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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 21.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190808215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19080821
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19080821
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1908
- Monat1908-08
- Tag1908-08-21
- Monat1908-08
- Jahr1908
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 21.08.1908
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sich rühmen, sechs Bräute auf einmal gehabt zu Heydt" vorstellte. Da er wiederholt auch in der haben. Anfang 1905 lernte D. ein Fräulein B. kennen, der er sich als „Feuerwehrseldwebel von der Schwere Grubenkaiastrophe in England. Eine verhängnisvolle Explosion hat — wie schon kurz gemeldet — in der Maypolegrube in Lancashire -die Belegschaft von jeder Verbindung mit der Außen welt abgeschnitten, und man muß die Befürchtung hegen, daß keiner der Eingeschlossenen mit dem Leben davon kommen wird. Ein Drahtbericht meldet uns noch: London, 20. August. Durch eine furchtbare Explosion im Maypole-Kohlenbergwerk bei Abram, unweit Wigan in Lancashire, wurden gestern abend Mgen 100 Arbeiter lebendig begraben. Es ist wenig Hoffnung auf ihre Rettung vorhanden. Durch die Explosion wurden der Fahrstuhl und der Ventilations- opparat zerschmettert. Der Knall wurde weithin ver- nommen, man sah dichten Qualm aus dem Schacht hervordringen. Ein Rettungskorps ging durch die benachbarte Junktion-Grube hinab, konnte jedoch nur hundert Meter weit durch die Berbindungsgalerie vordringen, da weiter vorwärts giftige Gase lagen. Die Rettungsmannschaften bargen vier bewußtlos dort liegende Arbeiter, die an der Oberfläche wieder zur Besinnung kamen. Ein zweites Rettungskorps ging weiter und förderte fünf Leiclwn zutage. Wei teres Vordringen war wegen umfangreicher Decken einstürze, die die Galerie versperrten, unmöglich. Spät nachts waren die Ingenieure bemüht, durch die Junktion-Grube frische Luft zu den Verschütteten zu leiten. Neue Hilfsmannschaften mit den modernsten Apparaten zum Schutz gegen Gase und zur Räumung von Deckenstürzen sollten spät nachts hinabgehen. Am Eingänge der Grube hatte sich eine ungeheure Menschenmenge versammelt, darunter viele Frauen und Kinder der Verschütteten. Es spielen sich herz zerreißende Szenen ab. London, 20. August. Bisher sind zwanzig Leichen aus der Maypole-Grube zutage gefördert worden. Tie Rettungsmannschaften begegneten unten furchtbaren Szenen. Der Schacht ist mit zerschmet terten Gliedern und Körperteilen besät und mit Blut bedeckt. Die Leichen sind furchtbar verstümmelt Die Ursache der Explosion ist unbekannt. Tic Rettungs arbeiten werden fortgesetzt, es ist aber keine Hoffnung vorhanden, irgend einen Verschütteten noch lebend aufzufinden. Neuestes vom Tage- 1" TieZarin. Wie ein Telegramm aus Peters burg meldet, läßt der Gesundheitszustand der Zarin wieder zu wünschen übrig. Sie leidet häufig an Nervenanfällen und kann an den Veranstaltungen I des Hofes nicht teilnehmen. 