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Zweites Blatt. "ZD8 WeM MÄE WM, Nop, Awlchii M die WWM. AmLsbLQtL für die «Kgl. Kmtshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 97. Freitag, den 4. Dezember 1885. Dcr geologische Aufbau des Könige. Sachsen mit be sonderer Berücksichtigung der hauptsächlich bodenbilden den Gesteinsablagerungen. Bortrag, gehalten vom Landesgeolog vr. A. Sauer aus Leipzig. Dem Redner ist die Aufgabe zugefallen, im landwirthfchaftlichen Vereine zu Wilsdruff in einer Reihe von 3 Vorträgen über die Ent stehung, Verbreitung, Lagerung, chemische und physikalische Zusammen setzung der hauptsächlichsten im Königreiche Sachsen auftretenden Boden arten zu sprechen. — Zunächst wird ausgeführt und an mehreren Bei- spielen erläutert, daß eine vernunftgemäße Behandlung der Bodenkunde nur aus chemisch-geologischer Grundlage gedacht werden kann und daß ganz allgemein an Stelle der üblichen verschwommenen Bezeichnungen wie Lehmboden, Thonboden, Sandboden eine präcisere Namengebung zu setzen ist als beispielsweise die Lehmböden des Erzgebirges näher zu charakterisiren sind als Gneißlehmböden, Thonschieferlehmböden u. s. w., nur dadurch sei es möglich, eine klare Vorstellung von dem Werth des Bodens in chemischer und physikalischer Hinsicht zu gewinnen, die Erfahrungen der Agrikulturchemie richtig zu verwerthen und so den praktischen Landwirth vor kostspieligen Experimentiren zu bewahren. Dieser Auffassung zufolge glaubt der Vortragende die ihm ge wordene Aufgabe in der Weise lösen zu sollen, daß in dem ersten Vor trage ein geologischer Ueberblick über Sachsen zu geben ist, sodann im 2. Bortrage nach voraufgegangener Mittheilung über die Organisation der geologischen Landesanstalt, deren Zwecke und Ziele, eine spezielle Betrachtung der Urböden, endlich im 3. Vortrage eine solche der Schwemmlandböden zu folgen hat. Der geologische Aufbau Sachsens ist ein überaus mannigfaltiger. Gesteinsschichten aus den frühsten Entwickelungsperioden der Erde bis zu solchen, deren Entstehung in die Gegenwart fällt, fetzen Sachsen zusammen; UM daher einen Einblick in die Wandlungen, welche unser Fleckchen Erde im Verlaufe der Erdgeschichte mit erlebt hat, zu gewin nen, um den Aufbau SachsenS aus den verschiedensten Gesteinsbildungen zu begreifen, müssen wir uns in die frühste Zeit der Erdgeschichte zu rückversetzen. Ehedem stellte die Erde, wie gegenwärtig noch die Sonne, eine glühend flüssige Kugel dar; durch Abkühlung bildet sich um die selbe eine Erstarrungskrüste, Wasserdampf schlägt sich darauf nieder, das heiße, die Erde allseitig umschließende Urmeer löst die Erstarrungs kruste z. Th. auf, sättigt sich mit Mineralsubstanzen und scheidet dieselben dann auf dem Meeresboden aus; diese älteste Ablagerung aus Wasser faßt man als Urschieferformation zusammen; im speziellen zwar manig- faltig zusammengesetzt, der Hauptsache nach aber aus Gneiß, Glimmer schiefer, Urthonschiefer gebildet, untergeordnet mit krystallinischen Kalk stein, Serpentin (Zöblitz, Waldheim) und Magneteisenerzen. Auf die Verbreitung der Urschieferformation in Sachsen wird näher eingegangen. Die sich abkühlende Erde zieht sich zusammen, Runzeln und Falten entstehen; Theile festen Landes steigen am Schlüsse der Urperiode aus dem Meere empor. Auf diefe wirken die aus der Atmosphäre nieder fallenden Regenwässer, zerstören und zerkleinern sie und führen die Produkte dem Meere zu. Neue Ablagerungen entstehen, die später zu festen Gestein umgewandelt von uns als Grauwacke benannt wer den und darnach die ganze Formation als Grauwackeformation. Die ersten Lebewesen erscheinen auf der Erde: Algen, Tange, Korallen, Kopf- und