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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193708210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19370821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19370821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZschopauer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1937
- Monat1937-08
- Tag1937-08-21
- Monat1937-08
- Jahr1937
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1937
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die LKelandstraßc." HoLdo^f sah ihn fragend an. Biester triumphierte: . woS sagen Sie dazu, Herr Assessor, wie schnell ich MMn/ivtü «ckommen bin?" ElSte Md ein kolossaler Kops — ich bin einfach baff!" „Aom-mt nicht alles auf meine Rechnung, Herr WsA»; ohne Ihre» Wink heute nachmittag wäre ich M^njcht fo weit. Und dann hat mir das Mädel ge- ^Sekhes Mädel?" „Wa, die Klara Lohmann." „Gott ja, die ist ja auch am Werk, das hatte »ch ganz vooeSe«. Und fie hat etwas ausgeschnüffclt?" lFortsctzung folgt.) ZWK 8M Skizze von Josef Hüsch. Merlen, der junge Arbeiter, schritt nachdenklich von der Fabrik nach Hause. Das Haus, in dem er wohnte und schlief, war ein Wirtshaus, in dem Bier und Schnaps cmsgeschenkt wurden. Es dunkelte halb, in der Schenke brannte schon Licht, in der Wirtsstube, die warm und rauchig war, saß ein Mann bei einem Spitzglas und hielt seinen Kops auf die Arme gelegt. Merlen ging hinter die Theke, trat durch die Hinterstubentür in dmi zugigen Gang, stieg die Treppe hinauf, tastete sich nach dem Zimmer. Im Dunkeln stehend, fühlte er das Brennen des an gesteckten Streichholzes nicht an den Fingern; er zuckte ein wenig, als es wieder dunkel war, steckte schnell ein neues an und ließ es wieder verglimmen. Er wollte sich wasch« und warme Sachen anziehcn, nm eßen zu gehen, und nun stLl7' er da. Er erinnerte sich, daß er als kleiner Junge einmal vor.^ FKaßenspiel mühsam hinkend, weil ihn jemand gegen das Vein treten hatte, nach Hause ge kommen war. Die Mutter legte nasses Leinen, das sic von einem Hemd riß, auf das geschwollene Bein und schenkte ihm etwas. Damals hatte er gefühlt, wie gut cs war, daß man nach Hause kommen konnte, daß es das Gefühl des Nachhauselommcns gab. Er hatte es seitdem nie mehr gehabt. Er hockte sich auf das Bett, nahm die Mütze vom Kopf, legte sie auf die Knie. Und dachte an das Mädchen: an das Un bestimmte im Blick, mit dem es ihn: begegnet war, an das Aus sichtslose, an etwas unbestimmtes Aussichtsloses, an das Nach- hausekommen. Vielleicht ließ sich jetzt auch das Mädchen auf ein Bett fallen, den Kopf in die Kissen, den Wunsch in sich, Weinen zu können. Es weinte wirklich ein wenig um das Allein sein in der unfreundlichen Stadt. Andreas dachte au die Tränen, wie sie hinter den Lidern hervorkamen. Er hatte heute das Mädchen in der Fabrik kcnnengelcrnt. Eine gewöhnliche Schraube im Maschiucngetriebe war ab gebrochen, in den chemischen Bottich geflogen und spritzte die Säure in seine Angen. Fast geblendet, beide Fäuste gegen die Augen gepreßt, war er nach dem Vcrbandsraum gelaufen. Der Schmerz in den Augen stach wie ein Bohrer bis ins Hirn, riß dort etwas entzwei, und mit geballter Faust kehrte er die Hände weg, die die verkrampften Augen öffneten. Der Sanitäter ließ sich Zeit, wandte den alten Kniff an: er schloß ein Stillhalteabkommen und verließ die Bude. Da er nach einer kurzen Weile noch nichts hörte, kam er zurück. Merlen, der mit geschlossenen Augen wartete, hörte ihn mit gedämpfter Stimme sagen: „Die Hände sesthaktcn!" Da wurden seine Arme gepackt und nach hinten gebogen. Nun konnte der Sanitäter das rechte Auge öffnen und die schmerzstillende Flüssigkeit einspritzcn. „Und jetzt das linke!" sagte der Sanitäter bedächtig. Es war eine schwere Arbeit für den alten Mann, es mußte flink gehen, die Säure ätzte, es war eine saure Arbeit, und plötz lich war sie getan. Tic unerträglichen Feuer erloschen, ge schmeidige Fesseln fielen, die kühlen Hände glitten weg. Mit tränenden Augen saß er sur einen Augenblick in einer atem beklemmenden Finsternis. Schließlich blickte er sich um. Durch den Vorhang flimmernden Lichts sah er eine Arbeiterin. Sie hielt ihre Augen erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Er sab sie mit einem erleichterten Ernst an. Gleichzeitig