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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189509267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18950926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18950926
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-26
- Monat1895-09
- Jahr1895
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.09.1895
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gelesen, und diesen Umstand verdanken sie ihr Leben denn wenige Minuten, nachdem der Postbote das Haus verlassen hatte, ertönte ein furchtbarer Krach und alles stürzte herab. Frau Kühnast mit ihrer Tochter sahen den größten Teil ihres Fußbodens in die Tiefe verschwinden, nur am Fenster, wo sie stan den, blieb etwa ein meterbreiter Streifen schräg hängen, doch konnten sich die Damen am Fenster festhalten, worauf fie laut um Hilfe riefen. Ihre Aufwartefrau Lehmann stürzte vom zweiten Stock werk herab ; es gelang ihr jedoch wunderbarer Weise, eine Treppe tiefer ein Fensterkreuz zu erfassen, an dem sie sich krampfhaft festklammerte, sodaß sie ge- rettet werden kannte; sie hat nur ganz geringe Ver letzungen davongetragen. Schwieriger gestaltete sich die Rettung der Damen Kühnast. Sofort wurde die Feuerwehr alarmiert, die auch sehr bald mit der Rettungsleiter zur Stelle war. Die Leiter wurde bis an das Fenster hochzeschoben, und Branddirektor- Reineck mit einem Feuerwehrmann stiegen hinauf. Zunächst wurde Frau Kühnast hinuntergebracht; der Feuerwehrmann Hütt sie an eimr um den Körper befestigten Leine, während Reineck die vor Schreck und Aufregung zitternde alte Dame die lange, steile Leiter hinuntergeleitete, sodaß sie ganz wohlbehalten unten ankam. Ebenso wurde die Tochter zur Erde befördert. Jetzt galt es, an das ungleich schwierigere und gefährlichere Werk zu gehen: die verschütteten Arbeiter zu befreien, soweit sie nicht erschlagen oder in dem fürchterlichen Staub erstickt waren. Einige, die sich in der Nähe der Fenster befunden hatten, konnten bald aus dem Schutt herausgezozen werden; sie wurden ins Krankenhaus geschafft; andere waren jedoch völlig unter den Trümmern begraben. Fünf Mann sind tot geblieben, sechs wurden verwundet ins Krankenhaus geschafft. Ein wüster Trümmer haufen füllt den Keller und dis Partcrreräuwe an. Balken, Schutt, Möbel usw. alles liegt durcheinan der, ein trostloses Bild der Zerstörung bietend. Das Dach droht einzustürzen. 8 Ueber das Leben unserer Schutztruppe für Deutich-Südwestafrika entnimmt man einem Briefs eines Soldaten, der früher als Kanonier im Feld- artillsrieregimeut von Peucker gestanden hat, aus Aais folgende Angaben: „Mir gefällt es hier sehr gut. Wir sind em Unteroffizier und sieben Mann auf der Station. Es ist aber hier ein ziemlich un sicherer Posten; denn die Station ist schon einige Male von den Hottentotten angegriffen worden, des wegen ist jetzt auch ein Geschütz hier geblieben. Wir leben hier besser wie in Deutschland, und ich möchte jetzt nicht mit Anderen in Deutschland tauschen. Den Tag über gehen wir auf die Jagd; Wild giebt es hier in Unmasse, und wir haben alle Abend etwas zum Abendbrod, entweder Hühner oder einen Spring bock; nur die Kartoffel ist das einzige, was uns fehlt. Ich denke hier doch einige Hundert Mark zu sparen, denn hier hat man keine Gelegenheit, Geld durchzu bringen, und ich habe bereits zwei Monatslöhnungen, 166 M., gespart. . . . Wir können uns mit den Eingeborenen ganz gut verständigen, sie sprechen holländisch und das ist leicht zu lernen". Z Es wird erinnerlich sein, daß der Gouverneur von Deutsch-Oftafrika, Major v. Wißmann, bei der Ausreise nach seinem Bestimmungsort nicht, wie sei tens der Reichsregierung angeordnet worden war, Len Dampfer „Kanzler" der Deutsch-Ostafrika-Linie ab Neapel benutzte, sondern das Schiff kurz nach