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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 24.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190205248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19020524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19020524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-24
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Erscheint täglich mit Ausnahme der Honn- und Festtage, avrnds für den sol- gendcn Tag. Preis vierteljährlich ' M. 50 Ps., inouatlich 50 Ps, Einzelnummer bPs. Bestellungen Zierden in unserer Geschäftsstelle, von den Bote» und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalteu angenommen. A,ser«t-Ke»»hre» t Die ü-gesp. Petitzetle oder deren Naum 15, bei Vokal-Inseraten 12 Pf. ; im amtlichen Teil pro Zeile 10 Ps.; ..Eingesandt" un Ne- daklionSteile 60 Ps. Bei schauerigem und tabellarischem Batz Ausschlag nach kanf. Fiir Nachweis und Offerten »Annah«« 2b Pf. Ertragebühr. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschast Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg i. Sa. Deutsche Lehrerversammlung in Chemnitz, n. Am Dicnitag nachmittag um 3 Uhr fanden eine Theatervor stellung mit Gartenkonzert im „Tivoli" (Zwickauer Straße) und eine Reihe von Besichtigungen statt. Um 4 Uhr wurde in dem großen Saale deS Kaufmännischen Vereinshauses ein Festesten ver anstaltet, an welchem sich eine große Anzahl von Teilnehmern der Versammlung beteiligten und welches durch mannigfache Trink- spiüche gewürzt wurde. Unter den Verhandlungen der Nebenversammlungen heben wir diejenigen der „Freien Vereinigung für philosophische Pädagogik (Ständige Nebenversammlung der Deutschen Lehrerversammlung)" hervor, welche bereits am Montag abend von 6 bis 7*/, Uhr im Saale des HandwerkeroercinS unter Vorsitz des vr. MU. F. A. Steglich-Dresden eine Sitzung abhielt, in welcher Or. MU. Grimm, Direktor in Elsterberg i. V., einen Vortrog hielt über „Neuere Strömungen aus philosophischem Gebiete und ihr Ein fluß auf die Pädagogik". Am Dienstag nachmittag i/z5 Uhr sprach in derselben Nebenoersammlung Or. MI. H. Metscher, Rektor in Herbede, über: „Der Weg vom Konkreten zum Abstrak ten im Lichte der Psychophysik". Mittwoch nachmittag von 3 bis 6 Uhr sprachen Or. MU. Alfred Spitzner-Leipzig über: „Kritik der wichtigsten Einwendungen gegen die pädagogische Kin- derersorschung, im besonderen vom Standpunkte der praktischen Erfahrung auS" und vr. MU. Karl Pappenheim-Groß-Lichterfelde über: „Inwiefern sind die Bildungsmittel deS Kindergartens ge eignet, als Grundlage der Kunsterziehung zu dienen?" Dienstag nachmittag 5 Uhr führte im Kaufmännischen Ver einshause K. Jakob-Lcipzig eine verstellbare Schulbank und die Ruracksche Wandtafel vor, während Braun-Kassel in der höheren Knabenschule „Brauns Rechenapparat", Töschke-Breslau im Zei- chensaale der letztgenannten Schule rin „Modell zur Veranschau lichung der Gesetze des Hohlspiegels" und W. Paul-Langenschwal- bach den „Rechenteller", ein neuer ZählkSrper als Ersatz der Ku geln der russischen Rechenmaschine, der Würfel und Prismen deS Tillichschen RechenkastenS und der Zapfen des Nürnberger Rechen brettes mit gleichzeitiger Vorführung der mit diesen Rcchentellern konstruierten Lehrmittel, nämlich der deutschen Rechenmaschine, deS deutschen RechenkastenS