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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 20.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190901203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1909
- Monat1909-01
- Tag1909-01-20
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verMder «ss ZLrbtircdet. Frankenberg, 19. Januar 1909. f* Tie grötzten Spazierzöa-e macht in diesem Winter das Barometer. Heute hier, morgen da, und selbst die vom Wettergott rühmlichst bevorzugten Orte können 1909 bisher gerade nicht sagen, daß sie auf ihr herkömmliches Recht pochen könnten. Immerhin gibt eS solche und solche Gegenden, die einen sind nicht ganz gut dran, die anderen noch schlechter. Am leidigsten ist bei solcher Unbeständigkeit der Großstädter dran; man sagt ja wohl, er hat es wärmer, aber die feuchte Lust ist keinen Pfifferling wert, sie ist die Nährstätte der Influenza, von der man als einem unliebsamen Gaste ja nicht allzuviel spricht, die aber doch immer gerade da ist, wo sie am wenigsten gewünscht wirx Die Wintergeselligkeit leidet erfreulicherweise unter Witterung und Zeiten nicht ersichtlich, denn wenn hier und da auch einige Einschränkung geübt wird, die Zunahme der einzelnen Vereine gleicht wieder vieles aus. Man kann wohl einmal ein Wort über „Vereins meierei" verlieren, aber ihren Nutzen hgt sie doch. Und am Ende ist auch das Vereingründen ein Tatendrang, der immer noch besser ist, wie gar keiner. Ganz überflüssige Vereine vertragen aber die kritische und spöttische Luft unserer mo dernen Zeit sowieso nicht recht. s Flöh«. EinAutomobilunfall ereignete sich Sonntag vormittag auf der König Albert-Straße. Um diese Zeit erlitt eine Automobildroschke aus Chemnitz einen Radbruch. Infolgedessen vermochte der Chauffeur das Fahrzeug nicht mehr zu beherrschen und es fuhr in rückwärtiger Bewegung am Genieindeamtsgrundstück in den Straßengraben. Die in dem Gefährt befindlichen zwei Personen, sowie der Chauffeur kamen glücklicherweise unverletzt davon. Das Automobil mußte mit Pferdevorspann wieder aus dem Straßengraben gezogen werden. * * — Mittelbach. An dem »ach 9 Uhr abends in der Richtung Lugau-Wüstenbrand verkehrenden Güterzug war vorgestern zwischen Ursprung und Mittelbach eine Kuppelung zerrissen. D'e Lokomotive mit sechs Wagen war, ohne daß die Führer es merkten, bis nach Wüstenbrand gedampft, dir übrigen 44 Wagen wurden an der Haltestelle Mittelbach zum Stehen gebracht, wo sie von der inzwischen telephonisch zurückbeorderten Maschine nachgeholt wurden. — Limbach. Die jüngste Stadtverordnetenfitzung be schäftigte sich mit der Wahl der Ausschüße. Neu ist der Rat hausbauausschuß, dem vier Herren angehören. Um die Frage des Rathausneubaues in ganz unparteiischem Sinne zu erledigen, find nur solche Stadtverordnete als Mitglieder gewählt worden, die nicht in dem für den Neubau in Betracht kommenden Be zirk wohnen. — Chemnitz. Dem AuslieferungSantrage gegen den der Fälschung von Aktien dringend verdächtigen früheren stellver tretenden Direktor vouEcklin alias Stöcklin, der am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Jsmailia am Suezkanal auf Antrag der Chemnitzer Oberstaatsanwaltschast durch Ver mittelung des deutschen Konsuls zu Alexandria verhaftet wurde, ist, wie sicher zu erwarten stand, von der ägyptischen Re gierung stattgegeben worden. Stöcklin ist bereits nach Ale- xandria gebracht worden und wird in den nächsten Tagen per Schiff nach Deutschland überführt, wo er Anfang Fe bruar in Bremerhaven eintrifft und dann jedenfalls alsbald nach hier zur Einlieferung gelangt. — Am Freitagnachmit- tag fiel auf der Treffurthstraße beim Bäu nebeschneiden ein größerer Ast herunter und traf einen 62jährigen städtischen Gärtner so unglücklich auf den Kopf, daß der Getroffene infolge eines Schädelbruches zusammenbrach. Der Bedauerns werte ist gestern abend seiner schweren Verletzung erlegen. — Ferner ist ein 64jähriger Handelsmann, der in der Nacht zum Sonnabend in dem von ihm bewohnten Hause an der Hartmannstraße auf der Treppe gefallen war und sich eine schwere Kopfverletzung zugezogen hatte, gestorben. — Freiberg. Eine ungewöhnliche Unterbrechung erfuhr die vor der 5. Strafkammer des hiesigen Kgl. Landgerichts angesetzte Verhandlung gegen den Kinematographenbefitzer Birkender aus Mannheim, der wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit nach § 184 des R.