dem Betreten wieder verließ und mit anderer Gelegenheit nach Afrika ging. Der Grund für dieses eigentüm liche Verhalten wird erst jetzt bekannt. Major v. Wißmann wünschte an Bord des „Kanzlers" eine Kammer mit Tisch angewiesen zu erhalten, um an letzterem seine schriftlichen Arbeiten erledigen zu kön- „Vorgefallen weiter nichts, Herr Oberförster, aber — „So kommt doch mit der Sprache nur heraus!" „Aber, der Herr Baron waren im Forst!" „Nun? Und?" „Der Herr Baron lassen befehlen, daß die fremden Personen aus dem Forst gejagt werden sollen, der Herr Baron meinten, das Gesindel müßte fort." „Hm — so," brummte der alte Oberförster, „thut denn etwa jener grauhaarige, alte Mann Schaden? Und was es mit dem Mädchen ist, weiß man ja noch garnicht. ES hat den Anschein so, als holte das Mädchen dem alten Mann hin und wieder Lebensmittel, das ist Alles, was wir wissen." „Der Herr Baron lassen sagen, der Forst wäre kein Schlupfwinkel für allerhand Gesindel und keine Räuberhöhle!" „Na, na," meinte Grimm, „das hört sich ja so an, als nächtigten da Räuber und Landstreicher. Jener Alte, der noch nicht'hat eingefangen werden können, ist ein armer Mensch, der vielleicht keine Zuflucht weiter hat." „Der Forst soll ganz und gar gesäubert werden, so haben de» Herr Baron befohlen." „Wenn es denn durchaus so sein soll — meinet wegen! Dann ruft morgen die sämtlichen Wald arbeiter zusammen. Wir werden ein Treiben anstellen. Aber wenn wir nicht überallhin Vordringen und ge- langen können, so ist das nicht meine Schuld. Geht nun. ES ist gut!" Gimpel hatte seine« Auftrag ausgeführt, wünschte dem alten Oberförster eine gute Nacht, und verließ das Zimmer, um sich in seine Kammer zu begebe». nen; es war aber nur eine einzige Paffagierkammer mit Tisch an Bord vorhanden; die schon in Ham burg bei der Abfahrt dem Führer des gleichfalls die Ausreise mitmachenden Marine - Detachements auf dessen Wunsch eingeräuwt war. Der Führer des Dampfers „Kanzler" nahm keine Veranlassung, seine eigene, gleichfalls mit Tisch ausgerüstete Kabine dem Reichsgouverneur für Ostafrika abzutreten und so ist denn Wißmann nicht mit einem Dampfer der Deutsch-Ostafrlkattnie, sondern mit einem anderen Dampfer nach feinem Bestimmungsorte gefahren. ** B e l g r a d, 24. Sept. Die Gendarmerie hob eine aus 60 Personen bestehende, die Umgebung von Valjevo feit langem unsicher machende Räuber bande auf. Der verhaftete Anführer gestand bereits 17 Morde ein. Der restliche, aus 50 Personen be stehende Teil der Bande ist noch auf einem Raub zug begriffen. ** Aus Brisbane (Australien) schreibt man vom 8. August: Gold! Gold! Lauter durchhallte kaum je dieser Ruf unsern Erdteil als jetzt, und die Finanzreden und Statistiken der Regierungsmänncr rücken uns immer wieder stolz vor Augen, daß Austra lien trotz Calisornien und Transvaal noch immer an der Spitze aller goldgewinnenden Erdteile mar schiert. Herr Sellheim, unser Unterstaatssekretär für Bergbau, giebt in einer eben erschienenen Ueber- sicht ein Bild des kolossalen Goldreichtums von Queensland. Im Jahre 1889, dem Glückrjahre der Kolonie, gewannen wir die größte Menge, 739103 Unzen, wovon Mount Morgan allein 332 542 Un- zen lieferte. In diesem Jahre (1. Juli 1894—1895) sind wir jenem Ergebnisse mit 680000 Unzen am nächsten gekommen. Die Minen Charters Towers geben 21, Gympie sogar 23 Proz. Dividende. Wir haben nunmehr das „goldene Viktoria" erreicht und treten nur noch mit Westaustralien in den Wettkampf, das fast 300 030 Unzen erreicht hat, — im nächsten Jahre wird es vielleicht das Doppelte erzielen. Ganz Südafrika förderte 2240000 Unzen (153 Mil lionen Mark an Wert), hat Australien also noch immer nicht erreicht. Aas Westaustralien kommen fortdauernd Nachrichten von wirklich märchenhaften Funden. Die Great Boulder-Mine gab in wenigen Wochen aus 