Suche löschen...
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 16.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-188902162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18890216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18890216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1889
- Monat1889-02
- Tag1889-02-16
- Monat1889-02
- Jahr1889
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 16.02.1889
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
KWtiMwMWtt Wochen- und Nachnchlsblatt zugleich ^kschUD-Anjci^r siir HohnSarf, WSlitz, Bmsdsrf, WSm, St. KOien, Heimichsort, Umitmii ««d Äiiisc». Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. »«.Jahrgang. Nr. 40. Sonnabend, den 16. Februar 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden' Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. - Einzelne Nummer 5 Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein. Markt 17S, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die Mergespaltenr Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesereignisse. —* Lichtenst ein. Am Donnerstag nachmittag geriet in Röblitz, als der Schlitten des Kalkhändlers Vogel einem andern Gefährt ausweichen wollte, ein Schulkind unter das Pferd des ersteren. Glücklicher weise gelang es dem Besitzer das Gefährt sofort zum Stillstand zu bringen und das Kind, Namens Georgi aus Röblitz, unverletzt aufzuheben. Daß der Geschirr besitzer, welchen zwar keine Schuld traf, da der Unfall durch eine plötzliche Schneewehe veranlaßt wurde, ganz erfreut über die glückliche Wendung gewesen, kann man sich denken. —* Aus ganz zuverlässiger Quelle erfahren wir, daß die kürzlich auch in unser Blatt übergegangene Notiz aus Waldenburg, betreffend die einem Schul knaben von einem Handwerksburschen gestohlene Uhr, nicht auf Wahrheit beruht, sondern, daß der Knabe die Uhr verloren und aus Furcht vor Strafe seinem Vater falsche Angaben gemacht hat. Die Uhr ist bereits gefunden worden. — „Höhe und Tiefe hat Lust und Leid." Die Herrscherfamilien werden schwer heimgesucht. Vor einem Jahre starb Kaiser Wilhelm, nach schwerem Leiden folgte ihm bald sein Sohn Kaiser Friedrich. Den Kaiser Alexander II. von Rußland riß ein tücki sches Verbrechen aus dem Leben, obwohl er derWohl- thäter seines Landes, der Befreier seines Volkes war, dem er das schwere Joch der Leibeigenschaft von den Schultern nahm. Verbrecherische Angriffe auf sein Leben hat auch schon der jetzt regierende Kaiser von Rußland erfahren müssen und vor kurzem noch war er mit all den Seinen den Gefahren einer Eisenbahn- Katastrophe preisgegeben, aus denen ein wahres Wun der ihn rettete. Die napoleonische Dynastie riß der KriegSgott vom Throne. Einem schweren quälenden Leiden erlag Napoleon III. und sein jugendlicher Sohn StadtMüMK sättig! fiel im südlichen Afrika unter den Streichen wilder Zulukaffern. In frischer Jugend mußte Alfons XII. von Spaniens Thron und aus dem Leben scheiden. Als Held einer tieferschütternden Tragödie, die noch nicht in allen ihren Einzelheiten und Motivierungen an den Tag gekommen ist, suchte Ludwig II., Bayerns romantischer Märchen-König, selbst den Tod, und da fein Nachfolger in der Regierung, König Otto, in tiefer Geistesumnachtung unter der Obhut der Aerzte steht, mußte eine Regentschaft eingesetzt werden. In der Blüte seiner Jahre starb zu Paris der Prinz von Oranien, der Thronfolger von Holland. Vor einem Jahre verlor das Großherzoglich badische Paar einen Prinzen, der im Lenz des Lebens und in der Fülle der Kraft stand. Es suchte und fand der Landgraf Friedrich von