-Str.-G.-B. angcklagt war. j Nach der Anklage sollte Birkenbet gelegentlich einer öffentlichen Kinematograph-Vorstellung in Roßwein unzüchtige oildliche Dar stellungen geboten haben. B. bestritt, daß es sich um Darstellung eines unzüchtigen Vorganges gehandelt habe. Damit nun das Richterkollegium aus eigener Anschauung urteilen könnte, be gaben sich die Richter, der Staatsanwalt, der Angeklagte und sein Verteidiger Freitag vormittag vom Gericht in ein hiesiges Ktnematographentheater, in dem der der Anklage zugrundeliegende Film vorgeführt wurde. Der Gerichtshof hielt nach der Besichtigung den Beweis der Unsittltchkett für erbracht und verurteilte, nachdem man wieder an Gerichtsstelle angelangt war, den Angeklagten Birkender zu 100 Mk. Geld strafe eventuell 20 Tagen Haft und erkannte außerdem auf Einziehung de- Films. — DreSbe». Die „Landsmannschaft Franken berger" hier hielt am vorigen Mittwoch ihr WeihnachtS- vergnügen, verbunden mit Gaoenlotterie und Ball, in Wein holds Sälen ab. Die Beteiligung-war sehr rege. Mitglieder und Gäste wurden vom Vorstand, Herrn Direktor Breull, herzlich willkommen geheißen. Beim Glanz eines prächtigen Christbaumes hielt Herr Oberlehrer Lippoldt eine Ansprache, welcher der gemeinsame Gesang einiger Weihnachtslieder folgte. Die daran sich knüpfenden Darbietungen ernsten und heiteren Inhalts fanden verdienten, reichen Beifall. Unter anderem erfreute Frl. Johanna Seltmann, Tochter des nach Laube gast verzogenen Oberlehrers Seltmann, durch den Vortrag sinniger Lieder. — Die Lose der Gabenlotterie waren in kurzer Zeit vergriffen, und bis in die Morgenstunden hielt des Tanzes Freude die Festteilnehmer beisammen. — Es sei darauf hingewiesen, daß jeden 1. Montag im Monat abends 8 Uhr die Bereinsversammlung im Bürgerkasino, Gr. Brüder gasse, stattfindet, wozu die lieben Frankenberger hierdurch vom Vorstand herzlich eingeladen werden. — Dresden Zu den Wahlrechtsdemonstrationen wird den „Leipz. N. N." noch geschrieben: Bei den Straßendemon- strationen sind nach den Angaben der Polizei sieben Schutz leute und acht Zivilpersonen leicht verletzt worden, während drei Verhaftungen und 20 Sistierungen erfolgte». Wie wir hören, hat der König sich ausführlich Bericht erstatten lassen über die gestrigen Vorgänge. Die hiesige „Bolksztg." überschreibt ihren Aufsatz über die Demon strationen „Die Bluttaufe des neuen Wahlunrechts" und stellt dann die Tatsachen von gestern einfach auf den Kopf, indem sie sagt, daß in der Schloßstraße ein junger Leutnant, der dort die Truppe befehligte, die Besinnung verlor und blank ziehen ließ. Es sei eine wehrlose Menge, von der nicht die mindeste Gefahr zu besorgen war. Richtig ist, daß die Tausende schreiend, mit erhobenen Stöcken und Schirmen nach dem Schlosse zu drängten, die Polizeikette zu sprengen suchten und damit auch bereits Erfolg hatten. Erst dann zog die Polizei blank und die berittenen Schutzleute drängten die Massen zurück. Hinterher bot die Stelle des Zusammen treffens allerdings das Bild eines kleinen Schlachtfeldes: Hüte, Mützen, zerbrochene Schirme und Stöcke lagen haufen weise umher; Verwundete wurden von den Samaritern bei seite geführt und verbunden. — Am Montag c bend in der achten Stunde entstanden in der inneren Stadt, besonders aber auf dem Altmarkt und in der Schloßstraße, größere Menschenansammlungen, sodaß die Polizei die Schloßstraße räumen mußte und sämtliche Zugänge zum königlichen Schloß mit starken Gendarmerie posten besetzte. Auch berittene Polizei war in großer Zahl am Platze. — Möget» bei Dresden. Ei» Brandstifter, der in diesem Winter schon mehrfach in Lugau und Gommern Ge bäude in Brand gesteckt hat, entfaltet noch