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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 12.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-187609127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18760912
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18760912
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-12
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A Schiet ist,, den Entschluß Deutschlands herbeizu- sthren, sich an der nächsten großen Pariser Weltausstellung gar nicht zu betheiligen. Der in Salzburg in dieser Woche versammelt gewesene deutsche Juristentag hat sich für Heran ziehung des Staates zur Leistung von Entschä digungen gegenüber unverschuldet in Unter suchungshaft gewesenen Personen ausgesprochen. Der ehemalige türkische Botschafter in Berlin, Aristarchi Bey, scheidet mit einer Jahrespension von 18,000 Franks (— 14,400 M.) aus dem linkischen Staatsdienst und wird sich mit seiner Familie (seine Frau ist eine Tochter des preu ßischen Generals v. Bonin) in Deutschland dauernd iiiederlassen. Bei Bibrich am Rhein besitzt.er eine hübsche Villa. Der Fall, daß derselbe Botschafter an dem selben Hofe binnen 4 Monalen 3mal sein Be glaubigungsschreiben überreicht, ist wohl noch nicht dagewesen. Der türkische Botschafter beim deutschen Reiche, Edhem Pascha, kommt jetzt in diese Lage. In den letzten Tagen der Regie rung des Sultans Abdul Aziz au die Stelle Aristarchi Bey's nach Berlin entsandt, übergab Edhem Pascha dem Kaiser seine Akkreditive; zum zweiten Male ging diese Ceremonie nach der Entthronung von Abdul Aziz im Auftrage Mu- rad's V. vor sich, und jetzt wird sich dieselbe nach der Thronbesteigung Abdul Hamids wieder holen. Edhem Pascha ist, wie wir bei dieser Gelegenheit bemerken wollen, Murad's und Ab dul Hamid's Erzieher gewesen. Er schildert den letzteren als einen sparsamen, der Haremswirth- schaft durchaus abgeneigten Mann. Wir Deutschen sind nicht empfindlich, daß wir die Franzosen besiegt haben, aber die Fran zosen sind empfindlich, daß sie besiegt worden iud, wenn auch nur, wie sie noch heute sagen, durch Verrath. Um ihre Empfindlichkeit zu schonen und peinliche Auftritte zu vermeiden, werden seit Jahren keine deutschen Offiziere zn den französischen Manövern und Feldlagern entsendet, obwohl den deutschen Manövern jähr lich und regelmäßig französische Offiziere behufs Berichterstattung beiwohnen. Rur die paar deutschen Militärs, dis der deutschen Botschaft in Pacis ständig beigegeben sind, sind bei fran zösischen Hebungen gegenwärtig, wie immer und überall. Türket. Der serbische Premier-Minister Nistics hat un- term 7. d. an die Consuln der Mächte in Bel grad eine zweiie Note gerichtet und durch die selbe eine Reihe neuer von den Türken began gener Grausamkeitsakte zu deren Kenntniß ge bracht. Namentlich wird constatirt, daß im Be zirke von Saitschar das Land systematisch ver wüstet würde und daß allabendlich unter den Augen der türkischen Behörden ganze Dörfer niedergebrannt würden. Im Bezirke von Alexi- natz seien bereits 48 Ortschaften eingeäschert. Die Genfer Konvention werde trotz aller Versprechun gen von den Türken nicht respektirt, es werde von den Türken, sobald sie nur des rothen Kreuzes ansichtig würden, auf die Ambulanzen geschossen. Am Sonntag sei der Sekretär des Nothen-Kreuz-Comites in Alexinatz bei Ausübung seiner Funktionen getödtet worden, nachdem die Türken ihm vorher erst einen Arm abge hauen hätten. Von den serbischen Offizieren sei einstimmig constatirt worden, daß die ganz regelmäßig nach einem Kampfe stattfindenden Brandstiftungen durch keinerlei strategische Noth wendigkeit gerechtfertigt würden, und daß das ganze Verfahren der Türken ein