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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 30.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189705309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18970530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18970530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-05
- Tag1897-05-30
- Monat1897-05
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zu Gunsten der Insurgenten auf Cuba neuerdings elf. rig das Wort redet, gesellt sich die Unerquickltchkeit der inneren Verhältnisse, um die Lag« Spaniens recht we nig begehrenswert erscheinen zu lasten. Der parlamen tarische KonfUkl dauert fort. Die Liberalen bletben den KorteS fern, so lang» nicht G-nugthuung für das Ver halten de- Ministers deS Auswärtigen, HerjügS von Tetuan, gegenüber dem Senator TomaS gewährt wor den ist. Tetuan ohrfeigte bekanntlich den Senator an läßlich einer heftigen politischen Auseinandersetzung; da nun aber der Sohn des Seohrf-igten dem Minister die Beleidigung auf der Stelle in stark vermehrter Auflage zurückzahlte, so hält man regierungsseitig eine Kompen sation sür erfolgt und besteht nicht weiter auf eine DtS- ziplinierung des Ministers. Da die Kammern noch vor dem Pfingstfeste geschloffen werden, so dürfte der par lamentarische Konflikt allerdings bald einschlafen und in Vergessenheit geraten. — Die im Budgetentwurs vorge sehenen Finanzvorlagen wurden von der Kammer ange nommen. Bulgarien. — Die SchreckenSthat, welcher Stambulow erlag, wird bezüglich der wirklichen wie der intellektuellen Urheber uagesühnt bleiben. Der Kassationshof in Sofia annullierte da» gerichtliche Urteil über die Mörder in Betreff deS Hauptschuldigen GheorgirffS. Bom türkisch-griechischen Kriegsschauplatz. — Wenn die vermittelnde Aktion der Mächte nicht recht bald ein wesentlich beschleunigtere» Tempo an nimmt, al» sie bi» jetzt immer gehalten hat, so ver geht die für den Waffenstillstand anberaumte Frist, ohne daß eine Vereinbarung über den definitiven Friedensschluß erzielt ist. Die Pforte hat zwar jetzt aus die die FriedenSvermittelung betreffende Note der Botschafter eine Antwort erteilt, diefe ist jedoch so gut wie inhaltslos, da sie aus da» kunotum uolisQs, die FriedenSbedingungen, mit keiner Silbe eingeht und nur die Bereitwilligkeit der Pforte erklärt, mit de« Botschaftern in Verhandlung zu treten, sobald die Formalitäten de» Waffenstillstandes erfüllt feien. Zum Schluß betont die Antwort noch den Wunsch der Pforte, der Waffenstillstand solle in Pharsala ab geschlossen werden. — In Griechenland scheint man zur Nachgiebig keit einlenken zu wollen. Die Regierung hofft, e» werde ihr unter der Garantie der drei Schutzmächte Frankreich, Rußland und England möglich sein, eine Anleihe aufzunehmen, die zur Begleichung der Krieg-- entschädigungSsorderung auLreichen würde. In Wiener wohlinformierten Kreisen versichert man, der Zar habe dem Könige Georg geraten, auf seine Person Acht zu geben und einen Militärgouverneur in Athen zu ernennen, um auf alle Fälle gesichert zu fein. Der Zar habe dem Könige ferner empfohlen, den Minister präsidenten Ralli zu entlassen und durch einen Mana von erprobter Tüchtigkeit zu ersetzen. König Georg ist jedoch nicht geneigt, die Ratschläge de» Zaren zu befolgen. Man glaubt, in Athen würden einige Miliztruppen einderufen werden, um dir Ordnung für alle Fälle aufrecht zu erhalten. Die griechisch' Re gierung hat angeblich von England die Mitteilung erhalten, e» würde aus dem europäischen Konzert