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Weißeritz-Zeitung : 06.09.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192909060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19290906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19290906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1929
- Monat1929-09
- Tag1929-09-06
- Monat1929-09
- Jahr1929
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 06.09.1929
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Gewinne: 4 j» 500000, 4 ,u »00000, 2 in 50000, 1 i« 40000, 2 jU 30000, 4 25000, 42 ,U 10000, 59 jU 5000, 168 tU 3000, 331 iU 2000, 763 ,U 1000. Handelsteil. — Berlin, den ö. September 1929. Am Devisenmarkt notierte London gegen New Jork etwas fester. Am Effektenmarkt wiesen die ersten Kurse eine leichte Besserung auf. Die Umsatztätigkeit hielt sich wieder in engen Grenzen. Später trat ein leichter Kursrückgang ein, so daß die Börse lustlos schloß. Der Rentenmarkt wies keine einheitliche Tendenz auf. Die Lage am Geld markt war fast unverändert. Die Sätze für Privatdiskont waren auch heute 7»/, Prozent, Reichsbankdiskont 7Vr Prozent. Am Produktenmarkt setzte Brotgetreide mit 1 bis 2 Mark niedriger ein. Gerste lag unverändert, Hafer ruhig, Mais stetig. Mehl war im Konsumgeschäft behauptet. Devisenmarkt. Dollar: 4,1975 (Geld) 4,2055 (Brief), engl. Pfund: 20,345 20,385, holl. Gulden: 168,17 168,51, ital. Lira! 121,95 21,99, franz. Franken: 16,42 16,46, Belgien (Belga): 58,315 58,435, schweiz. Franken: 80,79 80,95, dän. Krone: 111,71 111,93, schweb. Krone: 112,39 112,61, norw. Krone: 111,73 111,95, tschech Krone: 12,427 12,447, Ssterr. Schilling: 59,105 59,225, span. Peseta: 61,81, 61,93. Warenmarkt. i Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 10v0 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk. 231—235 (am 4. 9.: 233—237). Roggen Märk. 193,5-197,5 (195-199). Braugerste 210-227 (210 bis 227). Futter- und Jndustriegerste 170—186 (169—186). Hafer Märk. 168-175 (168-175). Mais loko Berlin 212-213 (215-216). Weizenmehl 29,00—35,00 (29,00 bis 35,00). Roggenmehl 25,75-28,50 (25,75—28,75). Wei zenkleie 11,50-12 (11,50-12). Roggenkleie 11—11,25 (11-11,25). Weizenkleie-Melasse. -,- (-,-). Raps 340 (340). Leinsaat -,— (-,-). .Viktoria-Erbsen 39-46 (39-46). Kleine Speiseerbsen 28-34 (28-34). Futtererbsen 21—23 (21—23). Peluschken —(—,—). < Ackerbohnen —(—,—). Wicken 28—32 (28—32). Lupinen f blaue —,— (—,—). gelbe —,— (—<—). Serradella —; (-,—). Rapskuchen 18.50-19 (18,30-19). Leinkuchen 24 27. Fortsetzung. Marie eilt nur vorwärts. Ein leuchtend blauer Himmel, eine Flut warmer Sonne liegt gleichermaßen über den wogenden Feldern und der Aermlichkeit die ser Menschen. Aber Marie blickt auf die hohen dunklen Bäume dort neben dem Wirtschaftshof. Es ist der Gutspark von Cziczwicz. In ihrem gepeinigten Hirn klingt unaufhörlich s der Wortlaut des Telegramms, das gestern aus Czicz- wicz nach Wronje flog. „Ist Charlotte bei euch? Hier ! verschwunden." Charlotte verschwunden! Marie