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Weißeritz-Zeitung : 25.04.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193004251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19300425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19300425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1930
- Monat1930-04
- Tag1930-04-25
- Monat1930-04
- Jahr1930
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 25.04.1930
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LaS zweite TaviSpokalspiel abgebrochen. Die zweite Begegnung des ersten TageS beim Lenniskampf zwischen Deutschland und England mutzte nach den, dritten Satz abgebrochen werden. Wider Er warten vertrat Prenn die Farben Deutschlands und konnte trotz seiner Erkrankung gegen den Engländer Lee 6.4, 7:9, 6:3 spielen, so daß also unsere Aus sichten ziemlich günstig sind. Handelsteil. H Dresdner Börse vom 2t. April Die Stimmung war heute ziemlich gedrückt infolge der ungünstigen Tendenzmeloungen, die von Berlin herüberkamen. Die Kursrückgänge an der hiesigen Börse hielten sich jedoch überwiegend zwischen 1—2. Die Gruppe der Photopapierwerte machte eine Ausnahme, indem Dr. Kurz 4, Drcsdne Albumin 5 und Vereinigte Photopapiere 9 einbühten Dieser scharfe Rückgang wirst ein ungünstiges Licht aus die letzt erwartete Entscheidung im Prozeh Eastman Island-Kodak ge gen die Freigabe der deutschen Kodak-Shares. O Dresdner Schlachtviehmarkt vom 2t. April. Auftrieb: Ochsen 2, Bullen '1, Kühe 2, Kälber 388, Schafe 13, Schweine 343 zusammen 749 Tiere. Kälber 1 —, do. 2 82—87 do. 3 75—89, do. 4 68—74; Schweine keine Notierung. Ueberstand: Rinder 3, da von Ochsen 1, Bullen 1, Kiihe l; Geschäftsgang: Kälber langsam. — Berlin, den 24. April 1930. Am Devisenmarkt lag der Dollar schwächer. Am Effektenmarkt überwog Abgabeneigung. Aus- landSkäufe fehlten. Unter diesen Umständen nahm die Ten denz schwächeren Charakter an. Zum Schluh traten leichte Kursbesserungen ein bei ganz geringen Umsätzen. Am An leihemarkt lagen Liquidationspfandbriefe fester. Am Geldmarkt war die Lage unverändert. Der Privat- diskont betrug 4^/g, der Reichsbankdiskont 6 Prozent. Am Produktenmarkt war die Haltung von Brot getreide befestigt. Auch für Gerste blieb die Haltung fest bei nur mäßiger Nachfrage nach Brau- und Jndusttie» gerste. Bei Hafer waren die Eigner vorsichtig und stellten höhere Forderungen. Weizenmehl fest bei mäßigen Um sätzen. Roggenmchl still Devisenmarkt. Dollar: 4,1825 (Geld), 4,1905 (Brief), engl. Pfund: 20,34 20,38, holl. Gulden: 168,34 168,68, ital. Lira: 21,925 21,965, franz. Franken: 16,395 16,435, Belgien (Belga): 58,38 58,50, schweiz. Franken: 81,07 81,23, dän. Krone: 112,01 112,23, schwed. Krone: 112,42 112,64, norw. Krone: 112,01 112,23, tschech. Krone: 12.39 12,41, österr. Schilling: 58,97 59,09, span. Peseta: 52,10 52,20 Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Lelsaaten per 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk. 276-279 (am 23. 4.: 273-276). Roggen Märk. 167-170 (166-169). Braugerste 190-202 (190 bis 202). Futter- und Fndustricqerste 175—187 (175—187). Hafer Märk. 165-172 (162-170). Mais loko Berlin —.