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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1983
- Erscheinungsdatum
- 1983
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198300001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19830000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19830000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1983
-
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Band 1983
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Vorhaben zum 425. Universitätsjubiläum Friedrich-Schiller-Universität Jena: Mit einer Festwoche wird im Herbst die Universität den 425. Jahrestag ihrer Gründung begehen. Die rund 4700 Angehö rigen der Alma mater bereiten die Feierlichkeiten vorrangig als eine wissenschaftliche Leistungs schau der Sektionen, Institute, Kliniken und Einrichtungen vor. In Vorbereitung des Jubiläums werden auch über 20 Publikatio- nen erscheinen, unter anderem Arbeiten zur Jenaer Promotion von Karl Marx und über die Me daillenedition der Universität. An MEGA-Forschung beteiligt Martin-Luther-Universität Halle: An den Bänden sieben bis zehn der IV. Abteilung der Marx-Engels-Gesamtausgabe ar beitet ein Forscherkollektiv der Sektion Marxismus-Leninismus der Universität. Mit diesen Bän den sollen erstmals die ökono mischen Exzerpte von Karl Marx aus den Jahren 1850 bis 1853 vollständig der Öffentlich keit zugänglich gemacht werden. Die Wissenschaftler, die in die Forschungen auch eng Studenten einbezogen haben, verpflichteten sich, noch im Karl-Marx-Jahr j 1983 die Erstredaktion des Ban des IV/8 abzuschließen. Mathematik für die Praxis TH Leipzig: Einer effektiveren mathematischen Ausbildung von künftigen Diplom-Ingenieuren diente kürzlich eine zweitägige Veranstaltung an der TH. Einge laden hatten die Wissenschaftli- : chen Beiräte für Mathematik und Informationsverarbeitung beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen. Rund 200 Wis- senschaftler der DDR nahmen " daran teil. Besonderes Augen merk wurde auf die Bewältigung der höheren Anforderungen, die Mikroelektronik und Roboter technik stellen, gelegt. Durch ein engeres Zusammenwirken in den beiden Grundlagendisziplinen Mathematik und Informations verarbeitung gilt es daher, die Ausbildungskonzeptionen effek tiver umzusetzen. Junge Ausländer lernen Deutsch UZ-Interview mit Dr. Kaiser, stellv. Direktor am Herder-Institut Junge Leute aus rund 120 Ländern und von nationalen Befreiungsbewegungen wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten seines Bestehens bereits am Leipziger Herder- Institut auf ein Studium vorbereitet. Dabei ist das - zwar die wesentlichste - aber nur eine der Aufgaben dieser Ein richtung. Außer der Abteilung „Erziehung und Ausbildung“ besteht am Herder-Institut noch eine weitere - „Forschung und Entwicklung". Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Linguistik und Methodik von „Deutsch für Ausländer", mit landeskundlichen Fragen für den Deutschunterricht im Ausland sowie mit fremdsprachenpsychologischen Unter suchungen. Zu erwähnen sind auch die Lehrgänge für aus ländische Germanisten und Deutschlehrer, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dr. Lothar Kaiser, stellvertreten der Direktor für Erziehung und Aus bildung am Herder-Institut, gibt Auskunft darüber, wie sich die Stu denten am Institut auf ihr späteres Hoch- bzw. Fachschulstudium vor bereiten. UZ: Zur Zeit sind etwa 650 Stu denten aus mehr als 50 Ländern und von nationalen Befreiungsbe wegungen hier. Aus welchen Gebie ten kommen die meisten Studenten? Dr. Kaiser: Unser Institut nimmt vor allem Studenten aus Entwick lungsländern auf. In diesem Stu dienjahr kommen sie aus der VDR Jemen, aus Äthiopien, Nikaragua. Laos, Vietnam, Kampuchea und auch