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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 12.11.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-191111122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19111112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19111112
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1911
- Monat1911-11
- Tag1911-11-12
- Monat1911-11
- Jahr1911
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 12.11.1911
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»erbrettet-e Zewwg Sovntag, den 12. November Nr 264. 1911 oi»f 't bk^ t»s I. .Vt n. ' Ha»pt-Jusertto«»orga« t« «mtitgerlchtsbezirk strnS gesorgt. i< List. 8r»t. Sorsttzender. 1910/11. taades. nn«. Carl Zech, cht wählbar.) beim Unter- Uhl »8 sfp klarlr Hypothek bal» rsvcht. kagrblatt-Exp. H». S Uhr Wt!« Tifche»d«rf. vtrsr» »lau ernenn rugltq außer »onn- «ad Feftlag» »achmUtag» für den folgende» Tag. — vterleljiHrltcher «rragaprU» 1 Mk. bo psg^ durch die Post bezogen 1 Mk. 75 Pfg Uvneln« Nummern 10 pfg. Erstellungen nehmen imster der G«P«Mo» t» tlchtenstrt», Lmichaner Ltr. Nr. 5d, alle Nrisertichen Pastanstalte», Postboten, sowie die Austräger entgegen- Zierate werden dir fünfgespaltrne «rundzetle «tt 1v, für ilnswärttgr Lnsrrenten mit 1V psg. brrrchnet. Neklamezrilr 80 Psg. S» «ntlichen Teile kostet die zweispaltige Lette 30 pfg. Fernsprech-Anschlutz Nr. 7. Lnseraten-Zliauch»« täglich di» spsttesten» vormittag» 10 Ntzr. Trlegramm-Adresfe: Tageblatt. SIN ld Umg. v. ru Is !Il i vor der ganzen Welt möge Herr Heydebrandt vor seinem ! nationalen Gewissen verantworten. Tie alles Maß j übersteigenden Worte Heydebrandts mögen dem Par- : tciintercsse dienen, das deutsche Reich schädigen sie. Der s Starke brauche das Schwert nicht immer im Munde zu führen. Mil gedämpfter Stimme, auch mit einem klein wenig Pathos, beteuert der Kanzler, er begrüße die naUonale Aufwallung, obwohl er wisse, er habe der Ehre seines Volkes gegenüber England nichts nachge geben. Und dann kommt ein neuer wuchtiger Hieb. Es stehen in dieser nationalen 'Frage aber auch Kräfte im Spiel, die mehr mit den Wahlen als mit Marokko und dem Kongo zu tun haken. Ehe man sich dieses schweren Angriffes in seiner ganzen Tragweite bewußt wird, hört man des Kanzlers leiden schaftlichen Schlußakkord: Aus utopistischer Erobe rungssucht oder ans Parteizwecken nationale Leiden schaften bis zur Siedehitze zu entflammen, das heißt den Patriotismus kompromittieren. Ter Kanzler setzt sich erschöpft unter dem Beifall be sonders der Fortschrittlichen, während unter unbe schreiblicher Erregung die Abgeordneten in die Wandel- gängc eilen. Natürlich hat der wirtschaftliche Latt- mann unter den sensationellen Ereignissen zu leiden. Nur seine engeren Freunde hören ihm zu, als er den Kronprinzen verteidigt, an dessen Haltung nichts aus zusetzen sei. Herr Bruhn hat fünf ganze Zubvrer tim Saale. Kurz stimmt der Elsässer Nickl in der Po litik des Kanzlers zu. Erst Herr Grüber kann eine stattliche Zuhörerschaft um sich sammeln. Inzwischen hatten die Konservativen in erregter Beratung die Ant wort verfaßt. Diejenigen behielten die Oberhand. die für eine ruhige, sachliche Antwort waren. Herr v Heydebranvt erklärt, sich eng an das Manuskript haltend, der Kanz ler hätte sich