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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193803149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19380314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19380314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZschopauer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1938
- Monat1938-03
- Tag1938-03-14
- Monat1938-03
- Jahr1938
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1938
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Zschopau«« Lageblatt »«d Anzeiger «1 1. M. «d KkWhermersvvrs gesMs«! 1. ZFC 1-Tv. Plaue 1 1:3 (1:2)! Lieber 420 Zuschauer waren gekommen, um den Club in seinem letzten VerbandSspiel in „alter Frische" spielen zu sehen. Leider aber wurden die Anhänger des 1. ZFE — wie schon so oft — auch diesmal wieder bitter ent täuscht, denn die Mannschaft lieferte ein wahrhaft kläg liches und ohne jede „Würze" enthaltendes Spiel. Schuld an der Niederlage trägt in der Hauptsache der Angriff, der vollkommen versagte und kaum den Ansprüchen einer 2. Krcisklasse entsprach! Lediglich nur Stöckel und Conrad waren mit ganzer Hingabe und vollem Einsatz bei der Sache, während die übrigen drei „Stürmer" ihr Pensum „he.unwrsvielten" und glatt aus dem Rahmen fielen. Zwar brachte Stöckel, der einen vom Plauer Torwart ver patzten Eckball eindrückie, mit 1:0 in Führung, aber Con rad dagegen hatte zweimal das Pech, nicht ins Schwarze -u treflen. Einmal war es sein Bombenschuh, der in l tztcr Not zur Ecke abgewchrt wurde und bald darauf ein herrlicher Kopsball von ihm, der haarscharf am P osten vorbeiging. Auch Höll schotz des öfteren, aber sei e Bälle gingen alle ungenau am Ziel vorbei! Kurz darnach glich Plaue durch Fernschuh, der gehalten werden mntzle, aus. Durch sauberen unhaltbarm Schuh des Mittelstürmers kam Plaue zur 2:l-Führung, womit man i: die Pause ging. Nach Wiederbeginn kam Plaue stark ruf, da der Club merkwürdiger Weise durch das völlige Bersagen einzelner Spieler (Stürmer!) stark nachlieh. Bei einem Zusammenprall mit einem Plauer Spieler nu.de Weißbach vom Feld: gewiesen, was natürlich die Mannschaft stark benachteiligte, denn unmittelbar darauf kam Plaue durch einen billigen Erfolg, der unweigerlich ebenfalls vermieden werden muhte (!), zum 1:3-Vor- spmng, der auch bis zum Schlußpfiff gehalten wurde. So blieb demnach der Club geschlagen im Felde und muhte nochmals zwei Punkte, und zwar die letzten, an Plaue abtreten. Verdient ist d r Sieg der Gäste, die überraschend ein anständiges Spiel lieferten, bestimmt, zurückzuführen aber auf die minderwertige Leistung des Clubs. Schiedsrichter Reuther (Preuhen Chemnitz) leitete dieses klassearmes nnö nicht im geringsten spannendes, kaum einen Punktspielcharakter tragendes Spiel gut. Die zweiten Mannschaften beider Verein« dagegen zeigten sich von einer weitaus besseren Seite und doku mentierten deutlich, daß es hier um einen Punktkampf ging. Ein scharfer Endspurt brachte schließlich der Club reserve eine Minute vor Schluß einen vielbejubelten 4:3- Sieg! Auch die 3. Mannschaft brachte es unerwartet fertig, die 1. Elf der Drebacher nach wechselvollem Spielverlauf mit 3:0 Toren glatt zur Strecke zu bringen. Die 1. Clubjugend setzte sich infolge ihres beachtens werten Könnens