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WMMrTagM« alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpsg. — Doryeschriedene Erschcinunystage und Platzvorschristcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen «Annahme dis vormittags 10 Uhr. . ..LL die Richtigkeit der durch Fernruf ^dcrmu- Nk.80v »elt^n ^Anzeigen üderneh-. sch g ch g g S Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadl rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 165 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: ..Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstan, den 18. Juli 1935 Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle -Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. ... cvr-, Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNvlat1 sUk Wilsdruff U. Umgehend gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger - - - —:—-—— Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. Segen der Ernte. Die Bestimmungen der neuen Ordnung der Getreide wirtschaft 1935/36. Erntezeit! Durch die weiten, wogenden Roggenfelder klingt das Lied der Sensen und Maschinen. Ein frohes Lied, denn der Bauer Weitz heute, daß ihm wieder der Ertrag des Feldes und der mühevollen Arbeit eines Jahres zuteil wird. Erntezeit ist wieder gleich bedeutend für ihn mit Segenszeit geworden. Noch steht das Ernteergebnis nicht einwand frei fest. Aber nach den ersten vorsichtigen Schätzungen von Anfang Juli, kann im laufenden Getreidewirtschafts jahr 1935/36 mit einer besseren Ernte als im Vorjahr gerechnet werden. Man erwartet rund 21,9 Millionen Tonnen Getreide (Brot- und Futtergetreide zusammen). Das sind rund eine Million Tonnen mehr als im Vorjahr. Abgesehen vom Hafer übertrifft die Ernte aller Getreidearten den durchschnittlichen Ertrag der letzten sechs'Jahre; d. h. die Ernte 1935 wird, obgleich sie hinter dem Rekordertrag von 1933 mit rund 25 Mil- lionen Tonnen noch erheblich zurückbleibt, mindestens u m die Menge größer sein, die im ver gangenen Jahre aus dem Ausland ein geführt werden mußte. Dieser Erfolg in der Getreide erzeugungsschlacht ist um so erfreulicher, als dadurch :m neuen Getreidewirtschaftsjahr die Einfuhr von Getreide kaum in Frage kommt und damit verfügbare Devisen für notwendige Rohstoffanschaffungen verwandt werden können. Im letzten Jahr war dagegen infolge der durch die Dürre beeinträchtigten Ernteerträge sowohl eine geringe Menge Brotgetreideeinfuhr sowie die Einfuhr von Futtergetreide unerläßlich gewesen. Da die Brot getreideernte in diesem Jahr den Bedarf für die Mensch- liche Ernährung weit überschreitet, wird ein beträchtlicher Anteil der Roggenernte dieses Mal in den Füllertrag wandern können. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Vergleich der Ernte erträge in den letzten Jahren in Deutschland. An Brot- und Futtergetreide wurden geerntet 1913 ins- gesamt 26,6 Millionen Tonnen, 1925 19,7 Millionen Tonnen, 1926 17,9 Millionen Tonnen, 1927 19,2 Millionen Tonnen, 1928 22,8 Millionen Tonnen, 1929 22,3 Mil lionen Tonnen, 1930 20,2 Millionen Tonnen, 1931 20,3 Millionen Tonnen, 1932 23,5 Millionen Tonnen, 1933 24,9 Millionen Tonnen, 1934 21,0 Millionen Tonnen, 1935 21,9 Millionen Tonnen. Hand in Hand mit der günstigeren Versorgungs lage in der Getreidewirtschaft konnte eine ganze Reihe von Erleichterungen für die Erzeuger vorgenom men werden. Als die