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Dingen ihren Frieden und ihr Glück zu berücksichtigen. Sie können, was auch geschehen möge, stets auf mich zählen." „Ich danke Ihnen, Herr Geheimrath!" versetzte Einsiedel, ihm die Hand drückend, „sorgen Sie als Freund dafür, daß Se. Hoheit mei ner Tochter und mir es nicht entgelten lasse, was hinter meinem Rücken geschehen. Ich bin am Ende doch der Schwergeschädigtste, während der Prinz —" „Still, lieber Baron — um Ihrer, um Reginas Ehre willen darf den Prinzen keine Strafe treffen. Nur handeln Sie als kluger Hausvater, welcher den Sperling in der Hand für sicherer hält als die Taube auf dem Dach, und die Träume eines kranken Gehirns nicht für baare Münze nimmt. Ich werde Ihre Sache beim Fürsten führen, als wäre cs meine eigene. Auf Wiedersehen, theurer Freund!" Er drückte ihm die Hand und empfahl sich. Der Baron blickte ihm düster nach, als die Thür sich hinter ihm geschlossen. „Der Sperling in der Hand", murmelte er verächtlich, „ja, das bist du im Vergleich zum Majoratsherrn von Dürrenstein. Und nun gar Egbert! Träume eines kranken Gehirns, weiter wird's nichts fein, wie ich selber fürchte. Aber", fuhr er plötzlich, wie von einem glück lichen Gedanken erfaßt, empor, „hat der Alte ein Recht, mein unschul diges Kind so tödtlich zu beleidigen? darf er mit meines Hauses Ehre nach Belieben verfahren? Ich will nach Dürrenstein, um mit dem Grasen Albrecht zu sprechen und den wahnwitzigen Alten, welcher ins Tollhaus müßte, unschädlich zu machen. Will sehen, ob der junge Graf in seines Onkels Horn stößt oder ehrenhaft zu seiner Verlobten steht." Baron Einsiedel war nach diesem Entschlusse beruhigt. Er wollte mit dem nächsten Zuge abreisen und unterwegs einen Abstecher ma chen, um Regina zu sehen und zu sprechen, welcher er jedoch von seinem Vorhaben nichts mitzutheilen beschloß. Fürchtend, daß seine eigene Wankelmüthigkeit den löblichen Plan vor der Ausführung zerstören könne, ließ er sogleich einen Wagen be stellen und kleidete sich zur Abreise an. Seine Frau konnte er nicht sehen; vor dem Gedanken des ferneren Zusammenlebens mit ihr schloß der arme Mann entsetzt die Augen, er fühlte sich an die Galeere einer Ehe geschmiedet, deren Kette ihm stückweise das Herz zerschnitt. „O, Leonie! O, mein Kind!" seufzte er, zum erstenmal dem alten Dürrenstein beistimmend, welcher es so unerhört gefunden, daß er nach einer solchen geliebten Gattin ein zweites Weib sich habe nehmen können. Als er nach dem Bahnhof fuhr, folgte ihm der kleine Mulatte der Baronin auf einem kürzeren Wege, um zu erfahren, wohin der Gebieter zu reisen beabsichtigte, da es der gnädigen Frau trotz ihrer mexikanischen Keckheit doch nicht ganz geheuer in der Villa Einsiedel erschien, obwohl sie keine absonderliche Furcht vor dem Gemahl jemals besessen. „Er liebt mich nicht mehr", sagte sie zu Margitta, „und nur an dieser Kette versteht der deutsche Bär zu tanzen." „Er fürchtet meine schöne Herrin, und fürchtet überhaupt jede laute Szene", tröstete die Vertraute, „Furcht ist aber eine stärkere Kette als die Liebe." Der kleine Diener flog den kürzesten Weg zum Bahnhof, als er sich plötzlich der Equipage des Geheimraths gegenüber sah. Letzterer war der Freund seiner Gebieterin, weshalb der schlaue Knabe sich ver anlaßt sah, dem im Wagen sitzenden Leibarzt ein Zeichen zu geben. Dieser ließ halten. Der Mulatte theilte ihm mit wenigen Wor ten die plötzliche Abreise des Barons mit. „Geh' nur nach Hause", nickte Berg ruhig, „melde Deiner Herrin, daß ich mitreise. — Nach dem Bahnhof!" befahl er dem Kutscher und der Wagen rollte weiter. (Forts, folgt.) Vermischtes. * Auf einem Düngerhaufen endete ein Berliner Lumpensammler sein Leben, das er in einem polnischen Schlosse begonnen hatte. Er war ein polnischer Adliger, der lustig gelebt, alles verschwendet und sich zuletzt dem Trünke ergeben hatte, ehrlich aber war er immer geblieben. * Ein Akt des religiösen Fanatismus ruft in Brüssel allgemeiner Entsetzen hervor. In Morville-Anthoe lebte eine protestantische Ar beiterfamilie Mongeot in vollstem Frieden. Den Bemühungen eines katholischen Priesters gelang es, den Mann dahin zu bringen, daher sich bereit erklärte, seinen Glauben abzuschwören und sich mit seinen beiden jüngsten Kindern in die katholische Kirche aufnehmen zu lassen. Sobald er seiner Frau, die durch ihren Fleiß die größte Achtung dec Ortsbewohner genoß, hiervon Kenntniß gab, trat der Unfriede ein. Die Frau wollte davon nichts wissen; sie hing ihrem