und des deutschen Rechenbrettes. Den Schluß bildete das „Schloßteichsest im Schloßgartcn", bestehend aus Konzert des Lehrergesangvereins und Jnstrumcntalkonzert im Schloßgartcn, festliche Beleuchtung deS Schloßteichcs und seiner Ufer, sowie der großen Fontaine und schließlich „Fest im Kloster hofe", Die zweite Hauptversammlung wurde am Mittwoch vor mittag um 8 Uhr mit der Mitteilung eröffnet, daß auf die gestern abgesandten Begrühungstelegramme folgendes Antworttelegramm «ingegangcn sei: „Ich danke den heute festlich versammelten deutschen Volksschullehrern herzlich für den Mir zugesandtcn freund lichen Gruß. Albert." Hieraus erhielt Hauptlehrer H. Wolgast i» Hamburg das Wort zu seinem Vortrage über: „Die Bedeutung der Kunst für die Erziehung". Dem Hochinterestanten, von hoher Begei sterung für die Sache getragenen, fünfviertelstündigen Vortrag lagen folgende Leitsätze zu Grunde: 1. Die Kunst ist die Grund lage und Richtschnur für die Ausbildung der künstlerischen An lagen; als die umfassendste und sinnenfälligste Darstellung der inneren und äußeren Welt bietet sie aber auch allen anderen Sei ten der Erziehung, insbesondere der intellektuellen und moralischen, wertvolle Stoffe und Anreize. 2. Gemäß dem Begriff der har monischen Ausbildung alles Kräfte verlangt die künstlerische Er ziehung eine Stellung im Erzsehungsplane, wie sie der Stärke und Allgemeinheit der künstlerischen Anlagen im Kinde entspricht. 3. Indem die künstlerische Erziehung die Lebenstüchtigkeit der Jugend steigert und sie mit einer veredelten Genußfähigkeit und einer verfeinerten Empfindung auSrüstct, hilft sie den einzelnen fähig machen, an dem mehr und mehr auf künstlerische Kultur gestellten Leben der Nation arbütend und genießend tcilzunehmen. 4. Die künstlerische Erziehung ist der intellektuellen und morali schen gleichberechtigt. 5. DaS wichtigste Mittel der künstlerischen Erziehung ist die lediglich au§ künstlerische Wirkung ausgehende Darbietung von Werken auS allen Gebieten der Kunst; soweit die Schule hierzu im Rahmen der Künstlerischen Lehrfächer (Litteratur, Gesang, Zeichnen) nicht im stände ist, muß sie die öffentlichen Kunstinstitute (Theater, Konzerte, Museen) in Anspruch zu neh men suchen. 6. Unterstützt wird der Einfluß der Kunstwerke: a) durch Anleitung zu einem ernsthaft betriebenen DilletantismuS; d) durch Hervorhebung ästhetischer Momente in allen den Lehr fächern, die dazu Gelegenheit Mieten; e) durch eine künstlerische Gestaltung und Ausstattung der Kchulräume. 7. Auf allen Stu fen muß neben der unmittelbar^! Einwirkung auf den künstleri schen Sinn gleichberechtigt hergeHn: a) eine systematische Uebung der AusdruckSfähigkeit; d) eine «ordnete und energisch betriebene Ausbildung der höheren Sinne Md der schaffenden Handthätigkeit; o) eine die Erfassung des Charakteristischen anstrebende Vertiefung in die Natur und das Menschenleben der Heimat; ä) eine den Sinn für einfache Zweckmäßigkeit für die Echtheit deS Materiales und die Ehrlichkeit der Verzleäng fördernde Betrachtung von Bauwerken und kunstgewerblich» Erzeugnissen. 8. Um die in der Schule gezeitigten Erfolge Mr daS Leben ficherzustellen, hat a.) auch die „KoiMidlMgsschE'MtzM"Pflege dtPkMMKWn Bildung anzunehmen, und muß d) der Lehrer bestrebt sein, bei VolksbildungSoeranstaltungen den) künstlerischen Prinzip zu seinem Rechte zu verhelfen. 