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Wochenblatt fir Wilsdruff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mb 25 Pf. — Einzelne t Nummem 10 Pf. Tharandt, Men, Menlehn und die Umgegenden. ImtsblM Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Aal Forstrentamt zu Tharandt. No. 6. Freitag, den 2». Januar 18S3. Bekanntmachung. Unter dem Viehbestände des Gutsgehöftes No. 3 von Huhndorf ist die Maul- und Nlauenseuche ausgebrochen. Meißen, am 17. Januar 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Airchbach. Bekanntmachung. Die in den 88 2 und 3 des Straßenregulativs für hiesige Stadt enthaltenen Bestimmungen, daß zur Winterszeit jeder Hausbesitzer 1 ., seiner Hausfront entlang den Schnee zu beseitigen und bei eintretender Glätte Sand und Asche zu streuen, sowie 2 ., bei eintretendem Thauwetter binnen 24 Stunden, vom Beginn desselben an, den vor seinem Hause befindlichen Vorplatz, sowie das an dasselbe angrenzende Gassenge rinne von Schnee und Eis zu reinigen und letzteres von der Gasse hinwegzuschaffen hat, werden andurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß Uebertretungen oder Vernachlässigungen der gedachten Vorschriften nach § 5 des obgedachten Regulativs in Verbindung mit 8 366 Punkt 10 des Reichsstrafgesetzbuchcs mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Wilsdruff, am 28. November 1892. Der Bürgermeister. Bekanntmachung. Das zur Konkursmasse der Mühlenbesitzerin Iba Z-auline vcrehel. Hessel in Blankenstein gehörige Inventar, als Brettwagen, Jauchenwagen, Rüstwagen, 1 fast neuer Rollwagen, ein älterer desgl., Dreschmaschine, Häckermaschine, Jauchenplumpe, Schlitten, verschiedene Geschirre, I Schellengeläute, eine Partie Bretter, 1 Handdruckspritze, verschiedene land- wirthschaftliche Geräthe, Bäckereiutenstlien, Hausgeräthe und Möbels, 1 Dezimalwaage, ein Sackwagen u. s. w. soll Mittwoch, den 25, Januar von Borm. Z1V Uhr av in der Hessischen Mühle in Blankenstein durck Herrn Ortsrichter Birkner daselbst gegen Vaavzahlung versteigert werden. Dresden, den 17. Januar 1893. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt Gustav Müllev. j formationen schon im Frieden und Erhöhung des Friedensetats > verlangt. Nur auf diese Weise sei es möglich, den Linieu- ! truppentheilen ihr festes Gefüge in dem Moment zu sichern, wo es am nöthigsten ist. Nur auf diese Weise sei es möglich, den Neuformationen der Infanterie den Rahmen zu sichern, den sie brauchen, um von Hause aus als kriegsbrauchbare Truppe auftreten zu können. Jedes andere Mittel werde den gewünschten Effekt nicht herbeiführen können, weil die Formirung neuer Regimenter u. s. w. im Frieden zwar die Gesammtstärke der Armee erhöht, aber jenen Grundfehler, Lockerung der Verbände der Firma L. Löwe u. Cie. in Berlin muß in den Herzen aller warmen Vaterlandsfreunde Trauer und Entrüstung Hervorrufen. Es wäre wohl angebracht, heute einen Gegensatz zur öffentlichen Kunde zu bringen, der zeigen soll, wie der Bürger der Staot Lippstadt seine Kinder zu erziehen Pflegt. Der Präsident der Tagesgeschichte. Berlin, 16. Januar. Anläßlich des Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich August von Sachsen geborenen Prinzen sagt die „Norvd. Allg. Ztg.", daß die Geburt des heute Nacht zur Welt gekommenen Prinzen durch vie in seiner Person gesicherte weitere Erbfolge des Königshauses für das Königreich Sachsen eine besondere erfreuliche Bedeutung erhält. Dieselbe wird im ganzen Reiche voll gewürdigt und die Freude des Sachsenvolkes allenthalben in Deutschland getheilt werden, ebenso wie die Verehrung allgemein ist, welche das deutsche Volk dem um die nationale Entwickelung hochverdienten sächsischen Königshause und vor allem dem erlauchten Könige selbst darbringt. Berlin, 18. Januar. Die auch hier herrschende grimmige Kälte (heute früh 23 Grad) forderte