weiß nichts von ihr. Seit fünf Jahren sah sie die Jugendfreundin nicht. Zwar lebte Charlotte )eit Lösung ihres Ver- ! löbnisses wieder bei den Eltern. Aber als Marie > die letzten Male in Luba war, hatten ihre Kinder ! das eine Mal Keuchhusten, das andere Mal Schar- i lach gehabt. Und um Georgs Kinder nicht anzustecken, mußte sie ein Zusammentreffen -mit Mitgliedern der Familie Wiesenthal ganz vermeiden. Jetzt sind Be ringers eigentlich aus der Reise nach Berlin, wo Vicki im Herbst aus das Gymnasium und schon jetzt zur » Vorbereitung in eine Lehrerfamilie kommen soll. Und ! nur infolge des Telegramms macht man Unangemeldet s in Cziczwicz Station. - „Du gehst wohl lieber direkt in die Jnselvilla, : anstatt ins Gutshaus?" erkundigt sich Beringer, als ! man beim Parktor angelangt ist. „Natürlich, Viktor, natürlich." Marie spricht in einer Hast, die ihrer stattlichen Fraulichkeit sonst fremd ist. Beringer sieht sie besorgt von der Seite an. Er streicht sich den dunkelblonden Vollbart, der ihm ein verändertes, aber durchaus männliches Aussehen - gibt. ! „Es ist doch ein Jammer, daß Charlottes Ver- : lobungsgeschichte damals so unglücklich verlief," be- s merkt er nachdenklich.' „Gewiß, Liebster, und doch mußte es so kommen. ! Nach Wehlens falschen Voraussetzungen und — — ! und wie alles lag, hätte diese Heirat wohl auch kein > Glück gebracht." > Sie schreiten unter den Parkbäumen hin. Dann liegt der stille kleine See vor ihnen, im Kranz der hohen alten Buchen und Tannen. Da ist die Ulme mit der Stcinbank, auf Ker in der Brandnacht die Ma- ruschka wimmerte. Dies ist nun schon sechzehn Jahre her! Da ist das Boot am Ufer. Viktor springt hinein, hilft den Seinen beim Einstsigen, kettet los. Ein leiser Windhauch streicht über das spiegelnde Gewässer wie ein Seufzen. Bald hernach hält Marie die schluchzende, ganz gebrochene Mutter Wiesenthal in den Armen. Der «artoff-lpr-«-. Fisch-Großhandelspreise. Amtlicher Marktkrtcht der Städtischen Markthalle». Direktion Berlin. Lebewde Fische für 50 MW. Hechte, un^"»rt^30-168, groß 90-103, gvotz-mitftl 110-127, SMei<m,unsortwrt Portion«- 162, Aale, un ¬ sortiert 150-186, groß 200, groß-mittel 190—194, Mele, unsortiert 61, Karpfen, Spiegel-, 30—50er 125. Milchpreise. Die Berliner Milchnotierungs-Kommission hat den Er zeuger-Milchpreis für die Zett vom P. bis 12. September aus 22,5 Pfennig je Liter für Berlin festgesetzt. Der letzt« Preis betrug 20,5 Pfennig. , Butterpreise. Amtliche Berliner Notierungen für Butter im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhändler. Kracht und Gebinde K Lasten des Käufers:, 1. Qualität 177, 2. Qualität 164, K fallende Ware 148 Mark je Zentner. — Tendenz: FesL - Eierpreise. Bericht der Berliner amtlichen Notierungs-Kommission: ! Deutsche Eier: Trinkeier: Sonderklasse Über 65 Gramm ! 