nicht gegen chn persönlich tuenden dürfen. Er habe im Namen der konservativen Partei gesprochen, die seine Rede gebilligt habe ünd noch jetzt billige. Die Abwehr verletzender englischer Angriffe gegen das deutsche Volk bedeute nicht eine Schwächung, sondern, eine L-tärtüng des Ansehens Deutschlands. Eine Wahl rede hätte er nicht gehalten. /Auch die Wahlen gäbe,' un ter Umständen das Volksempfinden wieder. (Hier lacht die Linke!) Seine Freunde ließen sich das Recht nicht nehmen, dem Volksempsinden Ausdruck zu geben, wie cs sich seit Monaten verrate. Die Rechte demonstriert sür ihren Führer, die Linke ruft laut: „Und das ist alles '?", als Herr v Heyde- brandl abtritt. In einer persönlichen Bemerkung wendet sicb Herr Bassermann gegen den Versuch des !Ka»z- lcrs, sein nationales Empfinden herabzusctzeu, und das erlösende Wort „Vertagung" beendet einen sensatio nellen Dag, wie man ihn feit Bismarcks Zeiten kaum verzeichnen kann. Und alles blickt gespannt auf den morgigen Tag. Und was wird er bringen ? Das Wichtigste. ' * Im Reichstag wurde gestern die Besprechung der Marvkkointerpcllationen fortgesetzt. Dabei kam es zu einem scharfen Zusammenstoß zwischen dem Reichskanz ler und den Abgeordneten v. Hcydebrandr und Bajser- marn. * In den gestrigen Sitzungen der beiden Kammern des sächsischen Landtages erfolgte die Wahl 'der Abtei lungen und Deputationen. * In der bayerischen Kammer Ihar der liberale Ab geordnete Casselmann dem Unwillen des bayerischen Noltes über das Marokkoabkommen Ausdruck gegeben. * Der Stapellauf des Linienschiffes „Kaiserin" hat Deute in Kiel stattgefunden. * Um Tripolis finden wieder heftige Kämpfe sta-l. * In den Siemens-Schuckert-Werken in Nürnberg richtete in vorvergangcner Nacht ein Grvtzfeuer be trächtlichen Schaden an. * Tie Mandschus haben alle Hoffnung auf Ausrecht- erhaltung des Kaiserreiches aufgegeben. Außer Kan- tön hat sich auch die Provinz Kwangtung kür >unab- lhängig erklärt. Hongkong ist zu den Rebellen üvcrge- gangen. * In Erfurt ivurde ein Gustav-Adolf-Tenkmal in Gegenwart von Vertretern der schwedischen Regierung amd der schwedischen Kirche enthüllt. * In Rudolstadt erbrachten die Londtagswahlen eine sozialdemokratische Mehrheit für den Landtag. * Im österreichischen Abgeordnetenhaus schlug der Abg. Malik den Deutschradikalen Hummer mit einer Hundepeitsche. Der Marokko-Debatte II. Tag. (Eigen-Bericht.) Sch. Berlin, 10. November. Das ganze Aussehen des Reichstages verkündet heute den großen Tag. Als der sortscbrittliche Wemer zur Tribüne geht, erscheint der Reichskanzler mit se>v.cm Stabe. Da durch Herrn Wiemers Ausführungen frisch fröhliche Kritik geht, kommt es bald zu einem Zusam menstoß mit der Rechten. Schließlich fordert Herr Wie mer mehr parlamentarisches System in der Regierung und erntet sür seine Rede «einmütigen Beifall seiner Freunde. Für die Freikonservativen spricht Vizeprä Pdcnt Schultz. Mit ruhig abgemessenen Schritten,wür digt er die Arbeit des Kanzlers, der sein ganzes Leben dem Dienst des Vaterlandes geopfert habe und nichts tun werde, was das Vaterland schädigt. Das Aus land solle sich gesagt sein lassen, daß 'die Z>üen dahin find, wo Deutschland sich irgendwelche Vo-schnften Ma chen läßt. Die Abgeordneten strömen zusammen. Der Reichskanzler, der eifrig in feinen