried richshafen zurückgekehrt ist, gewWrte dem Son- erberichterstatter der Presse erne längere Unter redung, während der er sich ausführlich über di« letzte Fahrt des Luftschiffes verbreitete. — Friedrichshafen, den.21. Mai. Keine Amerikafahrt vor Ansklärung der Motor schäden. Dr. Eckener erklärte zunächst, daß er nach Fried richshafen zurückgekehrt sei, um mit Dr. Maybach Rücksprache zu nehmen und zu beschließen, was gesche hen solle. Ein klares Bild könne man sich im Augen blick nicht machen, da zunächst einmal die Frage ge klärt werden müsse, woraus die Motorpannen zu, rückzuführen seien. Dazu sei die genaueste Unter suchung der gebrochenen Teile notwendig. Er halte es jedoch schon jetzt nach Lage der Dinge für ausge schlossen, daß Sabotage vorliege, denn es sei unmög lich gewesen, daß jemand an die Kurbelwellen der Motoren habe herankommen können. Auch die Ver änderungen, die anläßlich der Mittelmeerfahrt an den Motoren getroffen worden seien, hätten nichts mit den jetzt in Erscheinung getretenen Störungen zu tun. Ermüdung halte er in Anbetracht der Güte des Ma terials für ausgeschlossen, da die Motoren durchschnitt lich 2000 Betriebsstunden arbeiten könnten, sie aber in Wirklichkeit erst 600 gearbeitet hätten. Es handel« sich vielmehr um ein ganz neues Moment, das noch der eingehenden Prüfung bedürfe. Auf alle Fäll« aber könne an eine Ueberquerung des Ozeans nicht gedacht werden, bis die Ursache der Schäden einwandfrei feststände. Man habe es hier ausschließlich mit einer Motorenfrage zu tun, die in keinem Zusammenhang mit dem Luftschiff selbst stände. Im Gegenteil sei es bemerkenswert, daß trotz der unerhörten Panne das Schiff glatt zur Landung gebracht worden sei. Er sei überzeugt, daß eine Panne auf hoher See einfacher und leichter für das Luftschiff gewesen wäre, als ge rade in dem Mistral des Rhonetales, das außerdem noch zu beiden Seiten von Gebirgen eingeschlossen werde. Zum Fahrtverlauf selbst erklärte Dr. Eckener: Schon kurz hinter Barcelona hätte ein Steuerbord motor abgestellt werden müssen, da eine Kurbelwelle gebrochen war. Nach eingehender Beratung mit Graf Soden, der ein ausgezeichneter Techniker sei, sowie mit den Luftschifführern Lehmann und Flemming sei man zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Bruch der Kur- belwelle keinerlei Schlüsse auf die übrigen Motoren zulasse, um so weniger, als alle Motoren auf der letzten Amerikafahrt ganz vorzüglich und ohne jed wede Unterbrechung gearbeitet hätten. Er habe sich daher zur Weiterfahrt entschlossen. Kurz hinter den Balearen-Inseln und Kap Nao sei dann ein zweiter Motor, wieder ein Steuerbordmotor, in folge Bruches eines Schwergewichtes der Kurbel welle ausgefallen. Der Bruch der Kurbelwell« habe die Zertrümmerung des Kurbelgehäuses zur Folg« gehabt und eine Reparatur unmöglich gemacht. Jetzt habe er sofort Kehrt gemacht und sei in schnel ler Fahrt gegen V-11 Uhr abends schon wieder über «arcelona gewesen. Bon hier ab aber sei das Vor- wärtskommen immer langsamer geworden. Der starke Mistral in der Bucht von Lion habe das Schiff, des- Geschwindigkeit mit den drei Motoren noch etwa Kö Kilometer betrug, einfach nicht «ehr vo« Fleck kommen lassen. Die Böen hätten etwa SO bis 95 Stunden kilometer betragen und die Kraft der Motoren gerade ausgereicht, diese Windgeschwindigkeit „äuszu- 'Apsen". Sr habe es in allen Höhen versucht, aber xrst nachdem er auf etwa 1V0 Meter herabgegangen sei, hätte das Luftschiff wieder etwas Fahrt gemacht. Bon Barcelona bis an die Küste habe er volle 9 Stunden gebraucht, während aus dem Hinflug die Strecke in 2»/, Stunden bewältigt wurde. Nach Ueber-! schrettung der Küste war der Mistral noch heftiger. Ueber NimeS habe er, obgleich die Motoren mit äußerster Kraft liefen, etwa eine kalbe Stunde lang nicht vom Fleck kommen können, bis der Wind nach gelassen havö. Kurz vor Valence sei er nach Nordosten ab gebogen, um den Weg über Gens und die Schweiz zu nehmen. Man habe schon geglaubt, das Schlimmste hinter sich zu haben, als östlich von Valence ein , dritter Motor versagte. Die Eigengeschwin digkeit des Luftschiffes sei von 95 auf 70 Kilometer zurückgegangen, gegen einen Wind von 55 bis 60 Stundenkilometer, was bedeute, daß das Luftschiff nur >10 bis 15 Kilometer in der Stunde vorwärtskam. Unter diesen Umständen und angesichts der Gefahr, daß noch ein weiterer Motor ausfallen könnte, habe er sich zu einer baldigen Landung entschlossen. Noch in Erwägungen darüber, wo diese Landung stattfin den sollte, sei ihm die Meldung überreicht worden, wonach auch der vierte Motor eine Panne aufwies. Alle vier Motoren hätten dieselben Pannen gehabt, nämlich Bruch eines Schwunggewichtes an der Kurbelwelle. Jetzt hätte es natürlich nur noch einen Ausweg gegeben, nämlich unverzüglich zur Landung zu schreiten. Er habe sich daher sofort mit Lyon in Verbin dung gesetzt und Hilfe für eine Notlandung in Va lence erbeten. Ueber dem Flugplatz von Valence habe er jedoch so kräftige Winde anaetrofsen, daß an eine ! Landung nicht gedacht werden konnte. Er habe nun- ' mehr das Luftschiff in ein Seitental des Gebirges - gesteuert, in dem Glauben, hier günstigere Windver- ! hältnisse anzutressen. Wenn hier auch der Wind er heblich schwächer als außerhalb des Gebirges gewesen ! sei, so hätten Fallböen und aufsteigende Windstöße - eine einigermaßen glatte Landung von vornherein un- j möglich gemacht. Der Versuch, nach Montelimar zu rückzukehren, sei mißlungen, weil der letzte Motor mög lichst schonend behandelt werden mußte. Er habe also > den einzig möglichen Ausweg benutzen müssen, etwa 200 Kilometer bis zur Riviera zu fliegen, was denn auch mit einer Stundengeschwindigkeit von etwa 100 Stundenkilometern mit gutem Schiebewind gelungen sei. An den Landungsplatz Cuers habe er zunächst nicht gedacht, da dieser ja in dem verbotenen Sperrgebiet von Toulon liege. Er habe vielmehr ge glaubt, in den Vorbergen der Riviera Windstille und Täler für eine Landung vorzufinden. Erst später habe er an die Möglichkeit einer Landung in Cuers gedacht und sei gerade im Begriff gewesen, eine An frage an das französische Lustfahrtministe rium wegen einer Landung zu richten, als dieses von sich aus eine Landung in Orly bei Paris oder aber in Cuers anbot. Von jetzt ab sei er ständig mit Toulon und Cuers in Verbindung gewesen und habe den Flugplatz gegen acht Uhr nach ruhiger und ver hältnismäßig schneller Fahrt erreicht. Es könne keine Rede davon sein, daß die Passa giere unter Seekrankheit gelitten hätten. Bei der ge ringen Geschwindigkeit des Schiffes habe der Strom allerdings nicht ausgereicht, warme Speisen zu be reiten. Die gereichten Brötchen aber