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Weißeritz-Zeitung : 29.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193405295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19340529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19340529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-29
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 29.05.1934
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Deutscher Reichslriegertas Das große Treffen der alten Soldaten in Kassel. Kassel, 29. Mai. Der 5. Deutsche Reichskriegerkag des Kyffhäuserbundes wird in den Tagen vom 7. bis 9. Juli 200 000 alte Soldaten Jus allen Teilen des Reiches zu einer gewaltigen Kundge bung der Kameradschaft und Treue in Kassel zusammen führen. Eine große Zahl führender Persönlichkeiten, so Vertre ter der Neichsregierung, ruhmreiche Führer und Offiziere der alten Armee, Führer der SA und SS sowie Militär attaches der ausländischen Mächte haben ihr Erscheinen in Aussicht gestellt. Außerdem wird eigens zum Reichskrieger tag der Führer des italienischen Frontkämpferbuwdes, Gene ral Rossi, von Nom nach Kassel kommen. Auf der Karls wiese wird der Kyffhüuserbundesführer Oberst a. D. R e i » - hard zu den alten Soldaten spreche». Anschließend wird auf dem Kaiserplatz vor dem Stabschef, dem Bundesführer und den Ehrengästen ein Vorbeimarsch stattfinden. Am Vorabend des Sonntags, des eigentlichen „Tages des deutschen Soldaten", veranstalten die hessischen Kame- rcrden einen großen Fackelzug vor dem Kasseler Rathaus, wo das Staütoberhaupt den Kyffhäuserbundesführer, die Be- hördenvertreter und Gäste feierlich begrüßen wird. Frankreichs Sicherheitswiinfche Die Rechte der Saarländer. Berlin, 28. Mai. Im Laufe des Montagvormittag haben wieder interne Besprechungen über die Saar begonnen. Der deutsche Reichs vertreter in Genf, Konsul Krauel, hatte eine vorbereitende Besprechung mit dem italienischen Mitarbeiter des Vorsitzen den des Dreier-Ausschusses für die Saar. Gesandten Biancheri. Pressemeldungen aus Paris zufolge, heißt es in einer neuen Note Varthous an den Vorsitzenden des Saaraus schusses, Baron Aloisi, daß es Aufgabe des Völkerbundsrates sei, die Abstimmung an der Saar zu organisieren und die nötigen Maßregeln zur Sicherung der Freiheit, des Geheim nisses und der Aufrichtigkeit der Wahl zu garantieren. Kei ner dieser Punkte könne Gegenstand direkter Erledigung zwi schen Deutschland und Frankreich sein. Die einzige Frage, die — abgesehen vom Rückkauf der Gruben — eine deutsch-französische Aussprache zulasse, sei die Sicherheit der Saarbevölkerung nach der Wahl, gleich gültig, ob diese abgestimmt hätte oder nicht. * Hierzu ist zu sagen: Deutschland ist nur zu sehr damit einverstanden, wenn der Völkerbundsrat die Abstimmung an der Saar im Sinne der Freiheit und Sicherheit aller Beteiligten Pflicht- und termingemäß organisiert. Diese Ab stimmungsberechtigten sind aber die einzigen Saarländer, für die auf Grund der Verträge Rechte geltend gemacht wer den können, nicht aber, wie Herr Barthou meint, wahllos alle diejenigen, die nichts mit der Abstimmung zu tun haben. Wenn seitens gewisser französischer und Völkerbundskreise landesverräterische Elemente aus Deutschland ermuntert werden, sich nicht nur im Saargebiet anzusiedeln sondern dort auch Propaganda gegen ihr eigenes Vaterland zu trei ben, so haben diese Kreise das auf eigene Rechnung und Ge fahr getan. Wenn sie dabei von falschen juristischen Vor aussetzungen ausgingen, so werden sie, wie jeder in einem Prozeß juristisch falsch Beratene, hieraus die Konsequenzen zu ziehen haben, was bei der Größe der Mandatsgebiete des Völkerbundes bzw. des französischen Reichs nicht zu über mäßigen Komplikationen führen kann. Denn diejenigen, die als deutsche Staatsangehörige in der Abstimmungszeit offen gegen ihr eigenes Volk gewirkt haben, ohne das Recht zu haben, sich selbst am Abstimmungs kampf zu beteiligen, werden sich enilveder den deutschen Ge richten ordnungsgemäß zu stellen haben oder aber gut daran tun, das Land zu verlassen. Dies liegt auch durchaus im Sinne der „Heiligkeit der Verträge" und jeder sauberen poli tischen Konzeption, hat überdies mit der pflichtgemäßen Or ganisierung einer freien, unbeeinflußten Abstimmung nicht das mindeste zu tun. Wiederbelebungsversuche Ungewisses Schicksal der Abrüstungskonferenz. Genf, 29. Mai. Im Vordergrund des internationalen Interesses in Genf steht vor allem das Schicksal der Abrüstungskonferenz, während die am 30. Mai beginnende neue Tagung des Völkerbundsrals vorläufig noch weniger beachtet wird, ob gleich sie die Aufgabe hat, nun endlich die Vorbereitung für die Abstimmung im Saargebiet in Gang zu bringen und vor allem den Abstimmungstermin seslzusehen. Der Zustrom ausländischer Staatsmänner ist diesmal ungewöhnlich stark. Der Präsident der Abrüstungskonferenz ist bemüht, wieder etwas Stimmung für die Abrüstungs konferenz zu machen. Man nimmt vielfach an, daß noch einmal ein Versuch unternommen werden soll, die Konfe renz, wenn auch mit beschränktem Ziel, wieder in Gang zu bringen. Die Engländer und dir Italiener empfinden aber wenig Neigung, die Agonie der großen Konferenzen noch weiter zu verlängern. Daher heißt es auch allgemein, daß Außenminister Simon diesmal keinen neuen englischen Plan mitbringt. Rian spricht aber davon, daß die Russen mit franzö sischer Unterstützung ihren neuen Plan, der einen gegensei tigen Hilfeleistungspakt vorsieht, unterbreiten wollen und daß man die Konferenz veranlassen will, sich diesmal mit der Kontrolle de» Waffenhandel» und der Massenfabrika tion zu befassen, wofür angeblich die Amerikaner einen An trag vorbereitet haben. Vor allem wird das Lieblingsthema „Rückführung Deutschlands in die Abrüstungskonferenz" eifrig weiter dis- § kutiert. In Wirklichkeit ist alles noch völlia unsicher. Ent- i scheidende Beschlüsse können erst nach'der Ankunft der maß- ! gebenden Staatsmänner gefaßt werden. Vorläufig er scheint es noch einigermaßen zweifelhaft, ob man den Rus sen gewissermaßen die Führung der Konferenz überläßt, indem man Litwinows Pläne zum Mittelpunkt der Ver handlungen macht. Es ist ebensogut möglich, daß der Plan, die Abrüstungskonferenz in ihrer bisherigen Form auf unbestimmte Zeit zu vertagen und irgendein neues Gremium mit der Fortführung der Behandlung zu beauf tragen, schließlich doch als einziger Ausweg benutzt wird. Im übrigen muß auch von italienischer Seite mit Ueber- raschungen gerechnet werden. Die Haltung der Pariser Regierung - Ueber die Haltung der französischen Abordnung für die Abrüstungskonferenz ist bisher noch nichts Näheres be kanntgeworden. Nachdem auch Barthou in seiner außen politischen Rede vor der Kammer zwischen den beiden Mög lichkeiten, d. h. der Fortsetzung der Abrüstungskonferenz oder der Rückgabe ihres Mandats an den Völkerbund, eine Stellungnahme Frankreichs nicht durchblicken ließ. ! In unterrichteten Kreisen Frankreichs wird damit ge rechnet, daß eine Fortsetzung der Abrüstungskonferenz nicht erfolgen werde. ! Man scheint es in französischen Kreisen als folgerichtig an zusehen, daß die Abrüstungskonferenz ihr Mandat an den Völkerbundsrat zurückgibt, glaubt aber nicht, daß die fran- ' zösische Abordnung einen entsprechenden Vorschlag einbrin- ' gen werde. > Gegen Frankreichs MlaO-Kurr Die Gerüchte, daß Frankreich eine außenpolitische Neu- ' orientierung in enger Anlehnung an Rußland beabsichtige, haben auch in Belgien starken Widerhall gefunden. Aus den Äußerungen der Presse geht hervor, daß der Gedanke eines französisch-russischen Bündnisses als Grundlage eines euro päischen gegenseitigen Beistandspaktes van der öffentlichen Meinung in Belgien außerordentlich kühl ausgenommen ' wird. Schon vor einigen Tagen war in einer Pariser Mel dung der amtlichen belgischen Telegraphenagentur auf die Gefahren hingewiesen worden, die ein solcher Pakt für Belgien mit sich bringen könnte. Es ist sehr interessant, daß ! nicht nur die im Regierungslager stehenden Blätter wie der / „Standaard" den französisch-russischen Plan bekämpfen, son- ! dern daß auch Blätter, die bis jetzt stets für Frankreich em- ; getreten sind, den neuen, Rußland zugewandten Kurs der s französischen Außenpolitik offen verurteilen. Das „Ving- ! tieme Siecke" warnt die französische Regierung vor der Ver- ! ständigung mit einer Macht, die außerhalb der zivilisierten Nationen stehe, und deren Freundschaft immer eine unge- j wisse Sache sei. Die rechtsliberale „Etoile Belge" bezweifelt, ' ob ein Bündnis mit Rußland von der Mehrheit des fran- : zösischen Volkes gebilligt werde. Das Blatt erklärt, daß die Rede Barthous die Freunde Frankreichs enttäuscht habe. Relsrdslug nach Amerika Paris, 28. Mai. Die französischen Flieger Rossi und Lodos befinden sich aus einem Rekordflug über den Ozean, der sie bis nach Kalifornien führen soll. Sie starteten am Sonntag früh mit dem Flugzeug „Joseph le Brix" in Le Bourget und haben am Montag bereits die Vereinigten Staaten erreicht und die Grenze zwischen Reubraunschweig und dem Staake Maine überflogen. Sie nahmen Kurs auf Rew Zork. Um 1.32 Uhr (Oslnormalzeit) find die beiden Flieger über ! dem Floyd-Bennett-FIugpiatz eingetrofsen und kurze Zeit daraus ! gelandet. Es ist ihnen nichtgelungen, ihren Weltrekord zu über- lieten. Sie sind hinter ihrem Ziele, eine 10 000-Km-Strecke zu fliegen, um etwa 4000 km zurückgeblieben. Sie haben eine Flug strecke von etwa 3700 Meilen in 38 Stunden und 28 Minuten , zurückgelegt. Die Meldung, wonach die beiden Flieger bereits in Massachusetts gelandet waren, ist auf einen Irrtum der Küstenwache zurückzuführen. Man nimmt an, daß der Funk- s spruch der Flieger, der in französischer Sprache abgefaßt war, entweder verstümmelt angekommen oder falsch übersetzt worden ist. Skagerrak Vizeadmiral a. D. von Trotha, Preußischer Staatsrat, Führer des Reichsbundes deutscher Seegeltung. Je weiter wir abrücken von den unmittelbaren Ein drücken des Weltkrieges, je bestimmter dies gervaltige Ge schehen sich in die Weltgeschichte eingliedert, um so mehr zeigt sich die Skagerrakschlacht als eine Tat des Admirals Scheer, die nicht nur das unvergleichliche Heldenringen un seres Volkes in seiner weltgeschichtlichen Bedeutung bis in den fernsten Erdenwinkel fühlbar machte, sondern die mit der sieghaften Ueberlegenheit unserer jungen Flotte zugleich eine Forderung des Friedens vor die Welt stellte, ohne deren Lösung ein Ausgleich in der Weltentwicklung nicht möglich ist: Die Forderung der Gleichberechtigung für die Deutschen auch auf dem Weltmeer. Wohl war die ganze Welt mit ihren Kräften ange spannt, um unser Volk zu erdrücken, da man es nicht be siegen konnte. Aber die Flotte am Himmelfahrtstage 1916 zeigte dieser Welt, daß man dem schaffenstüchtigen, lebens kräftigen deutschen Volke, das nach einer schicksalsschweren Geschichte mit neuem Lebenswillen vor die Welt