aus scheiden, fall» der Türket gestattet werde, als Garantie für die Kriegsentschädigung Thessalien besetzt zu hal ten oder auch nur bis zur Zeit der Ernte dort zu bletben. Sollte die Pforte auf der Besitzergreifung Thessaliens bestehen und Edhem Pascha zum Gou verneur daselbst etnsetzen wollen, oder aber wenn der Sultan bei Abschluß de- Friedens sonstige Schwierig keiten machen oder eine Wiederaufnahme de» Kriege» planen sollte, so find sämtliche Mächte, Deutschland rtngrschlosseo, darin übereingekommen, sosort mit einer Blockade Konstantinopel» vorzugehr». — Aus Kreta befürchtet man nach Abzug der tür kischen Truppen Unruhen feiten» her Mohamme daner. — Die Nachricht, Fürst Franz Joseph von Batten berg sei zum Brneralgouverneur von Kreta auSersehen, ist unbegründet. — Dir Lage de» griechischen Kronprinzen ist außer ordentlich kritisch gewordev, nicht bloß weil die Offi ziere gegen ihn agitieren, sondern auch weil im Volke da» Gerücht geh», er Verzicht- darauf, einmal König der undankbaren Griechen zu werden. — Au» Wien wird gemeldet, die griechische Re gierung richtete an die Mächte eine Note, worin siebte türkischen Forderungen Punkt für Punkt abweist und behauptet, da» Verlangen nach einer Kriegsentschädi gung; sei nicht berechtigt» well Griechenland den Krieg nicht angefangen habe. --- Griechenland beschwert sich über «inen angeblichen Bruch des Waffenstillstandes seitens der Türken. Tür kische Irreguläre haben nämlich die neutrale Zone be schritten, sind aber durch griechische Gendarmerie sosort daraus vertrieben worden. In Athen bauscht man die Sache unendlich aus. Wit«. (8.) In hiesigen politischen Kreisen hofft — Der neu« Krieg-Minister Tüxen ist eia Anhänger Iler BrfestigungSgedauken seine- Vorgänger- Bahnson, über dessen Stellung gegenüber Deutschland nicht der mindest« Zweifel sein konnte. Als Bahnson 1879 zu nächst Departementschef im AriegSministertum und da mit schon damals dessen wichtigster Mann ward, holte «r sich auch Tüxen aus einer entlegenen Garnison in der jütischen Heide heran. DaS ging, so erzählt man sich in Kopenhagen, solgendermaßen zu. Al- in der Mitte der siebziger Jahre die Frage der Befestigung Kopenhagens ausS Tapet kam und sich gewichtige Stimmen erhoben, daß die Festung dänischerseltS nie mals genügend werde besetzt werden können, da man dazu mindestens 50-—80000 Mann bedürf«, erklärte Hauptmann Tüxen kurz und bündig auf eine Anfrage: „Kommt mir nicht mit Euren Berechnungen über so und soviel Mann auf die laufende Elle für den Um- ckretS der Befestigung. DaS ist eine dumme Theorie I Als wenn Festungen von allen Seiten auf einmal an- gtgriffen würden! Ich übernehme eS, mit 20000 Mann die Festung Kopenhagen zu verteidigen, wie groß sie auch wird." Dieie Worte waren au» dem Herzen de» Befestigungsfanatikers Bahnson gesprochen und so ward auch Tüxen dessen rechte Hand, ganz besonders, als Bahnson zum Krieg-Minister aufrückt«; namentlich manch« polemische Pretzaussätze für die Befestigung in der „Nationaltidende" werden TuxenS Feder zugefchrieben. Und so war denn dessen Laufbahn gemacht. Krankreich. — Der Staatssekretär von Transvaal, vr. LeydS, hatte in Paris die Mission zu erfüllen, von der französt- 1chen Regierung die Zusicherung einer moralischen Unter stützung für den Fall eines Angriffs Englands auf Trans vaal zu erhalten, die rhm von der deutschen Regierung im Prinzip bereits gegeben worden ist. ES Hand-U sich demnach um ein neue» Einvernehmen zwischen den Kabinetten von Berlin und Pari- und selbstredend auch von