hätten alle Passa giere mit vorzüglichem Appetit gegessen. Wie wenig die Passagiere durch das Erlebte entmutigt gewesen > seien, ergebe sich aus der Tatsache, daß sie sofort nach i der Landung erklärt hätten, in wenigen Tagen die i Fahrt nach Amerika fortsetzen zu wollen. Die Post des Luftschiffes werde auf besonderen - Wunsch der Postverwaltung nach Friedrichshafen zu- ' rückgeführt, während die Fracht vorläufig im Luft schiff verbleibe. j Ueber seine Absichten äußerte sich Dr. Eckener dahingehend, daß er nach den Besprechungen mit Dr ? Maybach am Mittwoch nach Cuers zurückkehren werde um am Donnerstag oder Freitag das Luftschiff nack' Friedrichshafen zu bringen. j Amerika greift ein. geberraschenve Reparationskoufercuz in Washington. Z — Kürzung »er vesatzungsanspriich« um 10 Prozent. — Verteilung des amerikanischen Rcparationsanteiis auf 37 Fahre. j — Paris, den 21. Ma-, > Während der Pfingstfeiertage ist eine für die wci- ; tere Behandlung der Reparationsfrage überaus wichq tige Entscheidung gefallen. Amerika hat sich ent- - schlossen, seine bisher gegenüber der Pariser Sach- ! verständigenkonferenz geübte Zurückhaltung aufzugeben ' und durch ein gewisses, wenn auch nicht zahlenmäßig, j so doch moralisch in hohem Maße ins Gewicht - fallendes Entgegenkommen eine Einigung in Parts zu erleichtern. > Am letzten Sonntag kehrte Präsident Hoover ganz überraschend von seinem Pfingsturlaub nach dem Weißen Haus In Washington zurück und hielt noch atn gleichen Tage eine Konferenz Über die Re- »aranonsfrage ab, an der außer ihm noch die StaatS- ekretäre Stimson und Mellon, Senator Borah sowie ämtliche demokratischen und republikanischen Partei- ührer beider Häuser teilnahmen. Der Präsident wollt« ich vergewissern, ob sich die Parteien mit einer von >en Pariser Sachverständigen angeregten Neurege, lung der amerikanischen Besatzungs- f ansprüche einverstanden erklären würden. Das Er« gebnis der anderthalbstündigen Beratung bestand darin, daß die amerikanische Regierung sich bereit erklärt, bezüglich der Zahlung der rückständigen Besatzungs kosten in Höhe von 29,9 Millionen Dollar die glei chen Aenderungen eintreten zu lassen, wie dies Frank reich und England tun würden. Aus den Washing toner Berichten geht hervor, daß Amerika die Herab- setzung seiner Besatzungsansprüche in dem Maße er- wäge, daß sich daraus eine Verminderung seines Re- parattonsanteils um etwa 10 Proz. ergebe. GS wird dabei jedoch unterstrichen, daß Amerika trotzdem nichts verlier«, wenn der Zinssatz aus 5 oder 5,5 Proz, erhöht und die Jahreszahlungen auf 37 Jahre ver teilt würden. Die übrigen amerikanischen Ansprüche sollen, wi« von amtlicher amerikanischer Sette erklärt wird, durch diese Maßnahme nicht berührt werden, und Ameri kas Schuldenpolitik gegenüber Europa bleibe unver ändert. Die amerikanische Regierung wolle nur dazu beitragen, durch diese Entscheidung die Unsicherheit der Sachverständigenberatungen zu beseitigen. Der Be schluß der amerikanischen Regierung wurde unmittel bar dem amerikanischen Botschafter in Paris zur Wei-^ terleitung an die amerikanischen Sachverständigen übermittelt. , 4« Dte Wirkung in Paris. Einigung über die Antwort an Dr. Schacht! Der Entschluß der amerikanischen Regierung wurde in Paris am Pfingstmontag gerade bei Be ginn der Nachmittagssttzung der