931 Tonnen Gestein 8120 Unzen ge schmolzenen Goldes; die Mine Wealth of Nations ist für eine sehr bedeutende Summe von dem frühern Minenminister Qeenslands, Hodgkinson, gekauft worden; die Hannans-, CrösuS-, Boulder- und Bis- marck-Mine liefern fabelhafte Erträge. Bisher man gelte noch immer Wasser; fortdauernde Bohrungen aber sind jetzt von günstigen Erfolge« begleitet, so in der Coolgardie Mine, wo in der Stunde 5000 Gallonen abfließen. Der Regierungsgeologe Götzel ist einer der beschäftigsten Staatsbeamten; gegen wärtig untersucht er ein goldhaltiges Cementlager auf feinen anscheinend nicht geringen Gehalt an Edelmetall. Der Handel mit Minen-Anteilen wird immer umfangreicher; in der kaum 12000 Einwoh ner zählenden Hauptstadt Perth strömen Börsenleute, Minensachverständige und Jndustrieritter aller Art zusammen; im Umsehen ist aus der dürftigen Nieder lassung eme Großstadt geworden. Am 1. August wurde unter entsprechenden Feierlichkeiten ein groß artiges Museum eröffnet, Staatsbibliothek und Kunst galerie werden folgen. Die Erste ist geborgen? Die unscheinbaren Halme mit dem geheimnis vollen Segen der Körner füllen die Tennen! Tausend fleißige Hände regen sich, um die mehligen Körner in Brot zu verwandeln, das uns verständlich macht, warum man in nordischen Ländern die Getreidefalter als Lade oder Schrein Gottes bezeichnet. „ES thut ihm leid um den graubärtigen Mann," murmelte Gimpel, „so heftig und grob er auch ist, aber mit einem armen Menschen hat er doch Mitleid. Was hilft's, er muß thun, was der Baron von ihm verlangt. Na, ich bin neugierig, was aus der Treibjagd werden wird. Er ruht jetzt nicht eher, als brS er den Fremden gefunden hat, ich kenne ihn ja! —" 19. Im Tanzsaal zu Wildenfels. Im Gasthofe zur Post beim alten Andreas war Tanz. Durch die geöffneten Fenster schallten die Klänge der Musik in den dunkeln Abend hinaus, zuweilen übe»tönt von den übermütigen Freudenrufen und dem Gelächter der Tanzenden. Die Fenster waren draußen mit den Köpfen neugieriger Dorfbewohner besetzt. Im Saale herrschte große Hitze, denn eS war drückend voll, und Andreas an seinem Schänktisch im Hintergründe hatte alle Hände voll zu thun. Seitdem de, neue Musikant zum Tanze spielte, kamen die Mädchen und Burschen alle weither nur nach Wildenfels, und eS wurde hier doch nur nach den Klängen einer einzigen Geige getanzt. „Der neue Musikant spielt schön, höre nur," sagte eine Tänzerin zur andern. „Heißa, nach seiner Geige läßt sich's gut tan zen!" rief ein junger Bursche ihnen zu. „Wie bleich er auSsieht," meinte das andere Rädchen und zeigte zu dem Spieler hinüber, der am Ende des Saales an eine Säule gelehnt dastand und Das Brot ist eins unserer wichtigsten und un entbehrlichsten Nahrungsmittel, dessen Name uns im Sprachgebrauchs aus Schritt und Tritt begegnet. SS ist das liebe Brot, und dieses ständige Attribut teilt eS nur mit der lieben Sonne und dem lieben Gott. In der vierten Bitte des Vaterunsers fassen wir unter dem Namen des täglichen Brotes alle Güter zusammen, die zur Befriedigung unserer irdischen Bedürfnisse dienen. DaS Brot ist eine Gabe Gottes; er hat verheißen: So lange die Erde steht, soll nichtaufhören Samen und Ernte. Zwar hat der Landmann die Körnlein zwischen die Furchen gesät mit fleißiger Hand und beegget; aber, daß sie gewachsen und zeitig geworden, dafür kann Euer Vater hier nicht, das thut der Vater im Himmel. Darum finden wir in Häusern mit rechtem Sinn die Sitte allgemein verbrecket, keine Brotkrümchen um kommen zu lassen. Chriaus selbst hat hierzu das Vorbild gegeben nach der Speisung der Fünftausend. Die Kinder, die leichteren Sinnes auch über dieses Gut Nachdenken, werden angehalten, jede auf dem Wege liegende Brotrinde aufzuheben und sie an einen Ort zu legen, der Bögeln und anderen Tieren zu gänglich ist. Auch der