1 Wieder einer! Ein Telegramm aus -Gnesen berichtet: Ter aufsichtsführende Richter des Amtsgericht Gnesen, Dr. Steiuardt, wurde gestern wegen Vergehens gegen Paragraph 175 des Straf gesetzbuches in zwei Fällen zu sechs Monaten Gcfäng- nis verurteilt. Ferner wurde ihm die Fähigkeit zur ' "Begleitung eines öffentlichen Amtes für die Tauer - eines Jahres aberkannt. Tie Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Feuerwehrunisorm erschien, hielt die B-, die schon etwas aus der ersten Jugendblüte heraus war, die Angaben des T. für richtig und war nicht abgeneigt, ihm die Hand zum ehelichen Bunde zu reichen. Es kam ein Verlöbnis zustande, das jedoch nur wenige i Tage bestand. Fräulein B. hatte ihrem Verlobten j ihr Sparkassenbuch übergeben, um mit dem Gelde Möbel zu tarnen. Hierauf hatte Drews nur ge« > wartet, er hob das Geld ab und verduftete nach Amerika. Von hier wurde er auf eine eigentümliche Weise wieder nach Deutschland zurückbefördcrt. Es war hier gegen ihn der Verdacht aufgetaucht, den Mord an der Luise Günther in der Hasenheide be gangen zu haben, und Drews wurde aus Ersuchen der Staatsanwaltschaft nach Deutschland ausgcliefert. Das gegen ihn cingeleitete Verfahren wurde jedoch wieder eingestellt. Der Angeklagte legte sich nun auf j den Heiratsschwindel im Großen und bekam es fertig, ! mit sechs heiratslustigen Mädchen zu gleicher Zeit j verlobt zu sein, denen er Beträge bis zu 500 Mark abschwindelte. Tas Schöffengericht verurteilte T. zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten. Tie hiergegen eingelegte Berufung wurde von der Straf- j kammer verworfen, da der Angeklagte die Mädchen ! ganz systematisch ausgenützt habe und sein Treiben ! deshalb ein überaus gemeingefährliches sei. Gerichtszeituug. — Berlin. (Der Mann mit den sechs Bräuten.) Ter Vergolder und Händler Hugo Trews, der dieser Tage in Berlin vor der Strafkammer stand, kann Pflanzen hatten in diesem Jahre besonders reich an sesetzt und versprachen eine sehr gute Gesamternte. Jetzt haben ihnen die HundStäge den Garim- ge wacht. i. B. (Spenden.) Wie der Vogtländisch- AnjeiKr meldet, hat die Stadt Plauen 2000 Mark für die Zeppelinspende und 500 Mark für die Ab- gebrannten in Donaueschingen bewilligt. Außerdem find bei den Sammelstellen in Plauen rund 20 000 Mark für den Grafen Zeppelin und 1500 Mark für Donaueschingen eingegangen. Reichenbach. (Tödlich verunglückt) ist in der Nacht zum Dienstag in Unterheinsdorf der 19 Jahre alte Wirtschaftsgehilfe Franz Paul Knabe, als er in den frühen Morgenstunden von einer Volksbelustigung in einem dortigen Gasthof nach der Behausung seines Vaters zurückgekehrt war. Wohl in seiner Schlaf- Trunkenheit ist der junge Mann durch die offene Scheunentür nach der Tenne geraten. Hierbei scheint er dann von der nach den oberen Scheunenräumen führenden Treppe herabgestürzt zu sein, wobei er eine Gehirnblutung und einen schweren Schädelbruch erlitt, an dem er sofort verstorben sein muß. Murzen. (In Gefahr zu verbrennen) befand sich Lieser Tage nachts ein junger Malergehilfe. Der selbe hatte ein Streichholz angezündet, dessen brennende Kuppe auf das Bett gefallen war. Als der Vater des Gehilfen nach Hause kam, fand er das Bett bereits glimmend vor. Der im Bette schlafende Sohn wurde eiligst geweckt und einer großen Gefahr entrissen. Ztviika«. (Tas ist ein Geschäft.) Während ein hiesiger Wurstfabrikant sich auf einer Badereise be fand, entwendeten ihm der Obergeselle und der Kut scher etwa 12 halbe Schweine, welche ein auswärtiger Fleischer kaufte. Letzte Telegramme. Zus«u»,rück. ' Kassel, 20. August. Der Personenzug Leipzigs Kassel-Schwerte rannte bei der Ausfahrt aus de« Bahnhöfe Brilon infolge falscher Weichenstellung auf den Zug Brilon-Paderborn auf. Eine Anzahl Pas sagiere erlitten leichte Verletzungen. Die Lokomo tiven sind stark beschädigt. «iu «-beukftein? London, 20. August. „Daily Telegraph" be spricht in einem längeren Artikel nochmals die Be gegnung des deutschen Kaisers und König Eduards in Kronberg und will erfahren haben, daß dieselbe durch einen Gedenkstein, der im Parke errichtet weve den soll, verewigt werden soll. Das Blatt fügt hin zu: Tie Unterredung ist als eines der wichtigste« Ereignisse unseres Zeitalters zu betrachten. Matt habe England vorgeworfen, eine Einkreisung Deutschs lands vorzubereiten, aber endlich seien die hohe« Regierungen zu der Ueberzeugung gekommen, daß diese Vermutung unrichtig sei: die Angelegenheit könne nun als erledigt gelten. Der Kaiser und der König seien Monarchen, die gewohnt seien, Ereignisse urM Menschen ihrem Willen zu unterwerfen. Sie feie» entschlossen, den Frieden zu erhalten. Jede Gegner schaft sei geschwunden. Humoristisches. Fatal. Er: „Was ist denn das für eine Speise, di« schmeckt ja eigentümlich?" — Sie: „Ach, entschuldig^ nur, lieber Schatz, ich habe heute selbst gekocht un« Hobe beim Umblättern im Kochbuch versehentlich zw«L Blätter gegriffen. Nun sehe ich erst zu spät, daA es Hecht in Gelee wurde!" Ein Menschenkenner. Klein-Berta: „Deine Mama rief Dich eben zum zweiten Male." — Klein-Lskar, eifrig beim Spiel» „Ich weiß ja." — Klein-Berta: „Paß auf, Du ba» kommst Schläge, wenn Du nicht folgst." — Klein» Oskar: „Nein, heute nicht, wir haben Gesellschaft Ta sagt Mama: Der arme kleine Kerl, sein GehöL hat von den Masern wirklich etwas gelitten." am IS August 1908 Lrbf«.' Mahl- mW AMI« Wett«. fremd« Gort« »erst«, «um-, 1 - Fatt«» Hafer, Misch« Roagev preußischer . hiefia«, - fremd«, Heu altes Heu, nm-- Stroh, Fleorldrusch Stroh, Maschiurudrusch Laogsiroh Snob MajchMmdrusch, Krummstroh Kartoffel» Sutter I 10 «. SV d»^>2 M. 10 Vf 10 - SV- - 10 , so - 8 - 88 - M 9 . 05 - 8 - 88 - « 9 . 08 - 8 - 3V. A 8 . 80 - 9 - 88 - 10 - — K — - — « — » — - —E M — « — M 7 - 08 - 7 - so. 7 - 78 - 8 . 08 - 7 - 4v - 7 - «8 - II - — « 11 - so. 9 . m. M IS - 2 - so. B 3 - 30 ' 3 - so - 4 . 10 . S - — » - 3 . 33 . 2 — - 2 . 30 . I . so. M 2 - 3 » so. M 4 - l - ' » « 2 «0 «ntgegcngelvallt, eine graue Nebelgestalt. Und seine Augen erkannten sie — Erika — ihr ernstes, stilles Gesicht, von grauen Schleiern umwallt. Erika und Hilde — größere Gegensätze gab es ja wohl nicht «auf der Welt. Ob Erika irgend etwas empfand, wenn sie seine Verlobung erfuhr? Nun, das war ja gleichgültig jetzt, abgetan und vorbei, und er hieb auf die Schecken, daß sie sich Bäumten und in Galopp fielen. Der Wald lag jetzt hinter ihm, der Schlitten schürfte auf der durchweichten Chai ssee. 11. Elisabeth Werner wurde jetzt von der Mutter »rach Hause gerufen. Sie sei dort dringend nötig, hieß «s. Hildes Verlobung brachte zu viel Unruhe ins Haus und Frau Werner fühlte sich den Anforderungen micht mehr allein gewachsen. Elisabeth wurde es schwer, sich aus ihrer Um- sebung loszureißen. Sie hatte sich auf ihrem Posten als tüchtig erwiesen, war geschätzt und geliebt von der Oberin, den Mitschwestern und Kranken. Sie erkannte es indes als ihre nächste Pflicht, zu helfen, , wo sie in ihrer Familie gebraucht wurde, und folgte dem Rus. Sie hatte sich nun jahrelang von der Außenwelt , .. abgeschlossen, jetzt mußte sie in das Leben zurück. Die Nachricht von Hildes Verlobung mit Marwitz , Hatte , sie, trotz der Andeutungen, die Mutter