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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 07.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189006073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18900607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18900607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-07
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 07.06.1890
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AlvenSleben, seine vollste Zufriedenheit aus. 8 In Eisenach ist die deutsche evangelische Kirchenkonferenz zusammengetreten. Als Vertreter Preußens sind auf derselben erschienen Dr. Kögel, Dr. Frhr. von Goltz, Hofprediger Bayer, Präsident Dr. Meyer und Abt Uhlhorn in Hannover, Dr. Momm sen aus Kiel, Dr. von Weyrauch aus Kassel. 8 Königsberger Blätter hatten bekanntlich die Nachricht gebracht, der Kaiser habe in Königsberg eine bevorstehende Zusammenkunft mit dem Claren Alexander angekündigt, und die „Nordd. Allg. Ztg." hatte diese ganze Mitteilung für erfunden erklärt. Die Königsberger „Hartung'sche Zeitung" erklärt nun, der Kaiser habe thatsächlich vor zahlreichen Personen über die Begegnung gesprochen, nachträgliche Dementi'« seien also absolut nicht angebracht. * * Wien, 4. Juni. Heute Vormittag ist der zwanzigjährige Leopold Kronberger, der Sohn eines Wiener Restaurateurs, von der Heukuppe im Raxgebiet abgestürzt und sofort tot geblieben. * * Belgrad, 4. Juni. Nachdem bereits vor einigen Tagen an der serbisch-türkischen Grenze ein blutiger Zusammenstoß zwischen Arnauten und Serben stattgefunden hatte, kam es gestern abermals zu einem Gefecht, welches so große Ausdehnung annahm, das türkische wie serbische Truppen ein greifen mußten. Die Regierungen beider Länder haben telegraphisch eine strenge Untersuchung des Vorfalls angeordnet, der übrigens ernstere Folgen nicht haben wird. * * Das Pariser Zuchtpolizeigericht hat am Mittwoch den Marquis Moros, welcher den Anlaß zu den bekannten Krawallen am 1. Mai gegeben hatte, zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. * * Parrs, 4. Juni. Der Kriegsminister will sämtliche Landtruppen bis auf 4 Bataillone der Fremdenlegion aus Tonkin zurückziehen, um Truppen material für die Verstärkung der Besatzungen an der Vogesengrenze zu gewinnen. Die während der Boulangerkrise um zwei Jägerbataillone verstärkte Pariser Garnison wird um diese beiden Truppenteile wieder vermindert, die beiden Jägerbataillone sollen an die Ostgreuze geworfen werden. * * In Petersburg fand am Mittwoch zu Ehren des Kronprinzen von Italien eine Uebung und eine Parade des Garde-Husaren-Regimentes statt. Am Donnerstag trat der junge Prinz einen Ausflug nach Finnland an. * * Stanley ist nach Schottland abgereist, und wird dort ebenfalls diverse Reden halten. — Ein großer Umschwung ist in der Sprache der Londoner Zeitungen Plötzlich eingetreten. Sie bekämpfen be kanntlich ganz energisch die deutschen Ansprüche auf das Hinterland der Zanzibarküste, und jetzt pfeif: der Vogel mit einem Male eine ganz andere Melodie. Die sonst so hitzige Times findet die deutschen An sprüche mit einem Male für durchaus berechtigt, sagt sogar, man müsse auf die Ausdehnung des deutschen Gebietes bis an den Kongostaat vorbereitet sein. Das scheint denn doch zu beweisen, daß definitive Vereinbarungen zwischen Deutschland und England über ihre zentralafrikanische Interessensphäre nicht mehr fern sind. * * Ein Spanier Borras wurde vor 3 Jahren wegen angeblichen Raubmordes zum Tode verurteilt, jedoch zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt, da der Fall denn doch nicht klar war. Die Selbstan zeige des wirklichen Thaters erwies kürzlich Borras' vollständige Unschuld, und er wurde sofort aus dem Zuchthaus entlassen. Aus diesem Anlasse bringen einige Abgeordnete