9. Da die künstlerische Erziehung der Ju gend die künstlerische Bildung des Lehrers voraussetzt, so ist zu fordern: a) daß das Seminar seine Zöglinge fähig macht, die Ausgaben der künstlerischen Erziehung zu erfüllen; d) daß jeder Lehrer seine eigene ästhetische Kultur energisch in die Hand nimmt." (Reichster Beifall.) Nach einer fünfvicrtelstündigen Debatte kamen zwei Anträge zur Abstimmung: Schulinspcktor vr. Fricke-Ham burg: en blooAnnahme der Thesen und der Antrag Ries-Frank furt a. M., also lautend: „Die Allgemeine Deutsche Lchreroer- sammlung begrüßt die neuen kunstpädagogischen Bestrebungen mit Freuden und ist überzeugt, daß Schule und Leben eine innere Bereicherung und Veredelung daraus schöpfen werden, hält aber zur Zeit die neu auftauchenden pädagogisch-künstlerischen Probleme noch nicht für genügend geklärt, um schon jetzt ins Einzelne gehende Beschlüsse zu fassen." Dieser Antrag wurde mit 169 gegen 100 Stimmen angenommen. Nach einer Pause erhielt Lehrer F. Wolgast-Kiel das Wort zu seinem einstündigen Vortrage: „Wie stellen wir uns zur Einführung des Haushaltuugsunterrichts in den Lehrplan der Mädchenschule»?", welchem Vorträge folgende Thesen zu Grunde lagen: 1. Die allgemeine Einführung des Haushaltungs unterrichts in den Lehrplan der Mädchenschulen ist abzulehnen, weil durch diesen Unterricht die Aufgabe der Mädchenschule als einer allgemeinen Bildungsanstalt nicht gefördert wird, der Unter richt keinem allgemeinen Bedürfnis entspricht und die hauSwirt- schastliche Unterweisung der Mädchen zunächst Pflicht deS Hauses ist. 2. Wo in großen Städten und Jndustriebezirken die sozia len Verhältnisse dem Hause die hauSwirtschaftliche Unterweisung unmöglich machen, ist sie im Interesse der Erhaltung des Fami lienlebens der Fortbildungsschule zu überweisen. 3. Wo diese fehlt, muß die Unterweisung in besonderen Kursen unter Anleh nung an die oberen Klaffen der Volksschule erfolgen. — Nachdem in einer lebhaft geführten fünfviertelstündigen Gegenrede das Für und Wider nochmals erörtert worden, gelangte der Antrag von Brück-Frohburg i. S., auf en dloo-Annahme der Thesen zielend, mit großer Majorität zur Annahme, und damit war die Tages ordnung erledigt. Der Vorsitzende, L. Claußnitzer-Berlin, wies in seinem Schluß worte auf die Bedeutung dieser Versammlungen, die den Zusam menhang der deutschen Lehrerschaft pflegen und Begeisterung wecken, hin und stattete der hohen sächsischen Regierung, die ihre Vertreter entsendet, der Stadt Chemnitz für die gastliche Aufnahme, dem EhrenauSschuß, den Referenten und den Chemnitzer Lehrern den herzlichsten Dank ab, letzteren ganz besonders für die aufopfernde Thätigkeit in den Vorbereitungen. Die Versammlung dankt« ihnen allen durch Erheben von den Plätzen. Der Vorsitzende schloß sodann die Versammlung mit den Worten: „Gehen Sie mit Gott! Glückliche Heimfahrt!" Sielaff-Stettin stattete dem Präsidium, insbesondere dem ersten Vorsitzenden für die umsichtige und besonnene Leitung den herzlichsten Dank ab und bracht« «in dreifaches „Hoch!" auf das Präsidium aus, in welches die Ver sammlung begeistert einstimmte. Hierauf fanden noch verschiedene Besichtigungen und Reben versammlungen statt. Um 5 Uhr veranstaltete der Chrrymtzer De» rH«usülÄNmjHen Böktmshüüse» nn KvnAkkr. Am Hälv v Uh? fand alsdann ebendaselbst