unter den Obdachlosen mehrere Opfer. Nach den Meldungen der Blätter wurden drei Personen erfroren aufgefunden. Auf den SanitätSwachen melden sich zahlreiche Personen mit erfrorenen Gliedern. Die Zufuhr von Lebensmitteln ist vielfach gestört. Eine eigenartige Ueberraschung ist dieser Tage dem Kaiser gelegentlich des Ordcnsfestes an der Tafel bereitet worden. Als der Monarch von seinem Couvert die Serviette aufnahm, fand er auf dem Teller einen Brief vor, den ein zum Servieren herangezogener Hilfslakai Namens L. dorthin gelegt hatte. Der Kaiser öffnete das Schreiben, las es durch, lachte und las dann den Inhalt seiner Umgebung laut vor. Der genannte Hilfs lakai hatte nämlich die Bitte gerichtet, es möge ihm gestattet werden, im Königlichen Schloß für die zahlreiche Hofdienerschaft usw. eine Kantine zu errichten; der Bittsteller motivirte sein unterthänigstes Gesuch mit dem Hinweis, daß die Hofbediensteten jetzt immer erst weite Wege machen müßten, wenn sie eine Er frischung Annehmen wollten. Dieses naive Gesuch erregte auch unter der hohen Tischgesellschaft, welche an der Tafel des Kaisers Platz gefunden, große Heiterkeit. Der Monarch rief einen Beamten des Hofmarschallamts, übergab diesem das Schreiben zur weiteren Veranlassung, jedoch mit der ausdrück lichen Weisung, daß dem L. wegen der Unterschiebung seines Gesuches keine weiteren Unannehmlichkeiten erwachsen sollten. Und so kam der sonderbare Bittsteller mit einem bloßen Ver weis davon, der ihm im Hofmarschallamt ertheilt wurde. In einem „Unsere Infanterie" betitelten Aufsatze des „Mil.-Wochenbl." wird auf die aus dem ganzen Wesen der Verwendung und dem außerordentlichen Kräfteverbrauch eben dieser Waffengattung im Ernstfälle die Schlußfolgerung gezogen, daß die Infanterie unbedingt mit viel größeren Schwierigkeiten zu kämpfen hat, um sich im Kriege leistungsfähig zu erhalten, als die anderen Waffengattungen. Als das einzige wirksame und durchgreifende Mittel zur Beseitigung jener Schwierigkeiten wird die Schaffung einer Friedensorganisation bezeichnet, welche das Gefüge der Infanterie da, wo es am festesten sein soll, beim Uebergang zur Kriegsformation möglichst wenig schädige. Im einzelnen wird die Aufstellung hinreichend stärker Kadres- wegen Fehlens des Friedensrahmens für Neubildungen, nicht werde beseitige können. Daß in den bezeichneten Richtungen bald und gründlich geholfen werde, sei, namentlich nach dem, was in Rußland und Frankreich zur Erlangung der numerischen Ueberlegenheit geschehen, für unsere Infanterie eine Lebensfrage. Das dritte Verzeichnis; der bei dem Reichstage einge gangenen Petitionen führt eine überaus große Zahl von Gesuchen um Beibehaltung des Jesuitengesetzes auf, ferner zahl reiche Petitionen um Aufhebung des Jmpfgesetzes, um Ab änderung der Bestimmungen über die Sonntagsruhe, um Ab änderung des Zollvereinsvertrags bezüglich der gemeindlichen Besteuerung des Weins, um Abänderung des Gesetzentwurfs zur Bekämpfung der Unsitrlichkeit, um Ablehnung der Vorlagen über Brau- und Branntweinsteuer, sowie Reichsstempelabgaben u. a. Der „Ausschuß der deutschen Turnerschaft" hat in einer ausführlich begründeten Petition den Reichstag gebeten, bei Be- rathung der Militärvorlage die folgenden Punkte der Reichs regierung zur Berücksichtigung zu empfehlen: I. Aufforderung an die einzelnen deutschen Regierungen 1. den Turnunterricht in allen Schulen in den Sräbten und auf dem Lande verbind lich für beide Geschlechter einzuführen und für dessen tüchtige, allen Anforderungen entsprechende Durchführung zu sorgen, 2. die Gemeinden zu veranlassen, Turnplätze und Turnhallen zu beschaffen, 3. die Zahl der Turnstunden zu erhöhen und durch Spielstunden zu ergänzen, 4. die Schulbehörden anzu weisen, erforderlichen Falls die Schulturnhallen den Turnver einen gegen billige Bedingungen zur Benutzung