gut durch und zwang die ebenfacks spielerisch gute Sagend des Tv. Plaue sicher 6:3 nieder. Ersatzgeschwächt mußte sich die 2. Clubjugend ihren Güsten aus Drebach beugen, die aber gegen die komplett« Clubjugend kaum mit einem 2:0-Siege davongekommen wären. Fritz Blechschmidt. * SG Pockau 1—Tv. Krumhrrmersdorf 1 2 0 (1:0)! Für die Neberraschung des gestrigen Sonntag sorgten bl« Pockauer zweifellos, denn der neugebacken« Meister der Flöhatalgruppe wurde von allen Sportsintercssenten als Favorit in diesem Kampfe angesehen. Diese allzu große Siegeszuversicht war auch bestimmt der Hauptfaktor zur glatten, einwandfreien Niederlage. Wenn wir auch nach Spielschluh feststellen mußten, daß dir Pockauer ihre Leistungen kaum zu steigern vermögen, wohingegen die Krumhermcrsdorfer nicht richtig aus sich h:rauSgcn- gen, so wollen wir dadurch den ehrlich verdienten Sieg der Pockauer nicht schmälern. Sm Gegenteil, nur lernen konnten die Krumhermersdorfer in diesem Spiel, und zwar das, daß der Ehrgeiz zum Sieg von Minute zu Minute gesteigert werden muß, auch wenn es einmal nicht so recht klappen will. Zwei verschieden« Halbzeiten sah man in diesem, von den Pockau rn sehr hart durchgcführ- tem Spiel. Die erste Halbzeit stand fast restlos im Zeichen Kiumhermersdorfs, aber Ticberkombination der Stürmerreihe ließ faktisch keinen Erfolg zu, trotzdem herrliche Momente dazu gegeben waren. Der Führungs treffer der Pockauer resultiert aus einem Leichtsinnsfehlrr von Messig, der einen schon gefangenen Ball ins Tor fallen ließ. Nach Seitenwechsel glaubte alles an einem energischen Ausdrchen der Krumh'rmersdorser, die Ge legenheit zum Ausgleich war auch da, aber nicht das energische Ausnützen. So kam cs, daß die Pockauer immer mehr di« Schwäche ihres Gegner erkannten und nun ohne viel Federlesens frisch drauslosstürmten, so drauflos stürmten, daß sie die Krumhermersdorfer mitunter direkt stehen ließen. Besonders der Halblinke Graubner war ein äußerst wieselflinker Stürmer, der in der Folgezeit die gefährlichsten Situationen vor Messigs Heiligtum hervor rief und auch mit Prachtschuß den zweiten Treffer buch'e. Der Flöhatalmeister kann wirklich froh sein, daß er bis zum Schlußpfiff nicht noch ein nettes Sümmchen ausgebrummt bekam, denn zweimal rettet« die Lat.e und frei vorm Tore stehend feuerten di: Pockauer die besten Vorlagen übers Gehäuse. Einen Elfmeter hielt Messig ganz groß. Auf der Gegens it« übersah aber der leitende Schiedsrichter aus Olbernhau einen krassen Regelverstoß, der bestimmt durch Ahndung zum Ehrentrefser geführt hätte. Eckenverhältnis 5:5 (1:5). Dis 2. Elf schlug Pockaus 2. Elf sicher mU 3:1 Toren. Die „Alten Herren" feierten einen haushohen 13:0- Sieg gegen ihre mit nur 9 Mann antreteuden Alters kameraden aus Zschopau. Eine zweistellige Abfuhr mit 15:2 mußte die 1. Hand ballelf von Börnichen hinnehm n. Die Börnichener zeig ten glattweg das bessere Spiel uird siegten mühelos gegen die zu engmaschig spielenden Krumhermersdorfer. Clauß. * Etckge wich izr Resultate Ler 1. Chemnitzer Kreisklasse. In der Abteilung 1 wurde dcr Postsportverein Chemnitz Abtcilungsbester durch einen hohen 9:1-Sieg üb^r dis Tschft. Markersdorf. Die Postsportler sind damit der nächste Aufstiegsspiels:gner Krumhermersdorss geworden. Einen wertvollen 