trat, das freie Recht auf das Weltmeer nicht vorenthalten darf. Weltfrieden ist der achtungsvolle Ausgleich zwischen den Lebensbedürfnissen der Völker, eine Gegenüberstellung, die sich ständig ändert und immer neue vorausschauende Sorge verlangt, weil die Wertfaktoren der Völker und die Zusammenhänge der Welt sich ständig ändern und ver schieben. Wenn Interessengegensätze sich dahin auswirken, eine naturgegebene Entwicklung abzulenken, aufzuhalten oder zu unterbinden, wird die Kraft des vorwärtsstrebenden Volkes < gezwungen, sich mit seinem Lebenstrieb und sei» Ein heitswillen gegen alle entgegenstchenden Schwierigkeiten achtungforderno zu bewähren und durchzusctzen. Ueber vier Jahre hatte das deutsche Volk diese Probe ' in einer Heldenhaftigkeit bestanden, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte, und in der Skagerrak-Schlacht hat er sich auch gegen die überwältigende Uebermacht der groß britannischen Weltmacht zur See sieghaft behauptet. Dann kam die furchtbare Zeit, wo der zehrende Hunger und die zersetzende Wühlarbeit unser Volk zufammenbre- chen ließen, und der triumphierende Feind alle Mittel des Hasses und Vernichtungswillens anwandte, um unsere schaf fende Kraft von Grund aus zu zerstören und den Einheits gedanken zu zerbrechen. Da ließ der Tag von Scapa Flow die Siegeskraft der Flotte wieder hell aufleuchten. Die unter dem Feuer des überraschten Feindes versinkende deutsche Flotte nahm den hohen Preis, den Scheer am Skagerrak-Tage fest in der Hand gehalten hatte, das freie Recht der Deutschen auf dem Weltmeer, mit hinab auf den Meeresgrund in die Obhut all der Treuen, die auf allen Weltmeeren ihr Leben her gegeben haben für ein einiges freies Deutschtum. Dann trafen uns Jahre tiefster Schmach und Erniedri gung. Immer mehr fielen wir in Tributversklavung gegen über dem Ausland, immer zerrissener klaffte unser Volk in Parteien und Geldgruppen auseinander. Marxistische Wühlarbeit machte den deutschen Arbeiter ehrlos und zer störte deutsche Lebenskraft bis in ihre Wurzeln. Erst der einzigartigen Leistung Adolf Hitlers und seiner unver gleichlichen Bewegung gelang es, das deutsche Volk vor dem Abgrund zu retten. Diese gewaltige Tat wird einst mit ehernen Lettern in der Geschichte unseres Volkes geschrieben stehen. Die Kraft des Führers hat uns im nationalsozia listischen Staat zur Einheit der Deutschen und zur inneren Freiheit unseres Volkstums emporgerissen. Mit der Forde rung der Gleichberechtigung für das Deutschtum hat der Kanzler auch das Vermächtnis der Braven, die am Skager- rak-Tage ihr Leben zum Opfer gegeben haben, beherrscht vom Friedenswillen, in reiner Klarheit vor die Welt ge stellt. So spannt sich der große Bogen zwischen der uner hörten, mit blutenden Opfern besiegelten Friedensforderung deutscher Lebenskraft auf der salzigen Nordseeflut und nationalsozialistischer Staatsführung, die in friedlichem Auskommen mit allen Völkern den Änspruch auf Gleichbe rechtigung und Gleichbehandlung in der Welt erhebt. In diesem Geiste stellt auch der vor kurzem ins Leben gerufene Reichsbund deutscher Seegeltung ein Instrument dar, durch das die in ihm mit dem Salzwasser in Berüh rung stehenden lebendigen Kräfte der großen Friedenspolitik des Führers eingeordnet werden sollen. So geben wir uns am Skagerrak-Tage in treuer Ge folgschaft zu Adolf Hitler und in unauslöschlicher Dankbar keit gegen die gewaltige Tat der Flotte Scheers, gestützt auf die ungebrochene, durch den nationalsozialistischen Geist ver jüngte Schaffenskraft unseres Volkes dem Einsatz hin für die Gleichberechtigung der Deutschen zwischen den großen Völkern