zu stellen, 5. wo Fortbildungsschulen bestehen, den Unterricht in Leibesübungen thunlichst, nötigenfalls mit Hilfe der Turnvereine, in den Lehrplan aufzunehmen. II. Einführung von Vergünstigungen in der Länge der Dienstzeit und in der Beförderung zu Ge freiten und Unteroffizieren für solche Ausgehobene, die, gute Führung und tüchtige militärische Ausbildung vorausgesetzt, eine ordentliche turnerische Ausbildung nachweisen können, beziehent lich durch ein behördliches Zeugniß über eine bestandene Prüfung solche nachweisen. III. Verlangen eines gewissen Maßes turnerischer Leistungsfähigkeit bei der Erlangung der Berechtung zum ein jährig-freiwilligen Dienen. Durch diese Maßregeln hofft die genannte Körperschaft, „dem Herunterkommen des Volkes an leiblicher und geistiger Tüchtigkeit" einen Damm entgegensetzen zu können. Anläßlich des „Falles Löwe" wird der „Rhein.-West. Ztg." aus Lippstadt noch Folgendes geschrieben: Die Handlungsweise Handelskammer m Antwerpen, der vor einigen Jahren ver storbene Schiffsrheder und Kaufmann Adolf Deppe, war ein Sohn unserer Stadt. Es wurde an ihn das Ansinnen gestellt, dem französischen Volksheer, das sich unter Gambetta im Jakre 1871 bildete, eine Schiffsladung Waffen zuzuführen. Mit Entrüstung wies der treue deutsche Mann das Anerbieten von 500,000 Fres, zurück. Seine Worte von damals verdienen in Gold gefaßt in der Löwe'schen Fabrik aufgehängt zu werden. Sie lauten: „Meine Schiffe fahren zwa''unter belgischer Flagge und in meiner Vaterstadt würde Niemand es erfahren, wenn ich dieselben für die Franzosen befrachtete; aber lieber sollen dieselben im Hafen verfaulen, als daß ich vergessen sollte, ein deutscher Mann zu sein, ich würde mich vor mir selber schämen"^ Der Bcrgarbeiterstreik imWesten schläft langsam ein. Im Saargebiet waren am Dienstag nur noch etwas über tauseno Mann ausständig. Die letzten Versammlungen hatten äußerst geringen Besuch. — Im rheinisch-westfälischen Revier streikten Dienstag noch über 9000, die aber selbst ihre Sache als ver loren ansehen. Mehrere Streikführer und Agitatoren sind ver kästet. Einzelne kleinere Tumulte wurden leicht unterdrückt. Eine Arbeiterdeputation, die nach Berlin kam, richtete nichts aus. Was soll aus Hamburg werden? so ruft der „Hamb. Corr." aus. „Wenn man in Hamburg sagt, es liege eine schwere Zeit hinter uns, so läßt das die Annahme zu, daß nun wieder in neuer ehrlicher Arbeit vorwärts gestrebt und der Versuch gemacht werden könne, das Versäumte und Verlorene einzuholen. Trostlos ist es aber, aussprechen zu müssen, daß nichts weniger zutreffen kann als diese Voraussetzung. Wir haben im Handel und Wandel die schwere Zeit nicht hinter uns, und wir haben keinen Ausblick auf eine günstige Ge staltung der Zukunft, so lange die überwundene Seuche noch im stände ist, trübe Schatten auf unser Verkehrsleben zu werfen. Ais im November die Meldungen der Cholerakommission seltener und die verkündeten Fälle ihrer Zahl nach geringfügiger wurden, als die amtliche Anzeige erfolgte, daß man fernerhin ein Bulletin nur ausgeben würde, wenn etwa neue Cholerafälle konstatirt werden sollten, als weiter, nachdem mehrere Wochen kein Fall niehr zur Meldung gelangt war, die offizielle Seuchenfrei erklärung Hamburgs ausgesprochen wurde und daraufhin schnell nach einander jene Schranken fielen, die in- und ausländische Behörden mit viel mehr Eifer als Vernunft gegen uns errichtet hatten, da konnte man allerdings mit Fug und Recht glauben, daß eine der traurigsten Perioden der hamburgischen Geschichte endlich überstanden sei. Leider hat sich unser Verkehrsleben dieses Friedens nur wenige Wochen erfreuen dürfen. Seit einiger Zeit werden fast täglich wieder einzelne Fälle von Cholera erkrankungen aus unserer Stadt gemeldet. Daß solche einzelne Fälle noch lange nach dem Erlöschen einer so intensiven Epidemie