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MOmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2Ü Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Boe- geschriebene Erscheinung»- —, - , ese tage und Platz» orschriste» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsorust Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. — - —— — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Ieder Rabattansprv ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Aationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, —»» Wert«««», »»chmitta,. 8 Uhr. »«! «dH»!»», t» »«. «-„»hrfte«-» 2 RM. IM Mo.at, bn 8-ftell»», durch di« »olrn 2,3V RM., dkl Poftbeftellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend »«.rruud V-Ichäfitftkvru —77" 7 " 77" 7 ' 7" 7 nehme» ,« jeder Zeil Be. »ellnnaen enlg-sen. Z»Falle höherer Dewall, Arie, oder sonfti,er Belriebiftörangen besteht bei» Anspruch auf Lieferung d« geitun, oder öiiriuu, de« Bezug,»reife.. — Aucksendung eingrsandter Schriststüche erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Rr.253. — 86. Jahrgang. Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 28 Oktober 1927 Sie öffentliche Zinanzgebarung. Wirtschaftspolitische Gedanken zur Rede Dr. Köhlers. Die große Rede des Reichsfinanzministers Dr. Köhler ist durchflochten von dem roten Faden: nicht bloß die Höhe der Einnahmen, sondern in vieler Beziehung die Höhe der Ausgaben ist abhängig von dem Ergehen unserer Wirtschaft. Er zeigt am Beispiel der Erwerbslosenfür sorge, deren gewaltige Kosten ja so lange auf Reich, Ländern und Gemeinden gelastet haben, ^daß sinkende Wirtschaftskonjunktur nicht bloß sinkende Einnahme be deutet, sondern auch steigende Ausgaben verursachen kann. Trotz alledem glaubt er für 1028 sagen zu dürfen, daß die S t a b i l i t a t d e s R e i ch s h a u s h a l t s trotz steigender Ausgaben für Beamtenbesoldung und Repara- bleiben wird, selbst dann, wenn die Wirtschaftskonjunktur nicht mehr so günstig bleibt wie der einen Seite eine Beruhigung, auf der anderen Seite eme Mahnung. Eine Beruhigung insofern auch, als im ganzen deutschen Volke die Erklärung des Reichsfinanzministers ein freudiges Echo erregen muß: „Die Reichsregierung ist der Meinung, daß von der Erschließung neuer Steuer quellen keine Rede sein kann, sondern daß die Politik der Steuersenkung fortgesetzt werden muß.' Diese Zusage erfolgt allerdings unter der Voraussetzung, daß eine auto- wirkende Ausgabenerhöhung letzten Endes die Labilität des Haushalts untergraben würde mit all den schwerwiegenden Folgen, die sich daraus nicht bloß für selbst, sondern auch für unsere gesamte Wirtschaft ergeben würden. Einen breiten Raum nahm in der Rede Dr. Köhlers natürlich die Behandlung des Verhältnisses zwischen Reich und Ländern ein; geht doch an die Länder und Ge meinden mehr als die Hälfte der Reichseinkünfte ab. Die gerade in den letzten Wochen vielfach erörterte Frage der Verwaltungsvereinsachung zwecks Kosten ersparnis spielt dabei die Hauptrolle, besonders, wenn man weiß, daß hier auch der Neparationsagent einhaktc. Dr. Köhler wandte sich unbedingt gegen den stillen Wunsch Parker Gilberts, von Reichs wegen die Länder sozu sagen abzuwürgen. „Länder und Gemeinden sind geschicht lich Gewordenes, in eine Wirtschaftsentwicklung hinein gestellt, der sie sich nicht wohl versagen können und bisher auch nicht versagt haben." Der Gefahr des Druüs von außen soll nun dadurch begegnet werden, daß stärker als bisher der Zwang zu äußerster Sparsam keit aus dem Gebiete der öffentlichen Wirtschaft gerade