5:4-Sieg Hollen sich dir Eppendorfer in Frankenberg. Montag, de» 14. März 1S»8 BC. Hartha wieder Sachseumeister. In der sächsischen Fußball-Gauliqa wurde der Kampf um die Meisterschaft erst am letzten Punktspielsonntag ent schieden. Ter Sachseumeister BC Hartha verteidigte seinen Titel mit Erfolg, zwar nicht durch einen Sieg über den bis zuletzt gleichauf liegenden Rivalen Fortuna Leipzig, sondern nur durch ein Unentschieden von 2:2, das für die Harthaer zur Meisterschaft reichte, da sie das bessere Torverhältnis hatten. Tic Harthaer vertreten den Gan Sachsen bereits am kommenden Sonntag in den Gruppenspieleu um die Deutsche Fußball-Meistcrschast und müssen in Stuttgart gegen den VfB. Stuttgart autretcu. Dem anderen Punktspiel, das Polizei Chemnitz gegen SV Grüna mit 5:1 gewann, kam keine Bedeutung mehr zn. Nach Abschluß der Pslichtspicle hat die Tabelle der Fußball-Ganliga folgendes Aussehen: 1. BC Hartha 18 Spiele, 50:28 Tore und 20:10 Punkte,' 2. Fortuna Leipzig 18, 52:30, 26:10,' 3. Polizei Chemnitz 18, 51:36, 21:12, 4. Dresdner SC 18, 46:26, 23:13:5. VsB Leipzig 17, 43:41, 20:1«,' 6. SC Planitz 18, 34:32, 16:2«: 7. Tura Leip zig 18, 30:30, 16:20: 8. Guts Muts Dresden 18, 33:45, 12:24; «. Tpielvereinigung Leipzig 18, 35:49, 12:24: 10. TB Grüna 18, 25:76, 5:31. Freundschaftsspiele in der Fußball-Gauliga. In der Fußball-Gauliga sanden am Sonntag auch einige Freundschaftsspiele statt. Der Dresdner SC gewann 2:1 gegen Guts Muts Dresden. VsB. Leipzig siegte 4:0 gegen VsL 96 Halle. SC Planitz weilte bei Jahn Regensburg und erzielte ein 1:1. * Drei Punktspiele in Ler tzandball-Eanliga In dcr Handball-Gauliga kamen am Sonntag drei Punkt spicle zum Austrag. Zciß-Jkon Dresden unterlag Fortuna Leipzig niit 5:9 l3:3j. ATV Leipzig-Schonefeld kertigte Guts Muts Dresden 6:2 l3'2) ab. TSV 1867 Leipzig gewann gegen Sportfreunde Leipzig 12:10 l«:5>. Mannschafts-Skispringen in Johanngeorgenstadt Bei guten Schneeverhältnisscn wurde aus der Hans-Hcinz- Schnnze in Johanngeorgenstadt dcr Mannschastsiprunglauf aus- geiragcn. Leider hatten die Gaue Thüringen und Bayern nicht ihre angekündigten Springer zur Stelle, so daß Thüringen und Bayern nur eine gemischte Mannschaft stellen konnten. Sachsen stellte nicht weniger als zehn Mannschaften, von denen jede aus drei Springern bestand Infolge des glatten Schnees auf der Schanze.mußte mit verlü^-em Anlauf gesprungen werben. * Fußba!(-Knd?ä .ipfe bezrnnrn Klarer Steg von F o r l u n a - D ü s s e l d o r f. Ten Auftakt znr d c u G ch e n F u ß b a l l m c i st c r s ch a kt machte das erste Gangruppcnspiel, das am Snnatag in Glei« ivitz zwischen dem Niederrhcinmeistcr Fortuna-Düssel« dors und Schlesiens Gaumcistcr Vorwärts-Nasen« s p o r t - G l e i w i tz auSgctrngcn wurde. Vor 16 000 Zu- schnnetn gewannen die Düsseldorfer den Kamps sicher mit 3:6 (1 :0> Toren und haben sich damit bereits einen guten Vor sprung für dir weiteren Kämpfe in ihrer Gaugruppe gesichert. Bemerkenswert ist, daß die entscheidenden beiden Tore For- InnnS erst in den letzten fünf Minuten gefallen sind. Oer Traum Jahns erfüllt An den neuen Führer der österreichischen Turn- und Sportfront, Müller, hat Reichssportführcr von Tschammer und Osten aus dessen Meldung hin solgendes Begrützungstelegramm gesandt: „Lieber