und auf dem weiten Meer, für den Friedenswil len, der endlich die Spannungen lösen muß, die über der Welt liegen. AuerMt, Mberg, ArMmd (Zum 125. Todestage Schills am 31. Mai.) j Von Werner Lenz. Ferdinand von Schill war der Sohn eines Husaren offiziers, der — nach Brauch jener Zeit inmitten des 18. Jahrhunderts — mehrmals den Dienst gewechselt und nach einander in österreichischen, sächsischen, französischen, preußi schen Truppenteilen bzw. Freikorps gestanden hatte. Fried rich der Große stellte den 16jührigen Jüngling, der in Sachsen geboren und in Schlesien erzogen war, als königlichen Stan dartenjunker in das Husarenregiment von Werner ein, i» dem bereits sein Vater als Oberstleutnant und seine drei Brüder als Leutnants standen. Fünf Schills in einem Re giment, und alles schneidige Husaren! Dennoch war es recht ehrenvoll für den jungen Reitersmann, daß ein hoher Gön ner ihn zum Uebertritt in das ansbach-bayreuthische Dra- i gonerregiment zu Pasewalk in Pommern (spätere Königin- i Kürassiere), das bei Hohenfriedberg und anderorts höchsten Ruhm erworben hatte, aufforderte. Seit 1790 tat nun Schill ! — meistens in der zu Gartz an der Oder garnisonierenden Schwadron — als Dragoner Dienst. Das Jahr 1806 war gekommen; die preußische Armee rückte nach Thüringen vor. Dort blühte Schills erster Lor beer. Daß er ihn trotz arger Verwundung pflücken konnte, verdankt er mittelbar einer Frau, deren Gunst und Ver trauen er sich später als der „berühmte Schill" in hohem Maße erwarb und bis zu seinem Tode erhielt — der Königin Luise. Und das kam so: Die Königin war Chef der Dra goner geworden und lud deshalb auf dem Durchmärsche dcs Regiments durch Berlin das Offizierkorps ins Schloß zur Tafel. Darauf waren die meisten der Herren wohl nicht vorbereitet, und alle trugen mehr oder weniger „dienster graute" Uniformen. Niemand hätte leichter darüber weg gesehen als die gütige und patriotische Königin. Und doch, : des Leutnants von Schill Hut — so kann man die damalige ! Kopfbedeckung der Dragoner am besten bezeichnen — war wohl gar zu „feldmäßig". In aller Eile kaufte sich der Leutnant einen funkelnagelneuen Filz, mußte ihn aber aus füttern lassen, weil der Kaufmann nur zu große „Nummern" am Lager hatte. Dieser Verlegenheitskauf für den Besuch bei Hofe war Schills Glück. Denn als er kurz darauf bei Auerstädt auf Feldwache stand, wurde er plötzlich von feind lichen Reitern umzingelt und mit einigen wuchtigen Kopf- kieben trotz tapferster Gegenwehr niedergestreckt. Den ge fährlichsten, tiefgehenden Kopfhieb hatte der ausgefütterte Filzhut aufgehalten! In der Verwirrung des wilden Rückzuges der Arnies rettete sich der Verwundete, der sich vor Fieberschauern kaum auf dem Pferde halten konnte, über Magdeburg und Stettin nach Kolberg. Nun folgte, nachdem der feurige Patriot s'ch beim Kommandanten Obrist v. Loucadou gesund gemeldet und Erlaubnis zu Streifzügen gegen die in der Provinz Pommern hausenden Franzmänner bekommen hatte, jene Zeit, die alle Preußen — Volk und König — auf den Namen des einfachen Leutnants von Schill lauschen ließ. Aus den zerstreuten Trupven der geschlagenen Ärmee, insbesondere aus entwichenen deutschen Kriegsgefangenen, errichtete Schill sein kleines, aber eisenfestes Freikorps, das er mit Bestäti gung des Königs und unter Beförderung zum Rittmeister führte. Mit ihm tat er den Welschen viel Abbruch, brachte ! dem König von Preußen manche französische Kriegskasse und s belebte die Freiheitshoffnung aller Vaterlandsfreunde. Das ! ist die Tat Schills schon damals gewesen; das ist ebenso sehr
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