Glauben uner schütterlich an. Weder das Flehen der Frau, noch die Bitten der Freunde machten auf den Mann, der durch die Bemühungen des Priesters immer fanatischer wurde, Eindruck. Der Tag nahte, an dem der Religionswcchsel erfolgen sollte. Da faßte die Frau einen ver zweifelten Entschluß. Sie erhob sich Nachts von ihrem Lager, erschlug ihren Mann mit einer Hacke und hing sich selbst auf. Nun aber ent brannte der Zorn der katholischen Einwohner des Ortes auf daS Höchste und sie setzten es durch, daß man den Leichnam der Frau Nachts nach dem Kirchhof auf einer Karre hinschleppte. An die Landwirthe in der Amgegend von Dresden! Freitag, den SS. Mai, Vormittags 10 Uhr, in Renners Restaurant zu den S Raben, wird die am 31. März da selbst gewählte Commission zur Berathung von Statuten eines Vereins gegen den Zwischenhandel rc. Rechenschaft über ihre Thätigkeit ab legen, die entworfenen Statuten bekannt geben, weitere Vorschläge machen und entgegennehmen; schließlich eventuell Gründung des Vereins. Alle fich dafür intereffirende selbstständige Landwirthe werden zu dieser Versammlung eingeladen, vor Allem die geehrten Unterzeichner der Präsenzliste am 31. März a. o. Personen anderen Standes haben keinen Zutritt. Im Auftrage der Commssion: o. Limbach. 1200 Mark Kirchenqelder sind auf Hypothek auszuleihen. Näheres bei Blankenstein. Lenst Lipps, Kirchrechnungsführer. Hochtragende Zuchtkuhe stehen fortwährend zum Verkauf bei H-HAvst rstLis in Hintergersdorf. Auktion. Freitag, den 29. Mai, Mittags 1 Uhr follen im Gute No. 41 zu Lampersdorf die diesjährigen Kirfchnutzungen gegen das Meistge bot versteigert werden. Bedingugen werden vor der Auktion bekannt gemacht. Loni« NüUsr, Auktionator. Peruaner Tonnen Lein, Virgin. Pferdezahn Mais empfiehlt -- KEwerk BiirkharWwalde. Bau- und Düngekalk in anerkannt vorzüglicher Qualität, empfiehlt billigst IT Mhlixe Umnei werden bei hohem Lohn (ü St. 35—36 Pf.) zum Roh- resp. Berblendbau gefucht von Leipzig, Pfaffendorferstraße 26. Rechnungsformulare Wein- und Speisen-Karten hält vorräthig die Druckerei diefes Blattes. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 22. Mai. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark — Pf. bis 2 Mark 10 Pf. Ferkel wurden eingebracht 200 Stück und verkauft ä Paar 21 Mark — Pf bis 33 Mark — Pf. Redaction, Druck und Verlag Zum 3. Pfingstfeiertag APS88«8 gegeben vom Stadtmusikdirector I. Spüring. Anfang 7^ Uhr. Entree 30 Pf. Nach dem Concert Dazu ladet ergebcnst ein Schumnn«. Dank, innigen Dank für die vielen Beweise der Liebe und Theiluahme, welche uns wäh rend der langen Krankheit, sowie beim Tode und am Begräbnißtage unseres lieben Gatten, Bruders und Schwagers, des Buchbinders von Nachbarn, Freunden und Bekannten durch zahlreiche Begleitung zu seiner letzten Ruhestätte, sowie durch reichen Blumenschmuck z» Theil wurden. Insbesondere herzlichen Dank Herrn k. Or. AM für seine trostreichen und erhebenden Worte am Grabe, sowie Herrn I)r. Fiedler für seine rastlosen Bemühungen, uns das Leben des theuern Entschlafenen zu erhalten. Dank auch noch der gehrten Schützen gesellschaft, welche die irdische Hülle des Entschlafenen zur ewiges Ruhe trug. Möge Gott Alle vor ähnlichen Schicksalsschlägen bewahren- Wilsdruff, am 24. Mai 1885. Die trauernde Wittwe H-a Peschel, zugleich im Namen der übrigen Hinterlassenen. Gleichzeitig den geehrten Bewohnern von Wilsdruff und Umgegend zur gefl. Kenntniß, daß ich die von meinem seligen Mann betriebene Buchbinderei nebst meinem Putzgeschäft in ungestörter Weise fortführe» werde. Es wird mein stetes Bestreben sein, die mich Beehrenden mit nur guter Arbeit zu bedienen, und bitte ich das meinem Mann bisher geschenkte Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen. vsrv. kvsedsl. Zellaerstraße, via ü via Hotel Adler. Herzlicher Dank. Während der Krankheit und am Begräbnißtage meiner liebe» Gattin Johanne Caroline geb. Gäbler sind mir so zahlreiche Beweise der Liebe und Theiluahme zu Theil geworden, daß ich mich gedrungen fühle, dafür noch hierdurch den herzlichsten Dank auszu sprechen. Innigen Dank Herrn Dr. Fiedler für ärztliche Behandlung, herzlichen Dank den lieben Nachbarn für ehrendes Grabgeleit somit für den überaus reichen Blumenschmuck, Dank endlich für die geistliche» Trostesworte am Grabe. Wilsdruff, den 23. Mai 1885. Die Beleidigung am 25. April d. I. gegen den Müller 8toW' drvvdvr in Helbigsdorf nehme ich hiermit zurück und erkläre den selben als braven Mann. L. Ladas. >n H. Ä. Berger in Wilsdruff.