Parteigenosse Müller' Herzlichen Dank sür die mir übermittelten Treuegrüße. In dcr Welle der beispiel losen deutschen Volkserhebung in Oesterreich brausen die Kräfte der Sportler und Turner gewaltig mit. Nichts mehr trennt Volk von Volt. Der Traum Jahns sinder seine Erfüllung. Den heim kehrenden Brüdern sind unsere Herzen-<weit geössnet. Wir wollen ihnen Hülsen, wo immer wir könnetz. So grüße ich all« leibestüchtigen Menschen Oesterreichs in herzlicher Verbunden heit." Oopprlgbt 1937 dz- ^ukvürts-Verlag, Herlin 8W 68 21. Fortsetzung. Und dann war mit einem Male der Krieg Tatsache, und man rechnete mit ihm, wie mit etwas Natürlichem und Selbstverständlichem. Aber wenn dcr Krieg in den großen Städten, wo die Menschen zusammengeballt lebten, wie eine Faust emp- funden wurde, die mitten zwischen sie schlug und sie zer sprengte, daß sie auscinanderstieben nach allen Seiten, »vhin sie das Schicksal warf, so erschien er hier hinter den ? wildern wie eine Fata Morgana — rotslammend an dem weiten, leeren Horizont, hinter dem ein gewaltiger, ge fährlicher Niese: das große Rußland, schlief. Schlief? War es nicht lange schon heimlich wach gewesen und hatte herübcracblinzelt und die Faust in der Tasche ge ballt? ' Seit der Krieg Tatsache geworden, war mit Jakob eine erstaunliche Veränderung vorgegangen. Seine Haltung Halle sich gestrafft, sein faltiges Antlitz schien glatter geworden; sein Blick war entschlossen und fest. Alles Dicnerhafte und Gedrückte war verschwunden. Er bewegte sich freier nnd so leicht, als sei er ein un abhängiger Mensch. „Jetzt wird alles gut", sagte er zu Maria, „der Graf kommt entweder gar nicht ins Land herein oder er wird, wenn er so weit genesen ist, im Kriegsdienst verwendet, r.bcr ich hoffe, man hält ihn drüben zurück. Jetzt kann die Frau Gräfin reisen. Und ich werde sie begleiten. Aber .vir müssen eilen. In wenigen Stunden kann, können... Nein, ich will das gar nicht aussprcchen. Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, und den Russen erst recht nicht. Wir wollen noch diesen Abend fort, wir müssen so schnell wie möglich nach Königsberg." Er setzte das auch Signe auseinander, die mit er schreckten Augen zuhörte. Aber seine Absichten leuchteten nun auch ihr «in. „Siehst du, alter Jakob, erst mußte ein so großes Unheil kommen, damit ich wieder lerne an Freiheit zu glauben. Aus Freiheit zu hoffen! Auf Leben überhaupt! Niemand wei^chesser wi«du, Jakob, wie wenig mein Dasein Leben Sie streichelte müde und zärtlich seine welle Hand. „Und wieviel hast du gelitten um meinetwillen", fügte sie hinzu, beinahe als ob sie sich schäme. Maria Delorme sah mit Freuden, wie, durch die Ent stellungen, die Leid und Krankheit in ihm hervorgerufeu, das weiche Gesichtchen Signes zu alter Lieblichkeit erstand, nun ein Fünkchen Zuversicht es erhellte. Sie konnte nicht umhin, es Signe zu sagen. Die lächelte glücklich. In ihrem fraulichen Herzen wuchs schon wieder eine kleine Sehnsucht nach Glück und Liebe, nach Schutz und Zärtlichkeit. ccui» ju, ous ;ny ocr ^mpenor em, oaß ^ramcin Delorme sicher und bequem zur Bahn gebracht werden müsse. Aber ein Gespann stellen, jetzt, in vollster Ernte zeit — mit der drohenden Faust des Krieges im Hinter gründe alles Geschehens? Es paßte sehr schlecht. Signe — das hatten die drei