- (—,-). Weizenmehl 30,50-38,25 (30-37,75). Rog genmehl 24-27 (24-27). Weizcnkleie 9,75—10,50 (9,90 bis 10.50). Roggcnkleie 10,50-11 (10,50-11,25). Weizeukleiemelasse —(—,—). Raps —(—,—). Lein saat —(—,—). Viktoriaerbsen 24—29 (24—29). Klein« Speiseerbsen 20—23 (20—23). Futtercrbsen 18—19 (1t bis 19). Peluschken 17—19 (17—19). Ackerbohncu 15,50—17 (15,50-17). Wicken 20-22,50 (20-22,50). Lupinen blaue 15-16 (15-16), gelbe 20—22,50 (20 bi- 22,50). Serradella neue 31—33,50 (31—33.50). Raps kuchen 13,50-14,75 (13,50-14,75). Leinkuchen 19 bi- «19,50 (19-19,50). Trockcnschnitz-l 8,40-8,80 (8,40-8,80). Sojaschrot 15—15,90 (15—15,90). Karloffelflocken 15,40 Lis 15,70 (15,20-15,90). Kartoffelpresse. Amtliche Kartoffelcrzeugerpreise je Zentner Waggon« frei ab märkischen Stationen (amtlich ermittelt durch di« Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg uni Berlin): Weiße 1,30-1,60, Rote 1,40-1,80, Gelbflerschig« iS,40—2,80 Mark. Fabrikkartoffeln 7—7Vs Pfennig Pro Stärkeprozent. Großhandelspreise für inländisches Gemüse. Amtlicher Marktbericht der Städtischen Markthallen- Direktion Berlin für 50 Kilo: Weißkohl: hiesiger 3,50—5; Mohrrüben: ungewaschen 2,50—3,50, gewaschen 3,50—5: Kohlrüben: 3—4, Vetschauer 3—4; Rote Rüben: 2,75—4; Bohnen, grüne: Treibhaus 200-250; Spinat: hiesiger 3 bis 6, Blatt- 6—10, junger 12—15, Erfurter 7—12; Rhabar ber: Treibhaus 15—30, Freiland 8—12; Meerrettich; «15—25; Zwiebeln: hiesige 3—4,50; Sellerie: l 14—17, H 6—12; Petersilienwurzel: 5—10; Champignons: 100 bis 130: Morcheln: 35-45; Salat: Rapunzel 30-50, hiesiger, Treibhaus (100 Kopf) 5—18, Dresdener (100 Kopf) —,—; Kohlrabi: Treibhaus, Schock 3—10: Gurken: 106 Stück 30—65; Radieschen: hiesige, Treibhaus, Schockbund !4,50—6, Dresdener, Schockbund 7—8, Würzburger, 1000 Stück 25—30; Rettiche: Dresdener, Schock —, baye rische, Schock —: Porree: je nach Größe Schock 0,80 bis 2; Petersilie je nach Größe 100 Nnnd 3—5 Mark. Gedenktafel für den 26. April. . - Aurelius, römischer Kaiser und Phil» foph (, 180) — 1787 * Der Dichter Ludwig Uhland ir Tübingen (-f 1862) - 1812 * Der Industrielle Alfred Krupp in Essen (-,- 1887) - 1829 * Der Chirurg Theodo: Billroth rn Bergen auf Rügen (f 1894) - 1863 * De: Dichter Arno Holz in Rastenburg — 1910 -s Der nor dische Dichter Björnstjerne Björnson in Paris (* 1832) — 192o Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten. Sonne: Aufgang 4,44, Untergang 19,13. Mond: Aufgang 4,9, Untergang 16,35. * Rundfunkprogramm für Sonnabend, den 26. April: Leipzig und Dresden. 10,00: Wirtschastsnachrichten, 10,05; Wetterdienst und Ver kehrsfunk. 10,20: Bekanntgabe des Tagesprogramms. 10,25: Was die Zeitung bringt. 11M: Funkwerbenachrichten außerhalb des Programms. 11,45: Wetterdienst- und Wasserstandsmcldv.ng- aen. 12,00: Aus neen Tonfilmen. Schallplatte». 12,55: Nauener Zeitzeichen, 13,00: Presse- und Börsenbericht, Wettervoraussage. Anschließend Wunschprogeamm. 14,30: Bastelstundc iur die Ju gend. 15,15: Fnnkschach. 15,45: Wirtschastsnachrichten. 10,00: Stunde der jugendlichen: .Erlebnisse und Erfahrungen auf einer Nandwandersahrt zum Bodensee. 16,30—17,40: Unterhaltungs konzert. 18,00: Funkbastelstundc. 18,20: Wettervoraussage und Zeitangabe. 18,30: Dr. Paul Graßmann, Stockholm: „Zum Be such bei Karoline Björnson". 18,55: Arbeitsnachweis, 19,05: Stunde der Technik. 19,3»: Weltbekannte Kunstmusik. 20,30: „Der neue Sender". Wiederholung. 