aus Ländern, die noch heute um ihre politische Unabhängigkeit kämpfen. UZ: Was wird in den drei Kursen, in die das Studienjahr gegliedert ist, vor allem gelehrt? Dr. Kaiser: Im Kurs I erlernen die Studenten erste Vokabeln, Wort gruppen und Sätze — das sind etwa 2000 lexikalische Einheiten, und ein Grundsystem in der Grammatik. Eine . Zwischenprüfung bildet den Abschluß. Im Kurs II erhalten die Studenten neben fachlichem Wissen auch die fachsprachlichen Grundla gen. Die letzten vier bis sechs Wo chen nimmt Kurs III ein, in dem un mittelbar hochschulgemäße Arbeits formen trainiert werden, das heißt, die Studenten werden daran ge wöhnt, Vorlesungen zu hören, in tensiv selbst zu studieren und in den Seminaren auf die Probleme der Vorlesungen und des Selbststu diums einzugehen. UZ: Es gibt eine Veränderung in nerhalb dieser Kurse ... Dr. Kaiser: Wir überlegen, wie wir den allgemeinsprachlichen Un terricht im Kurs I etwas auflockern können. Wir möchten schon im er sten Kurs mit fachsprachlichem Un terricht der Mathematik und Che mie beginnen. Ein Versuch, mit dem wir auch den Lernenden stärker mo tivieren wollen. UZ: Werden die Studenten damit nicht überfordert? Schließlich sind sie doch erst wenige Wochen und Monate in der DDR. Dr. Kaiser: Wir haben eine Menge von Hilfsmaterial, das den Stu denten erleichtert, sich innerhalb weniger Tage von der Mutter- bzw. Mittlersprache zu lösen und mit Hilfe der deutschen Sprache zu ler nen. Der Versuch, von dem ich ge sprochen habe, bedeutet, daß nach etwa sechs Wochen, in denen die Studenten schon rund 600 lexikali sche Einheiten beherrschen, mit Ma thematikunterricht begonnen wird. ÜZ: Manche Studenten bleiben nicht nur ein Jahr, sondern zwei Jahre am Herder-Institut. Wonach richtet sich diese Entscheidung? Dr. Kaiser: Es gibt Studenten, die in ihrem Heimatland aufgrund der sozialen wie auch der' gesellschaft lichen Situation die Hochschulreife nicht erwerben konnten, aber eine mittlere Reife nachweisen. Sie blei ben zwei Jahre bei uns. Diese zwei jährige Vorbereitung hat sich be währt, sie betrifft rund zehn Pro zent aller bei uns Studierenden. UZ: Wann müssen Sie diese Ent scheidung treffen und nach welchen Kriterien? Dr. Kaiser: Voraussetzungen sind der Nachweis des bisherigen Bil dungsganges — gleich nach der An kunft der Studenten bei uns. Wei terhin ein mathematischer Test nach den ersten vier Wochen, ein Sprachtest nach der 25. Lektion, das heißt etwa nach sechs Wochen so wie eine Einschätzung vom Lehrer. UZ: Damit sind wir auch gleich bei Unterschieden. Worin werden Niveauunterschiede besonders deut lich? Dr. Kaiser: Wir besitzen eines re lativ guten Überblick über das Bil dungswesen, das in den verschiede nen Heimatländern sehr unter schiedlich entwickelt ist. Wir leiten unser Programm einerseits aus den Anforderungen der 1. Studienjahre an den Hoch- und Fachschulen und andererseits aus den Lehrplänen der allgemeinbildenden Oberschu len ab. Wichtig ist, Verständnis zu haben für Probleme, die ein junger Mensch aus einem anderen Land hat. Und wir bemühen uns, den bis herigen Bildungsweg jedes Studen ten zu erfahren und dadurch unsere methodische Arbeit auf jeden ein zelnen einzustelleh. UZ: Welche technischen Voraus setzungen stehen Ihnen am Institut zur Verfügung? Dr. Kaiser: Für die drei Kurse wurden speziell am Institut Lehr bücher entwickelt: „Deutsch inten siv“ zu Kurs I und „Deutsch kom plex“ in mehreren Teilen zu den Kursen II und III. Darüber hinaus haben wir ergänzende Hilfsmittel, z. B. Folien, Tonbänder mit Spe zialprogrammen. Fachkabinette für naturwissenschaftliche Fächer und ein Sprachlabor stehen ebenfalls zur Verfügung. Außerdem ist jedes Unterrichtszimmer mit einem Mini sprachlabor zu vergleichen. UZ: Gibt es darüber hinaus