Hessen durch einen Sturz ins Meer fern von der Heimat den Tod, nicht einmal seine Leiche ist gefunden. So begegnet unserm Blick noch manch betrübende Katastrophe, sehen wir uns in, der Nähe um; und blicken wir in die Ferne, so fällt unser Auge auf das Grab des Sultans Abdul Aziz, der sich selbst die Adern aufschnitt, und auf das stille Haus, in dem Murad V. in Geistesnacht lebendig begraben ist. Auch des Fürsten Alexander von Battenberg, den ein nächt licherweile zum Ausbruch gelangter Aufstand vom Bul garenthron gestoßen, hätten wir hier zu gedenken. In dieses Kapitel fällt endlich die Bemerkung, daß selbst die bürgerlichen Präsidenten so oft dem Groll ver fallen, den die Schicksalsmächte gegen die Herrscher zu hegen scheinen. Gleich Abraham Lincoln ist auch ein zweiter Präsident der amerikanischen Union, Garfield, von einer Mordkugel hingestreckt worden. Grevy mußte in seiner Familie schweres Leid erleben, mußte sehen, wie die Sünden der Schwiegersöhne heimgesucht werden an den Vätern, und der letzte Präsident der Schweizer Eidgenossenschaft starb vor kurzem an den Folgen einer Operation. Das Schrecklichste aber ist wohl der Schicksalsschlag, der jetzt das Haus Habsburg getroffen hat. — An die Adresse der deutschen Dienstmädchen richtet eindeutsch-brasilianisches Blatt folgende War nung vor der Auswanderung nach Brasilien: „Die Sociedade de Jmmigraqao" („Gesellschaft für Aus wanderung") in St. Paulo hat beschlossen, 2000 unverehelichte Dienstmädchen und zwar 1000 italie nische und 1000 deutsche einzuführen. Die Sache mag ja recht nett sein, aber wir warnen ausdrücklich vor jedem Kontraktschluß mit den Agenten der Ge sellschaft. Mögen sie die. Mädchen herholen von wo sie wollen, nur nicht aus Deutschland! Ohne hier ans nähere Umstände einzngehen, warnen wir aufs Entschiedenste vor dieser Auswanderung kon traktlich gebundener junger Mädchen nach St. Paulo und überhaupt nach Brasilien. Lasse sich kein Mäd chen durch die anscheinend hohen Löhne von 40, 50 und n;ehr Reichsmark monatlich verführen; damit können sie dort kaum die Hauptbedürfnisse des Lebens decken (so teuer ist alles), und was sonst ihrer in denlmeisten Füllen wartet, darüber schweigt am besten des Sängers Höflichkeit." — Dresden, 14. Februar. Dem Briefträger Lenk in Dresden ist die Erlaubnis zum Anlegen des ihm von Sr. Maj. dem deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Allgemeinen Ehrenzeichens erteilt worden. — Zwickau, 14. Februar. In einer hiesigen herrschaftlichen Villa entstand gestern im Kellerraum ein Bruch eines Gasrohres. Die dringendste Gefahr wurde durch sofortiges Eingreifen von Gastechnikern beseitigt, doch konnten die Parterreräume des Hauses nicht bewohnt werden. — Waldenburg, 14. Februar. Binnen wenigen Wochen begeht in unseren Mauern ein Ver ein sein lOOjähriges Jubiläum, der nunmehr ein Die Erbin von Wallersbrunn. Original-Roman von Marie Nomany. -------- (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Ausgezeichnet! Vorzüglich! Ganz vorzüglich!" wiederholte Carlo Alfonso abermals mit jubelnder Miene: „diese Visite sagt mir, daß ich, wie in jedem Falle, Meister des Verhältnisses bin! Haha!" lachte er, „Alice von Waldheim! Wie weit wird ihre Einsicht gediehen sein! Sie wird so gut wie gar nicht über die Angelegenheit im klaren fein!" Er bewegte sich, indes die verschiedensten Be trachtungen über die in Frage stehende Angelegen heit ihm pfeilschnell durch das Hirn gingen, einige male im Gemache auf und nieder, dann trat er vor den Spiegel, um seine Toilette zu arrangieren, so daß nicht das Geringste an seinem Exterieur