15, Klasse A 60 Gramm 14, Klasse B 53 Gramm 1S, ' Klasse C 48 Gramm 11V»; frische Eier: Sonderklasse über 65 Gramm 14, Klass« A 60 Gramm 13, Klasse B 53 Gramm 12, Klass« C 48 Gramm 11; aussortierte kleine und Schmutzeier: 9—9Vr- Auslandseier: Dänen: 18er 141/2, 17er 13A, 15V»—16er 13—13V«; Schweden: 18er 14V-, 17er 13-/«, 15V«-16er 12V«5 Holländer: 60-62 .Gramm 13,5, 57—58 Gramm 13? Begier: 68 Gramm 14>/z, 60—62 Gramm 13Vr, 57—58 Gramm 13; Rumänen: i 10Vs—10V,; Ungarn und Jugoslawen: 10V»—10V»; Rus sen: normale 10V»; Polen: größere 10, normale 9V»; Kleine i und Schmutzeier: 8V»—9 Pf. je Stück. — Tendenz: flau. , Magerviehhof Berlin-Friedrichsfelde. (Amtlicher Bericht vom 5. September.) Auftrieb: 404 Rinder (darunter 386 Milchkühe, 0 Zug ochsen, 18 Bullen, 0 Stück Jungvieh), 157 Kälber, 0 Schase. Es wurden je nach Qualität gezahlt für das Stück: Milchkühe und hochtragende Kühe: 290—580 Mark. Tragende Färsen: 270—480 Mark. Jungvieh zur Mast: BuNen, Stiere und Färsen 38 bis 44 Mark für einen Zentner Lebendgewicht. Marktverkauf: Schleppend, Preise gedrückt. Pferdemarkt: Auftrieb: 370 Stück. Preise je nach Qualität 200 bis 1200 Mark. Schlachtpferde: 60—200 Mark. Marktverlauf: Ruhiges Geschäft, Preise leicht anziehend. Sch weine markt: Auftrieb: 211 Schweine und 467 Ferkel. Es wurden gezahlt im Engroshandel für das Stück: Läuferschweine: 6—8 Monate alt —, 5—6 Monate alt 88-108 Mark. " WM: 3-4 Monat« alt 62-88 Mark. Ferkel: S-1S Wochen alt 42-62, 6-8 Wochen M 34—42 Mark. Marktverkauf: Ruht» Preise unverändert. BOlachMeGNtärkt. Greift für 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark) W, W (1320) 1. 64-68, 2. 55—60, 3. 45 öS, 4. 2Y-S0. M.'rkwerlauf: Rinder ruhig, Schafe gut. Sport. rr «in Städteftchten Danzig-Breslan, welches im »m Muß an das internationale Fechtturnirr zwischen de» bei derseitigen Florettmannschaften ausgetragen wurden ge wannen die Danziger knapp mit 5:4 Stegen. rr Sin« Wanderfichrerwoch« veranstaltet der Reichs- verband für Deutsche Jugendherbergen in der Woche vom 9. bis 16. September in der neuen Jugendherberge „Rübe zahl" am Spindlerpaß im Riesengebirge. rr Zu« Städteschwimmkampf Berlin—Parks am 8. September fuhr eine 1Z Schwimmer starke Mannschaft Untch: Führung des KreksschwtmmwarteS Trepte und d«s VkÄNA KZ Staffeln und einem Wasserballspiel. Gedenktage für den 7. September. 1533 * Königin Elisabeth von England H MH — 1654 f Der schwedische Staatsmann Graf Axell Oxenstjerna in Stockholm (* 1583) — 1714 Der Badener Friede beendet de« Spanischen Erbfolgekrkeg — 1812 Sieg Napoleons I. über die Russen bei Borodino — 1214 Tsingtau wird von den Japanern und Engländern aH gegriffen — Einnahme der Festung Maubeu^e durch dis Deutschen. Sonne: Aufgang 5,21; Untergang 18,34. Mond: Aufgang 10,5; Untergang 20,7. Gedenktage für den 8. September. 1767 * Der Dichter August Wilhelm v. Schlegel in Hannover (s 1845) — 1778 * Der Dichter MemenS Brentano in Ehrenbreitstein (f 1842) — 1804 * Der Dichter Eduard Mörike in Ludwigsburg (f 1875) — 1831 * Der Dichter Wilhelm Raabe in Es<Arshausen (4 1010) — 1841 * Der Komponist Anton Dvorak in Mühlhausen in Böhmen (f 1904) — 1894 f Der Naturforscher Her mann v. Helmholtz in Charlottenburg (* 1821) — 1926 Deutschlands Aufnahme in den Völkerbund. Sonne: Aufgang 5,23; Untergang 18,32. Mond: Aufgang 11,21; Untergang 20,25. Mitteldeutscher Rundfunk. Sonnabend, 7. September. 