noch Lehr- und Lernmethoden, die spe ziell am Herder-Institut angewen det werden? Dr. Kaiser: Eigentlich nicht. Un sere Methoden entsprechen den Er fahrungen der Fremdsprachen methodik. Aber — auf die Studenten wirken täglich viele äußere Ein flüsse ein, da sie ja Deutsch im Gel tungsbereich der deutschen Sprache erlernen. Da gibt es beispielsweise Probleme mit dem Dialekt. UZ: Welche Formen der Kon trolle wenden Sie an? Und welche Prüfungen müssen die Studenten bestehen, um danach zu einer Hoch oder Fachschule gehen zu können? Dr. Kaiser: In jedem Unterrichts fach gibt es ein System von Lei stungskontrollen über das ganze Jahr hinweg. Die erste Prüfung fin det nach dem Kurs I statt. In der Abschlußprüfung muß der Student eine Vorlesung verstehen, mitschrei ben und gestellte Fragen schriftlich beantworten. Er muß weiterhin einen Fachtext konspektieren und auf Fragen dazu antworten. Außer- dem muß er in einem Prüfungsge spräch zu unterschiedlichen The men seine Kenntnisse nachweisen. Hinzu kommt noch ein Referat des Studenten, an das sich ein fachli ches Gespräch anschließt. Für Tech niker und Ökonomen gibt es noch eine Mathematik-Klausur. UZ: Dr. Kaiser, seit etwa drei Jah ren bestehen Sonderkurse. Weshalb wurden sie gegründet? Dr. Kaiser: Wesentlichste Ursache war die begrenzte Kapazität unse res Hauses. An den Sonderkursen wird nach den gleichen Program men wie am Institut gelehrt. Und die Studenten erhalten auch diesel ben Abschlußzeugnisse mit der Un terschrift des Institutsdirektors. Das Herder-Institut hat Anleitungs- und Kontrollfunktion gegenüber den Sonderkursen. UZ: Welche Studenten gehen zu den Sonderkursen in andere Städte unserer Republik? Dr. Kaiser: Bei uns in Leipzig blei ben vorwiegend Studenten, die Ge sellschaftswissenschaften, Medizin oder Landwirtschaft studieren wol- Jen sowie Aspiranten und Postgra duale. Die meisten Studenten tech nischer und naturwissenschaftlicher Richtungen werden an den 15 Son derkursen ausgebildet. Das Gespräch für die UZ führte Petra Krüger, Sektion Journalistik Nur drei Tage saß er im Hörsaal der Ökonomie.. ... dann zog der Genosse die Uniform an Wolgograd 1971. Deutsche in Uni form. Erinnerungen in den Herzen vor allem der älteren Einwohner werden wach. Es sind keine ange nehmen. Aber es sind andere Deut sche als damals vor 30 Jahren. Zum ersten Mal waren Offiziere der NVA in ihren Uniformen in der leid geprüften Wolgastadt. Deutsche — die auf dem Mamajew-Kurgan schweigend verharrten. Zu ihnen ge hörte der Oberstleutnant Paul Frost. Der Schäfer, Landarbeiter, Genosse seit dem Gründungsjahr un serer Republik, Offizier der Armee des ersten sozialistischen deutschen Friedensstaates. Heute Dr. Paul Frost, Lektor für Philosophie in der . Lehrgruppe Medizin der Sektion Marxismus/Leninismus, Oberstleut nant der Reserve, Vorsitzender des Reservistenkollektivs der Sektion ML. Promovierter Philosoph seit zwei Jahren. Da war er fast 50. Wie wird ein Mensch politisch? Es gibt keine bündige Antwort. Das Leben jedes Menschen ist eine An einanderreihung von Geschichten. Nicht jede dieser Geschichten fällt mit der großen Geschichte zusam- men. Manche aber doch. Der Junge Paul wächst in der Breslauer Gegend auf. In einer gro ßen und „roten“ Familie, wie er sagt. Acht Geschwister, und aus al len ist was Ordentliches geworden. Er lernt des Lebens Härten beizei ten kennen. Als Umsiedler kommt er mit der Familie nach Leipzig und dann in die Hallesche Gegend. Ar beitet im Volksgut Memleben. „Eigentlich wollte ich Fleischer wer den, aber damals gab’s nicht viel zu schlachten. Da wurde ich Landar beiter und Schäfer“, so Paul Frost. Er wollte Landwirtschaft studieren. Drei Tage saß er im Hörsaal der Hochschule für Ökonomie. Ganze drei Tage ... Paul Frost ist