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Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnemenlpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag» - und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Dk. 61 Freitag, den 31. Juli 1885. . Für den Schuhmacher Franz Theodor Krauße, 29 Jahr alt, aus Wilsdruff gebürtig, ist Herr Tischlermeister Karl Robert Beißler in Wilsdruff als Abwesenheitsvormund in Pflicht genommen worden. König!. Amtsgericht Wilsdruff, den 22. Juli 1885. I. V. Römisch, Assessor. Auction. «Kommende Mittwoch, den 5. Muguft d. I., Nachmittags 4 Uhr, gelangen im Nollau'schen Gasthofe zu Kesselsdorf 1 Billard mit Zubehör, 1 Zugpferd (brauner Wallach), 6 Gebett Betten, 1 Schreibfekretär, 1 Sopha, 6 Tische, 1 Spiegel und 1 Schirm- lampe gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. _ Wilsdruff, am 30. Juli 1885. Mattke«, Gerichtsvollzieher. Holzve r A ei g e r u n g auf Naundorfer Forstrevier. Im Gasthofe z« Ranndorf sollen IroltLLO, <1. «F., von Vormittags 9 Uhr an, Nachverzeichnete in den Holzfchlägen, Abth. 9, 31 und 41, und im Einzelnen, Abth. 1—46 , 50 und 51, aufbereitete Hölzer, als: 2 buchene Stämme von 27u.49 om Mittenstärke, 1082 weiche » bis 15 » - 780 - » von 16—22 » » 170 » » - 23—29 - 37 » - - 30—36 - 7 - über 36 -- 8 buchene Klötzer von 22—32 - Ober- resp. Mittenstärke, 8 weiche - bis 15 - Oberstärke, 86 - von 16—22 - - 37 - - 23-29 s 9 - - 30—36 - s 4 - . - 37—43 - 3 Hdrt. fichtene Stangen von 3 am Unterstärke, 1,s - - - 4 - 5,« - - - - 8 - 5„ - - - - 9 - - 5,g - - - » 10—12 - - 0,7 » - » » 13—14 - einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung in kastenmäßigen Münzforten und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Nähere Auskunft ertheilt die mitunterzeichnete Revierverwaltung, welche auch die Nutzholz-Auktionsverzeichniste unentgeltlich aus- händigen wird. König!. Revierverwaltung. Gottschald. Kreditüberfchreitungen sind unzulässig. Tharandt und Naundorf, 25. Juli 1885. König!. Forstrentamt. Schwenke. Aagesgeschichle. Berlin, 28. Juli. Ueber das Befinden des Kaisers gehen der Londoner „Times" öfter Berichte zu. Danach macht der Kaiser nur kurze Spaziergänge, auch geht er nicht mehr allein, wie im vorigen Jahre. Er neigt sich stark vornüber, wie wenn das Gehen ihm schwer würde. Es wird auch bemerkt, daß, während er im vorigen Jahre herzlich mit Jedermann sprach, der bei ihm zu thun hatte, er jetzt seine Worte spart. Er geht Morgens einfach gekleidet aus und stützt sich auf den Arm des Grafen Lehndorff. Ein Diener folgt ganz nahe; derselbe trägt eine Decke, die er über die Bank breitet, wenn der Kaiser sich niederläßt. Ein Spaziergang von zehn Minuten scheint Schwie rigkeiten zu machen und eine viertelstündige Ruhe zu erfordern. Nach seinem Spaziergange erledigt der Kaiser die Staatsgeschäfte mit seinen Räthen und unterzeichnet die ihm vorgelegten Schriftstücke. Er früh stückt um 1 Uhr, nimmt ein Schläfchen und macht dann eine Ausfahrt, wobei der Kutscher sehr langsam fährt. Nach dem Diner um 6 Uhr, das aus etwas Kraftbrühe, Braten und Rothwein besteht, läßt der Kaiser sich seine Zeitungen und sodann ein Kapitel aus der Bibel vor- lesen und geht um 