22,00: Zeitangabe, Wetter voraussage. Presseberichts Bekanntgabe des Sonntaasprogramms und Sportsunk. Anschließend bis 0,30: Tanzmusik Das Reich der Fra« Kinderland. Ein Kind ist das Geschenk des Lebens an da». I Leben. In den ersten Jahren ist es zunächst für sich ! «selbst da. Noch entfaltet sich die Möglichkeit seiner Entwicklung im Wachstum. Je ruhiger und ungestörter «in Kind aukwächst, desto besser ist es naturgemäß für - dasselbe. Schon früh sollte es an Eigenspiel und Eigenbeschäftigung gewöhnt werden; denn um so größer «ist später das Glück eines Menschen, je mehr er es versteht, Stunden des Alleinseins nach eigenem Er- - «messen zweckdienlich auszufüllen. Das kleine Kind « «ist am besten einer lauten störenden Umgebung fern- znhalten, wenn es viel einer ungestümen Unterhaltung der Großen mit heftigem Gebaren ausgesetzt ist, ge wöhnt es sich schnell und verlangt bald ständig danach, so daß cs nicht mehr allein bleiben will. Dazu wird es vorzeitig überreizt — ein Schaden, der sich später - kaum oder nur schwer wiedergutmachen läßt. Darum : soll stets Grundsatz sein: Die Entwicklung des Kindes « ist nach Möglichkeit durch ruhiges Gewährenlassen und ! Beschäftigung mit sich selbst, Spielgegenständen und kleinen Kameraden zu fördern! — Ein Kind soll kind- : lich sein und bleiben, solange es sich im Kindesalter ! befindet. - Gemessen an der Riesenzahl der Kinder sind < nur wenige von dem Glück begünstigt, tagsüber an der ! Hand der sorgenden Mutter zu Spaziergang und Spiel «geführt zu werden. Manchmal können auch ältere-i Geschwister die Führung übernehmen. Das geschieht i oft in der Stadt mit einer solch überraschenden liebe- - vollen Vorsicht, datz viele Erwachsene sich daran ein i Beispiel nehmen könnten. Kinderland, in dem die Kleinen nach eigenem ! Ermessen spielen Md sich betätigen können, ist not- < wendig, wenn die Heranwachsende Jugend einmal den i Anforderungen Genüge leisten soll, die eine zivilisierte - Welt an sie stellt. Freuden in der Jugend sind die Marksteine, die oft auf schweren Lebenswegen den Mut und die Kraft zum Weiterwandern geben. E.N. > Praktische Ecke. Salat frisch z« halte«. Die Hausfrau, die auf oem Markt einkaust, besorgt gern soviel Gemüse, datz es für einige Tage reicht. Salat, der ein oder meh rere Tage unbedeckt liegen bleibt, wird welk und un ansehnlich, ja selbst der Geschmack wird beeinträchtigt. Es ist daher zu empfehlen, die aufzubewahrenden Sa latköpfe fest zusammengepreßt in eine Schüssel zu legen, und zwar so, daß die Wurzeln nach oben stehen. Ueber die Schüssel wird dann ein feuchtes Tuch gelegt. Auf diese Weise bleibt der Salat, wenn das Tuch einige Male ne» befeuchtet wird, längere Zeit frisch und grün. Gekochtes Hammelfleisch mit Reis und Blumenkohl. (Für 4 Personen.) 2 Stunden. Zutaten: 1 Kilo gramm Hammelrücken, Wasser, Suppengrün, Salz, Pfeffer, eine halbe Zwiebel, 40 Gramm Butter, 2 bis 3 Eßlöffel Mehl, 1 Eigelb, 2 bis 3 Eßlöffel Rahm, 10 bis 12 Tropfen Maggi s Würze, Zitronensaft, 1 Eßlöffel Kapern, gekochter Blumenkohl, 250 Gramm gekochter Reis zum Reisring. Zubereitung: Ein ausgebeintcs Stück Ham melrücken wird mit Salz, Pfeffer und fein geschnit tener Zwiebel eingerieben, gerollt, fest gebunden und mit wenig Salzwasfer und Suppengrün (Breitlauch, Sellerie, Gelbrübe) weich gekocht. Die Brühe wird sorgfälrig entfettet und durchgesiebt. Von Butter, Mehl und dieser Brühe bereitet man eine schöne, gelbliche Buttersoße, läßt sie gut auskochen und würzt nach Geschmack mit Zitronensaft, 10 bis 12 Tropfen Maggi's Würze, Salz und Pfeffer, rührt sie kurz vor Gebrauch mit Eigelb und Rahm ab und gibt die Kapern hinein. Der Blumenkohl wird geputzt, in schöne gleich mäßige Röschen geteilt und in Salzwasser weichgekocht, das