einer, der Forde rungen stellt. Er ist auch unbequem, wenn es um die Sache geht. Und hart sein kann, auch zu sich selbst. Der Landarbeiter begriff schon in jungen Jahren sehr genau, was auch heute wichtiger denn je ist: Der Friede muß bewaffnet sein. Mit 17 wurde er Genosse, und mit 17 zog er die Uniform an. Die Genossen be auftragten ihn 1949, für die ka sernierte Einheit im Unstruttal zu werben. Aus seiner eigenen Wer ¬ bung ging er selbst als geworben hervor. Für drei Jahre, so war’s ge plant. Danach Landwirtschaftsstu dium. Der Vater hatte seinen Anteil an diesem Weg. „Lerne erst das Waffenhandwerk, bevor du stu dierst.“ An mehr als drei Jahre Uni form tragen, an den Offiziersberuf gar dachte er nicht mal im Traum, der 17jährige. Aber oft geht das Le ben seine eigenen Wege. Paul Frost ist einige Monate Volkspolizist, da nach besucht er einen Kurs für die Politlaufbahn. Mit 19 ist der junge Genosse Kom missar, Politoffizier. Er besucht Offiziersschulen und einen Qua lifikationskurs für höhere Politoffi ziere, ist 10 Jahre Politarbeiter, dabei vorwiegend Politstellvertreter eines Flaktruppenteils und eines Flakregiments. Studiert. Aber nicht Landwirtschaft. Es blieb bei den drei Tagen im Hörsaal der Ökono mie-Hochschule. Denn seine Genossen in Uniform wollten den jungen engagierten Ge ¬ nossen nicht gehen lassen. Sie brauchten ihn. Sein Parteiauftrag hieß Verteidigung der sozialisti schen Heimat. Die Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden hatte vier Jahre lang einen Studenten namens Paul Frost. Aus diesem Studenten wurde der Kommandeur eines Luft abwehrtruppenteils. Er lernte Rus sisch und weilte ein Jahr zum Wei terbildungskurs in Kiew. 25 Jahre trug Genosse Frost die Uniform unserer NVA. Eben bis zu jenem Jahr 1974, als er an die Karl- Marx-Universität kam. Der Oberst leutnant der Reserve Paul Frost hatte die Universität noch gar nicht richtig betreten, als er wieder um eine verantwortungsvolle Aufgabe reicher war. Schließlich kommt nicht alle Tage ein langgedienter Of fizier daher. Aber unvorbereitet traf es ihn natürlich nicht, als Prof. Stein ihn bat, die Leitung des Re servistenkollektivs der Sektion ML zu übernehmen. Eine Funktion, die mehr Nerven als Zeit kostet, wie er sagt, aber eine gerade heute lebens wichtige Arbeit. „Wichtig ist für mich, die Arbeit effektiv zu gestal ten, die Belastungen für die ohnehin fast alle in verantwortungsvollen Funktionen tätigen Genossen so ge ring wie möglich zu halten. Dabei bin ich mehr für individuelle Auf gaben. Jeder soll an seinem Platz als Reservist wirksam werden“. Wichtig ist für ihn auch, allen Kollektivmitgliedern den Sinn des’ Soldatseins in unserer heutigen für den Frieden so gefährlichen Zeit zu verdeutlichen. An der gleichen Sek tion wie ihr Mann arbeitet auch Dr. sc. Gudrun Frost. Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten ist sie an seiner Seite. Und Offiziersfrauen haben es nie leicht. Da hat der Be ruf des Mannes nun mal absolute Priorität. Doch Gudrun Frost lei stete an der Seite dieses Mannes Außergewöhnliches. Als er Kom mandeur war, schrieb sie ihre A- Dissertation. Als er seine „A“ schrieb, hatte sie ihre „B“ bereits hinter sich. Und erst als Paul Frost 1974 an die Karl-Marx-Universität kam und die Familie in Leipzig eine Woh nung erhielt, waren sie zum ersten Mal komplett an einem Ort, der Wohn- und Arbeitsort für die ganze Familie ist. Hier geht der 14jährige Sohn zur Schule und hier studiert die 20jährige Tochter an der Fach schule für Bauwesen. Mit der Frei zeit ist nicht viel bei Genossen Dr. Paul Frost. Für ihn ist Freizeit tätig sein. Zu suchen, was gibt es Neues in der Literatur, was mußt du lesen. „Hobby“ - Ich weiß nicht, ob man das so nennen kann. Aber ich stu diere gern Menschen, beobachte, wie sie versuchen, so zu werden, wie sie es sich vorstellen. Hake auch mal ein, wenn mir das nötig er scheint.