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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193911112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19391111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19391111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZschopauer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1939
- Monat1939-11
- Tag1939-11-11
- Monat1939-11
- Jahr1939
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1939
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»»»»Ive««», <«« Li. »«»»emver L»»» ÄUM sieventen Las Meldung kolb! von Gerhard v. Gottberg, Sklze Don Mozambique war er gekommen, der große, schlanke Mann mit den dusteren Augen. Als 1914 die drahtlosen Sta tionen und Antennrn über den Erdball zuckend und sprühend den Krieg schrien, als in Europa der Millionenschritt wehr hafter Männer sich zusammenballle und die Welt vor Blut, Schrecken und Not erzitterte. Eines Tages war der Fremde in Deutsch-Ostasrika an- gekommen, hatte sich zum Diensteintritt gemeldet. Als er vor dem Führer der zweiten Europäerkompanie stand und dieser nach seinen Papieren fragte, gab er nur kurze Antwort: „Mußte alles verbrennen, konnte bei meinem Durchschleichen durch die feindlichen Sperren nicht Militärpaß oder deutsche Ausweise mit mir führen. Ich habe gedient..." „Sie heißen Kolb... woher gebürtig?" „Aus Holstein, Herr Hauptmann." — „Gut, treten Sie ein!" Und dann war der Buschkrieg gekommen, in den Sisal- uno Kokospflanzungen bei Tanga hatte man die erste Schlacht erlebt, das siegreiche Durstgefecht bei Iassiui mitgcsochtcn. Doch unter den Kameraden, den einstigen Farmern und Pflanzern, war der Freiwillige Kolb nicht warm geworden. Immer saß er düster und abseits von asten, wortkarg, fast unwirsch be gegnete er jedem humorvollen Zuruf. Man ließ ihn in Ruhe? cs gab ja viele hier draußen, die etwas mit sich herumtrugen, über irgend etwas nicht fortkamen, was zwischen ihnen und der fernen deutschen Heimat lag. Aber dann kam ein Gerücht auf, von dem keiner wußte, woher es gekommen war und wer es mit Kolb in Beziehung gebracht hatte. Patrouillen und Melder stellten fest, daß der Feind über Vorgänge am Sih des Kommandos in Neumoschi in einer Weise unterrichtet war, daß man auf Spionage rechnen mußte. Die Papiere eines gefallenen englischen Offiziers hat ten sogar genau die Nachricht über eine Besichtigungsfahrt Lettow-Vorbecks zu den einzelnen deutschen Kompanien enthalten. Am Lagerfeuer im Busch hatten die braungebrannten Reiter der Kompanie davon gesprochen, Vermutungen, Ge rüchte... finsteres Schweigen, wenn Kolb dazukam. Keiner wußte warum, ein Anlaß war nicht gegeben. Doch das Miß trauen schwieg nimmer, das ballte sich und wuchs, vergiftete und spann Schatten. Im Kreise der Offiziere fiel hin und wieder ein Verdachtswort. Seltsam, daß der Freiwillige Kolb in sein schwarzes, fast ängstlich gehütetes Leinenbuch schrieb! Einmal war der Oberleutnant Kern aus dem Süden ge kommen, hatte im Kreise der Führer kurze Rast gehalten. Kolb kam, erstattete seinem Hauptmann eine Meldung? Da war Kern aufgesprungen: „Wolfshorst! Woher kommen Sie?" Doch der Freiwillige hatte nicht mit der Wimper gezuckt, in strammer Haltung war er zurückgctreten: „Herr Ooerleutnant irren sich wohl. Ich heiße Kolb!" ,, . Kern war irre geworden. Als Kolb gegangen, sprach er es aus: „Ich muß mich täuschen. Freilich, so finster sah der schlanke Wolfshorst nicht aus. Und wie sollte er hierher kom men, der Feigling!" Die