Petersburg, ähnlich dem der Großmächte in der Orientfrage, demzufolge weder Transvaal noch England im Falle eine» Kriege» eine Gebietserweite rung erfahren dürfte. -- In Frankreich beschäftigt man sich noch immer auf» lebhafteste mit der verrückten Idee, Kaiser Wil helm werde zur Weltausstellung nach Paris kommen. DaS Pariser Blatt „GauloiS" hat eine Umfrage bei feinen Abonnenten gehalten, ob ein solcher Besuch möglich oder wünschenswert sei. Die Revanchelust der Herren Franzosen kommt in ihren Antworten aaf» Ergötzlichste zum Durchbruch. Ernst find die in den Antworten enthaltenen Wutausbrüche natürlich nicht zu nehmen. — Ein gewisser Neuling soll der „Libre Parole" zusolge ein Werkzeug erfunden Haden, um «in Heer auf 45 Kilometer Entfernung wahrzunehmen und zu beobachten, sowie «ine mechanische Einrichtung zur trefflicheren Einstellung aller Feuerwaffen ohne zu zielen. (?) — Aus Nanzh wird berichtet: Der Weinhändler Sattler wurde wegen Spionage für Deutschland ver haftet. Sattler, ein gebürtiger Elsässer, kämpfte 1870, v-rließ die französische Armee nach der Annexion von Elsaß-Lothringen, kehrte erst vor 5 Jahren nach Frankr«tch zurück, ließ sich naturalisieren und etablierte in Nanzh in der Nähe der »eurn Kasernen einen Wein- fchank. Sattler leugnet, doch sollen Papiere gesunden morden fein; er züchtete auch Brieftauben. Jkalkstr. — Die Verhandlung gegen Pietro Aeciarito, der de» Mordversuch gegen König Humbert unternommen hat, begann am Freitag in Rom Der Angeklagte sagte au», daß er allein und au» Verzweiflung ge handelt habe, wie andere thun, indem sie sich selbst umbringen. Er habe bei dem Anschlag in dem König d«a Vertreter der wohlhabende« Klaffe treffen wollen. Der Anschlag sei von ihm nicht vorher geplant ge- wef«n, sonst würde er hierzu eine Bombe verwandt Haden. — Anläßlich der Heiligsprechung zweier Paire», de» Franzosen Pietro Founer und des Italiener» Antonio Maria Zaccaria, welche in feierlicher Weise in der St. PeterSkirch« ftatifand, hat der Pavst seit dem Jahre 1870 zum ersten Male wieder den Vatikan verlassen und sich in der Stadt Rom blicken lassen. Biele Tausende hatten sich in den Straß-n, die der festliche Zug zu nehmen hatte, versammelt, um dem Papste ihre Huldigung darzubringen. Der Papst, welcher auf einsr, von einem Baldachin überragten Sänfte getragen wurde, segnete da» Volt. In der Thatsach«, daß der Papst den Vatikan verließ, liegt «in Beweis dafür, daß sich da» Verhältnis zwischen Papst und König gebessert hat. Sp unten. — Zu den Mißhelligketten in der äußeren Politik, den Beziehungen zu Am«rtka und Frankreich, welch letzt«»«» «in«m Einschreltrn der nordamerikanischtn Union man, trotz der wenig befriedigenden Haltung der tür- kischen und griechischen Regierung, daß die türkisch- griechische und die kretische Frage im Lause de» näch sten Monat» vollständig geregelt fein werde. Die Feststellung der Einzelheiten der auf Kreta einzuführe»- de« autonomen Verwaltung wird erst »ach erfolgte» Friedensschluß zwischen der Türkei und Griechenlaud slattfiaden. Belgrad. (8.) Die Verhandlungen Serbien», Montenegro- und Bulgarien» bezüglich de» gemeinsa men Vorgehens gegen die Türkei gelten al» gescheitert, da Bulgarien di« weitgehendsten Pläne verfolgt, ohne auf sein« Bundesgenossen Rücksicht zu nehmen. Athen. (8.) Infolge der eaergischen Eingreifen des Ministerpräsidenten RalliS stellt«» sämtlich« oppo- sitiouelle Journale die Veröffentlichung antidynafti- scher Hetzartikel ein. Die „Hestia" erklärt sogar, e» fel thatsächlich ein Unding, den Kronprinzen sür die Er eignisse verantwortlich zu machen. Telegramme «ad neueste Rachrichte« (nach Schluß der Reaktion deingegangtn). 29. Mai. Berlin. (8). Di« Ernennung des Unterstaat-se- kretärs vr. Fischer zum Nachfolger d«S verstorbenen Mr. v. Stephan wird jetzt als vollzogene Thälsache be zeichnet. Part». (8.) Sämtliche Blätter drucken einen Ar tikel de» „Petit Journal" ab, in welchem mitgeteilt wird, daß «in franzöfifcher Patriot nam«n» Tobias Al«in, in Bar le-Duc infolge unmrnschltcher Behandlung, die er in deutschen Gefängnissen erlitten haben soll, gestorben sei. Klein war in die Affaire Schnäbele verwickelt ge wesen und verurteilt worden. Pari». (8.) Dem „Matin" zufolge endigte die von den Sozialdemokraten in Catmaux gegründete Glasfabrik mit einem vollständigen Fiasko. Die Ar beiter kündigten durch Plakate an, daß sie zu ihren früheren Arbeitsstätten zurückkebren müßte», um nicht mit ihren Frauen Hunger zu leiden. Alexandrien. (8.) Alle in Aegypten weilenden Offiziere und Beamt« der englischen Sudan-Armee ha ben Befehl erhalten, unverzüglich nach Dongola abzu- gehen, da der Vormarsch gegen Chartum bevorsteht. Vermischtes. * DaS 50jährige Jubiläum der Hamburg-Ameri kanische« Paketfahrt-Aktiengesellschaft ist am Hiatmel- fahrtstige im Beisein des Prinz«» Heinrich von Preuße», von Vertretern der ReichSregieraug, Bevoll- «nächtigten deS BundeSratS und Mitglieder» de» Reichstage- gestiert worden. Beim Festmahle brachte Prinz Heinrich den Kaisertoast au». * Telegramme von Aegyptern an den deutschen Kaiser werden in dem zu Kairo erscheinenden „Aegyp- tischen Kurier", der einzigen in deutscher Sprache er scheinenden Zeitung NordafrikaS, veröffentlicht. Und zwar find die» Danktelegramme au» verschiedene» Städten Aegyptens für die Haltung de- deutsche» Kaisers im türkifch-griechifchen Kriege. Ein- dieser Telegramme lautet: „Die Unterzeichnete« bitten Lw. Majestät ehrfurchtsvollsten Donk für Eingreifen im türkisch-griechischen Konflikt zu Füße» lege« zu dürfen und erfl-hen Allerhöchste- Wohlwollen in der ägyp tischen Frage." * In der Nacht zum Donnerstag fuhr in Warschau bei starkem Regenwetter und voller Dunkelheit ein 19 Personen enihallender Omntbu» auf die Schi«»«» dii» Warschau—Wiener Bahnhof«« gerade iu dem Augen blicke, al« ein Pexsonenzug herankam. :D«r Maschinist begann zu bremsen, aber »S war zu spät, denn di« Lo komotive «näßt« den Omnibus und zertrümmert« d«B» selben vollständig. 3 Personen blieben auf der Stell« tot, 11 sind lebensgesShrlich verwundet, 5 Haven dich tere Verletzungen davongetragen. * Auf dem Bahnhof Lehrte find am Freitag 30 Güterwagen verbrannt. Der Schad«« beträgt 1 Mll. Mark. * Der Millionär Serag,S au» St. LvuiS wurde wegen Schmuggeln» in New-Kork bei setner Ankunft von England verhaftet. E» wurden in einem Koffer ezbie Menge Schmrcksachen, Spitzen und Uhren ge- fanden. S. galt bisher al» großer Menschenfreund, und er sagt« d«Shald auch au-, daß die Uhren zu Ge schenken für — Sonntag-schüler bestimmt wäre». - * Der Herzog von Menyon, welcher bei der Pa- ris«r Brandkataftrophe seine Gemahlin verlor; faßte de« Entschluß, einem geistlichen Orden beizittreten; seine Kinder bemühen sich vergeben-, ihn hiervon ab zuhalten. * Di« sozialdemokratische» Frauen Berlin» habe» eine von etwa 2000 Personen besuchte Protestver sammlung gegen da- neue preußische Vereinigest, abgehalte«. Auch sozialistische Studenten hielte» «ine Protrstversammlung zu dem nämlichen Zwecke ab.
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