“ Er mag Makarenko. Über haupt Literatur, die auf Wider sprüchlichkeiten prononciert auf merksam macht. Diese Liebe zur Li teratur wurde bei ihm relativ spät geboren, wie er sagt. Er entdeckte sie für sich, als er in seiner Offiziers laufbahn, oftmals auf sich allein ge stellt, konfliktgeladene Situationen meistern, Lösungswege finden mußte. Gabi Klotzsche, Foto: Heiko Kleinschmidt Mit diesem Beitrag setzt die UZ die mehrteilige Folge über die näheren Umstände der Gründung, das Anliegen und die Tä tigkeit der Societas Jablonoviana in Vergangenheit und Ge genwart fort. Die Aufgabe der Gesellschaft bestand in der Veröffentlichung von Preisfragen, der Prüfung der anonym eingereichten Lösungen und der Drucklegung der nach dem Gutachten der Preisrichter als beste anerkannten Abhand lungen aus drei Gebieten, schließ lich der Belohnung der Autoren. Zur Durchführung dieser Auf gabe waren die Zinsen der auf der Bank in Danzig deponierten KARL-MARX-UNIVERSITÄT SOCIETAS JABLONOVIANA inst. Lipsiae, a. 1774 reichs und Deutschlands vor dem Einfall der Osmanen im Jahre 1683. Das Ergebnis dieser Kontaktaufnahme war eine Ab handlung von Ignatius Loyola Rychter aus Warschau. In den dreißiger Jahren gab es auch Verbindungen zu dem be kannten Ossolineum in Lemberg (Lwow). Über einen vorüberge henden Publikationsaustausch hinaus gedieh sie leider nicht. Da in der Gesellschaft niemand die polnische Sprache, in der die Schriften jenes Instituts ge druckt waren, beherrschte, ka men auch diese Kontakte bald zum Erliegen. Die nachfolgende wenig frucht bare Zeit schließlich veranlaßte eine Diskussion über eine Neu orientierung der gesamten Tätig keit der Gesellschaft. Die im Sta tut geforderten Bestimmungen genügten den eingetretenen neuen Verhältnissen nicht mehr. Obwohl im Inhalt durchaus an wendbar, erwies sich seine for male Seite als zu starr und stand der eigentlichen Intention des Stifters, wissenschaftliche For schungen voranzutreiben, im Wege. Einer der strittigen Punkte war die Frage nach der Verwendung der Überschüsse, die sich durch die Nichtvergabe Nach kurzer Periode der Stagnation ein Summe bestimmt (Preise, Druck kosten und Honorar für den Se kretär). Die drei Themenkreise bezogen sich erstens auf die Ge schichte Polens, zweitens auf Na turwissenschaften (Mathematik, Physik, Mechanik und Hydrau lik) und drittens auf das sächsi sche Wirtschaftsleben (Landwirt schaft, Manufaktur- und Fabrik wesen, Handel und Gartenbau). Mitglieder der Gesellschaft wa ren ursprünglich vier Professo ren der Leipziger Universität so wie fünf andere Gelehrte, unter denen sich stets honoris causa ein Mitglied der polnischen Na tion befinden sollte. Die Preis fragen sollten in öffentlichen Zei tungen bekanntgemacht werden, die eingereichten historischen und mathematischen Abhand lungen mußten ausschließlich in lateinischer Sprache, die aus der Ökonomie durften auch in fran zösischer Sprache, abgefaßt sein. Um der Gesellschaft den Cha rakter einer polnischen Institu tion zu geben, bestimmte der Stif ter den Senior seines Geschlechts ad perpetuum zum Präses eh renhalber und verlangte, daß jährlich 50 Exemplare der Ab handlungen , nach Polen ge schickt werden. Die erste und wohl größte Schwierigkeit bei der Ver wirklichung der Bestimmungen ergab sich durch die Forderung nach der Sprache, in der die Ab handlungen erscheinen mußten. Schon zu Lebzeiten des Stifters zeigte sich, daß das Latein nicht allen Gelehrten in dem Umfange geläufig war, wie dies für die Ab fassung der Abhandlungen not wendig war. Nicht selten mußten die Bewerbungsschriften ins La teinische übersetzt werden, um gedruckt werden zu