anderen Herren wollten Näheres wissen, doch Kern lehnte kurz ab: „Nichts... nur eine trübe Erinnerung an mein altes Regiment; man spricht nicht gern von ehrlos Gewordenen." Und das Mißtrauen stieg weiter. Irgendein Geheimnis stand zwischen dein Freiwilligen Kolb und seinen Angaben. Nur Beweise fehlten, und der alte, grauhaarige Hauptmann wies die Frager kurz ab: „Ich werde ohne Beweise niemandem mein Vertrauen entziehen." Trotzdem war nian vorsichtig. Lagerdienst und nur Ritte in größerer Gemeinschaft wurden Kolb anvertraut. Einmal aber konnte man es doch nicht umgehen, dem Gemiedenen eine Sonderausgabe zu stellen. Die Kompanie war zu einem Unter nehmen ausgerückt, als von Neumoschi der Befehl kam, sofort eine Patrouille zur Bahnsprengung abzusenden, möglichst einen Weißen mit einigen schwarzen Askaris. Es war niemand anders verwenduugsfähig — als Kolb. Furchtbares forderte solch Bahusprengungsbcfchl. Einen vieltägigen Ritt durch Wüste und Steppe. Hunger und Durst, Raubwild, Verrat Eingeborener und England drohten. Wer I dort schwerwund geschossen wurde, war "unausbleiblich ver loren. Ehe Kolb abtritt, trat er zu dem alten, fast sechzig. s jährigen Wachtmeister der Kompanie, gab ihm ein Päckchen und bat, es nur im Falle seines Todes zu öffnen und dann dem Vater zu senden. — Es wurden furchtbare Wochen. Bis zum Wahnwitz hatte der Durst gepeinigt, und eines Abends, als der Wachtposten, von der Anstrengung erschlafft, eingeschlafen war, hatte der Löwe zwei Pferde geschlagen. Zwei nur blieben übrig. Jetzt aber war man durch. Im dichten Dornbusch dehnte sich das Versteck, kaum eine Meile ab gleißten die Schienen der Bahn. Zwei Mann nahm Kolb mit, umschlich das Lager der englisch-indi- scheu Reiter. Der Telephonapparat wurde eingeschaltet. End- los dauerte das Warten, dann endlich: Sektion 78 meldete das Abrollen der indischen Ablösung in Stärke von drei Kompanien. Kolb kroch an die Geleise, grub auf dem Bauch liegend die Zündkapseln ein, schlug den Draht durch den Schotter... I und wieder ins Dickicht. Durch die Stille tönte vom englischen Lager der Klang von Dudelsackmelodien, dann ein Rollen... der Zug kam! Im Kreischen und Plättern, im Krachen zer- splitternder Wagen und dem Aufwirbeln des Dampfes aus geborstenem Kessel das gellende Signal der im Lager auf springenden Engländer. Kolb rannte mit langen Sätzen über den zweihundert Meter freigcschlagencn Bahnstreifen, Schüsse knallten. Kolb taumelte, erreichte den Busch. Das Blut lief ihm von der Stirn, quoll ihm aus der ! Hüfte. Düster umstanden ihn die Askaris. Und dann sein kurzer Befehl: „Nehmt mein Gewehr mit und die Patronen. Reitel zurück, meldet: Befehl ausgeführt!" Die Askaris wollen ihn mitschleppcn, doch dem harten Befehl wagten sie nicht zu trotzen., Als die Askaris abgeritten waren, kroch Kolb tiefer ins Gebüsch, seine Hände zuckten. „Löwenfraß, das ist mein Ende, doch mein Leben habe ich gesühnt." Wochen sind vergangen. Man hat KolbS Meldung er halten. Stumm treten die Kameraden zur Seite, haben die Tropenhüte abgenommen, eine stumme Abbitte ist in einem jeden. Und abends am Feuer, während nachts die Hyänen jam mern und kreischen, liest der Hauptmann das Buch aus Wacks- tuch. Es enthält des Leutnants Wolfshorst Anklage und Lebensweg. Wegen Schlappheit vor der Front in FriedenSzeit aus der Armee entfernt... Herumlungerer. Und dann ein neues Leben als Freiwilliger Kolb. Fünf Jahre später erst erhalten die Seinen das Buch. Das Kommando der Sckutztruppe hat