aber schrillten die Klingeln wie Weckuhren in der Nacht aus den Maschinensälen herüber; die Werkspause war zu Ende, und das Mädchen ver- Jetzt war es wett weg von ihm. Noch wähnte er, den Griff an den Handgelenken zu spüren, den festen Druck an seinem Puls, der unruhig pochte. Er hockte da, die Fäuste an den Schläfen, in denen auch der Puls klopfte wie in die Zeit, rn der er lebte. Er dachte an die Zeit und ahnte etwas davon, daß es eine Zeit war, in der man kämpfte, um darüber hinwegzukom- men. Er war jung und konnte nicht gut und nicht viel schlafen. Er dachte wieder an das Mädchen und aus einmal blitzhaft an Sonntagnachmittage und an den Sommer, schöne Tage, herrlich gcschildet voin Himmel, an heitere Feldwege, auf denen sie dahingingen. Wenn es den Kopf drehte, sah er den Hals, etwas vor Müdigkeit gebogen, schön weiß mtd dicht vor seinen Augen. Von schwingend ansteigenden Hügeln schauten sie zurück auf die Stadt, die weit hinter ihnen lag. Von Tal zu Tal streifend, kamen sie durch wunderoare Einöden, die eine zarte Mädchen fröhlichkeit in dem angestrengten Arbeiterinnengesicht hervor- riesen. Herrlich« Tage, an denen sie ausgingen. Fühlend, daß ihm die Augen bleiern zuschmolzen, daß er cinschlief trotz des Lärms, der sich unter ihm in der Wirtsstube allabendlich zur Stunde erhob, nahm er fast gewaltsam einen Gedanken hinüber: Morgen! Morgen wollte er in den Strom der Tausende nach dem Mädchen ausblicken. Sonntagmorgen war es. Die Straße war auf der Sette, wo das Wirtshaus stand, mit Menschen angefüllt, die sich jeden falls zu einem Umzug versammelten. Merlen beugte sich aus dem Fenster und sah voll eigener Freude die strahlenden Blas instrumente in dem Gedränge. Mit ein paar Sprüngen war er die Treppe hinunter. Unten sagte jemand: „Komm mit!" Schon erhoben die Spielleute die blitzenden Instrumente. „Nein", sagte Merlen, „unmöglich, ein andermal vielleicht." Er bahnte sich einen Weg durch die Umher stehenden und ging rasch Weiler, unaushaltsam weiter in die Helle hinein, bis er die Anlagen erreichte. Da sah er den Teich zwischen dem Grün wie ein großes Auge glänzen. Davor stand das Mädchen. Ihm abgewandt, in sich gekehrt sah es nach den Goldfischen, die in dem klaren Wasser leuchteten. Merlen stand still, das Mädchen erschien ihm wie verwandelt. Ehe er es sah, hatte er einen Augenblick lang daran gedacht, wie auffallend sich die meisten Mädchen in den Fabriken sonntags anzogen, wie grell zusammengekauft sie sich manchmal schmückten. Er hatte sich davor gefürchtet, und nun stand das Mädchen in einem wirklichen Sonntagsgewand da, in einem hellblauen Stoff, der um Hals und Hüfte mit silbernen Sternchen bestickt war. Das Mädchen drehte sich um und erblickte ihn. Er bemerkte, wie es zusammenzuckte und sich zurückhielt. Mit fröhlicher Stimme rief er: „Guten Morgen!" „Guten Morgen!" rief es zurück. „Ehe ich Sie sah, eben dachte ich: Wie schade, daß er das Schönste an solch einem Sonntagmorgen nicht sieht!" Merlen sagte lachend: „Das Schönste ist doch noch da!" — „Nein", sagte das Mädchen und erzählte, daß es schon seit einer Stunde durch die Anlage ging: ein wunderbarer Morgen! Sie gingen nebeneinander weiter und bedachten beide nicht das Wohin...... NMM Eine große Reise machte ein Mann, der von Hamburg auZmarschierte, um in Essen, der Stadt Krupps, am Ziele zu sein. Der Weg ging jedoch nicht geradewegs von Hamburg nach Epen, sondern er führte im Zickzack durch ganz Deutschland. Und zwar reute der sonderbare Mann immer nach einer Stadt, deren An fangsbuchstabe sich mit dem Endbuchstaben der letzten Stadt deckte und die von allen Städten ihres Anfangsbuchstabens immer die größte war les wäre denn, daß die zweitgrößte an dieReihe kommen müßte, weil die größte bereits besucht wurde) Um es unseren fleißigen Rätsellösern etwas zu erleichtern, nennen wir die ersten vier Städte: Hamburg — Gelsen kirchen — Nürnberg — Gleiwitz — — nun führe der Rätsel löser die Reise selbst weiter! Nur die Stadt Neuß wurde nicht besucht und ist also auszulassen. Auflösung des Ergänzungs-Rätsels aus voriger 'stummer des Zschopauer Sonntagsblattes: Walter Ilex. Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer in Zschopau Schrlttcheitung: Margarete Voigtländer tr» Zschopau.
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