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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 01.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189105017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18910501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18910501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-01
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 01.05.1891
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AWlMMckMlUM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich GklWts-Aiimütt für K«hndllrf,WW,6misdoff,Dsdotf,ä1.EBicn,t!m «.Michk». Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. > > — . — 44. Jahrgang. ———— Nr. 99. Freitag, den 1. Mai 1891. Dieses Blatt erscheint täglich sauher Sonn- und Festtags» abends sür den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Einkommensteuer fällig! Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 30. April. Das gestern abend im Schützenhanse hier stattgefundene Exlra- Concert des hiesigen Stadtorchester», unter Mitwirk ung des südafrikanischen Concertsängers Ben Bogel, erfreute sich auch hier einer recht beifälligen Aufnahme. Nicht nur allein, daß die Mitglieder de» hiesigen Stadtorchesters unter der bewährten und tüchtigen Leitung ihres Direktors, Herrn Schnelle, in Gesamt- und Einzel-Vorträgen vorzügliches leisteten, sondern auch der Concertsänger, Herr Ben Bogel, eine breit schultrige, hohe und einnehmende Persönlichkeit, trug die einzelnen Gesänge mit wahrhaft seelischem Gefühl und eigenartigem Zauber in seiner schönen Tenor stimme vor, daß alle Besucher nach jeder Nummer mit stürmischem Beifall dem Künstler dankten. *— Wir machen die Spieler der Sächsischen Landeslotterie nochmals darauf aufmerksam, daß nächsten Montag die Ziehungen 5. Klasse ihren An fang nehmen. ES ist jedem Spieler zu empfehlen, sich vor Beginn der Ziehungen in den Besitz des betreffenden Loses zu setzen, da nach § 5 der Lotterie bestimmungen jeder Kollekteur berechtigt ist, ein nicht rechtzeitig erneuertes LoS anderweit zu verkaufen, ohne daß er die auf das Los bereits empfangene Einlage zurückzucrstatten hat. Nur der Besitz deS Originalloses sichert den Gewinnanspruch. — Die Frage eines für da- ganze Deutsche Reich gemeinsamen Bußtages wird demnächst wieder in Fluß kommen. Im preußischen Abgeord netenhause ist von dem freikonservativen Abgeordneten Schultz-Lupitz der Antrag eingegangen, im Hinblick auf die dringlichen und infolge de» Arbeitsmangcls auf dem Lande erschwerten Arbeiten in der Land wirtschaft den Bußtag auf einen Tag in den Winter monaten Januar bis März zu verlegen. Die Be- gründung dieses Antrages wird allseitig anerkannt; doch ist dabei in Betracht zu ziehen, daß eS zur Ver legung des genannten Feiertages zunächst der Mit wirkung der kirchlichen Behörden bedarf. Anderer seits erscheint eS dringend wünschenswert, daß, falls eine Aenderung in dieser Hinsicht beschlossen wird, die» für daS ganze Deutsche Reich geschehe. Wie ver lautet, soll denn auch regierung-seitig als Termin für einen allgemeinen Bußtag im Deutschen Reiche, wie auf der Eisenacher Konferenz vorgeschlagen, der letzte Freitag vor dem Advent in Aussicht genommen sein, und damit dürfte allen bezüglichen Wünschen Rech nung getragen werden. — Das Königl. Ministerium des Innern hat an sämtliche Polizeibehörden des Landes die Weis ung ergehen lassen, die Genehmigung zu öffent lichen Umzügen am 3. Mai in allen Fällen zu versagen. — Zahlungseinstellungen: Oskar Hermann Jacob, Webermeister und Schnittwaren händler, Lengenfeld. Carl Ernst Richter, Kaufmann, Nachlaß, Reichenbach. August Moritz Schwerdtfeger, Hutmachermeister, Waldheim. Friedrich August Weber, vormaliger Holzschleifereibesttzer, Inhaber der Firma: „F. A. Weber", Hammerunterwiesenthal, (Schlußtermin 20. Mai d. I.). Gottlob Friedrich Walther, Viehhändler, Nachlaß, Schönfeld (Schluß termin 20. Mai d. I.). — Aufgehoben: Carl August Scheibner, Hausbesitzer und Korbmacher, Nachlaß, Geithain. — Eine 23jährige Musiklehrerin in Dresden ertränkte sich in der Elbe. Sie war die einzige Tochter achtbarer, aber armer Eltern. Ihr Lebens mut muß völlig gebrochen gewesen sein, denn sie ver schmähte es, ein ihr rechtzeitig zugeworfenes Seil zu ergreifen und versank ohne einen Hilferuf in den Wögen. — Bon einem Geldbriefträgermord hätte man jedenfalls aus Dresden hären können, wenn der Verbrecher, ein arbeitsloser 26jähriger Bursche, nicht im rechten Augenblicke verhindert worden wäre. Er lauerte dem Briefträger auf einer Treppe auf und hatte ein Beil und ein Rasirmesser schon zurecht ge legt. Als dieser aber in Begleitung erschien, entfloh er. Die Polizei machte ihn trotzdem ausfindig, und der Verbrecher erhängte sich im Gefängnis, nachdem er seinen abscheulichen Plan gestanden hatte. — Stollberg, 29. April. Vergangenen Montag nachmittag gegen 4 Uhr wurde die Fischer'sche Badeanstalt hier — ein kleines, schuppenartiges, hölzernes Gebäude — ein rascher Raub der Flam men. Man hatte eine ölhaltige Tonne ausbrennen und dadurch entfetten wollen; hierbei war es zu einer Explosion gekominen, durch die der Brand entstand. Bei der Kleinheit des Gebäudes verlief die ganze Sache so schnell, daß es gar nicht erst zu Feuerlärm kam. — Döbeln lenkt bereits ein. Eine elektrische Straßenbahn soll nicht gebaut werden und sür die Pferdebahn will man nicht einmal eigene Pferde an- schaffeu, sondern welche mieten. Schließlich wird auch aus den Pferden nichts, was bei einer Stadt wie Döbeln auch gar nicht Wunder nehmen könnte. — In der Gegend von Borna werden jetzt Zwiebeln und Kartoffeln, welche erst durch den Frost gelitten ha ten und dann in Fäulnis übergingen, zu Hunderten von Zentnern aus den Acker gefahren und dort auSgebreitel und untergepflügt. — Die diesjährige Hauptversammlung der Ge sellschaft für Verbreitung von Volksbildung, Landes verband für das Königreich Sachsen, findet am 27. und 28. Juni in Borna statt. Den Hauptvortcag über die Sprache als Bildungsmittel hat Professor Dr. Weicker au» Zwickau übernommen. — Am Sonntag stürzte in der Nähe der Drossel bei M e i ß e n ein Radfahrer mit seinem hohen Zweirad so unglücklich, daß ihm das eine Steuerstangenende in den Unterleib fuhr und die Gedärme bloS legte. Ein Herr aus Meißen, wel cher der Sanitätskolonne angehört, legte dem Ver unglückten den ersten Notverband an. 8 Die letzte Blumenspende, welche der Kaiser vor Beginn der Leichenfeier auf den Sarg des Grafen Moltke legte, war, wie berichtet, eine ganz eigenartige und eigentümliche. Den römischen Feld herren, wenn sie siegreich aus einer Schlacht zurück kehrten, wurde als Belohnung ein Lorbeerkranz auf die Stirn gedrückt. Dies Zeichen der Anerkennung hatte der Kaiser als Muster genommen und nach demselben den Kranz für den Helden Moltke an fertigen lassen. Dieser Kranz war aus frischen Lorbeerblättern gewickelt mit eingeflochtenen wirk lichen und vergoldeten Blütenknospen, wie ver goldeten Blättern; am oberen Rande offen, lief er nach unten zu in zwei auseinanderstehende Lorbeer zweige aus. Der Kranz war nur so groß, daß er um den Helm des Entschlafenen paßte, und um diesen lag er auf dem Sargdeckel, wo er vielleicht nur von Wenigen bemerkt worden ist. Z Ueber Moltkes Leben schreibt ein Abonnent der „Franks. Ztg.": „Es war mir für meine kranken Nerven ein Alpenaufenthalt mit Badekur verordnet und zwar in Ragatz. Ich wohnte im Quellenhof, und als ich eines Morgens an den Frühstückstisch kam, hörte ich, daß am vorherigen Abend Graf Moltke angekommen sei und auch im Hause wohne. Als ich gegen Mittag von einem Spaziergang heimkehrte, sah ich in den Anlagen des Hotel außergewöhnlich viel Menschen und ahnte sofort, es gelte Moltke. Dieses Begaffen und das Gedränge um den berühmten Mann wiederholte sich zu verschiedenen Zeiten des TageS und an den folgenden Tagen regelmäßig; ich