das Eiserne Kreuz hinzu» gefügt und der Hauptmann eingetragen: „Inhaber dieses starb als Held!" Stiller Heimweg Skizze aus der Heimalsront von Georg Büsing. Der Nachmittag war heiß gewesen, zwischendurch halte e§ gewittert. Linie sechzehn stand mit stillen Rädern in der Haste. Feierabend. Fahrer Hogrefe verstaute seine Kaffeeflasche in der dicken Dienstjacke und sagte zu der Schaffnerin: „Na, denn bis morgen, Hanna. Und wenn du an Karl schreibst, dann grüß, und schreib man, daß wir hier bei der Straßenbahn gut mit euch Frauen auskommen!" Der alte Hogrefe Pflügte schwerfällig über die Straße hin und verschwand unter den Bäumen. Hanna lächelte und ver ließ gleichfalls den Bahnhof. Die Straße war ganz dunkel. Kein Licht brannte. Langsam rollten die Glockenschläge einer Turmuhr über das Häusermeer. Mitternacht. Hanna ging sehr langsam. Nahezu träumerisch. Wohltuend war diese Dunkelheit über der sonst so grellen Stadt. Nur der Moud leuchtete, eine große, lächelnde Scheibe in der tiefen Un endlichkeit. Es war wie früher auf dem Dorfe. Keine Laternen, kein Lärm. Alles sorgsam in den samtesien Mantel der Nacht gebeitet. Wie gut wäre es jetzt gewesen, Karl zur Seite zu haben. Sie mit ihm allein, Arm in Arm. Ihre Herzen hätten sie sicher schlag«» hören. Seit acht Tagen war er fort. Zur Ostfront. Im Jahre vierzehn war er auch schon dort gewesen. Damals hatten sie sich eben verlobt. Und Karl hatte sich freiwillig gemeldet, jubelnd vor Begeisterung. Und sie hatte geweint. Dieser Abschied war ganz anders. Still, Verhalten, fast wortlos. Sein Gesicht unter dem Stahlhelm war tiefernst. Aber von einer Entschlossenheit, die sie bisher nie so stark an ihm bemerkt hatte. „Es muß sein, Hanna", hatte er fest gesagt. „Glaube mir, eS muß sein!" Und sie glaubte ihm. Seine jubelnde Begeisterung hatte ihr vierzehn wenig geholfen, seine starke Ruhe aber bei diesem Abschied senkte sich tief in ihr Hetz. Sie verstand nicht viel von den Verwicklungen zwischen den Völkern, sie hatte ihre Kinder, und da hatte cs immer genug zu bedenken gegeben. Aber wenn Karl es so fest sagte, daß es notwendig sei, dann gab es wohl keinen anderen Ausweg. Gut war nun, daß jeder Tag mit vielen Pflichten kam. Die Straßenbahn brauchte Kräfte, Hanna meldete sich. Trat in die Lücke, die Schaffner Karl Kröger bei d"er Linie sechzehn hinterlassen hatte. Jeden Tag acht Stunden. Vom Vorort zum Zentrum, achtmal hin und zurück. Den Haushalt besorgte die fünfzehnjährige Hilde mit den drei Kleinen zusammen fast genau so gut wie sie. Vor dem Wohnblock blieb Hanna Kröger einen Augenblick stehen. Er war ganz dunkel. Der Riß im Mauerwerk des linken Flügels, der sonst immer so grell im Laternenlicht klaffte, war fort. Sie bemerkte es lächelnd. Die Dunkelheit hatte ihn aus gelöscht. Und auch alle anderen Risse, die so leicht zwischen den vielen Mietparteien eines Wohnblocks klafften, waren seit Tagen nicht mehr da. Man stritt sich nicht mehr über den Hausflur. Mancher Mann war an der Front, und all die kleinen, einst so wichtig genommenen Dinge des Lebens waren gegenstands- los geworden... In der Küche oben fand Hanna eine Karte. „Geht mir gut. Rücken schnell vor. Grüße dich und die Kinder herzlich. Karl" Ein paar Worte nur. Aber alles gut darin, was eine Frau wissen wollte. Der Karl war immer sparsam mit den Worten gewesen. Mit den Liebkosungen auch. Mal ein Händestreicheln, mal ein guter Blick in der Frühe oder nach Feierabend. Und an freien Sonntagen ein stiller Gang durch die weiten Felder vor der Stadt. Hanna strich mit Weichen Händen über die Karte und trat in das Kinderzimmer. Sie schliefen alle vier. Tiefe Atemzüge, auf und ab, gelöste Gesichter. Der fünfjährige Karl hat Karls Stirn, dachte Hanna mit Rührung. Und wenn er jetzt die Angen öffnen würde, dann würde er sie mit den Augen ihres Mannes ansehen. Mit diesen klaren, ruhigen und schweigsamen Augen, die um den Weg wußten und ihn ohne Zögern und ohne Ueberheblichkeit maßen. wissen Sie schon.. oaß «ins Dame in Kopenhagen, die 4« Minuten in einer öffentlichen Fernsprechstelle sprach und dann mit Gewalt von einem Manno hcrausgeholt wurde, diesen wegen Beleidi gung verklagte, aber den Prozeß verlor? baß sich in der Nähe des südlitauischen Städtchens Kal- varija ein ungewöhnliches Naturereignis zutrug? Ein über dieses Gebiet hinweggegangener Sturm vernichtete einen See. Das Wasser des Sees wurde vom Sturm über di« Ufer ins Land Hinweggetrieben und der See fast ganz mit Schutt und Sand verschüttet. daß im Moovgebiet bei Klagenfurt ein „Einbaum" ge funden wurde, dessen Alter auf etwa 2000 Jahre geschätzt wird? daß in Nieberwellhotten bei Tcschen eine von einem Habicht verfolgt« Schwalbe bei einem Arbeiter, der sich in der Nähe befand, Schutz suchte? daß der Packer einer Darmgroßhandlung in Berlin aus Südamerika die Nachricht vom Tode seines Schwagers er hielt, der ihm Dollarmillionen hinterlassen hatte? daß ein großer Wolf in den französischen Pyrenäen in wenigen Tagen etwa SO Schafs zerriß? .. lNockdruN verbaten.» 13. Fortsetzung. - „So lange wartet der alte Tütündschi getrost. Jäz nehme zu Ihren Füßen Abschied, Erzellenza!" Lamba war allein. Er atmete tief auf. Ein bräun licher Diener huschte über die Schwelle und meldete: „Del Herr Marquis de Marcillac!" Der Oberkellner BrigolauL trat hastig ein, mit klirrenden Sporen, den Neitstock in der Rechten. „Schlechte Nachrichten!" meldete er halblaut. „Herr Vuddenhaus wird trotz des englischen Einspruchs empfangen!" Palamidt Lamba lächelte. „So?" Er zündete sich eine neue Zigarette an. „Ich habe bessere Nachrichten. Ich fürchte, Herr Buddenhaus wird morgen unpäßlich sein." * * * Paul Vuddenhaus hätte diese Worte fast hören kön nen. Er saß zur gleichen Zeit kaum hundert Schritte ent fernt, auf der anderen Seite der vornehmen Rue Me- zurlhk, in der Lambas Stadtpalais stand, an einem Kaffeetischchen des menschenvollen Munizipalgartens von Pera, dicht neben dem Straßengitter. Die Musik schmetterte den Walzer aus der „Fleder maus" durch das Geschnatter und Geratter ans griechisch und französisch. Die Schleppen wirbelten Staub. Wolken von Wohlgerüchcn wehten. Paul Vuddenhaus erhob sich. Er wollte heim. Vor ihm stand, im Weißen Spitzcnkleid, mit weißem Spitzen- schirm, in majestätischer Schönheit, eine Göttin aus Hellas. Die tiefe dunkle Stimme der schönen Madame Lamba schwang in verhaltener Erregung. „Nun — Sie hier?" „Im Begriff, zn gehn, Madame!" Der junge Dcutschrussc verbeugte sich förmlich und wollte an ihr vorüber. Aber sie trat ihm entgegen. „Wie geht cs Ihueu?" „Madame — man lebt!" Paul Vuddcuhaus neigte sich verbindlich über ihre große, sdelgeformte Hand. „Gott sei Dank!" „Nun — warum sollte man nicht leben?" „Eine unbestimmte Angst trieb mich vom Bosporus herein!" flüsterte die Snwrniotin. -Selt Taaen quält mich diese Angst .." „Um mich?" Ja." '.Madame, ich danke Ihnen!" Paul BlsddenhauS hob ernst das Haupt. „Konstantinopel ist eine eigentüm liche Stadt!" sagte er.- „Jeder Tag bringt dem Fremden etwas Neues. Heute fügte Allah einen Zusammenstoß auf unerklärliche Weife wildgewordener Güterwagen mit " „Beim Vater und dem Heiligen Geist: Da waren Sie doch nicht dabei?" „Madame: Ich saß in dem Zug!" Die Brust der Levautinerin wogte unter den Weißen Spitzen. Sie schwieg. Sie sah irre in eine Richtung. „Sie sind fremd hier im Land, Herr Vuddenhaus. Sie haben keine Freunde, die Sie beraten und bewachen. Gestatten Sie mir, ein wenig Vorsehung zu spielen! Lassen Sie sich draußen am Bosporus sehen. Wir werden plaudern..." „Madame, ich bin untröstlich..." Fest und ehrerbietig von drüben der stahlgraue Blick. „Aber ich darf nicht zu lange in die Sonne sehen. Meine Augen haben durch den Wüstenbrand Asiens gelitten." „Die Nächte sind dunkel." „Die Strapazen haben mein Herz angegriffen. Ich muß es schonen. Sonst erliegt es einem zu großen Glück. Grüßen Sie Ihren Gatten, Madame!" Eharis Lamba stöhnte leise. „Nehmen Sie sich in acht!" flüsterte sie verzweifelt. Der junge Mann lächelte. „Ich tue es ja schon, Ma dame! Haben Si'e Dank!" „Bleiben Sie noch! Ich muß Ihnen " „Leben Sie Wohl!" Draußen auf der Straße trollte der Tütündschi Takkers, der Vater aller Tabakschmuggler, vorbei. Der treuherzige Alte blieb stehen. Seine klaren blauen Augen weiteten sich in ungläubigem Schrecken. Da vor ihm über die Straße ging ein sehr lebendig anssehender junger Mann, der seit einer Reihe von Stunden nach seiner Mut maßung tot war. Verstört starrte der Tiitijndschj ihm nach, bis jener straff und elastisch, raschen Schrittes um die Straßenecke bog. Dann suchte er gebeugten Hauptes das Palais Lamba auf. Dort rieb er sich unsicher die Hände. „Ich begnüg, mich mit hundert türkischen Pfund, Exzellenza!" „Das heißt: die Polizei ist uns auf der Spur?" Pala midi Lamba sprang geängstigt auf. „Mit fünfzig Pfund!" „Das heißt: er ist nur verwundet?" kreischte der Le vantiner. „Mit dreißig Pfund, Exzellenza! Ich bin ein armer, alter Mann!" „Tas heißt: dieser Kosak ist Wohl und munter?" „Ja — Exzellenza! Aber wenn der Polizeipräfekt irgendwie auf die Pläne Eurer Herrlichkeit hingewicsen wird..." „... dann hilft mir das Backschisch durch alle Miß verständnisse. Dich aber hängt man an der Platane aus dem Seraskierplatz auf, wo sie am höchsten ist!" heulte Lamba. „Fletsche nicht so wütend die Zähne wie ein ge reizter Affe! Nicht einen blutigen Para erhältst du! Hin aus! Ich bin ein byzantinischer Christ! Ich habe mit Ver brechern nichts zu schaffen!" Die Tür schloß sich hinter dem Tütündschi. Drinnen warf sich der Levantiner in einem Wutkrampf auf den Brüsseler Teppich. Aber Wind und Wetter wechseln rasch in der Aegäis. Lamba war ein Sohn des Mittelmeers. Er raffte sich plötzlich vom Boden. Trat vor den Spiegel. Schaute sich selber grimmig ins Gesicht. ... Nun mußt du dich entscheiden... mein Ich! Ver bünde dich Wider den Sultan und werde groß! Oder bleibe dein Leben lang trotz all deines Goldes ein kleine . schmutziger Abenteurer in Pera, wenn dir das genügt... Nein: Es genügte nickst! Lamba fühlte: Er war doch mehr als andere seiner Art. Wer kennt die Abstammung eines Levantiners? Irgend etwas spukte aus alten Zettest in seinem Blut — vielleicht aus den Tagen des Sc.- räubers Chaireddin Barbarossa oder der spanischen „Großen Kompanie", der Freibeuter des Peloponnes, die »ach dem Sieg die Witwen der gefallenen französischcn Ritter z» Frauen nahmen, wie er das blonde Mädchen aus dem Norden. (Forts, folgt.)
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