immer seine un heilvolle Tätigkeit. In der Nacht zum Sonntag brach wiederum zu ein und derselben Zeit bei den Gutsbesitzern Creutz und Kretzschmar Feuer aus. Die Güter gehören zu Großluga». Sie sind nur durch den Dorfplatz getrennt. Die mit Ernte vorräten gefüllten Scheunen brannten vollständig nieder. Es gelang noch nicht, den Brandstifter zu ermitteln. — Geithain. Am Sonntag nachmittag in der vierten Stunde sind im Obersürstcnteiche zwei schulpflichtige Knaben ertrunken. Eine Schar 8—11 Jahre alter Schulknaben von Geithain und Geithain-Neumarkt hatte sich Lm Tuge äcr j^sl. Roman von C. Dressel. l». Fortsetzung.? (Nachdruck verbot«.. Das wollte er noch weniger. Damit yaue er oie inneren Visionen gerufen, die er als Plagegeister fürchtete. An einem hübschen Mädel hatte Volirad ohnehin noch nie vorbeigesehen. Nicht gerade, daß man ihn einen schlimmen Schürzenjäger nennen konnie, gefeit gegen den Zauber lockender ckZewlichkeit war er aber ebensowenig. Die Wohltat edlen Frauenwaltens hatte er in seinem Vaterhaus nicht gekannt. Was er an Mutterliebe entbehrt und ihm die unbeachtete Schwester nicht zu geben vermocht, hatte dann sein warmes Verlangen auf anderen Wegen gesucht. Flüchtige kie.ne Liebeleien, die kaum den Augen blick überdauert. Und immer wieder hatte er gesucht, weil er sich nach dem Ewigkeitsglück sehnte, das ihm nie be gegnete auf j inen Irrwegen. Ganz so toll war er nicht mal drauslosgegangen, wie die meisten jun;e i änner se ner Kreise, die sich in milden Brausejahren eie Hörner ablausen, um danach beinahe ausnahmslos die übliche Konvenicnzehe zu schließen und für den Rest ihres Leoens auf kaltem goldenen Stuhl zu sitzen. Auch seiner hatte längst die gewisse vornehme Hanseatin der oberen Zehntausend geharrt. Nicht eine hätte den Erben eines hochangesehcnen Hauses, das für bombensicher galt, ausgejchlngen. Tante Berta hatte mit heißem Eifer die standesgemäße Partie für ihn ausfindig gemacht. Sie hatte ihn durchius mit Nellie Schorn verheiraten wollen, die einen Multimillionär zum Vater hatte und von der Mutter, einer Brasilianerin, ein so leidenschaftliches Tem perament geerbt hatte, daß sie über sein Zögern beinah in die Alster gesprungen sei, wie Tante Berta ihm ver sicherte. Noch beim Abschied hatte sie gegrollt: „KöniUest als Grandseigneur in Blankenese sitzen, du Tor, anstatt letzt als Emum," V^I^UI- umhe zutrotten. Was mich betnfft, so kenne ich keinen Kommis Klüoen mehr." Sie hatte ja recht. Hätte er die hübsche heißblütige Kreolin genommen, er brauchte sich wahrlich nicht dritter Klasse einzurichten. Dennoch, es war die einzige Torheit, die er noch keinen Augenblick bereute. Er wußte, Nellie Schorn tanzte jetzt Freudensprünge, daß sie nicht Nellie Klüven hieß. Welche reiche Hamburgerin kann des Mammons genug haben? Die feurige Kreolin artete darin wenigstens ihrem Vater nach. Sie war ein ver wöhnter Nimmersatt. Nein, es mar kein tieferes Gefühl zwischen ihnen ver loren gewesen. Auch bei ihm nicht. Er kannte nur den Flirt, denn zum Verlieben reizend waren sie nun mal, diese gepflegten weißen Salonkätzchen, aber gerade sie ver langten meist nur den oberflächlichen kleinen Flirt, der so glatt und bequem die kühle Ehe einleitete. Vornehmlich deshalb war Vollrad jeder Heirat aus gewichen. In den Häusern seiner Freunde wehte eine verdammt kalte Luft, nicht wärmer als bei ihm daheim. Was ein großes, jede Fiber anspannendes Gefühl sei, hatte ihm noch keiner erklären können. So ward Nellie Schorn ohne einen Hauch des Be dauerns abgetan. Und im übrigen? Diese dritte Klasse hier war ihm gar nicht mehr so unbehaglich. Im Gegenteil, wie er nun wieder das lesende Mädchen betrachtete, dessen feines Köpfchen sich mit einem lieben, sinnigen Ausdruck über das Buch neigte, ging auf ihn eine wundersame Gestilltheit über. Die war ihm fremd. Wie hätte er sie auch im Rausch des Genußlebens oder im gehetzten Ringen um verlorene Güter finden sollen! Das war ein wildes Fieber gewesen. Dies feine ruhige Gesicht wirkte auf ihn wie ein Gnaden bild. Und