glaube, ich bin . wohl der Einzige gewesen, der sich davon fern hielt. Am vierten oder fünften Tage nach Moltke'S Ankunft war ich sehr früh zwischen 5 und 6 Uhr bei feinem Sprühregen im Garten des Hotels einige Zeit ganz einsam herumgewandelt, da auf einmal sehe ich an einer Biegung des Weges Plötzlich Moltke mir entgegenkommen. Ich bog ab und ging einen anderen Weg; er aber folgte mir, begrüßte mich mit einem freundlichen „Guten Morgen", bevor ich noch zu grüßen vermochte und sagte: Sind Sie so menschenscheu, daß Sie mir ausweichen oder fürchten Sie nur mich Persönlich?" Ich erwiderte ihm, was ich bezüglich der Zudringlichkeit, der er ausgesetzt sei, in den paar Tagen gedacht hatte und daß ich, da er jedenfalls geglaubt habe, so früh und bei Regen einmal ungestört sein zu können, ihn hätte allein lassen wollen. Er dankte mir in verbindlichen Worten für diese Aufmerksamkeit und bat mich um ein viertel oder halbes Stündchen mit ihm zu gehen uud zu plaudern. Was wir sprachen, waren gleichgültige Sachen, aber als er von mir ging, sagte er: „Sie haben keine Ahnung davon, wie hoch ich Ihr Benehmen gegen mich schätze, denn ich habe solches Entgegenkommen, trotz der großen Anerkennung, die ich in jeder Hinsicht gefunden, leider oft vermißt und nur die rechte Erkenntnis des Satzes: „Was Du nicht willst, das man Dir thu', das füg' auch keinem Andern zu" kann Sie auf den Weg gewiesen haben, mit welchem Sie mir eine große Freude bereiteten." Z Graf Moltke'S Kaltblütigkeit. Man schreibt der „National-Ztg." : „Im Januar 1871 mußte ich aus dienstlicher Veranlassung nach Versailles reisen. Hier traf ich in einer Gesellschaft bei dem Kronprin zen mit dem General von Moltke zusammen, dem ich mich vorstellen ließ. Der General erwies mir die Ehre, sich über die damalige Kriegslage auszusprechen und sagte unter anderem: „Wir stehen jetzt gerade vor der Entscheidung der interessanten Frage, ob eine Nation, die den größten Teil ihrer Armee verloren hat, im Stande sein wird, einer in da» Land einge drungenen fremden Armee durch ein Bolksaufgebot Stand zu halten. In unserem Vorteile läge es al lerdings, wenn diese Frage verneinend entschieden würde." — Ich muß gestehen, daß ich im höchsten Grade überrascht war, eine Frage, von der unser aller Wohl und Wehe abhing, in so kühler Weise, wie etwa ein wissenschaftliches Problem, behandelt zu sehen. Aber es gewährte bei einigem Nachdenken doch eine große Beruhigung, in der Stellung eines Chefs des Generalstabes der Armee einen Mann zu wissen, der gewohnt und im Stande war, in jeder Lage die Eigenschaft eines leidenschaftslosen Denkers zu bewahren und zu bethätigen." 8 Auf seinem Gute Krcisau in Schlesien, an der Seite seiner ihm lange im Tod vorausgegangencn, aber unvergeßlich gebliebenen Gemahlin hat Feld marschall Graf Moltke seine letzte Ruhestätte gefunden. Das Rittergut Kreisuu, welches Moltke aus seiner Dotation im Jahre 1867 erwarb, liegt eine Meile von Schweidnitz, malerisch schön im Thale. Dort fühlte der berühmte und gefeierte Mann sich bei der denkbar einfachsten Lebensweise glücklich. Wenn sich Moltke hierher zurückzog, begannen Tage der weltvergessensten Ruhe für ihn. Sein Lieblingsauf enthalt war der köstliche Park, in welchem er, wie Schorer's Familierblatt in einer Schilderung des Landsitzes aus Anlaß der neunzigjährigen Geburts tagsfeier des großen Strategen mitteilte, noch vor wenigen Jahren Stunden lang arbeitete, dürre Aeste absägte und darüber oft das Mittagessen verabsäumte. Er arbeitete häufig bei Regen und Wind in einem Anzuge, welcher eS begreiflich erscheinen ließ, daß eine Gesellschaft, die nach Kreisau gefahren war, um den berühmten Mann zu sehen, ihn nicht erkannte, sondern für einen Gartenarbeiter hielt. Eines seiner Sorgen kinder war der hinter dem Schloß gelegene Parkteich. Der Park ist ein ganz musterhaft gepflegter, uralte
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