Papieren studiert hat, ergreift das Wvrt. Ohne auf das Manuskript zu blicken, spricht er: Seine starke Heiserkeit stört ihn nicht. Man er kennt den ruhig, nüchtern abwägendeu Rcdnec nicht wieder. Von Anfang bis zum Ende seiner Rede ist er in der Offensive. Kein einziger im 'Reichstag habe Mittel angeben können, wie die Regierung der marokka nischen Schwierigkeiten besser hätte Herr werden ton nen. Und er wendet sich im.Einzelnen gegen Herrn Bas sermann, dem er vorwirft, Ausführungeil gemacht zu haben, die den Tatsachen widersprechen. Sein Vor schlag, an der französischen Grenze zu rüsten, hätte zum Kriege führen müssen. Dann aber rechnet er, in der Form schneidend scharf, mit Herrn v. Heydebrandt ab. Das Temperament geht mit dem Kanzler durch, eine zivbite Natur offenbart er. Er schlägt Darauf los, vbne die Folgen zu bedenken. Vor Erregung bebend, ruft er dem vor ihm sitzenden Herrn v. Heydebrandt zu, er habe den Kanzler beschuldigt, sich über eine in Der Rede des englischen Ministers enthaltene Demütigung Deutschlands mit einer leichten Wendung hinwcggcsetzt zu haben. Diese Schmähung seiner eigenen Regierung konservativen Abgeordneten Opitz wählten, laß: darüber keinen Zweifel aufkommen, daß der badische Großblock- gcdanke auch in Sachseu schon Wurzel gZaßc Hot. Der Unterschied ist nur der, daß ru zSüddeut'chkand zunächst der Liberalismus in solchem Großblvck fuhr' und Die Sozialdemokratie mehr sich führen läßt, währ-nd In Sachsen binnen ganz kurzer Zeit die Sozialdemokratie Has HP i', Fhren HänDcn-halte.l m^ ,Z 'N einen Sitz im Präsidium zu 'erlangen, ihrerseits für nicht erforderlich erachtete, trotzdem die „Genossen" diese Bürgschaften, d. h. geziemende Rücksichtnahme des betreffenden Vizepräsidenten auf die Sitten nm Kö-? nigshos, ausdrücklich zu geben verweigert hatten. Wenn nun schon die Präsidentenwahl nur'durch eine Minderheit von 35 liberalen Stimmen zustande -kam, fo bot diejenige des ersten Vizepräsidenten geradezu das Zerrbild einer Wahl. Nachdem Der bisherige Vize präsident Geh. Hofrat Opitz seine durch Die 'liberale Mehrheit auf ihu gefallene Wahl abgelehnt'hatte, tmähl-, ten die Nationalliberalen den freisinnigen Abg. Bär. Die Fortschrittler selbst aber ließen diesen Durchsallcn> um statt seiner den Sozialdemokraten Fräßdorf auf Den Schild heben zu helfen. 25 sozialdemokratisch.' und ckO kint-liberale Stimmen vereinigten sich auf ihn. Erst bei der Wahl des zweiten Vizepräsidenten fand sich teine tatsächliche Mehrheit des liberal-sozialdemokratischen „Großblocks", die nunmehr sich auf Herrn Bär vereinig te, Lem Mitglied jener Achtmännerfraktiou, die von Rechts wegen überhaupt keinen Anspruch auf einen-Sitz im Präsidium erheben konnte. Als ein Blatt, das von jeher für unser von sozialde mokratischer Hochflut umbrandetes Sachsenland ein Hondinhandgehen der staatserhaltenden Parteien vefür- tAortet und ein Zusammenarbeiten der konservativen und naticnallibcralen Laudtagsfraktion für cmeStaats- mvtwendigkeit angesehen hat, bedauern wir diese ganze Präsidentenwahl aufs tiefste. Hüben wie drüben «cha rakterisiert sie sich als Wahl He irato, als eine solche, die der Zorn diktiert hat. War les notwendig, so ftagen wir Konservative wie Nationalliberale, daß demselben Landcsoaier, ocr einst so stolz 'war, DlS sein Volk