es gehörte vermutlich nur einem kleinen Bürger mädchen. „Das ist mein neuer Mensch, der ist in kleinen Ver hältnissen geboren und darum die Genügsamkeit in Person," spöttelte es in ihm. Aber die Empfindung, daß diese neu geborene mildwarme Freudigkeit in ihm etwas ungeahnt Süßes, ja Großes sei, triumphierte darüber. Die Lesende schien seinen steten warmen Blick zu spüren. Sie wurde zerstreut und ließ endlich das Journal in den Schoß sinken. Bei dieser Bewegung schob sich unter dem Aufschlag ihres Pa'etotärmels ein schmales bräunliches Kärtchen hervor. Sie selber merkte es nicht, Vollrad aber, der mittlerweile jede Falte ihrer einfachen Toilette, die ihr übrigens entzückend stand mit dem tiefen Jndigoblau auf die Eisdecke deS OberfürstentekcheS gewagt. Plötzlich ge raten vier Knaben von ihnen auf eine zu dünne Stelle und brachen ein. Die Väter dec Verunglückten waren sofort an der Ungliicksstätte und fahren in einem Kahne an die Knaben heran. Mit einer langen Stange brachte man den Ein- gebrochenen die erste Hilfe. Am Ufer angelangt, unternahm Dr. Werner Rettungsversuche. Die Knaben Kunze von Geit hain und Langer von G .Neumarkt. konnten jedoch nicht mehr ins Leben zurückgerufen werden. — Colditz. In der Freitagnacht ist beim Gemeinde- Vorstand und Gutsbesitzer Thalemann jun. im nahen Seu- pahn eingebrochen worden. Die Diebe haben die im Gemeindeschranke befestigt gewesene Geldkassette und sonstige Gegenstände entwendet. — Leipzig. Einen seltsamen Fund machte ein hiesiger Ingenieur als Gast in einer Weinstube in der Hainstraße. In einer Austernschale fanden sich drei perlenartige Gebilde. Ob man es wirklich mit echten, wertvollen Perlen zu tun hat, kann erst durch Prüfung seitens eines Sachver ständigen festgestellt werden. Ein Juwelier, dem die Muschel vorgelegt wurde, hält dir Bildung für Perlen und spricht ihnen erheblichen Wert zu. — Neudörfel bet Ortmannsdorf. Unter reger Anteil nahme des ganzen Ortes beging am 16. Januar der frühere Strumpfwirker Karl Friedrich Traugott Schettler seinen 100. Geburtstag. Papa Schettler, unter welchem Namen ihn hier jedes Kind kennt, ist körperlich und geistig noch rüstig; lesen kann er ohne Mühe, nur das Gehör macht ihm zu schaffen; bis vor 3 Jahren hat er noch die Feldarbeit seines Schwiegersohnes, bei dem er wohnt, mit versorgt. Nahrungs sorgen hat der Greis nicht. Er blickt auf ein tatenreiche» Leben zurück und gar gerne erzählt er von seinen Erlebnissen, deren er sich bis weit in seine Jugendzeit deutlich erinnert. Mit zwei Frauen war er verheiratet; mit der zweiten, die im Juni 1887 starb, konnte er das goldene Ehejubiläum begehen. Dasselbe Fest feierte bereits seine älteste Tochter am 23. Nov. 1907. Bon seinen 5 Kindem leben noch 3 Töchter und 1 Sohn, während ein anderer Sohn-im Jahre 1866 in Oesterreich auf dem Schlachtfelde blieb. Ueberhaupt kann Herr Schettler auf die stattliche Zahl von 113 lebenden Nachkommen (4 Kinder, 37 Enkel, 70 Urenkel und 2 Ururenkel) blicken. — Oberwiesenthal. Zu dem 2. Verbandswettlauf des Ski-Verbandes Sachsen am 30. und 31. Januar in Ober wiesenthal wird uns geschrieben: Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. In Oberwiesenthal hat sich ein Wohnungs- auSschuß gebildet, der bei recht zeitiger Bestellung für gute Unterkunft nach einheitlich frstgesetzen Preisen in Privathäusern wie Hotels sorgt. Derselbe Ausschuß hat mit den Fuhrleuten feste Taxen, die an geeigneten Stellen bekannt gegeben werden, vereinbart. Der Sprunghügel ist fertig und kann zu Uebungen benutzt werden. Das Material zu den Zufchauertrübinen liegt an Ort und Stelle, um kurz vor dem Feste ausgebaut zu werden. — Ave i. Erzg. Bei den Stadtverordneten-Er gänz» ngSwahlen, die am 9. Dezember v. I. hier statt fanden, ergab sich das merkwürdige Resultat, daß von den Ansässigen ein Kandidat 577, der andere 576 und ein dritter 575 Stimmen erhielt. Der letztere war mit dieser Anzahl nicht gewählt worden, während die beiden anderen trotz des geringen Stimmenunterfchiedes als gewählt zu betrachten waren. