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Zweites Blatt. «MAMMW Marandt, Wossen, Siebent'eßn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Aal. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokatvtatt für Wilsdruff, Altluneberg, Bnkenbain, Blankenstein, Braiineidors, Burkhardtswalde, tdroitzsch, Grumörch, Grund bei Mobvrn, Helbigsdor', Herzosqwaldc mit Landberg, Hühndrn, Kauibach, Keffelsdort, Kleinschönberg, Klivvhauien, Lampersdorf, Li-nbach, Letzen, Mohorn, Nunziq, Neukirchen, Neu lanneberg, Niederwartha, OberhermSdori, Pohrsdorf, Röhrsdort bei Äilsdruck, Noltzih, Nothschönbern init Perne, Zachsdori Schmiedewalbe, Zora. Steinbach bei Kesselsdori, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pop bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Msttwoss und Freitags bis spätestens Mmags 12 Uhr angenommen. - JnserlionSprcis 10 Prg. pro viergespaltene Corpuszeile. , inlL NeUaq Martin Berger in Wüsdmsi. — Veramnwrtlick für die R?dakiion Martin Berqer daselbst. No. 13V» Sonnabend, Sen 17. November 1NW. 58. Jayrg. Ium 23.Ksuutuge uachTvinitutis. (Zugleich zum Butztage.) Jat. 4,17: Wer da weiß Gutes zu tlum und Ihut es nicht, dem ist eS Sünde. Wieder naht der Buß' und Bettag dem deutschen Volke, um als ein eil sirr Gottcsboic an die Thürcn der Herzen zu klopfen und zu fragen: Wie stehts mit Dir? Hat das zu Ende gehende Jahr nicht auch Dein Gewissen belastet mit allerlei Sünde und Schuld? Bedarfst Du nicht auch der Buße und des Gebets, um Deiner Last ledig zu werden? Wohl dem, der dies ernste Anklopfen nicht überhört! Wohl dem, der auf diese Gewissensfragen achtet und merkt! Der Bußtag sagt es uns, daß Gott es mit der Sünde genau nimmt. Er denkt und spricht nicht so oberflächlich von der Sünde wie die Welt. Er ertheilt anders. Die Welt versteht unter Sünde einen groben Zusammenstoß mit dem Strafgesetzbuche. Wer mit Zuchthaus und Ge- fängniß noch keine Bekanntschaft gemacht hat, wer ein äußerlich ehrbares Leben geführt hat, der meint, er habe keine Sünde Man. Das obige Wort zeigt uns, was Sünde ist. Nicht nur das Böse, das wir thun, auch das Gute, das wir unterlassen, ist Sünde. Nun frage Dich: Hast Du in diesem Jahre nichts Gutes unterlassen? — Tu lebtest mit Deinem Nachbar rm Unfrieden. Du bist nicht zu ihm gegangen, ihm die Hand zur Versöhnung zu reichen. Du hast es gewußt, daß Gott das von Dir forderte, und Du hast es doch nicht sethan. Das war Sünde. — Da war ein armer Kranker. Wie würde es ihn erquickt und erfreut haben, wenn Du einmal zu ihm gegangen wärest, um ein Wort des Trostes zu ihm zu sprechen, um eine Gabe der Liebe ihm zu bringen. Aber Du hast es nicht gethan. Und das war Sünde. — Du kamst an einem Bekrunkenen vorüber. Die Kinder lachten über ihn. Vielleicht lachtest Du mit, vielleicht entrüstete Dich das traurige Schauspiel. Hättest Du Dich seiner nickt erbarmen sollen, wie der barmherzige Samariter sich dessen annahm, der unter die Mörder ge fallen war? Daß Du es nicht gethan, das war Sünde. — In Deinem Hause, in Deiner Familie gings nicht immer zu, wie cs sollte. Bist Du allezeit ein rechter Hausvater, eine rechte Hausmutter gewesen? Hast Du Deine Kinder auferzogen in der Zucht und Vermahnung zum HErrn? Hast Du Ihnen ein Vorbild gegeben, oder ein böses Beispiel? Viel Versäumnisse! Und jedes Ver- säumniß ist Sünde. Und wenn Du das Jahr hindurch keine Sünde ge than und begangen hättest mit Gedanken, Worten oder Werken — obwohl es keinen Menschen giebt, der das sagen kann —, dann wären Deine Unterlassungssünden schon eine solche Summe, daß Du wahrlich Grund hast zur Buße und zum Gebet. Dein Sündenregister ist groß, aber die Gnade Gottes ist doch noch viel größer! Nimm zu ihr Deine Zuflucht. Thut Buße und bekehret Euch, daß Eure Sünden getilgt werden. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Tuberkulose-Merkblatt. Bearbeitet im Kaiserlichen Gesundheitsamte. V. Rathschlage für besonders gefährdete Personen. Jedermann sollte siet? der vorstehenden Ge- snndheitsregeln befieitzigen, ganz besonders aber alle diejenigen, weiche aus irgend einem Grunde die Tuberkulose mehr als andere zu fürchten haben: schwächliche Personen, sowie solche mit langem 'und schmalem Körperbau bei flachem Brust- Lasten, namentlich wenn sie von tuberkulösen Eltern ab stammen; ferner solche, welche Grund zu der Annahme haben, daß sie durch Verkehr mit schwindsüchtigen Menschen (Verwandten, Pflegern, Arbeits- oder Spielgenofsen) oder infolge eigener Erkrankung an Skrofulose oder dergl. in der Kindheit den Keim der Tuberkulose bereits ausge nommen hatten; nicht minder solche, welche der Beruf ge fährdet (Stuben-, Staubarbeiter und dergl.); endlich die von schweren Krankheiten Genesenden, sowie allgemein diejenigen, welche an Lungen- oder chronischen Halskrank heiten, Keuchhusten, Masern, Influenza, Zuckerkrankheit, Bleichsucht gelitten haben oder zu starken Blutverlusten irgend welcher Art (Nasenbluten und dgl.) neigen. wer einen weniger wi-erstan-sfLhigen Körper hat, nehme darauf bei -er Wahl -es Berufs Rücksicht: ein Beruf, der in die freie Luft führt und die Körperkräfte durch Uebung stählt, ist besser als eine an das Zimmer fesselnde Thätigkeit. Menschen mit empfindlichen Athmungsorganen haben nicht nur Staub (also auch staubreiche Berufsthätigkeit), sondern auch Rauch (Tabaksdunst eingeschlossen) und kalte, rauhe Winde zu meiden oder sich dabei entsprechend zu schützen; Sprechen in kalter Luft oder beim Gehen sollten sie unterlassen und sich Vor Erkältungen und übermäßiger Körperau- strengung hüten. Nicht minder wichtig ist die sinngemäße Durchführung der allgemeinen Schutzmaßnahmen überall da, wo durch Beruf oder sonst Menschen in großer Zahl sich regel mäßig zusammenfinden (in Schulen und Pensionaten — entsprechendes Verhalten tuberkulöser Lehrer —, Fabriken, Wirthshäusern, Armenanstalleu, Waisenhäusern). Ver nachlässigung der Tuberkulose durch einzelne gefährdet die Gesammtheit. L. Rathfehläg? für erkrankte j)erfsnen. Treten Erscheinungen auf, welche -en Ver dacht einer nicht blstz vsrübergehenden Er krankung -er Athmungswege erwecken: wieder kehrender Husten (trocken oder mit Auswurf), wiederkehr ende Schmerzen im Halse, Brust oder Rücken, anhaltende Abgeschlagenheit oder Neigung zur Ermüdung ohne vor angegangene Anstrengung, Avpetitmangel und Abmagerung, wiederkehrendes Fieber, namentlich zur Abendzeit, mit Nachtschweißen (selbst bei nur mäßiger Körperbedeckung), Blutspuren im Auswurf oder gar ein Bluterguß aus dem Halse, ssistbal-igsteinegrün-licheUntersuchung durch -en Arzt (auch des Auswurfs auf Tu berkelbazillen) herbeizuführen. Wird der Ver dacht nicht bestätigt, so sind gleichwohl die unter v. ge gebenen Rathschläge sorgfältig zu befolgen. Bestätigt sich der Verdacht, so sind in erster Reihe die vom Arzte ge gebenen Verhaltungsmaßregeln zu beachten. Rein Mittel hilft, wenn nicht der Rranke durch fein allgemeines gesundheitsaemätzes Verhalten und strenge Befolgung der gebotenen Vsr- sichtsniatzregeln das Veste selbst dazu beiträgt. Der Rranke vergegenwärtige sich die doppelte Pflicht, auf feine eigene Heilung Bedacht zu nehmen, um wieder ein nützliches, erwerbendes Glied der menschlichen Gesellschaft zu werden, aber auch durch Beachtung Ser Schutzmaszregeln seine Angehörigen, Hausgenossen und weitere Um