bedeutsamste Änderung gegenüber dem Vorjahr hat Ministerialdirektor Moritz die Bestim mung bezeichnet, daß die Ablieferungskontingente für den Bauer, die an sich bestehen bleiben, nicht mehr durch Regierungsverordnung, sondern durch Anordnung der Hauptvereinigung der deutschen Getreidewirtschaft und der Getreidewirtschaftsverbände festgesetzt werden. Die Bestimmungen über die Einlagerungspflicht sind stark gelockert, das allgemeine Verfütterungs- verbot für Roggen und Weizen ist aufgehoben wor den. Die Bestimmungen über einen Mindestausmah lungsgrad von Roggen konnten in Wegfall kommen, weil die Roggenernte 1935 mit 8,13 Millionen Tonnen die von 1934 mit 7,61 Millionen Tonnen wesentlich über trifft. Oberstes Gesetz aller agr-a-rpoli,tischen Maßnahmen des neuen Deutschland ist die Anpassung der Er träge an den Bedarf unseres Volkes. Die Anglei chung der Preise an die Kaufkraft der Verbraucher. Als im vergangenen Jahr da und dort ängstliche Ge müter die Befürchtung hegten, daß in Anbetracht der schlechten Ernte das tägliche Brot verteuert werden könnte, erklärte der Reichsbauernführer, daß eine Brot- Preiserhöhung nicht in Frage komme, und der Brotpreis blieb unverändert. Auch in diesem Jahre bleiben die Brotpreise stabil und unverändert; abgesehen von einigen wenigen Orten, in denen sie im Verhältnis zu dem Jahresdurchschnitt der Brotgetreidefestpreise und den Erzeugungskosten der Müller und Bäcker auf Grund besonderer wirtschaftlicher Entwicklungen zu niedrig sind. Auch bei den Erzeugerpreisen ist an dem be währten System der Festpreise festgehalten worden. Andererseits ist durch die Staffelung der Getreidepreise im Laufe des Jahres dem Bauer ein Anreiz zur Pflege einer vernünftigen Vorratswirtschaft gegeben worden. Zu Anfang des Getreidewirtschaftsjahres ist der Preis am niedrigsten und steigt dann langsam an, um am Ende des Wirtschaftsjahres seinen Höchststand zu erreichen. Dieses System hebt sich wohltuend von der Preisgestal tung der marxistischen Zeit ab, in der der Bauer teils aus dem Zwang, zu Beginn der Ernte fällig werdende Zahlungen vorzunehmen, teils aus der Ungewißheit über die künftige Preisentwicklung sich gezwungen sah, gleich nach der Ernte möglichst große Getreidemengen um jeden Preis zu verschleudern. Der Erfolg war der, daß er in der zweiten Hälfte seines Wirtschaftsjahres meist ohne größere Einkünfte war. Leute dagegen kann er Ier Mm an der 8rH Heinrichs des Löwen. Ministerpräsident Klagges gab einen lleberblick über die Grabstätte des Nicdersachsrrchcrzcgs. — Der Führer gibt Auftrag zur Wiederherrichtung. ... . Ganz überraschend traf der Führer und Reichskanzler in Begleitung von Reichsminister Kerrl, Reichsleiter Bormann, Reichspresscchef Dr. Dietrich, Obergrup penführer Brückn er und des bayerischen Staats ministers Wagner in Braunschweig ein. Als die An wesenheit des Führers in Braunschweig bekannt wurde, legte die ganze Stadt Flaggenschmuck an. Polizei, SA. und SS. hatten große Mühe, die begeisterten Braun schweiger Volksgenossen an den Absperrungen zurückzu halten. Besonders vor dem Börsenhotel, wo der Führer Wohnung genommen hatte, erschollen immer wieder die Rufe der begeisterten Braunschweiger: „Wir wollen den Führer sehen". Als der Führer und Reichs kanzler das Hotel verließ, brausten immerwährende Heil rufe auf, die ihn aus der Fahrt zum Burgplatz ständig begleiteten. Auf dem Burgplatz schritt der Führer mit seiner Be gleitung die Front derEhrenabordnungderSS.- Führerschule Braunschweig ab und begab sich dann in den Dom, wo im Mittelschiff die Gruft des großen Niedersachsenherzogs Heinrichs des Löwen frcigelegt worden ist. In tiefer Ergriffenheit weilte der Führer einige Minuten an der Gruft. Ministerpräsident Klagges-Braunschweig gab nach Worten des Willkommens einen überblick über die Freilegungsarbciten und ihre Gründe. Der Sachsen- und Bavernherzog Heinrich der Löwe wird immer mehr, so führte er u. ä. aus, als ein Vorläufer einer wahren deut schen Nationalpolitik anerkannt. Sein Grab im Dom zu Braunschweig beginnt ein Wallfahrtsort für ganz Deutschland zu werden. Daher war es unwürdig und un erträglich, daß über den Zustand der Gruft unter dem Grabmal keine genaue Auskunft gegeben werden konnte. Unter Leitung maßgebender Sachverständiger seien dann die Ausgrabungen vorgenommen worden. Sie hätten ge zeigt, in welch pietätloser Weise mit der Gruft in den ver gangenen Jahrhunderten verfahren worden sei. Der aufgesundene guterhaltene Steinsarg konnte einwandfrei als der des großen Niedersachsenherzogs identifiziert werden. Sein Inhalt war unberührt. Von den Überresten der Gebeine seiner Gemahlin, der Herzogin Mathilde, konnte nur ein Ledermantel und einige Asche gefunden werden. Ein dritter kleiner Sarg enthielt die Gebeine des älte sten Kindes Heinrichs des Löwen. Der Führer erteilte auf die Bitte des Minister präsidenten Klagges bin der braunschweigischen Staats ¬ regierung den Auftrag, die Grabstätte Heinrichs des Löwen wiederherzurichten. Der Führer gab persönliche Anweisungen für die Ausgestaltung der Grabstätte und stellte gleichzeitig die erforderlichen Mittel in Aus sicht. . Anschließend besichtigte der Führer zusammen mit den Mitgliedern der braunschweigischen Staatsregierung und seiner Begleitung den alten Dom und die Burg Dankwarderode, wo Heinrich der Löwe gelebt und gewirkt hat. In dem altehrwürdigen Dom St. Blasii zu Braun schweig, den der Welfenherzog Heinrich der Löwe im Jahre 1173 als seine Grabkirche selbst zu bauen ange fangen hatte, liegt er an der Seite seiner Gemahlin Mathilde begraben. In der Gruft wurde 1250 dem toten Herzogspaar das bekannte Grabmal aus feinstem Schaummuschelkalkstein errichtet, das eines der reichsten Werke der niedersächsischen Bildhauerkunst ist und im Mittelpunkt des Domes steht. Eine große Über schwemmung der einst den Dom umfließenden Oker hat im Jahre 1606 große Verheerungen in der Gruft der Welfenherzöge, deren Särge im Laufe der Jahrhunderts in langen, Reihen in der Gruft aufgebahrt worden sind, angerichtet. 1707 ließ Herzog Anton Ulrich die Spuren der Überschwemmung wegräumen und die Gebeine in ^nem großen Eichensarg vereinen; er wurde in einem Steinkatafalk vor dem Hochaltar beigesetzt. In der Gruft Heinrichs des Löwen fand man damals drei Särge. Als man 1814 die Gruft abermals öffnete, war aber nur einer dieser drei Särge vorhanden. Seit jener Zeit ruht ein Dunkel über dem Verbleib der Särge des Herzogs und seiner Gemahlin. Die Gruft war ver mauert, und unter dem Hochaltar waren nur die Särge der letzten Welfenherzöge aufgestellt. Auf Veranlassung des braunschweigischen Staats ministeriums sind in den letzten Wochen eingehende wissenschaftliche Forschungen und Grabungen angestellr worden, und die Gruft des alten Niedersachfenherzogs wurde wieder geöffnet. Adolf Hitler auf dem Kyffhäuser. Von Braunschweig kommend besuchte der Führer am Mittwochnachmittag den Kyffhäuser. Auf seiner Fahrt durch den Harz wurde er überall, wo er von der Be völkerung erkannt wurde, begeistert begrüßt. In seiner Be gleitung befanden sich Reichsminister Kerrl, Staats minister Wagner, Obergruppenführer Brückner, Reichspressechef Dr. Dietrich, Reichsleiter Bormann und Hauptmann vonPfeffer. MftM gegen die Mucmdimgen Lamls. Krankreich vor schwersten innerpoütischen Kämpfen. Das Sparprogramm veröffentlicht. Schärfster Widerstand der Parteien. Die diktatorischen Sparmaßnahmen der französischen Regierung, die in 28 Notverordnungen zusam- mengefaßt worden sind, sind vom Ministerrat verab schiedet worden. Die Einsparungen sollen 10 959 Millionen Franken sorgfältig disponieren und soll daher auch wieder zur eigenen Lagerhaltung angeregt werden. Im Interesse der Anpassung der Erzeugung an den Be da r f ist in diesem Jahr der Weizen anfangspreis um vier Mark je Tonne und der Jahresdurchschnittspreis um eine Mark je Tonne niedriger als bisher, der Roggen anfangspreis dagegen um eine Mark je Tonne höher. Maßgebend für diese Preisbestimmungen ist der Gesichtspunkt, daß der vermehrte Weizenanbau zugunsten des Roggenanbaues vermindert werden soll. Die Förderung des Roggenanbaues erklärt sich aus der Tatsache, daß der Roggen sowohl für die menschliche Er nährung als auch zu Futterzwecken geeignet ist. Reichlich Roggen anbauen heißt also, auch in schlechten Erntc- jahren eine weitgehende Futtermittelversorgung aus eigener Scholle sichern. Dem deutschen Volke die Nahrung sfreiheit, dem einzelnen das tägliche Brot zu tragbaren Preisen sicherzustellen, das sind wieder die beiden großen Aufgaben der neuen Getreidewirtschaftsordnuna iür 1935. betragen. Diese verteilen sich wie folgt: 7063 Millionen Einsparungen im Staatshaushalt, 195 Millionen bei der Amortisationskasse, 1385 Millionen im Haushalt der Gemeindeverbände und 2316 Millionen bei den Eisen bahnen. Die Sparverordnungen sehen vor allem eine Kürzung sämtlicher Ausgaben des Staates, der Ge meindeverbände, der Kolonien, der konzessionierten Ge sellschaften und der öffentlichen Dienste um 10 v. H. vor. Die Kürzung bezieht sich jedoch nicht auf die Arbeits losenunterstützung und auf die Wohlfahrtsausgaben. Die Beamten und Angestelltenge hälter unter 8000 Franken werden um 3 v. H. ge kürzt, von 8000 bis 10 000 Franken um 5 v. H. und die Gehälter über 10 000 Franken um 10 v. H. Um die Ge samtheit der Bürger an den Opfern zum Wohle des Staates zu beteiligen, sind mehrere Verordnungen dazu bestimmt, die allgemeine Einkommensteuer für Einkommen über 80 000 Franken um 50 v. H. zu erhöhen sowie die Steuern für mobile Werte von 17 auf 24 v. H. Weiter ist eine Kürzung der Gewinne der Kriegslieferanten um 25 v. H. vorgesehen. Eine Reihe weiterer Verordnungen ist dazu be stimmt, die auferlegten Opfer durch eine allgemeine Sen kung der Lebenshaltungskosten und durch verschiedene wirtschaftliche Maßnahmen auszugleichen. So ist z. B. eine allgemeine Senkung der Tarife für Elektrizität und Gas mn 5 v. H. vorgesehen. Eine Erklärung Lavals. Ministerpräsident Laval fügte der Bekanntgabe der Notverordnungen einige Erläuterungen bei. Er erklärte, daß er sich der ihm verliehenen Vollmachten bedient habe, um in wirkungsvoller Form die Herstellung des Budget-