und Schwester in ihren Briefen bereits gemacht hatten, ./ Loch überrascht. Sie hatte geglaubt, daß Marwitz sich mit dem Bilde einer anderen trage. Sie wußte, daß er in Berlin mit Erika Golm verkehrt hatte — der Eindruck, den diese auf ihn gemacht hatte, mußte , also doch nicht tieferer Art gewesen sei». Er war ein sehr leicht erregbarer, wankelmütiger Charakter. Gab das eine Gewähr für Hildes Glück? Am Bahnhof in der Heimatstadt empfing sie nur der Papa. Die Mama und Hilde waren mit Vor bereitungen für eine Abendgesellschaft beschäftigt. Der Papa war noch mehr gealtert, die tiefen Sorgenfalten in seinem Gesicht erschreckten Elisa beth. ,^Jch sah nie recht aus Deinen kurzen Briefen, wie es Dir ging, Papa", sagte sie, ihm besorgt in das Gesicht blickend. „O, ganz gut", meinte er lächelnd, aber mit einem Ausdruck, der seine Worte Lügen strafte. „Tu weißt, Liesel, ich lebe da oben mein Leben für mich, überarbeite mich auch nicht mehr, da ich nicht j von Klienten überlaufen werde, und unten — na, da sind sie ja jetzt sehr zufrieden." „Hat Deine Praxis sich andauernd verringert?" fragte sie scheu. „Sie ist gleich Null, Kind." „Aber — die Mama " „Ja, die Mama will das nicht wissw, freilich. Ich habe es aufgegeben, ihr die nüchternen Tatsachen ins Gesicht zu rufen. Meine Kraft ist erlahmt, wir treiben so weiter." Elisabeth war gründlich aus ihrem Frieden ge rüttelt. ' Lier stand ihr ein harter Kampf bevor. Die Briefe der Mutter hatten immer nur frohe und glanzvolle Bilder entrollt, und wenn sie selbst auch von allerlei Zweifeln geplagt gewesen war, im allgemeinen hatte sie doch geglaubt, die Dinge stän den hier besser, als da sie fortging. Sie begriff gar nicht, wie so etwas durch Jahre aufrecht zu erhalten war, und schwere Angst packte sik „Ist Dir Marwitz als Schwiegersohn recht?** fragte sie. »Ich bin auch da nicht gefragt worden, als oU Zeit war. Er ist ein angenehmer, wie ich glaube, auch! Herr Werner zuckte die Achseln. guter Mensch. Nach der Mutter Meinung zieht er uns aus oller Not. Die beiden großen Güter da iik Ostpreußen - ich habe Erkundigungen eingezvgent und diese lauten recht eigentümlich. Man sieht da! nicht klar. Es sind große Besitzungen — schlecht bo* wirtschaftet, scharf obgeholzte Waldungen, mangek hafte Forstkultur, und der Vater meines Herrn —- Schwiegersohnes, der Besitzer, Grand Seigneur, lebt stets im Auslande. Was uns, selbst die Mutter, ans meisten beunruhigt, ist, daß dieser Vater bisher noch! keine Silbe, keinen Glückwunsch, keine Einwilligung seinerseits kundgegeben hat." „Aber — wie konntet Ihr dann — —" „Tie Verlobung veröffentlichen, willst Du sagnk Ganz recht, mein Kind, aber das hatten Hilde und die Mutter schon besorgt, ehe ich ein Wort darein» reden konnte. Wie ich Dir schon sagte, meine Kraft ist gebrochen." Elisabeth schwieg. Das waren lauter bedrückend-? Nackzrichten. Die Mutter sah unten in der Küche nach de« Rechten, wegen der erwarteten Abendgäste. Ns Elisabeth in das Wohnzimmer trat, fand si« das Brautpaar kosend in der Fensternische. Tie Frühlingssonne war im Sinken, es herrscht«! eine halbe Dämmerung. Hilde wandte sich erst um, als die Schwester schmL mitten im Zimmer stand. Sie stieß einen kleinen Schrei aus. Wie ein grauer Schatten in ihrem schlichten, eiN» farbigen Reisekleid stand da Elisabeth, der das MM« chen mit der Lampe folgte. . Fortsetzung kolgt.)
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