können. So sind nicht zuletzt aus . diesen Gründen manche Preisfragen ohne Beantwortung geblieben. Im Laufe der Zeit erwies sich die von der Gesellschaft ur sprünglich zur Beantwortung ih rer Fragen ausgebotene Frist von einem Jahr, sollten die Abhand lungen von echtem wissenschaft lichen Wert sein, als zu kurz. Von 1810 bis 1827 durchlebte die Gesellschaft eine Periode der Stagnation, da Danzig 1810 in folge finanzieller Schwierigkei ten die Zahlung einstellte. Die Tätigkeit der Gesellschaft ruhte, die Zahl ihrer Mitglieder sank bis auf drei herab. Nach lang wierigen Bemühungen war es ge lungen, das ehemalige Stiftungs kapital, nicht ohne erhebliche Einbußen, nach Leipzig überzu führen. Insgesamt waren es 9000 Taler. 1829 nahm die Gesell schaft ihre Arbeit wieder auf und knüpfte auch Kontakte zu der im Jahre 1800 gegründeten Warschauer „Kgl. Gesellschaft der Freunde der Wissenschaf ten“. Sie bat um Mitarbeit bei der Lösung der Aufgaben, insbe sondere der historischen Preis frage, und zwar der nach den Verdiensten der Polen unter Füh rung des Königs Johann III. So bieski um die Befreiung öster Neubeginn von Preisen wie auch seltener ge wordenen Publikationen anhäuf ten. Der andere war das Problem der Sprache, in der die Preis schriften zu erscheinen hatten. Schließlich dachten die Mitglie der, vor allem der langjährige Se kretär, der Mathematiker und Philosoph Drobisch, der auch die grundsätzliche Diskussion über den Zustand der Gesellschaft in die Wege leitete, an eine völlige Reorganisation der Jablonow- skischen Gesellschaft und ihre Umwandlung in eine moderne, dem Zeitgeist entsprechende Ge sellschaft der Wissenschaften un ter Hinzuziehung neuer Mitglie der, die mit eigenen Arbeiten in den Vordergrund treten sollten. Jedoch wurden von einzelnen Mitgliedern gegen diesen Vor schlag verschiedene Bedenken geäußert. Das ausschlaggebende war, daß die Gesellschaft kein Bestandteil der Universität, viel mehr ein „europäisches Institut“ sei (so Präses Hasse), das der fürstlichen Familie Jablonowski gehöre; wenn nicht größere Vor sicht im Vorgehen geboten werde, könnten Verwicklungen entstehen, die den Senior der Fa milie veranlassen könnten, sein im Statut festgelegtes Recht, die Stiftung ungültig zu machen, sie aufzulösen und an einen anderen Ort zu verlegen, in Anspruch zu nehmen. In der Endkonsequenz änderte sich wenig. Die aufsichtsfüh rende Behörde in Dresden be stätigte die im Laufe der Zeit ein getretenen Veränderungen und schloß sich der Stellungnahme von Wilhelm Weber an, einer der sieben 1837 amtsenthobenen Göttinger Physiker, der ein zur Fortsetzung seiner Tätigkeit er haltenes Kapital der Jablonow- skischen Gesellschaft als „Göt tinger Stiftung“ einbrachte, alle Mittel des Fonds nach Erfüllung des Wortlautes der Stiftungsur kunde der Absicht des Stifters entsprechend zu verwenden. Drobisch nahm darauf mit dem Dresdner Kulturministe rium Verbindung auf und er wirkte mit Hilfe der Mitglieder der Jablonoviana wie auch ande rer Gelehrten die Zustimmung zur Gründung der „Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wis senschaften“, der heutigen „Säch sischen Akademie der Wissen schaften“. Alle Mitglieder der Jablono viana wurden auch gleichzeitig Mitglieder der neuen Gesell schaft. Die enge Verbindung bei der kam auch darin zum Aus druck, daß in den ersten Jahren die Jablonoviana ihre finanziel len Überschüsse in reichlichem Maße zur Herausgabe der Ab handlungen der neu gegründeten Gesellschaft zur Verfügung stellte, in der Überzeugung, der Absicht des Stifters J. A. Jablo nowski Genüge zu tun. Die Kgl. Gesellschaft gedachte dieser Un terstützung durch eine Erklä rung vor dem Titelblatt ihrer Pu blikationen. Dr. Merian
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