1430—15.15: Bastelstunde kür die Jugend. -P 16.00: Schul rat G. Wolfs, Berlin: Der Rundfunk in der Fortbtldungs- arbctt der Lehrerschaft, -i- 16.30: Unterhaltungskonzert. Das Leipziger Funkorchcster. * 18.00: Funkbastelstunde. * 19.00: Franz Gerstenberg, Dresden: Die Reklame als Begleiterin des modernen Menschen. * 19.30: Prof. Dr. Paul Schultze-Naum burg, Saaleck: Das deutsche Haus. 4- 20.00: Orchesterkonzert. Das Leipziger Sinfonieorchester. Musikalische Reisebilder, * 21.15: Lieder zur Laute. * 22.00: Bekanntgabe des Sonntags- Programms wearrecyen, sie sang. Das war ihre einzige Freude^ Stunden um Stunden verbrachte sie in ihrer Stube, bet verschlossener Tür, mit Musik. Wir hatten ihr das Klavier dort hinstellen müssen. Im Wohnzimmer zu musizieren, war sie nicht zu bewegen. Sie war überhaupt nicht viel bei uns. Sie, die Liebebedürftige, sonderte sich ab. Auf weiten, einsamen Spaziergärmen und in ihrer Stube, da verbrachte sie ihr Leben. Was sie im Zimmer trieb, wenn sie nicht sang, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich träumte sie. Aber es müssen böse Träume gewesen sein. O, Mariechen, wenn sie dann herauskam, dann hatte sie, wie mein Sohn das nennt, ihre „Zustände". Dagegen das Spazierengehen und das Musizieren tat ihr wohl. Besonders das letz tere. Wenn sie eben gesungen hatte, lächelte sie. Alles lächelte sie an mit einem unwesenhasten, ver klärenden Lächeln. Es war rührend und — — so so — — sterbenstraurig." Marie spürt, daß der alten Frau ein Schluchzen aufsteigt. Da lenkt sie hastig ab: „Es ist jammer schade, daß Charlottes Stimme nicht ausreichte für eine künstlerische Betätigung. Aber so hätte es auch nur neue, grenzenlose Enttäuschungen gegeben. Nach der Lösung des Verlöbnisses schrieb ich ja deswegen an Scharvoni. Er schrieb mir zurück, daß die Stimme unbedingt zu klein sei da sei nichts zu machen." Frau von Wiesenthal nickt wieder schwermütig, und Marie wiederholt ihre Frage: „Hat Charlotte gar nicht gewirtschaftet?" „Nein, mein Kind. Was sollte sie auch groß tun? Das Gut gehört meinem Sohn. Mit seiner Frau sympathisiert Charlotte gar nicht. Also war ein Mit arbeiten im landwirtschaftlichen Betriebe schon aus viefem Grunde ausgeschlossen. Auch die Beschäfti gung mit den Kindern meines Sohnes scheiterte hieran, lieberdies sind die Buben — — nun sind es ja ihrer vser — wirklich recht derb und laut. Ich habe sie als Großmutter natürlich lieb, aber sie gehorchen weder mir noch meinem Mann, und über Charlotte lachen sie geradezu. Die Eitern verlangen für sich selbst strengen Gehorsam und dürften Derartiges nicht leiden, nun — — —" die alte Dame zuckt resigniert die Achsel — „sie tun es eben. Also blieb für Charlotte nur die Beschäftigung in unserer sehr bescheidene» Hauswirt schaft. Ich suchte sie dafür zu interessieren, aber es gelang mir nicht. Dann erhoffte ich Besserung von der