untereinander ver abredet! — sollte von Jakob, der dann selbst kutschieren wollte, vor dcr Abfahrt an eine nahe verborgene Stelle im Walde gebracht werden und dort warten, bis man vorbei kam. Auf der Station würde niemand fragen, wer sie denn sei. Zur Not konnte sie sich als eine Fliehende ausgebcn, eine, die Angst vor einem Nusscneinfall habe, Erzieherin auf einem dcr vielen Güter ringsum gewesen sei. Signes Augen leuchteten tapfer. Allein im Walde? Eine Zumutung I Aber: sie versicherte, sie habe keine Furcht... In einer Stunde sollte das Gefährt bereit stehen. Mamsell hatte Maria gebeten, ihnen vor der Abreise noch einmal vorzuspielen. Sie habe es in letzter Zeit kaum noch getan. Damit war Maria einverstanden. In dcr Zeit konnte Iakob am unbemerktesten Signe entfernen. Aber vorher wollte das junge Mädchen noch in den Park hinauslaufen, in den Wald, in diesen herrlichen ost preußischen Eichenwald, den sie so innig lieben gelernt... In ihrem Weißen Sommerkleidchcn, ohne Hut, Hektor an der Seite, lief sie hinaus. Sechzig Minuten blieben ihr noch auf Waldburg. Eine schmale Zeitspanne. Dreißig davon sollten dem Wald gehören! Da stand auf hügliger Erhebung die alte Föhre, wind- Seprüst. Ji« streckt« di; Arm« auS, sehnsüchtig? Segne,,d s an seinen Stamm gelehnt, ließ es sich so wundervoll in das weite, schöne Land Hinausträumen. Von dort wollte Maria Delorme Abschied nehmen von Ostpreußen, von seinen schimmernden Seen, seinen Feldern, golden vom Segen der Ernte — von den schweigenden, ragenden Wäldern, von dem stolzen, massigen Schloß Waldburg. „Möge nie dcr Tag erscheinen, wo des wilden Krieges Horden dieses stille Tal durchtoben", kam es Maria in den Sinn. Einst, in der Schule hatte sie es gelernt, aufgesagt, sich wenig dabei gedacht. Jetzt mit einem Male bekam dies Wort Farbe und Sinn. Gott schütze Ostpreußen!, dachte sie innig. Und GoH. fügte sie hinzu, schütze Signe Fraugcr! An sich und ihr Schicksal dachte sie nicht. ES war ja so einfach und fraglos. „Es kann nicht mehr weit sein", sagte auf fcanzüsisch, das er mit dcr harten Aussprache der Balten redete, ein junger Leutnant zu seinem Vorgesetzten, einem Oberst, der indessen kaum älter als er selbst zu sein schien, „ich erinnere mich dieser Stelle noch ganz genau. Wir haben yier vor zwei Jayreu Baume gefallt, damals, als ich auf Waldburg Knechtdienste tat, um auszukundschaftcn. Der Graf stand selbst dabei, kommandierte, schimpfte, fluchte. Er war gräßlicher Laune. Ich dachte daran, das; Ihre Schwester, Graf Nings, seine Gemahlin ist. Verzeihen Cie, aber ich muß gestehen: sie tat mir leid. Aeltere Kame raden, die sie noch gekannt hatten, sprachen im Kasino zu weilen von der unvergeßlichen Lieblichkeit Signe Rings." Dcr junge Oberst lehnte sich weit in die Polster des Wagens zurück. Seine Haltung sollte ausdrückcn, daß er gleichgültig uninteressiert sei. Und doch verrieten seine hochgeröteten Wangen, daß ihn innere Unruhe quälte. Das Auto, ein erstklassiger Wagen, fuhr fast lautlos über den weichen und glatten Moosboden des Waldweges. „Meine Schwester hatte mich damals gerade recht er- zürnt. Sie wissen, wie unberechenbar Frauen in Geld sachen sind. Ich brauche kein« Geheimnisse daraus zu (Fortsetzung folgt).
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