Armfüßer, gepanzerte Fische. Die Ueberreste dieser wer den von den im Wasser sich ablagernden Sand- und Thonschichten bedeckt, es bilden sich Abdrücke der Körperformen und Versteinerungen. Granite und Grünsteine (Diabase) treten in glattflüssigem Zustande aus sich öffnenden tiefen Spalten der Erdrinde hervor. Die fortschrei tende Abkühlung der Erdrinde bringt neue Auffaltungen zu Stande; existirt bis jetzt wenig Festland auf unserer Erde, so steigen nunmehr mächtige Kettengebirge empor, ganze Theile der Erdrinde brechen aus, und erheben sich zu mächtigen Plateauländern, andere versinken in die unendliche Meerestiefe. Auch für nnfer Gebiet werden bereits die Grundlinien des Ge birgsbaues festgelegt; es entstehen die mächtigen Falten des sächsischen Erz- und Mittelgebirges. An den steilen und hohen Kämmen derselben schlagen sich die atmosphärischen Wasser nieder, zerstören und zernagen die FclSmassen und füllen die anliegenden Mulden mit dem fortgerollten groben und feinen Gesteinsmaterial aus. Sumpfige Niederungen ent stehen; in ihnen wuchert ein üppiges organisches Leben von Siegel-, Schuppen, und Fairenbäumen, unaufhörlich sproßt neues Leben auf den äbsterbenden Pflanzenleibern, große Anhäufungen vegetabilischer Substanz vollziehen sich, die durch zeitweise Ueberfluthungen unter Sand- und Thonschichten begraben, einer langsamen Verwesung ent- gegengehen, durch Druck der darüberlastenden Schichten zusammenge« Preßt, schließlich das liefern, was wir als Steinkohle bezeichnen. Verbreitung der Steinkohlenformation in Sachsen. Hierauf treten großartige vulkanische Ereignisse in die Erscheinung. Ausbrüche von gluthflüssigen deckenartig sich ausbreitenden Gesteinsmassen (Porphyre) begleitet von verheerenden Aschenregen (aus diesem entsteht unser Por phyrstoff 2. L. des Rochlitzer Berges). Da sowohl diese als auch die in den Gewässern entstehenden Geröll-, Sand- und Schieferthonab- lagerungen vorwiegend eine rothe Färbung aufweisen, so ist die ganze Formation als diejenige des Rothliegenden bezeichnet worden. In am nordwestlichen Rande von Sachsen eingreifenden Meeresbuchten lagerte sich magnesiahaltiger Kalkschlamm ab, der verhärtet unsere Ostrau-Geit hainer Kalksteine darbietet, während in Norddeutschland die Bildung der Steinsalzlager sich vollzieht. Es erfolgt eine langsame Hebung Sachsens. Während der Jurazeit ist Sachsen im Allgemeinen Fest land, erst mit Beginn der Kreideperiode erfolgt eine Senkung der öst lichen Hälfte unter gleichzeitiger Ablagerung mächtiger Sandmasien; dem Meere entsteigend verhärten sich dieselben und bilden eine zusam menhängende mächtige Sandsteinplatte, die durch die zernagende Thä- tigkeit der Regen- und Flußwässer erst später vielfach zerschnitten und in wunderbar grotesker Weise umgestaltet wird, unser gegenwärtiges Elbsandsteingebirge, die sächsische Schweiz repräsentirt. Hierauf folgt Trockenlegung des Landes durch ganz Norddeutschland hin; einfach flacher Charakter des Landes in Nord und Süd, West und Ost; er neute schwache Senkung von Norddeutschland bis nach Böhmen hinein; sumpfige Niederungen und Flachsee. Die Tertiärperiode bricht an; Hebung in der südlichen Hälfte Sachsens, jedoch ohne die erhebliche Faltenbildung, wie sie sich gleichzeitig bei der Hebung der Alpen, Py renäen und des Himalaya vollzieht, sondern durch gewaltige Berstung vom Elbsandsteingebirge an bis an das Fichtelgebirge; der nördliche Bruchrand hebt sich, der südliche sinkt hinab, das Erzgebirge tritt wieder als Gebirge hervor und bildet nunmehr eine mächtige Wasserscheide zwischen dem Tertiärmeere Nordsachsens und Böhmens. Ungeheure Massen von Eruptivgestein (Basalt) und von vulkanischen Aschen, San den und