Zeit. Aber mit der Zeit lst altes nur schlimmer geworden." ,. , ... Marie erhebt sich, schreitet Zimmer hi» und her. „Charlotte hatte nicht all d-c ^ahre hier bleiven dürfen. Ins Leben hätte sie hinaus müssen, einen Beruf ergreife». Morts« Hun?. folak.) alte Herr steht daneben; noch kleiner, noch schmächtiger scheint er geworden, so ties ist er gebeugt. Das Haar ist fast weiß, die feinen Züge sind schmerzverstört — Charlottes Züge. Die Sonne scheint in das große, trauliche Gemach hinein, in dem man nur das leise Weinen der beiden Frauen hört. Viktor Beringer hat Marie allein eintreten las sen. Er ist mit seinen Jungen zurückgerudert, um sich mit ihnen ins Gutshaus zu begeben. Als sich Frau von Wiesenthal endlich gefaßt hat, läßt sie sich von Marie zum Sofa geleiten. Ihre immer noch schlanke Gestalt, in schlichtes Schwarz ge hüllt, wirkt aristokratisch und zart. Das schmale, nur ganz fein durchrunzelte Gesicht, mit dem Ausdruck ver Vornehmheit und Güte, erscheint doppelt bleich in der Umrahmung eines schwarzen Spitzentuches. Die Hände im Schoß gefaltet, vor sich niederblik- kend, erzählt sie mit halber eintöniger Stimme. Marie sitzt neben ihr und lauscht mit fiebernden Sinnen; in einem Sorgenstuhl lehnt stumm der kleine, alte Herr, das Haupt auf die Brust gesenkt. „Das waren so traurige Jahre für unser armes Charlottchen gewiß, gewiß — — und doch, wer hätte an dieses Ende denken mögen? Sie war doch immer freundlich und lieb. Wenigstens wollte sie immer lieb sein. Nur war sie so nervös. Ueber die geringste Kleinigkeit weinte sie. Und manchmal — — Mariechen, du kannst es dir nicht vorstellen, wie unsere zarte, zärtliche kleine Charlotte auch manchmal schalt. Wir haben's ihr natürlich nicht angerechnet. Aber wir mußten sehr vorsichtig umgehen mit dem rrmen Kind. Das arme Kind " die gebeugte Mutter seufzt !ief auf — — „mein Sohn behauptete schon lange, sie sei nervenkrank. Ach Gott, nervenkrank! Marie- hcn, ich lebe hier in einem Weltwinkel, aber ich bin »och eine alte Frau und habe mein Lebtag offene llugen gehabt. — Unglücklich war das arme Herz, vdunglücklich. Eine Last war ihr das ganze Leben, weil es ihr die Erfüllung versagte. Ja, Mariechen, da müssen freilich auch die Nerven leiden. Unzählige Menschen, die man heute in die Sanatorien schickt, kranken nur am Leben. Und käme das Glück, so wären sie gesund, auch an ihren Nerven." Wieder stöhnt die alte Dame leise aus; krampf haft verschlingt sie die feinen Runzelhände. Marie hört ihr Herz klopfen. Sie möchte nach den letzten Geschehnissen fragen und wagt es nicht. Sie spürt, die Erzählerin selbst schiebt das Letzte angstvoll hinaus. Ihre Kraft, zu sprechen, wäre damit zu Ende. Endlich forscht Frau Beringer zaghaft: „Und mit was beschäftigte sich Charlottchen in diesen letz ten Jahren hat sie gewirtschaftet sang sie?" „Ja - - sie sang." Frau von Wiesenthal nickt unsagbar trübe. Und der kleine, ganz vergrämte alte Vater nickt auch vvr sich hin. Aber er schweigt. „Ja,
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