auszu setzen wäre, nahm etikettevoll den Hut in die Rechte und verließ das Bureau. Alice von Waldheim betrat unterdessen den Empfangssalon. Es waren zwei Tage vergangen, seitdem sie in Crovigno die für sie so verhängmsschwere Nachricht eingeholt hatte; zwei lange Tage hatte sie unter dem sie bewältigenden Gefühl der Erbarmung, in welche das Schicksal ihr junges Leben so schonungslos hinabgestoßen, allein, nur ihren Betrachtungen folgend, im Gasthof verbracht. Doch ihr Grübeln war frucht los. Es fand sich kein Mittel, welches ihr Aufklä rung über den Zustand deS in St. Salvatore Ge fangenen gebracht haben würde, und so blieb ihr endlich nichts mehr, als den einzigen, ihr offenen Weg zu betreten, in die Anstalt zu gehen. Mit zitterndem Bangen harrte sie des Augen blicks, in welchem Dr. Rimoli ihr entgegentrat. Das Gefühl der Schande, das während der letzten Wochen mit eisernem Druck auf ihr lastete, wuchs zu riesiger Gewalt bei dem Gedanken, sich dem Direktor des Irrenhauses, in dessen Mauern Ludwig von Erlenburg weilte, gegenüber zn sehen. Alice kannte nicht den Direktor; sie hatte keine Ahnung, ob und wie weit er er an der Schuld, die ihr Dasein ruinierte, beteiligt war; aber ein Gefühl, das ihr Herz krampfhaft umfangen hielt, sagte ihr init Ge wißheit, sie, das unerfahrene, für die Anschauung der Welt durchaus für dumm zu erachtende junge Wesen, werde ihm gegenüber nur die Beschämte, die mit Schuld Belastete, die Gedemütigte sein. Es dauerte auch nicht lange, so trat Dr. Rimoli ein. Eine Sekunde genügte, nm die gegenseitige Stellung für beide Teile fühlbar zu machen. Carlo Alfonso, mit der ganzen Raffiniertheit, die seine langjährige Praxis als Weltmann und Irrenarzt so geläufig für ihn machte, hielt das funkelnde Auge m seiner vollen Glut wie eine stnmme Frage auf sein Gegenüber gerichtet, während Alice, niederge drückt in dem Bewußtsein, als Vertreterin einer Schuld die Anstalt zu besuchen, den Blick, fast ohne es zu wollen, zu Boden schlug. „Ich habe die Ehre, eine Verwandte des jüngst verstorbenen Herrn von Waldheim von Wallers brunn zu begrüßen?" begann Dr. Rimoli. „Herr von Waldheim war mein Vater, entgeg nete Alice. Sie fühlte, wie ihr bei diesen Worten das Blut in die Wangen stieg. „So dachte ich," äußerte der Direktor, mit etikettevoller Galanterie einen Sesselzurechtschiebend. „Wenn ich bitten darf. —" Alice verneigte sich. „Ich kam der Briefe halber, die nach dem Ab leben meines Vaters, wie leicht begreiflich, in meine Hände gerieten", sagte sie in möglichst festem Tone. „Es handelt sich darin um die Statiousgebühren für eineu Herrn von Ludwig; leider muß ich nun bezeugen, daß mir ein solcher Name gar nicht in der Erinnerung ist." „Das setzt mich in Erstaunen", erwiderte Carlo Alfonso, mit seinen tiefschwarzen Augen die junge Dame fixierend, als wolle er im tiefsten Geheimnis ihres Innern lesen; „Herr Ludwig wurde vor etwa zwanzig Jahren durch Herrn von Waldheim in meine Behandlung gegeben; leider blieben meine Bemühungen fruchtlos. „Auch", fügte er hinzu, „scheint nach den von mir gemachten Erfahrungen sehr zweifelhaft, ob jemals an eine Wiederherstellung des Patienten zu denken sein wird." „So ist er Idiot?" warf Alice hin. „Herr von Ludwig ist irrsinnig", entgegnete der Direktor. „Und mein Vater vertraute ihn Ihrer Obhut?" „Ich sagte das." Alice sah vor sich. „Es erstaunt mich, während meines ganzen Lebens niemals von diesem Herrn von Ludwig gehört zu haben", begann sie nach einer kurzen Weile; „mein Vater hatte niemals Geheimnisse vor seiner
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite