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Freitag, den 23. Mai 1873 In das Handelsregister für den Bezirk des Königlichen Gerichtsamts Wilsdruff hat man heute lt. Anzeige vom 17. dss. Mts. die Firma August Schmidt in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Friedrich August Schmidt daselbst, auf Fol. 26 eingetragen. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 20. Mai 1373. Leonhardis Amtsblatt das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst L- 4li Wochenblatt * - für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Tagesgeschichte. Wilsdruff, den 22. Mai 1873. Durch die demnächst eintretende neue Gerichts-Organisation sollen, soviel bis jetzt bestimmt ist, folgende 34 Gerichtsämler aufgehoben, resp. mit anderen Aemlern verbunden werden: Augustusburg, Alten berg, Bernstadt, Brandis, Elsterberg, Frohburg, Geithain, Gerings walde, Geyer, Geutleuba, Grünhain, Hartha, Johanngeorgenstadt, Jöhstadt, KönigSmerlha, Lengenfeld, Lausigk, Markneukirchen, Markranstädt, Moritzburg, Neustadt, Oberwiesenthal, Pausa, Reiche nau, Rötha, Schöneck, Schönfeld, Sebnitz, Strehla, Taucha, Treuen Weißenberg, Wermsdorf, Zwenkau. Neue 'Reichstelegraphcnstationcn sollen in Sachsen während des Jahres 1874 errichtet werden in Obercunnersdorf, Neukirch bei Bischofswerda, Neustadt bei Stolpen, Pirna, Oschatz, Gohlis und Neuschoncftkd bei Leipzig, Borna, Colditz, Connewitz bei Leipzig, Pegau, Groitzsch, Lausigk, Zwenkau, Mölsen, Gelenan, Lößnitz, Treuen, Falkenstein, Geyer, Crottendorf, Grüna, Neukirchen, im Jahre 1875 in Schirgiswalde, Altenberg, Brand, Dippoldiswalde, Lommatsch, Hartmannsdorf, Lunzenau, Mügeln, Brandis, Werms dorf, Strehla, Taucha, Burkhardsdorf, Ehrenfriedersdorf, Klingen thal, Lengefeld, Olbernhau, Pausa, Scheibenberg, Schlettau, Schö neck, Thum, Zöblitz, Zwönitz, Oberwiesenthal; im Jahre 1876 in Hainewalde, Königsbrück, Radeburg, Frauenstein, Tharandt, Wils druff, Geringswalde, Hartha, Wolkenstein, Breitenbrunn, Elterlein, Jöhstadt, Krummhermersdorf, Lungwitz, Wildcnau, Mühltroff. Von der K. S. Landgendarmerie sind im Jahre 1872 wegen verschiedener Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen sowie als steckbrieflich Verfolgte 20,326 Personen angezeigt und 6963 Personen «"gezeigt und 6903 Personen verhaftet worden. Die Zahl der er mittelten steckbrieflich Verfolgten stellt sich auf 431, worunter die er mittelten Deserteure mit inbegriffen sind. Von den zuerst angegebenen Zahlen entfallen auf die Kreisdirection Dresden 4153 angezeigte und 1468 verhafete, auf die Kreisdirction Leipzig 5618 «»gezeigte, und 1899 verhaftete, auf die Krcisdirecüon Zwickau 7235 angezeigte, und 2326 verhaftete, auf die Kreisdirection Bautzen 3321 angezcigte, und 1210 verhaftete Personen. Außerdem sind von der Landgendarmerie wegen vorgekommener Crimiualvergehen (ohne Richtung auf bestimmte Personen) 4367 — Dresden 1016, Leipzig 1107, Zwickau 1530, Bautzen 714 —, und wegen anderer, polizeilicher oder dienstlicher, Vorkommnisse 6568 — Dresden 1377, Leipzig 1020, Zwickau 1944, Bautzen 1237 — Anzeigen erstattet worden. Lant einer Mitlhcilung des preußischen Finanzministers im Ab- geordnctenhause wird der Antheil Preußens an den Ueberschüssen der französischen Kriegscoutributiou über 100 Millionen Thaler betragen. An Sachsen würde demnach etwas über 9 Millionen Thaler fallen. Am 19. Mai vormittags sind im Dorfe Leubnitz bei Strehlen — wie die Dr. N. berichten —- drei Männer beim Ansräumen einer tiefliegenden Düngergrube in Folg: von Stickluft umgckommen. Da der, welcher zuerst hinabgestiegen war, vollkommen lautlos blieb, so stiegen ihm zwei nach, die gleichfalls dort erstickt fein müssen, da kein Hilferuf oder sonst was vernommen ward. Nur unter Anwendung der größten Vorsicht gelang es zwei Anderen, sich von den cirwetre- tenen Todesfällen zu überzeugen und die Leichen hcranszubeförderu. Dem „Leipz. Tgbl." berichtet man aus Döbeln, 18. Mai: In der vorigen Nacht hat in dem Dorfe Nanßlitz ein bedeutendes Schaden feuer stattgcfuuden. Es brannten sämmtliche Wohn- und Wirth - schaftsgebäude der beiden Gutsbesitzer Kretschmar und Leutert bis auf den Grund nieder. Gerettet konnte von dem Mobiliar fast gar nichts werden und außerdem sind zwei Kühe, ein Kalb und ein Schwein in den Flammen umgekommen. Man vermuthet böswillige Brandstiftung. Die Leipziger Pferdeeisenbahn feierte am 18. Mai den ersten Jahrestag der Eröffnung ihrer Thätigkeit. Dieselbe hat während dieses Jahres (mehrere der sieben Linien sind erst später eröffnet worden) im Ganzen befördert 1,192,148 Personen, also etwa die Bevölkerung von Leipzig zehnmal gerechnet. Die Wagen und Pferde der Gesellschaft legen täglich eine Entfernung von 175 Meilen zurück. Der Protektor der sächsischen Militiirvereine, Se. kgl. Hoheit der Generalfeld marschall Kronprinz von Sachsen, erläßt an die Mitglieder von Sachsens Vereinen ehemaliger Mitärö in deren Vereinsorgan „Der Kamerad" eine Aufforderung, sich der von der Redaction genannten Blattes, im Verein mit Männern, welche sich warm für das Militärwesen iuteressiren, angestrebten Centralisation'anzuschließen ünd die zur Bcrathung der Centralstatuten und Constituirung des sächsischen Mlitärver- einsverbandes einzuberufende Deputirtenversammlung, welche voraussichtlich in Dres den abgehalten werden Wird, möglichst zahlreich zu beschicken. Dasselbe Blatt bringt einen ähnlichen Aufruf an die sächsischen Militärvereine, unterzeichnet von dem aus der Mitte des obenerwähnten Comitee's gewählten „Direktoriums behufs Centrali- ation von Sachsens Militärvereinen", bestehend aus folgenden 5 Mitgliedern: Ober- örster F. A. Kosmahl, Präsident, Inspektor F. W. Staub, Vicepräsident, Schrift- teller Max Dittrich, erster Schriftführer, Registrator G. Heymann,, zweiter Schrift- ührer, und Stadtrath Heber, dritter Schriftführer. In diesem Aufrufe heißt eS über den gegenwärtigen Stand der Csntralisativnsangelegcnheit und die Art und Weise, wie sie durchgeführt werden soll: „Nachdem von einer dazu bestimmten Commission die vorliegenden beiden Ent würfe eines Centralstatuts für Sachsens Militärvereine durchberathen und vom Comitee genehmigt sein werden, wird letzteres an die Vereine der größeren Städte Einladungen erlassen, Abgesandte, welche bei der später einzuberufenden Delegirten- versammlung gleichfalls als Comiteemitglieder zu sungiren und das Direetorium zu vervollständigen haben würden, zu der nächsten Comiteesitzung zu schicken, in Welcher ihnen über die bisher gethanen Schritte referirt, Einsicht in die hierüber geführten Protokolle gewährt, der Entwurf des Centralstatuts vorgelegt und Beschluß darüber gefaßt werden soll, ob derselbe entweder gedruckt und an die betreffenden der Cen tralisation zustimmenden Vereine zur Begutachtung abgesandt, oder auf der Dele- girtcnversammlung Paragraph für Paragraph vorgelesen und berathen werden soll." Nach einer Zusammenstellung über das Unterrichtswesen im Deutschen Reiche wird der obligatorische Volksschul-Unterricht in 60,000 Volksschulen 6 Millionen Schülern im Alter von 6 bis 14 Jahren erlheill. An mittleren Schulen bestanden am 1. Januar 1871 in Deutschland 330 Gymnasien, 14 Neal-Gymnasien, 214 Pro- gymnasieu und Lateinschulen, 485 Real- und höhere Bürgerschulen, von denen 127 mit Gymnasien rc. verbunden waren, im Ganzen mit 177,379 Schülern. Die vorhandenen 21 Universitäten hatten im Wintersemester 1872/73 zusammen 1620 Lehrende und 17,858 Stu- dircude. Den technischen Disciplinen dienen 10 politechnische Schu len mit 360 Lehrern und 4500 Studirenden. Außerdem sind zahl reiche Fach- und Special- Lehranstalten für einzelne Zweige der Wissenschaft eingerichtet, insbesondere für die Theologie und Philo sophie, für Medizin, Chirurgie, Hebammcnkunst, (45 Hebammcnschu- len), Pharmacie uud Thierheilkuude, für Laud- uud Forstwirthschaft. Die Deutschen Kunstschulen, Musik-Cvnservatorien und Gesangschulen genießen zum Theil eines Weltrufes. Schulen für Gewerbe, Kunst- gewerbe und Handel sind überall im Lande, Navigationsschulen in den Küstcndistncten genügend vertheilt. — Für den Bergbau und das Hüttenwesen sind in Prcnßen, Bayern und Sachsen mehrere Berg-Akademien nud 14 Bergschulen errichtet. Für die militärische Ausbildung bestehen 1 Kriegsakademie, 1 Artillerie- und Ingenieur schule 10 Kriegsschulen, mehrere Cadettenhäuser, medizinisch-chirur gische Institute, Schießschulen, Reit- und Turn-Anstalten 5 Unter- osfizier-Schulcn und 3 Marine-Schulen. Die russische „St. Petersb. Ztg." schreibt: Mag man mit Bismarcks Thätigkeit sympathistreu oder nicht, immer muß man cingestehcn, das ist ein ganzer Mann, ein unabhängiger Mann, der