Aberglaube hat zum Teil das Verhalten dem Brote gegenüber bestimmt. Vor dem Ausschneiden eines frischen BroieS zieht der Bauer mit dem Messer drei Kreuze. In den Teig drückt er gleichfalls drei Kreuze, um das Brot vor dem Mißraten zu schützen. Ehe man eine neue Wohnung bezieht, werden in dieselbe Salz und Brot gebracht, damit eS dem Einziehenden in derselben nie am täglichen Brote gebreche. Das zuerst abgeschnittene Stück eines Brote« darf nicht verschenkt werden, wenn man das Glück nicht aus dem House treiben will; es darf aber auch nicht von einer Person allein verzehrt werden; diese wird sonst geizig. Zeigt die Schnittfläche nach der Thüre, so wandert das Glück hinaus, und die Sorge zieht ein. Fällt beim Essen ein Stück Brot auf den Boden, so ist daran der Neid eines Feindes schuld. „Salz und Brot wacht Wangen rot." Dieses allgemein bekannte, wörtlich genommen jedoch nicht zutreffende Sprichwort will nur eine Mahnung zur Mäßigkeit sein, und der Volkswitz hat ihm daher ein zweites Wort angehängt: „Aber Butterbröter machen noch viel röter." Nach dem Brote haben manche Eßzsiten ihre Namen erhalten: Ma« spricht vom Mittagsbrot, Vesperbrot, Abendbrot, auch wenn zu diesen Mahl zeiten gar kein Brot auf den Tisch kommt. Verhilft man einem Arbeitslosen zu einer Stellung, so ver schafft man ihm Brot. Nach Kündigung der Stellung komm- er ans Brot und Lohn. „Wes Brot ich esse, des Lied ich singe" ist ein betamner Grundsatz charakterloser Schmeichler. Nach Verlust de« Brot herrn müssen viele nach Brot gehen; sie müssen betteln. Doch „Bettelbrot ist bittre Not; Diebesvrot bringt Galgentod." Vorher wird dem Verbrecher das letzte Brot gebacken. Wird er aber, nachdem er bei Brot und Wasser gesessen hat, wieder freigelassen, dann ist ihm in der Regel der Brotkorb sehr hoch gehängt. Doch dieses ist auch oft bei ehrenhaften Leuten der Fall. Der Vater des genialen, aber unglücklichen Dich ters Christian Günther wußte schon vor zweihundert Jahren seinem Sohn keinen besseren Rat zu geben als den folgenden: „Sohn, wirf den Bettel hin und häng den Brotkorb an! Kein Reimen bringt Gewinn!" WexmischteS. * Schutzhülle zur Sicherung von Pflanzen gegen Nachtfröste. Jeder w-iß, wie gefährlich besonders im Herbst die Nachtfröste auf viele Blumen wirken. Entfernt sich der Lustzustand zu sehr von der jeder seinem Instrument die verführerischsten Weisen ent lockte, während seine Gedanken an einem ganz andern Orte zu weilen schienen, als hier im Tanzsaal, „aber spielen kann er wie keiner!" „Gebt ihm Bier und Branntwein zum Besten," rief eine Dritte den jungen Burschen zu, „erscheint arm zu sein, er bezähmt sich nichts." Der Bruder des Mädchens kam der Bitte des selben nach. Er ging zum Wirt, der hinter seinem mit Flaschen und Gläsern besetzten Tische stand und ließ ein Glas Bier und ein Glas recht feinen Brannt wein einschenken, dann trug er jedes in einer Hand zu dem Spieler hin. Das Mädchen hotte recht, er sah blaß auS und eS schien ihm bisher im Leben nicht gut ergangen zu sein. Seine Augen waren unruhig und finster, und fein Bart war verwildert und ungepflegt und lang wie sein Haar. „Hier bringe ich Euch Bier und Branntwein, Mustkant, weil Ihr so gut spielt, kommt und trinkt!" rief der Bursche ihm zu und stellte beides auf einen Tisch im Hintergründe, da nun eine Pause einge treten war, „eS wollen Alle jetzt nur nach Eurer Geige tanzen, und bis von Rudelsburg drüben kommen die Mädchen und Burschen herüber, seitdem Ihr hier spielt." Der Musikant nickte mit dem Kopfe und lächelte eigentümlich dabei. ES war so etwas wie ein me lancholischer Zug in seinem bleichen Gesicht. „Ich danke Euch," antwortete er und trank einen Schluck von dem Bier. „Ihr spielt noch nicht lange hierin Wildenfels?* (Fortsetzung folgt.)
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