im Interesse der Gesamtwirtschaft empfunden wird und vor allem die daraus entspringenden Folgerungen ver- lvirklickt werden. Daß auf dem Gebiet einer Sparsam keitspolitik in Ländern und Gemeinden noch unendlich viel zu tun ist und auch getan werden kann, weiß man ja; manches ist schon geschehen. Aber das Reich kann nicht daran denken, hierbei über die Nolle eines Mahners hinauszugehen. Die berechtigten Bedürfnisse ver Länder und Gemeinden zu decken, soll grundsätzlich sen länder- und gemeindeeigenen Steuern Vorbehalten sein, darüber hinausgehende Bedürfnisse durch Reichs- einkünfte, durch eine Beaufsichtigung des Reiches ergänzt werden. Tas haben schon die Sachverständigen des Dawes-Planes zum Ausdruck gebracht. Der Minister steht ans dem Standpunkt, daß die Voraussetzung eines wirklich gerechten Fmanzausgleiches zwischen dem Reich ruf der einen, den Landern und den Gemeinden auf der anderen Seite die Klärung des Begriffes der berechtigten Bedürfnisse ist, daß es infolgedessen dem Reich fcrnliegt, oor einer vollständigen Klärung dieses Bedarfes zu einer Verkürzung der Ländereinnahmen zu schreiten. Dr. Kohler ist sich darüber klar, daß sich eine solche Begriffs- bA beiderseitigem guten Willen und in Erkenntnis über die Schwere der finan- .. '"Hi aber etwa durch eine bis hineindringende Kontrolle des Schutzen alwrdm^ sich das Reich dagegen, yurch.eme unv^ Ländern oder Gemeinden in feiner Wahrung und in seinen Finanzen bedroht zu werden „Die Gesamtverschuldung Deutschlands gibt zu größter Zurückhaltung wirklich Anlaß," - dieser Latz Dr. Köhlers über die Anlechepofttik gilt aber auch für sämtliche Verwaltungsausgaben nicht etwa bloß des Reiches selbst, sondern anch der Lander und der Gemein den. Wir balancieren m Deutschland auz einem gefahr drohenden finanziellen Grat, sind aber namentlich den Reparationsverpflichtungen - ^ora"f Dr Köhler mit besonderer Betonung hmwies — Ewer gerecht geworden, sind wenn die Ausgaben wuchsen, so diente das ui den letzten Jahren dem Aufbau der Wirtschaft, ner Wirt schaft also die den Dawes-Plan zu tragen hat und die entschlossen ist, das Londoner Abkommen loyal, wenn auch unter schweren Opfern, auszuführen. Die Gefahr dieser Gratwanderung b^e-ts von leiten des Hansabundes zum Vorschlag eines Sinanzdiktators geführt, der nut allen Voll machten ausgestattet sein soll, um das Höchstmaß von Ateuerleistung bei einem Mindestmaß von Belastung durch Vereinfachung der Verwaltung und des Steuersystems burchzusetzen. Das wäre schließlich das letzte Mittel; aber vorläufig, da eine unmittelbare Gefahr qoch nicht zu be- Gesicherte Wirtschaft Sr. Curtius über Deutschlands Wirtschaftslage. Reichsbankpräsident und Ausländsanleihen. Der Haushaltsausschuß des Reichstages beschäftigte sich nach der Rede des Reichsfiuanzministers Dr. Köhler weiter mit der Finanz- und Wirtschaftslage Deutschlands. Nach Aus führungen des Abg. Dr. Hilferding lSoz), der für lang fristige Anleihen eintrat. ergriff Neichswirtschaftsminister Or. Curtius das Wort. Er begrüßte oie Gelegenheit, im Haupiausschutz im Zusammenhang mit der Besoldungsvorlage über Wirt- schaftsfragen sprechen zu können, da dies: Fragen von der Finanzfrage nicht zu trennen seien. Der Minister erklärte, daß es ihm fernstehe, etwa den Konjunkturpropheien zu spielen. Er hielte es für gefährlich, in der Öffentlichkeit mit Schlag worten die Konjunktur zu klassifizieren. Unsere Konjunktur hänge sozusagen in zwei Angeln, aus der einen Seite der Kaufkraft, auf der anderen Seite der Kapitalversorgung. Was die Kauf kraft anlange, so glaube der Minister, daß von dieser Seite aus der Konjunktur die geringste Gefahr drohe. Die Wieder aufnahme von fast zwei Millionen Arbeitsloser in den Wirt- schastsprozeß. die Lohnerhöhungen und die Crböbnnnnn der Rcichsbankpräsidcnt Dr. Schacht. Rcichswirtskhaftsmftustv- Dr. Curuus. Beamtengehalter sichern von der Seite der Kaufkraft aus die Konjunktur noch auf längere Zeit. Die Preisbewegung hat sich keineswegs geändert; sie bewegt sich vielmehr im großen und ganzen nur langsam aufwärts. Ebenso scheine die Depression des Auslandes, das für unseren Export in Frage kommt, allmählich einer gewissen Aufwärtsbewegung zu Weichen, so daß, wenn unser Export wieder stärker werden muß, auch das Ausland wieder kaufkräftiger wird. Aber auf der anderen Seite drohen der Konjunktur Schwierigkeiten aus der Frage der Kapitalbeschaffung. Der deutsche Kapitalmarkt allein, so führte der Minister weiter aus, ist keineswegs mehr in der Lage, die Konjunktur zu finanzieren. Es wird auch weiterhin eine Zufuhr von Auslandslapital zur Durchführung der Aufgabe, die die Konjunktur stellt, not wendig sein. Jedenfalls scheint es mir unerläßlich zu sei», daß wir uns das gegenwärtige Auslandskreditvolumen er halten. Alle Beteiligten müssen aber die allergrößte Disziplin üben, damit nicht auf dem Gebiete des Vertrauens, das bei jedem Kredit eine große Rolle spielt, eine Krisis eintriti. Es ist selbstverständlich, daß für unsere kurzfristige und auch lang fristige Verschuldung eine Vertrauenskrise die verheerendsten Wirkungen haben würde Die Auslandsverschuldung als solche wird ihrer drohenden Gefahr entkleidet, wenn man aus die ökonomischen Gründe znrückgeht, die sie herbeigesührt haben. Nach Be endigung des Ruhrkampfes bedurfte Deutschland des aus ländischen Kapitalstoßcs, um das zerstörte Betriebskapital wieder herzustelleu Tie Auslandsverschuldung in Höhe von zwei Milliarden ist sin die gesamte deutsche Wirtschaft ver hältnismäßig gering Es wird auch das eine ftar, daß unsere Wirtschaft in gar keiner Weise gefährdet ist, daß die Sicherheit über allen Zweifel erhaben ist Das gleiche gift auch für die von der öffentlichen Hand ausgenom menen Anleihen, da hinter ihnen die ganze Steuerkrast der Be völkerung steht. Unsere Äuslandskredite sind im großen und ganzen pro duktiv verwandt worden. Wenn immer aus die Gefahr der kurzfristige» Verschuldung hingewiesen wird, so muß betont werden, daß sich auch auf diesem Gebiete eine durchaus nor male Entwicklung vollzieht, wenn man sie nicht durch eigene Kriscnmachcrei stört Die Passivität der Handelsbilanz ist eine Folge der Kapitalbewegung und nichts anderes als der Ausdruck dafür, daß wir in die Notwendigkeit versetzt worden sind, Auslandskapital in großem Umfange aufzu nehmen. Unter Anführung eines ausführlichen Zahlen materials erklärt dann der Minister, daß die Entwicklung unserer Exportbilanz keineswegs katastrophal ist, wie das im allgemeinen dargestellt wird. Der Minister beschäftigte sich dann mit der Beratungs stelle für Ausländsanleihen und erklärte, daß augenblicklich noch Verhandlungen mit den Länderregierungen schweben, um sachlicher und organisatorischer Beziehung abzuändern. Die achlicher und organisatorischer Beziehung abzuändern. — Die Produktivität und die Dringlichkeit der Aufnahme von Aus ländsanleihen soll mehr als bisher in den Vorvergrnnd ge stellt werden. Es wird vor allem daraus ankommen, daß wir in dieser neuorganisierten Beratungsstelle zu einem vertrauens vollen Zusammenarbeiten kommen. Zum Schluß betonte der Minister, daß es daraus an- lomme, in der gegenwärtigen Lage die Nerven zu behatten und sich allerseits in dem Ziele zu vereinigen, die Entwicklung der Wirtschaft weder noch weiter anzuseucrn, noch auch sic durch Paniken und Kriscnmachereicn zum Absinkcn zu bringen. Auch der Reparationsagcnt stehe, soviel er wisse, auf dem Standpunkt, daß die Lage noch nicht kritisch geworden sei. Wir könnten deshalb durch gemeinsame Anstrengungen und Disziplin die Konjunktur halten. — Nach der Rede des Neichs- wirtschaftsministers Dr. Curtius machte Michsbankpräsident Or. Schacht längere Ausführungen, in denen er darauf hinwies, dag oie Beratungsstelle für die Ausländsanleihen nur ein Notbehelf und daß sie kein geeignetes Instrument sei, um alle aufgetauch ten Probleme zu lösen. Er sei weit davon entfernt, zu leugnen, daß die Gemeinden in Deutschland große produktive Aufgaben hätten. Die Reichsbank hat sich niemals einer Auf nahme von Ausländsanleihen durch die Privatwirtschaft widersetzt. Oie Sperre Ausländsanleihen war nur gedacht, nm ansznptobiercn, wie die Senkung der inländischen Zinssätze sich auswirkte. Der Reichsbankpräsi dent erklärte dann gegenüber den Befürchtungen im Publikum, daß alle Maßnahmen der Ncichsrcgicrnng darauf hinaus- liefcn, die Stabilität der Währung unbedingt aufrechtzuerhalten. Dieses werde auch gelingen, wenn die Reichsbanl weiterhin unabhängig bleibe. Nach dem Rcichsbankpräsidenten Schacht sprach der demo kratische Abgeordnete Fischer-Köln. Er behandelte die in der Denkschrift des Hansabundes niedergelegten Auffassungen, namentlich in der Frage, ob es nicht notwendig sein werde, einen Finanzdiktator einzusetzen. Er betonte aber gleichzeitig, daß die Demokraten die Bcsoldungsvorlagc unterstützten. Die Beamten dürften nicht unter der sonst verfehlten Finanzpolitik des Reiches leiden. Es wäre seine Ausgabe, Härten und Ungerechtigkeiten, die sich noch in der Regierungsvorlage vorfänden, auszu gleichen. Der Ausschuß vertagte sich dann aus Freitag. fürchten rst, will jedenfalls die Neichsreglerung ine Hoff nung noch nicht aufgeben, daß schon die Erkenntnis dieser Gefahr dazu führt, die Ausgaben des Reiches, der Länder und Gemeinden auf das wirklich notwendige Mindestmaß zu beschränken, selbst wenn größere oder kleinere Kreise ver Bevölkerung davon betroffen werden und darum ihre Unzufriedenheit allzu laut zum Ausdruck bringen. Rumänische Wirren. Die Bewegung um den Prinzen Carok. Mehr als es die Regierung in Bukarest zugeben will, scheint sich die innere Lage verschlechtert zu haben. Die Partei sür eine Thronbesteigung des Prinzen Carol soll in lebhafter Agitation sein. Sinmänien ist fast vollständig von der übrigen Welt durch strenge Sperrung der Grenzen und der Verkehrs mittel abgeschnittcn. Die rumänischen Blätter sind fast überall im Auslände ausgeblieben. Wie man in Serbien erfahren haben will, seien um Bukarest bedeutende mili tärische Kräfte gesammelt. Das Militär stehe auf Carols Seite. Versammlungen und Ansammlungen in den Straßen sind verboten. Die nach Karlsburg cinberufenc Versammlung der Bauernpartei wurde verboten, da der AusÄruch einer revolutionären Restaurationsbewegung von ihr erwartet wurde. Die Nachricht, die Königin Maria sei aus dem Lande geflüchtet, wird als falsch bezeichnet. Die Erklärung des Belagerungszustandes übers ganze Land soll bevorstehen. Die Gesamtopposition gegen das Regime Bratianu steht unter Leitung des früheren Ministerpräsidenten, General Averescu, der gewillt sein soll, den Prinzen Carol auf den Thron zu setzen. Was Prinz Carol sagt. Ein Pariser Zeitunasvertreter batte in Saint Malo eine