9 Uhr zu Bett. Man sagt, daß er einen gesunden Schlaf hat und gut bei Laune ist, obgleich er mit auffallender Trau rigkeit im Ton antwortet, wenn er nach seiner Gesundheit gefragt wird. Als Graf Thun, der Gouverneur von Salzburg, sich kürzlich von ihm verabschiedete, fragte der Kaiser ihn, ob er den Gasteiner Brun nen trinke. Als der Graf dies verneinte, sagte der Kaiser: Danken Sie dem Himmel, das Sie das nicht nöthig haben; bewahren Sie sich Ihre Gesundheit; das ist das Beste im Leben. Weil es uns Deutschen so oft an Kleingeld fehlt, hat Fürst Bismarck für 10,267,000 Mark Einmarkstücke und 400,MO Pfennig stücke schlagen lassen. DaS große Ereigniß am letzten Sonntage in Berlin war das Auftreten des Hospredigers Stöcker auf der Kanzel im Dom. Er predigte zum erstenmal wieder nach feinem Urlaub und seinen Prozessen. Der Dom war überfüllt, die Menge stand bis in die Vorhallen hinaus, eine Dame wurde während der Predigt ohnmächtig. Stöcker predigte über die Schlußworte aus dem 10. Kapitel des Evangelisten Lucas: „Eins ist noth" und schloß: „Eisenbahngleich, unablässig mit rollenden Rädern gehen die Geschicke der Gegenwart vorwärts, aber das Oel des heiligen Geistes fehlt in dem Räderwerk, darum sind wir in Ge fahr, daß sich die Räder heiß laufen. Die Weltverbesserer von heute verlangen zum Theil die Hilfe vom Staat, zum Theil wohl auch von der Kirche, Andere wieder fordern Bildung, noch Andere Hebung deS Verkehrs und des Erwerbes, das alles liegt draußen, nur eins ist Noth, Jems Christus." In Gotha legte Sozialdemokrat Bock in öffentlicher Ver sammlung Rechenschaft über seine Wirksamkeit im Reichstage ab. Bon allgemeinem Interesse ist, was er von der Sozialdemokratie behauptet. In der soz.-dem. Partei des Reichstages, sagte er, beständen keine grundsätzlichen Gegensätze, die Partei werde in der Zukunft beweisen, daß sie einmüthig helfend uno bessernd zum Wohle des Volkes arbeiten werde, von Ausübung von Gewalt müsse Abstand genommen werden. Wer auf dem gesetzlichen Wege nicht mit fortschreite, sondern zu Ge- waltthätigkeiten greife und Revolution Hervorrufe, der fei seiner festen Ueverzeugung uach ein Verbrecher an der menschlichen Gesellschaft und verdiene keinerlei Schonung. Aus Thüringen, 26. Juli. Die Arbeitseinstellung der Bergleute im Kohlenbergwerke Stockheim nimmt das öffentliche Interesse in Anspruch. Die Bergleute waren am 22. Juli mit ihrem Gesuche um Erhöhung des oft nur 90 Pf. pro Schicht betragenden Arbeitslohnes von der Bergwerksverwaltung abgewiesen worden. Die Häuer fuhren daher nicht in die Grube, sondern gingen heim. Die Leute haben dem Landralh in Sonneberg ihre Nothlage vorgetragen und man hofft auf Abstellung der Uebelstände. Am Tage vor dem Strike nahm sich ein verheiratheter Bergmann aus Verzweiflung dar über, daß er mit seinem geringen Verdienst seine Familie nicht mehr zu erhalten vermochte, das Leben. Köln, 26. Juli. Heute früh 6V2 Uhr wurde der letzte Verschüt tete todt aus den Trümmern hervorgezogen. Im Ganzen sind bei der Katastrophe 8 Personen getödtet und 33 mehr oder minder schwer verwundet worden. Von einem Augenzeugen wird der „Köln. Ztg." über den Eintritt der Katastrophe noch Folgendes mitgetheilt: „Ich