einen Gesetzentwurf ein, nach welchem unschuldig Verurteilte bei entehrenden Strafen mit mindestens 20,000, bei leichten Strafen mit 12sts Franken für jeden erlittenen Hafttag entschädigt werden sollen. ** Ein Wolkenbruch entlud sich über das Dorf Loveland im Beyerthale (Iowa) und eine furchtbare Hochflut zerstörte sämtliche Häuser der Hauptstraße. Dreizehn Personen ertranken und viele sind schwer verletzt. — Eine Feuersbrunst brach im Orte Saint- Jacques de Lachigan, 40 Meilen östlich von Montre- val, aus uno zerstörte 30 Häuser. Viele Familien sind obdachlos, die Telegraphenleitung ist zerstört. — In Lima (Peru) wurden drei ungewöhnlich heftige Erdstöße verspürt. Neueste Nachrichte«. f Berlin, 5. Juni. Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich heute früh nach Pasewalk, wo ihnen seitens der Bevölkerung ein glänzender Empfang bereitet wurde. Die Rückkehr nach Potsdam erfolgte am Nachmittag. — Der Kronprinz von Italien trifft am Montag Abend in Potsdam ein und bleibt vier bis fünf Tage zum Besuche am hiesigen Hofe. — Da ein beschlußfähiger Reichstag nach dem 1. Juni voraussichtlich nicht zusammenzuhalten ist, stimmen die verbündeten Regierungen einer Vertagung der Reichstagssession bis zum Herbste zu. Der Nachtrags etat, betreffend die Verbesserung der Reichsbeamten gehälter, erstreckt sich nur bis zur 3. Klasse, die mit einem Gehalt von 5400 Mark abschließt. — Ein englisches Blatt will von allerlei angeblichen Friedrichs- ruher Jntriguen an einigen kleineren deutschen Höfen wissen, welche bezweckten, das Werk des Kaisers zu behindern. Die Enthüllung der Jntriguen würde die Entlassung einer großen Anzahl höherer Beamter zur Folge haben. Das Blatt deutet hier seine gemachten Mitteilungen auf eine sächsische Quelle hin. Die telegraphische Verbreitung der fraglichen Mitteilungen in Deutschland ist durch die Telegraphen-Verwaltung verhindert worden. — Ein früherer höherer Beamter, der bei einem hiesigen ersten Bank-Institute Anstellung gefunden, wurde wegen Unterschlagung einer Summe von 16,000 Mark verhaftet. f Berlin, 5. Juni. Dem Reichskanzler General v. Caprivi ist heute Vormittag ein Unfall begegnet, der zwar glücklich verlaufen ist, aber sehr leicht hätte schlimme Folgen nach sich ziehen können. Die „Post" erfährt darüber Folgendes: Heute früh gegen 8 Uhr unternahm der Herr Reichskanzler in Begleitung seines Adjutanten, des Hauptmanns Ebmeyer, seinen gewöhn lichen Spazierritt nach dem Tiergarten. Als die Herren um 10 Uhr zurückkehrten und, von der Lenne- straße kommend, den Thorweg durchreiten wollten, stürzte plötzlich das Pferd des Reichskanzlers infolge der Glätte auf dem Asphalt unter dem Thorbogen mit dem linken Border- und linken Hinterbein zugleich nach der Innenseite zur Erde. Mit großer Geistes gegenwart machte der Reichskanzler schnell seinen linken Fuß vom Bügel frei, wodurch verhindert wurde, daß er unter das Pferd zu liegen kam. Er wurde zwar durch die Wucht des Falles zu Boden gerissen, aber von seinem Adjutanten, welcher ebenso schnell vom Pferd gesprungen und ohne sich um das letztere weiter zu bekümmern, seinem Chef zur Hilfe geeilt war, wieder aufgerichtet. Die Pferde waren glücklicher weise ruhig auf der Stelle geblieben und konnten von dem hinter den Herren reitenden Diener festgehalten werden. Der Reichskanzler hatte in keiner Weise Schaden genommen und begab sich unverletzt in seine Wohnung. f Kiel, 5. Juni. Aus dem Gute Ehlerstorf im östlichen Holstein brannte ein Viehstall nieder, wobei 50 Schweine in den Flammen umkamen. Der Schweinehirt wurde als der Brandstiftung verdäch tig verhaftet. st Bern, 5. Juni. Eine Berner Depesche des „Temps" hatte gemeldet, der deutsche Gesandte, Herr v. Bülow, habe dem Bundesrate mitgeteilt, der deutsche Kaiser habe vor, eine Reise nach der Schweiz