unerbittliches System beharrlicher Verfolgung und ein reines Zerstörungs- und Ausrottungswerk sei und nicht der Kriegführung civilisirter Völker entspreche. Der Oberst Lloyd Lindsay, der als Leiter der englischen Ambulanz mit mehreren Aerzten in Belgrad eingetroffen ist, meldet brieflich von dort über den guten Empfang, den die Gesell chaft beim Fürsten Milan und anderswo ge funden und schließt mit eurigen erwähnens- werthen Äußerungen über die Eifersucht zwischen Serben und Russen. Ich kann nur bestätigen, bemerkt er, daß mit Ausnahme der russischen Offiziere alle Welt blos einen Wunsch, und zwar den, nach Einschreiten der neutralen Mächte zu Gunsten einer Wiederherstellung des Friedens hegt. Wenn ich die russischen Offiziere aus schließe, so spreche ich von einer sehr starken und mächtigen Zahl, und ich darf wohl einen Schritt weiter gehen und erklären, daß die Serben mehr als einigermaßen mißtrauisch gegen den Eifer ihrer russischen Freunde sind. Auch die That- sache, daß unter den serbischen Truppen Selbst- verstümmlung, namentlich Verwundung der lin ken Hand, sehr häufig sei, um nur die Gefahren des Kampfes zu vermeiden, wird in demselben Briefe bestätigt. Afrika. Um nicht hinter den übrigen Welttheilen zu rückzustehen, veranstaltet nun auch Afrika eine Ausstellung. Dieselbe soll am 15. Februar 1877 in der Kapstadt eröffnet werden, macht aber vernünftiger Weise keinen Anspruch, auch die schönen Künste in ihr Gebiet zu ziehen, sondern will sich mit dem begnügen, was in das Fab der Rohstoffe und ihrer viel gestaltigen Erzeug nisse einschlägt. Vermischtes. Beitrag zur Unfall-Statistik. Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Actien-Gesellschaft —Abtheilung für Unfall-Ver sicherung — kamen in den Monaten Juni und Juli zur Anzeige: 52 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 56, welche für die Verletzten voraussichtlich lebens länglich theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 657 mit voraussicht lich nnr vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. Sa. 765 Unfälle. Von den 52 Todesfällen treffen 29 auf das Gruben-Unglück vom 1. Juli in dem Braunkohlen-Bergwerk „Ludwig" bei Frose im Herzogthum Anhalt, 3 auf Brauereien, 2 ans Mahlmühlen, 2 auf Zuckerfabriken, 2 aus Bleibergwerke, je einer auf eine Spinnerei, Ban gewerk, eine Cementsabrik, Kunst-Düngerfabrik, Lohmühle, Knochenmühle, Schneidemühle, ein Ei senbahnbau Unternehmen, eine Weberei, ein Holz- Transport-Geschäft, einen Landwirthschaftsbe- trieb, ein Latrinen-Entleerungs- und Düngerab fuhr-Geschäft, eine Tuffsteingräberei und eine Eisengießerei, von den 56 Jnvaliditätsfällen 12 auf Schneidemühlen, 5 auf Spinnereien, 5 auf Papierfabriken, 4 auf Mahlmühlen/4 auf Zuckerfabriken, 3 aus Brauereien, 3 auf Bauge- werke, 3 auf Ziegeleien, 2 auf Steinbrüche, 2 auf Maschinenfabriken, 2 auf Tuchfabriken, je einer auf eine Mahl- und Schneidemühle, Wa- genban-Anstalt, Bleistiftfabrik, Cementsabrik, ein Bleibergwerk, Flußschiffsahrtsbeirieb, eine Stab- uud Fayoneisenfabrik, Spritfabrik, Brennerei, Beinschwarzfabrik und eise Eisengießerei. Die öffentliche Versteigerung der alten Mili- tär-Uniformen, wozu auch die Uniformen der Post- und Eisenbahn-Beamten und der Schutz männer gehören, ist für die orientalischen Händ ler jedesmal ein Fest; denn das Geschäft geht VN xi-o» und regimenterweise. Eine stark ab getragene Militairhose gilt im Einkäufe 20 s>, ein einigermaßen gut erhaltener Rock bis zu 2 M. und ein Mantel bis zu 3 M. 50 Düse Kleidungsstücke sind oft so, daß sie Niemand mehr anfassen mag, sie werden daher von den Erstehern in die gute Stadt Schrimm in Posen geschickt, wo es unzählige Schneider-Genies giebt, ne Alles aus ihnen machen und so geschickt, daß Niemand die „Ausgedienten" wieder erkennt. Aus den Nöcken der Trainsoldaten werden Droschkenkutschermäntel, aus Soldatenröcken Post röcke gemacht, d. h. solche, welche von unteren Postbeamten als Bureauröcke zur Schonung der Uniformen gekauft werden. Zwei bis drei Sol dalenröcke geben einen Bauernmantel. Kurz, Nichts geht verloren. Die rothen Aufschläge an Kragen und Aermeln werden gereinigt und als Einsassuug verkauft, die Knöpfe wandern cent- nerweise in die Schmelzen; Goldtroddeln und ver brauchte Litzen werden zur Gewinnung, des noch vorhandenen Goldes ausgeschmolzen und gut er- jaltene erneuert und an Maskenverleiher abge geben. Alles aber, was für ein germanisches Auge scheinbar gar Nichts mehr nütz ist, wandert in ungeheueren Ballen als „Schneidwaare" ins Innere von Polen. ' In Paris ist ein Spielzeug Mode geworden, dessen Musik Menschen rasend machen kann. Das ist der Cri-cci oder Japanische Trommler, ein Instrument, welches tzie schrillen Töne der Castagnettc und der Grille "vereinigt. Das Ding ist so heimtückisch klein, daß es in der kleinsten Hand zu verbergen und so leicht in Bewegung zu setzen ist, daß der schwächste Finger genügt. Es besteht aus einem Stück federnden Eisen blech, welches in eine Art Schuh aus Metall so eiugezwängt ist, daß die eine Hälfte frei spielt. Drückt man auf diese letztere, so entsteht wegen der Federkraft der doppelte Anschlag der Castag- netle, nur viel schriller und kreischender. Man hört es überall, auf der Straße, in Läden, Kaffee häusern, Conzcrten, kurz wohin man sich wen det. Der Erfinder hat nach Erlangung eines Paients eine große Fabrik errichtet, in welcher täglich 30,OM Stück fertig werden. Gott be hüte uns vor dieser Revanche der Franzosen. Um die Zahl der Eheoermittelungs-Büreaus kennen zn lernen, wurde in einer Berliner Zei tung folgende Annonce erlassen: „Man bittet um die Adresse eines reellen Heirathsvermittlers oder Heirathsbüraus, das feine Partien vermit telt." Auf diese Annonce gingen 71 Offerten ein. Die von nur am 3. d. M. in der Ulbricht'- schen Restauration gegen einige achtbare Män ner ausgesprochene Beleidigung nehme ich hier mit wieder zurück. Lichtenwalde, den 10. Septbr. 1876. Karl Schröder. Am Sonntag, den 10. d) M.^früh^hat sich ein großer, schwarzer, langhaariger Hund, Neufundländer Race, von der Kette losgerissen und verlaufen. Wem selbiger zugelaufen, oder wer ihn wieder zuweisen kann, erhält eine gute Belohnung von Gutsbesitzer Julius Höppner in Ebersdorf. Eine Quaste mit einen Theil einer gol denen Damrnkette wurde am Sonntag auf dem Wege von uns bis nach Mühlbach verloren. Der ehrliche Finder wird gebeten die Zurück gabe gegen entsprechende Belohnung bei Zimmer- meister Miersch bewirken zu wollen. uchen Wacker St Böhme. Ein Webergefelle kann dauernde, gut loh nende Arbeit erbalten niedere Gartenstraße 119. Einen Spuler suchen bei guten Wochenlohn Schubert St Günther. Für sofort werde« zwei Burschen, 14 bis I« Jahr alt, gefucht in der Gerberei von Albrecht Morgenstern. Ein ordnungsliebendes Dienstmädchen, in allen häuslichen Arbeiten bewandert, wird zum I. Oktober zn miethen gesucht. Chemnitzer Straße 425. Nicht zu übersehen! Eine große Schneidernähmaschine, System Grover und Backer, noch in ganz gutem Zu- tande, steht veränderungshalber zu verkaufen. Näheres zu erfahren beim Landbriefträger in Oberlichtenau. Aecht kaukasischer Sicherstes Mittel gegen die Wanzen. Bestes Mittel gegen alles Ungeziefer. Aech- tes persisches Insektenpulver in Original dosen allein ächt in Frankenberg bei Edwin Allendorf. Pathenhriefe in großer Auswahl empfiehlt die Buchhandlung von G. G. Rotzberg.
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