gebung vor Ansteckung zu bewahren. Begin nende Tuberkulose ist oft heilbar, vorgeschrittene selten; der Erfolg hängt zumeist vom rechtzeitigen Einschreiten ab. Besondere Aufmerksamkeit ist dem Aus wurf zuznwenden; er ist weder auf den Boden zu schleudern, noch zu verschlucken, vielmehr in ein besonderes, dazu bestim mtes Gefäß, welches regelmäßig zu desinfiziren ist, zu entleeren; am besten sind Spuckfläschchen (etwa nach Art der Dettweilerschen), welche der Kranke mit sich führt. Mußte der Auswurf ausnahmsweise ins Taschen tuch entleert werden, so ist dieses vor dem Trockenwerden auszukochen. Auch durch Küssen kann die Krankheit übertragen werden. Einer offenbar schwindsüchtigen Person ist die Eheschließung dringend zu Widerrathen; sie warte bis zur Heilung! Tuberkulöse Frauen sollten nicht stillen oder Kinder warten! Bei Fieber und Neigung zu Blutungen ist Ruhe und Schonung unbedingt geboten; ausgiebiger Genuß ruhiger, von der Sonne durchwärmter, neoel-, staub- und rauch freier Luft thut gute Dienste, am besten mit Lagerung auf Ruhebetten im Freien, an geschütztem Platze und mit genügender Vedeaung des Unterkörpers. Am sichersten wir- -ie Heilung in einer, -er Wiederherstellung von Lungenkranken be sonders gewidmeten, von einem sachkundigen Arzte geleiteten Heilstätte (Lungenheilstätte) erreicht. Bei nicht zu kurzem Aufenthalte (nicht unter 3 Monaten, erlangt der folgsame und aufmerksame Kranke oft nicht nur seine Gesundheit wieder, sondern eignet sich auch die zur Vermeidung von Rückfällen erforderlichen Lebensregeln an. Verschlungene Lebenswege. Original-Roman von Gustav Lange. (Fortsetzung.) 5. Kapitel. Ziemlich am Ende einer lebhaften Straße von München, da wo der Verkehr schon etwas nachgelassen und an die Stelle imposanter Geschäftshäuser, oder statt licher Miethshäuser meist kleinere, aber darum nicht minder vornehm sick ausnehmende Wohngebäude treten, lag etwas zurück von der Straße ein hübsches zweistöck iges Haus. Von der Straße trennte es ein wohlgepflegter Garten, den ein breiter Kiesweg durchschnitt. Wohl die meisten Straßenpassanten ließen im Vorbeigehen ihren Blick über dieses Gebäude schweifen und lasen dann auf dem blankpolirten Messingfchilde an dem eisernen Thor, durch welches man von der Straße aus nur in den Garten gelangen konnte, die Aufschrift: Dr. Rubens. Es war aber durchaus nichts Außergewöhnliches, was an dieses Häuschen die Aufmerksamkeit fesselte, sondern einzig und allein der Umstand, weil fast alle Fenster bis auf wenige durch grüne Rollläden geschlossen waren und es so den Anschein hatte, als sei es unbewohnt. „So ein hübsches Haus und unbewohnt," mochte Manches denken, „was liegt hier zu Grunde." Es war noch gar nicht lange her, seid sich die Fensterläden geschlossen und tiefe Trauer in dieses Haus eingezogen war. Dr. Rubens war ein vielgesuchter Rechtsanwalt ge wesen, der bis in sein hohes Alter als solcher thätig ge wesen war. Im Innern der Stadt hatten sich seine Bureauräume befunden, während er in diesem ruhigerem Stadttheil in dem reizenden Gartenhaus mit seiner Fa milie allein sein Heim aufgeschlagen hatte. Es hatte auch eine Zeit gegeben, wo das Haus und der Garten widerhallte von dem Klang fröhlicher Kinder stimmen, denn drei Knaben, die jüngsten zwei Zwillings brüder, machten das Glück Dr. Rubens aus. Doch wie nur wenigen Sterblichen völlig ungetrübtes Erdenglück bis an das selige Ende beschieden ist, ebensowenig sollte diesem Ehepaar ein solches beschieden sein. Noch im zarten Jünglingsalter wurde ihnen der älteste Sohn durch eine tückische Krankheit entrissen, wenige Jahre später mußten die beiden Zwillingsbrüder dem Ruf ihres Kö-