zu machen. Hier ist weder offiziell noch offiziös davon bekannt. Dagegen verlautet, der Kaiser habe privatim den Gedanken einer Schweizerreise wirklich geäußert. Wie er nach einander andere Länder besucht, wolle er es auch mit der Schweiz halten. In diesem Ge danken sei er bestärkt worden durch die wohlwollende Haltung, welche der Schweizer Bundesrat einnahm, als der Kaiser mit dem Gedanken, die Arbeiterschutz konferenz nach Berlin zu verlegen, hervortrat. Der Besuch der Schweiz würde einen Akt der Dankbar keit bilden. st Paris, 5. Juni. Eine gewaltige Explo sion hat um 2 Uhr Morgens in dem Kloster Char treuse bei Grenoble stattgefunden. Die Nachforsch ungen über den Urheber derselben sind bis jetzt er gebnislos verlaufen; man hat einen Brief mit der Drohung gefunden, das Kloster innerhalb zwanzig Minuten zu zerstören, falls nicht an einer bezeich neten Stelle eine Million Franks niedergelegt würde. „Sollte einer von uns dabei festgenommcn werden," heißt es in dem Schreiben, „so werden zehn Char- treuser dafür mit ihrem Leben büßen." st Paris, 5. Juni. Der Prinz von Orleans erließ aus der Schweiz folgende Kundgebung an die Rekruten seiner Altersklasse: „Meine lieben Kameraden! Ich habe meine drei Jahre als Soldat verlangt, statt aller Antwort hat man mich zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Ich habe mich nicht beklagt. Vor Ab büßung der Strafe führt man mich an die Grenze. Die Begnadigung liefert mich wieder den Schmerzen der Verbannung aus. Ich wechsele nur meinen Kerker. Mein Entschluß steht fest. Nichts wird mich auf meine glühende Hoffnung verzichten lassen, dem Vater lande zu dienen. Bewahrt mir den Platz, den ich in Reih' und Glied in Euerer Mitte geträumt habe. Ich werde kommen und ihn einnehmen für Gott und Frankreich." st Belgrad, 5. Juni. Eine Bande Arnauten überschritt die Grenze und drang plündernd in das serbische Gebiet ein. Nach langem Widerstande und blutigen Kämpfen gelang es den Grenzwachen, die Eindringlinge zurückzuweisen. st Wien, 5. Juni. Die „Neue Freie Presse" meldet: Anläßlich der Empfänge russischer und fran zösischer Journalisten durch den Fürsten Bismarck habe der Reichskanzler v. Caprivi im Auftrage des Kaisers ein vertrauliches Rundschreiben an die deutschen Vertreter im Auslande mit der Information gerichtet, daß Fürst Bismarck der aktuellen Reichspolitik voll ständig entrückt sei und seine Aeußerungen lediglich als die eines Privatmannes anzusehen seien. Die deutschen Vertreter hätten gegebenen Falls entsprechende Auskunft zu erteilen. Vermischtes. * Vor Kurzem starb in Innsbruck der Bürger Eickel. Als Liebhaber von Antiquitäten hatte er eine große Anzahl wertvoller Gegenstände aus den ver schiedensten Jahrhunderten zusammengebracht. In seinem Nachlasse befand sich auch ein Schrank, ent haltend mehrere Fächer mit Marterwerkzeugen aus den letzten Jahrhunderten. Das oberste Fach trug die Inschrift: „Moderne Marterwerkzeuge aus dem 19. Jahrhundert", und als man dasselbe öffnete, kamen zum Vorschein — Steuerzettel, Zahlungsbefehle, Exekutionsaufträge usw. Ueberraschung und Freude zu ihr hinüber, daß diese es sofort bemerken mußte. Ihr reizendes Gesicht überzog eine dunkle Purpurröte. Der junge Mann verbeugte sich tief und trat darauf mit etwas unsicheren Schritten näher. Aniela erhob sich von ihrem Platze. Den Schleier zurück geworfen, ein liebliches Lächeln um Mund und Augen, hielt sie ihm das winzige Händchen zum Gruß entgegen. Seltsam paßten seine großen braunen Finger dazu, aber er umfaßte es mit festem innigem Druck. Und nun ertappte sie wieder den feurigen, bewundernden Blick, der mit einem Aus druck an ihr hing, als hätte sich demselben soeben die ganze Glorie und Seligkeit des Himmels aufge- than. Es vergingen ein paar Augenblicke, in denen Beide kein Wort zu finden