vor uvck: nlibt 5 Jahren wenigstens teilweise Die Kecken soziatdemotratifcher Gewaltherrschaft im „roten König reich" sprengte, ein Herr als Vizepräsident des Land tag« rwrgcstcllt werden wird, der bei -aller Achtung vor seinen persönlichen Vorzügen trotz des auch von ihm zu leistenden Abgeordneteneides, das untrennbare Wohl des Königs und Landes-allzeit im Auge zu haben, auf republikanischem statt monarchischem Boden steht ? Und weiter, war es nötig, im Angesicht einer ganzen Fülle allcrwichtigster und dringlichster Slaalsaufgaben, von denen die Thronrede uns Kunde gab, die Funken leider schon längst vorhandener Verbitterung zwischen den zwei großen staatserhaltcnden und sich — mau sage, was man will — so tausendfach berührende» Parteien durch diese» heillosen Aufcinandcrprall zu lichter'Flam me aufzublaseu, daß die Gefahr zum-Greifen nahe -rin, es werde die sächsische Gesetzgebung^maichin: alsbald aus ein totes Gleis geraten, in dem Linke ü»ü Sozial demokratie ihr ihren Großblockstempet aufvrück.n, wäh rend die Erste Kammer nach'ihrer konservativen Grund richtung sich dann verpflichtet sieht, derartige Don Her andern Kammer vcrböserte Vorlagen rbzulehucw Wir haben darüber keinen Zweifel gelassen, Daß wir der: Anspruch der konservativen Partei auf d-e erste Präsidentcnstclle für vollberechtigt erachte», zugleich aber de» liberalen Einwänden nicht jede -- sage» wir „E»tschuldig»»g" absprcchen. Jetzt, nachdem die Dinge so weit gediehen, bleibt uns vur oer Wun-eh übrig, daß das Bewußtsein der Pflicht, Dem Könige und Dem Volkswoht in gleicher 'Weise zu dienen, sich mächtiger erweise» möge, als die durck» die unselige Präsidenten wahl entfachte politische Leidenschaft. Wrhin des Wegs'? Die Haltung jener beiden Lurksliberalcn, die gleich im ersten Wahlgange für Den Posten des ersten Vizepräsidenten lieber De» Svz-alDr- mokraten, als den bisherigen so hochverdiente» aber Früher Woche«- und Rachrichtsblatt Tageblatt sir Mkrs, Miß, 8tnÄ»s, Mas 81 Wki. HtliMnt, Iiritin, MM LitimÄnf, Ms» 8t. Mis, 8t. Zmt 81 Well, 8t«inM Ani. WnMi, SMmel ui DMe« Amtsblatt fNrdasKgl.AmtsgerichtmlvdenLtadtratzuLich^ ° Atteste Zeitung im Königlichen Amtsgenchtsbezirk — 61. JThr««»«. Wohin des Wegs? Der sächsische Landtag hat feine neue Session mit einer Präsidcntenwayl eingcleitet, wie sie nicht stn, soll. Durch eine Koalnivn der zwei liberalen Fraktio nen wurde der stärksten Fraktion der Zweiie» Kammer, nämlich der konservativen, zu Unrecht der -erste Prä- sidcntensitz vvrenthaltcn, sie aber bea.ttwortete in verständlichem, doch in Hinsicht aus seine Folgen sehr bedenklichen Zorn diese Vergewaltigung durch Verzicht auf pde Beteiligung an der Wahl. Ma» könnte das nationalliberale Vorgehen dadurch entschuldigen, daß die beiden liberalen Parteien den Anspruch erhoben hätten, bei der Präsidentenwahl ganz so-als-geschlossene Einbeil betrachtet und zahlenmäßig gewertet zu 'werden, wie dies im Reichstag betreffs der Deutsch- üiid Frei- konservativen Fraktion schon lange gehandhabt worden ist. Aber durch eine solche Rechnung zog Die Fortschritts partei nun wieder ihrerseits einen dicken S'rjch, indem sie jene besonderen Bürgschaften, die die Sozialdemo kratie nach nationalliberaler Forderung geben sollte, um
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