der GchlußkommerS statt, bei welchem Vorträge der städtischen Kapelle, des LehrergesangvereinS und sei nes Doppelquartetts, des KnabenmufikchorrS, lebende Photogra phien und humoristische Vorträge abwechselten. Donnerstag traten die Vertreter des Deutschen Lehrervereins zur Erledigung innerer Vereinsangelegenheitcn zusammen. Mittwoch früh halb 8 Uhr tagten die Vertreter Deutscher Pestalozzi-Vereine in der Turnhalle der höheren Mädchenschule. Aus der reichen Tagesordnung heben wir nur hervor den Anttag des Lehreroereins der Provinz Hannover: „Die Vertreterversamm-- lung des Deutschen Lehrervereins wolle beschließen: Die Boni fikation aus der Haftpflichtversicherung wird den Pestalozzi-Ver einen und in den Landesteilen, in denen solche nicht bestehen, den Lehrcrvercinen im Verhältnis der Zahl der Versicherten überwiesen. Sie soll in erster Linie zur Unterstützung alter, hilfsbedürftiger, verwaister Lehrerstöchter verwendet werden." Weiter beschäftigte sich die Versammlung mit der Beratung des Entwurfs für die Vereinigung. Oeetliches mW Sächsisches. Frankenberg, 23. Mai 1902. Zu der gelegentlich des 200jährigen Jubiläums der säch sischen steinernen Postmeilensäulen, in unserer Pfingstnummer er« Mitgift. Roman von Georg Höcker. <42. gorNetzun«.) («acht-m ? »erdot-u l Der große, starre Blick, mit welchem Frau Angelika ihn maß, belehrte den kundigen Menschenkenner indessen alsbald, daß dieselbe von diesem GesetzeSparagraphen bisher nichts gewußt halte. „Ich bin natürlich verpflichtet, Ihre Anzeige entgcgenzunehmen, meine Gnädige, will indessen vorläufig davon absehen, einen Proto kollanten beizuziehen, sondern betrachte vielmehr diese Aussprache als vertrauliche Privatunterhaltung, wollen Sie mir nun vor allen Dingen eine Frage beantworten. Wie ist eS Ihnen möglich ge wesen, ohne Ihren Gatten davon in Kenntnis zu setzen, in den so wohlverwahrten Schrank, zu dem außer Ihrem Gatten nur noch Herr Vahl einen Schlöffel besaß, zu gelangen unv demselben eine so bedeutende Summe zu entnehmen?" „Mein Gatte pflegt den Kassenschlüssel jeweil während der Nacht auf sein Nachttischchen zu legen. Da er sehr vorsichtiger Natur ist und außerdem mir von jeher volles, rückhaltloses Ver trauen geschenkt hat, hielt er es für angemessen, mir immer daS Stichwort, mittelst dessen daS Schloß zu öffnen ging, anzuoer- traucn. Der Unglückliche konnte freilich nicht wissen, welchen Gebrauch ich Unwürdige von seinem gütigen Vertrauen machen würde." Von neuem barg sie dos Angesicht in beide Hände. „Sonst pflegen sich doch Damen Ihre« Standes sehr wenig um die GeschästSangelcgenheiten ihres Gatten zu bekümmern, be sonders auch daS Stichwort des Kassenschlosses dürste doch, wie sich Ihr Gatte sagen mußte, nur sehr wenig Interesse für Sie gehabt haben, wie kam eS nun, daß er Sic dcnnoch inS Der- trauen zog?" „O, mein Herr, weil unser Verhältnis so ganz anders, so viel innig«! war, al« die heutigen Ehen zu sein pflegen, zudem ist mein Gatte, wie ich sagte, sehr vorsichtiger Natur, wie ich glaube, hat er gerade dieser Charaktereigenschaft seine großen Erfolge zu verdanken gehabt, er fürchtete immer, eS möchte thm in der Nacht etwas zustoßen oder eine sonstige Eventualität cs wünschenswert erscheinen lassen, die eilige Oesfnung des Schrankes einmal auch durch mich bewerkstelligen zu können, kurzum, es war zur fest stehenden Gewohnheit zwischen uns geworden, allabendlich vor dem Zubettegchen das Stichwort auszutauschen." „Sie wußten also auch um das gestrige Losungswort — wie hieß cs doch gleich —" „Angelika!" hauchte die Unglückliche mit einem schweren Seufzer. „Ganz richtig," bemerkte Lindemann, die ihm gegenüber Sitzende auf einmal mit gespannter Aufmerksamkeit betrachtend. „Wußten Sie denn auch, daß Ihr Gatte gerade gestern abend eine solche beträchtliche Summe bei der Reichsbank hat erheben lassen?" „Nein, ich wußte aber, daß er immer viel Geld im Schranke zu bergen pflegt." „Und zu welchem Zwecke nahmen Sic hinter dem Rücken Ihres Gatten «ine Summe, die diesen notwendigerweise in die peinlichste Verlegenheit bringen mußte? 200000 Mark sind doch schon ein kolossales Vermögen. Sie mußten sich doch auch ferner sagen, daß ein solcher Diebstahl schon am nächsten Morgen, also heute früh, entdeckt werden mußte und daß man dann in erster Reihe Verdacht aus den ersten Kassierer Ihres Gatten werfen würde, haben Sic denn den jungen Mann inS Elend stürzen wollen? Denn vermutlich würden Sie doch mit Ihrer Sclbst- bczichtigung nicht hervorgctretcn sein, wenn nicht daS Verhängnis eS gewollt, daß ich auf Ihren eigenen Gatten Verdacht gehegt und, um eine Verschleierung des Thatbestandcs zu verhindern, dessen Verhaftung angeordnet hätte." Angelika hatte wieder beide Hände vor das marmorbleiche An gesicht geschlagen und saß eine lange Weile in starrem, unbeweg lichem Schweigen da, ohne einen Laut über die Lippen bringen zu können. Dann hob und senkte sich ihre Brust unter krampfigen Seuf zern. „O, mein Gott!" stöhnte sie auf. „Jetzt erst begreife ich cs voll und ganz, welches fürchterliche Verbrechen ich mir zu schul den habe kommen lassen, einen Unschuldigen habe ich verderben wollen, noch dazu einen Mann, den ich liebe und schätze wie meinen eigenen Sohn!" Wieder schwieg sie eine Weile und starrte mit düster-glühendem Blicke vor sich hin. „Ich weiß nicht, was ich zu meiner Ent schuldigung angcben soll!" begann sie endlich wieder mit hohler, gebrochener Stimme, „denn cs ist, je mehr ich darüber nachdcnke, immer elender und unverzeihlicher, was ich gethan, aber ich war von Sinnen, der böse Feind hatte sich meiner bemächtigt und mit unbarmherziger Faust mich aus dem Leben voll Glück und Sonnen schein herausgcrissen, das ich bis dahin geführt, ich war dem Ab grunde nahe. Wohl hatte ich die verzweifeltsten Anstrengungen gemacht, um mich dem nahenden Verhängnisse zu entziehen, und ein Engel in Gestalt meiner Pflegetochter war mir auch auf das Rührendste behilflich, sie gewann es auS Liebe zu mir über ihr Herz, das größte und unglaublichste Opfer für die Rückgewinnung meines Seelenfriedens zu bringen, aber all ihre Liebe erwies sich als umsonst verschwendet, all meine Bemühungen, dem drohenden Verhängnisse mich zu entreißen, schlugen fehl, ich war einem leib haftigen Teufel in die Hände gefallen, der den Begriff mensch lichen Erbarmens überhaupt nicht kennt, erst gestern abend bedrohte er mich in der schrecklichsten Weise, da faßte mich die Verzweiflung an, ich wußte, daß er mich schonungslos meinem Galten verraten würde, wenn ich bis heute früh ihm nicht eine sehr beträchtliche Summe eingehändigt hatte." (Fortsetzung folgt.)
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