wußten. Des Mädchens Blicke hafteten am Boden, während seine Rechte noch immer das kleine zarte Händchen festhielt. Frau Schumann hatte unterdessen den Kaffee tisch zurechtgemacht. Der Kuchen war zerschnitten und den feinen Tassen entströmte der Duft des Mokka's. Nun blickte sie lächelnd zu dem Paare binüber, das endlich seine Verwirrung bemeistert hatte. „Na, was sagst Du denn, Franz, zu der Ueberraschung?" Sie deutete auf Aniela. „Das ist doch eine doppelte Geburtstagsfreude, nicht wahr? Du mußt Dich noch extra bei dem Fräulein dafür bedanken." Der große Mann sah Aniela mit vergnügten Blicken an. Das Herz schlug ihm hörbar. „Gewiß Mutter," sagte er, „das ist besser wie alles Andere. Und nie hätte ich mir träumen lassen, daß, daß—" „O, nein, nein!" fiel ihm Aniela rasch in's Wort. „Danken Sie mir nicht, Herr Schumann. Ich hatte keine Ahnung von der Bedeutung dieses Tages. Ihre Frau Mutter verriet es mir erst. Aber ich wünsche Ihnen von Herzen Glück." Und nun reichte sie ihm von Neuem die Hand. Er preßte sie einen Moment an seine Lippen, um welche ein glückliches Lächeln schwebte. Dann wurden seine Züge wieder ernst. Die Matrone nötigte jetzt dringend zum Niedersetzen und reichte die gefüllten Tassen umher. Aniela nippte an der ihren und zerbröckelte unbefangen plaudernd den Kuchen auf ihrem Tellerchen, während der junge Mann ziemlich einsilbig an ihrer Seite saß und unablässig mit der Hand über den blonden Bart strich. Nur seine Augen allein redeten eine schüch terne, aber beredte Sprache, die in Worten auszu drücken nicht in seiner Macht lag. Es war ihm so bange zu Mute, wie einem Menschen, der im Be griff steht, ein fcheues Geheimnis zu beichten. Die alte Dame war endlich auch zur Ruhe ge kommen. Sie hatte sich in ihren Sorgenstuhl ge setzt, um dem Geplauder des Mädchens zuzuhören und ab und zu mit wohlmeinenden Worten einzu greifen. „Mich hat's doch recht verstimmt," sagte Aniela, „daß ich so lange nicht Herkommen konnte. Ich hatte viel Verdruß währenddem. Der Vater war ^ar nicht zufriedenzustellen und tadelte und schalt mich feden Tag. Doch daran bin ich ja gewöhnt. — Was Anderes ist's mit Stefan." „Wieso denn, Kind?" fragte Frau Schumann. „Der Vetter!" rief sie stolz, ihre Stimme bebte. „Der Vetter untersteht sich seit einiger Zeit, mir überall seine lästige Gesellschaft aufzudränqeu. Ja, hören Sie nur. Er hat eine Ahnung davon, daß ich zuweilen hierher gehe, und da der rohe Mensch alle Deutschen mit einem wahrhaft fanatischen Haß verfolgt, so regt ihn schon die bloße Vermutung meines Verkehrs mit Ihnen auf, daß er mir auf Schritt und Tritt nachfolgt, wie ein Spion. Aber ich leide es nicht, er mag sich in Acht nehmen vor mir!" fuhr sie leidenschaftfich auf, und aus den blauen Augen sprühte zornige Verachtung. „Er mag sich hüten, denn kommt er mir zu nahe, so — so nehme ich die Hundepeitsche und schaffe mir Ruhe!" „Das werden Sie nicht thun, Fräulein Aniela," unterbrach Franz ernsthaft ihre Rede. „Man muß sich zu beherrschen wissen, auch im Zorn." Sie wandte sich ihm betroffen zu. Eine feine Röte stieg in ihre Wangen. „Ach ja," sagte sie dann, „wer das kann! Wir Polen sind aber nicht so kühl und ruhig wie Sie und Ihre Landsleute. Da fliegt gleich der Ver druß zum Hirn hinauf und das Blut wallt heiß und stürmisch zum Herzen." „Das ist auch bei uns der Fall — auch ich gerate oft in heftige Aufregung, aber ich gebe mir Mühe, dieselbe so weit zu unterdrücken, um Herr meiner selbst bleiben zu können." „Ei, Herr Schumann!" erwiderte sie mit einem neckischen Lächeln. „Dann muß ja ein prächtiges Umgehen mit Ihnen sein. So gehören Sie wohl zu den glücklichen Menschen, die sich immer beherr schen, die überhaupt gar nicht leidenschaftlich werden: können?" (Fortsetzung folgt.)
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