Sachverständigen, dl« sich nicht einmal eine. Pfingstpause gegönnt haben, bekannt. Der Beobachter der Bereinigten Staaten in der Reparationskomnnssion betrat plötzlich das Hotel Georg V. und ließ sich die beiden amerikanischen Sach verständigen Owen Young und Morgan aus der Sit zung Herausrusen, um ihnen das Ergebnis der Wa shingtoner Besprechung mitzuteilen. Das Entgegen kommen Amerikas dürfte seinen Eindruck auf dte Kon ferenzmitglieder nicht verfehlt haben und zur Be schleunigung ihrer Arbeiten wesentlich beigetragen gaben. Fu der anschließende» Beratnng sollen die Gläu- bigerdelogierten wenigstens, wie von französischer Seite mitgeteilt wird, in großen Zügen zu einer Einigung über die Dr. Schacht bezüglich der deutschen Bor behalte z« erteilenden Antwort gekommen sein. Die Sachverständigen der Gläubigerländer hielten am Dienstag eine letzte Sondersitzung ab, nm den Schluß- bericht Stamp-Schacht noch ein letztes Mal zu über» prüfen. Soweit sich bisher feststellen läßt, scheinen »ie deutschen Voraussetzungen ihrer Form nach von »en alliierten Sachverständigen nicht akzeptiert wor ben zu sein. Dr. Schacht stand jedoch in ständiger Verbindung mit dem englischen Hauptdelegierte» Stamp und eigentlichem Beiffasser des Konferenz- bertchteS. Die deutsche Delegation kann also nicht in boller Unkenntnis der von den Gläubigervertretern »orgenommenen Abänderungen sein. Trotz der allgemein optimistischen Auffassung muß man darauf gefaßt sein, daß das übliche Aus und Ab des Konferenzbarometers wieder in Erscheinung tritt. Noch sind nicht alle Streitpunkte erledigt, und ks kann noch hitzige Auseinandersetzungen geben. Rundschau im Auslande. k D«r Führer der französischen Radikalsoztwlisten Ed. Herriot ist aufS neue zum Bürgermeister von Lyon ge wählt worden. I Der ehemalige englische liberale Premierminister Lord Rosebery ist im Alter von 83 Jahren a« st or b « n. Rosebery war einer der bekanntesten Rennstauoesitzer Eng lands. Er hat dreimal das Derby gewonnen. r In Gegenwart von Poineart wurde in das Denbnal der Jungfrau von Orleans enth»M. ! «LLLSLSWMH, aewäbtt erklärt. . .... - . ..... Politische Rundschau. — Berlin, den 22. Mai 1929. — Die Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener Hat der Reichsregierung in einer Denkschrift Vorschläge für ote Neuregelung oes Kriegsgefangenenrechts unter breitet. — In Worms fand eine Reichstagung der deutschen Jungdemokraten statt, der u. a. auch der Führer der deutschen Bodenreformer, Damaschke, und der hessisch« Arbeitsminister Korell beiwohnten. — Die in Hamburg und Essen abgebaltenen kom munistischen Pfingsttreffen sind ruhig verlausen. * :: Reichstagspräsident Löbe über den Anschluß. Auf der Pfingsttagung des österreichisch-deutsche» Volksbundes in Karlsruhe sprach Reichstagspräsident Löbe über das Wesen der Anschlußbewegung, die ge boren sei aus freiem Willensentschlutz und sich gründe auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker; ihre fried liche Tendenz sei über allem Zweifel erhaben. Der Boden sei rechtlich, geistig und kulturell so vorzu bereiten, daß, wenn der politische Anschluß aus dem Wege über den Völkerbund erfolgen könne, dies nur den Schlußstein zu dem erstrebten Ziele bilde: „Wir sind ein Volk und werden eines Tages in einem Reiche wohnen."
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