Fleisch wird in Scheiben geschnitten, in den aus eine passende Platte gestürzten Neisring gegeben, mit etwas Soße übergossen, zum durch und durch Heiß- werden noch einige Minuten in die Röhre gestellt und außerdem darum noch ein Kranz von Blumen kohlröschen gelegt. Kinderwett. Vor dem Nest. Von HannS Raessiuk. Das Landhaus mit den Feriengästen uegr in der warmen Sonne; im Garten duften die Rosen und die Linden blühen. In ihrem Schatten streiten sich die Sperlinge mit gackernden Hühnern. Das kleine Mädchen steht neben der Mutter, die im Liegestuhl liegt und liest. Eine Schwalbe surrt in schnel- < lem Fluge vorüber und verschwindet in scharfer Wen dung unter dem Dach der Scheune. Zwei Kinderaugen folgen ihr, bis sie verschwunden ist; dann trifft ein bittender Blick die Mutter. „Aber ich sagte dir doch, sie werden sich vor uns erschrecken," wehrt diese ab. Sie lächelt und schließt ihr Kind in die Arme, küßt es: „Vier kleine Kinderchen hat die Schwalbenmutter." „Wir wollen ihnen ja nichts zuleide tun." „Aber sie fürchten sich vor großen Menschen, mein Kind." Das Mädchen muß wohl ein gar zu betrübtes Ge sicht machen, denn zuletzt lacht die Mutter, wirft ihr Buch fort und faßt das Töchterchen an die HanD: „So komm, kleine Neugier! Wir wollen uns versteckt aufstellen, daß sie uns nicht sehen, und dann will ich dir zeigen, wie lieb auch eine Schwalbenmutter ihre Kinderchen hat." Wiegewinde ist eine kleine Libelle; blau und grün schillert ihr schlanker Stäbchenleib, und aus dem Kopf schauen zwei dunkle Netzaugen in die Welt. Hauchzarte Silberflügel spannen sich zu fast geräuschlosem Flug über einsamem Teich, hinten in dem großen Park mit den Rotbuchen und schlanken Zypressen. Hier ist Wiegewindes Welt; in süßem Nichtstun verbringt sie die schönen Tage, süße Nahrung saugend aus dem weißen Blütenmeer der Teichrosen und des Wasser hahnenfußes und den geöffneten Goldlelchen der Sumpf dotterblumen. Dann tragen ihre schwirrenden Silber flügel sie wieder empor, hoch über die glatt» dunkle Fläche, wo ihr Spiegelbild kleiner und kleiner wer dend zurückbleibt. An jenem Morgen sitzt sie auf dem schwanken Blatt einer Ufcrblume, federleicht und still. Schlanke Goldfische ziehen im Wasser ihre Bahn, darüber laufen flinke Wasserspinnen; rings ist die Luft erfüllt vom Gesumm der Bienen, Sieh, da kommt eine dicke Hummel heran und hängt sich an die Blüte einer Wasserrose, datz der wcißgelbe Staub umhcrwirbelt. „Viel Arbeit'?" fragt Wiegewinde ein wenig bos haft, wie eben Menschen fragen können, die selber nicht viel tun. Sie räkelt sich in der Sonne. Die Hummel sieht sich flüchtig um, sie hat keine Zeit zu einem i Geschwätz mit Müßiggängern, nickt dann und kriecht ganz tief hinein in den Kelch, daß sie fast darin ver schwindet. Wiegewinde sieht ihr nach und lacht, als sie bestäubt wie ein Müller wieder zum Vorschein kommt, mit den Flügeln sich notdürftig Putzt und dabei polternd schimpft auf die Faulpelze in der Welt. Wiegewinde lacht ihr ins Gesicht, daß das blaugoldne Stäbchen ihres Märchenkörperchens sich biegt. - „Gute, dicke Hummeltante," ruft sie ihr zu, „du , und deinesgleichen, ihr seid nun einmal zum Arbeite» . da. Ich nicht! Aber wenn du einmal ausspannen möchtest, — komm, wir machen einen Wettslug nach oben!" Diesmal lacht die Hummel, laut und lange, und sehr weise. „Mich mit einem Taugenichts hcrumtreiben? SPa- zterenfliegen? Ich danke! Bleibe lieber hier unten, bei meiner Arbeit. Das ist sicherer. Ich liebe die höheren Regionen nicht und schwebe nicht darin; da lauern die Feinde." „Pah!" macht Wiegewinde, breitet die Flügel aus und zieht elegante Schleifen über dem Blattgewirr der Teichblumen. Da schaut die Hummel nun doch bewun dernd zu, schüttelt aber gleich darauf bedenklich den Kopf. „Warum fliegst du so gern hoch, Wiegewinde? Da oben ist ja nichts Rechtes zu holen." „Das braucht auch nicht; was mich betrifft, ich flöge am liebsten bis hinein in den blauen Himmel!" „Um dort Abenteuer zu erleben, nicht wahr? Nein, ich danke! Flieg nur allein, ich bin ein ordentlicher Mensch und bleibe mit beiden Füßen auf der Erde." „Nun, so bleib, alte Brummtante!" spottet Wiege- Winde von oben herab, und in graziösem Zickzack und schlanken Spiralen fliegt sie auswärts, der Bläue zu. „Laß dich nicht fangen!" ruft die Hummel ihr noch nach. Wtegewinde lacht und tummelt sich; tief sinkt der Teich unter ihr weg. O, köstliches Gefühl zu steigen, immer höher, sonnenwärts! Schön ist sie, ihre schwirrenden Flügel blitzen im Licht, der Leib schillert in allen Farben. Sie tanzt in der Luft, weil sie jung ist und übermütig, vollführt tollkühne Wendun gen und waghalsige Schleifen. Und immer höher führt sie ihr Mut. Sie lenkt zum Park, um einen Maßstab für den schon erreichten Abstand von der Erde zu fin den; da stehen die Pappeln an der Allee, gerade eben noch streift sie die Wipfel det höchsten. Noch nie ist sie so hoch gelangt! Drüben liegt das große Haus in der Mittagsonne, dort, jenseits des Wiesengürtels, das Dorf mit Gärten und Häusern. „Ja," denkt Wie gewinde beseligt, „das alles erblickt man doch eben nur hier oben, hier leuchtet die Welt erst in voller Schön heit, anders als da unten am Teich, wo alles so klein ist und so begrenzt . . Sie späht herab, aber keine Einzelheiten sind mehr zu erkennen. Ob die gute alte Hummel noch da ist? Wie wird sie staunen, wenn sie ihr erzählt, mie hoch sie geflogen ist! Höher, viel höher als die allerhöchsten Bäume! Wie sie es denkt, überfällt es sie plötzlich wie Schwindel. Ja, sie will jetzt zurück; es ist doch einsam hier oben und so still. Ein banges Gefühl der Ver lassenheit beschleicht sie; schnell jetzt zurück, nach unten, zum Teich und den Blumen, zu der Hummel und den Goldfischen und Wasscrspinnen. Da huscht, irgendwo neben ihr, ein blitzschneller Schatten vorüber. Sie erschrickt, zittert in angstvoll flatternder Wendung, ein jähes Erkennen von Schwarz - > und Weiß und schneidenden Flügel: eine Schwalbe! Um Gott, schnell, schnell, oder sie ist verloren! Sie drängt nach unten, fliegt, überschlägt sich, stürzt fast- senkrecht ... Da ist es wieder, schwarz und weiß! lind schneidend — und im nächsten Augenblick spürt; sie einen harten Scherengriff, der ihr den Leib um- tlammert und die Flügel zerreißt, daß sie sich Windei- in grausamer Qual. In fegender Fahrt schießt der Vogel über die Zypressen und Pappeln hinweg, der Teich entschwindet. Wiesen breiten sich aus, Gärten, Häuser. Rrrrtsch . ... saust der starke schlanke Schmal» benlcib durch das Scheunentor, fegt unter dem Dach« dahin, bis in die äußerste dunkle Ecke; und das letzte, das Wiegewinde noch sieht von der schönen Welt und dem herrlichen Sommertag, sind vier junge, hungrige^ gelbe, weitaufgesperrte Schwalbenschnäbel . . . „Siehst du's?" fragt die Mutter lachend. „Wie drollig!" jubelt das kleine Mädchen.
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