Bomben brechen an der Spalte hervor und bauen das böh mische Mittelgebirge auf. Auch Elbsandsteingebirge und Lausitz werden von diesen vulkanischen Ereignissen heimgesucht. Noch heutigen Tages äußern sich die Nachwirkungen dieses gewaltsamen Aktes, aber in segen bringender Weise, in den längs der Spalte hervortretenden heißen Quellen von Teplitz, Karlsbad, Franzensbad rc., noch heutigen Tages tritt in dem südlichen Steilabsturze des Erzgebirges der Bruchrand des gehobenen nördlichen Theiles scharf aus der Egerthalebene hervor. Nach Aufrichtung des Erzgebirges entwickelt sich im Bereiche der sumpfigen Tertiärniederungen eine Flora, ähnlich so üppig wie in der Steinkohlenzeit, aber von anderem Charakter; es sind Fächer- und Cokospalmen, Lorbeer- und Feigenbäume, riesenhafte Sequoien ver mischt mit Eiche, Birke, Ahorn, welche mit gleicher Deutlichkeit und Uebereinstimmung in den tertiären Ablagerungen Sachsens, Norddeutsch lands, Grönlands und Spitzbergens nachzuweisen sind und deren mäch tige Ansammlungen das Material zu unseren heutigen Braunkohlen bildungen lieferte. Ein gleichmäßig subtropisches Klima beherrscht das ganze Gebiet. Es folgt nunmehr eine letzte Hebung des Landes, all- mählich von Süd nach Nord fortschreitend, so daß sich das ganze Gebiet mit Strandbildungen des zurückweichenden Meeres überzieht. Nordsachsen und Norddeutschland bieten jetzt den Anblick einer trost losen sterilen Sandwüste. Inzwischen ist das organische Leben auf der Erde so weit entwickelt, daß nur noch das höchste Wesen, der Mensch, fehlt. Für die Aufnahme desselben war aber in unseren Ge bieten schlecht gesorgt; da tritt ein Naturereigniß ein, scheinbar ver- hängnißooll für alles organische Leben, in der That aber von höchstem Segen für dasselbe. Das Klima wird kälter; die Eis- oder Diluvial zeit bricht an. Ansammlung ungeheurer Schneemassen in Nordeuropa; ein mächtiger Eisstrom überzieht ganz Norddeutschland bis tief nach Sachsen hinein, auf seinem Grunde eine zähe Schlammmasse, aus dem von ihm überschrittenen zertrümmerten Gesteinsbildungen gebildet, mit sich führend und über den unfruchtbaren tertiären Untergründe in einer Mächtigkeit bis zu 20 m ausbreitend. Unser kali- und kalkreicher Blocklehm ist dieser diluviale Gletscherschlamm. Vielfache Flußverleg ungen finden durch den nach Sachsen vorrückenden Gletscher statt. Das Klima wird wiederum milder, der Gletscher weicht zurück, Deutschland wird wieder eisfrei und nimmt nunmehr einen Steppencharakter an. Mächtige Wirbelstürme bereiten die Oberfläche auf, führen die feinsten Lehmtheilchen fort und lagern dieselben an windruhigen Stellen ab. Der fruchtbare Löß der Lommatzscher und Altenburger Pflege entsteht. Wir sind bei der Jetztzeit angelangt. — Während des I ^stündigen Vortrages werden gleichzeitig zahlreiche Proben der wichtigsten Gesteins bildungen aus allen Perioden der gegebenen Entwickelungsgeschichte vorgelegt und ihrer Bedeutung nach für Sachsen kurz charakterisirt. Die Falschmünzer. Kriminal-Roman von Gustav Lössel. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „Spielst Du vielleicht auf das spurlose Verschwinden seines frü heren Faktotums an?" „Nun ja, ich glaube, daß das Verschwinden des alten Forster da mit in engstem Zusammenhänge steht. Und ich denke mir das so, daß Forster der Entdeckung jenes Geheimnisses nahe war oder es schon heraus hatte und dem Kommerzienrath mit Veröffentlichung desselben drohte. Er ist verschwunden, Niemand weiß wohin, es sei denn der Konimerzienrath, und der wird es gewiß nicht ausplaudern." „Höre, Freund, das sind müßige Kombinationen, die ganz roman hafte Verhältnisse vorausfetzen. Wenn ich Dir rathen kann, so suchst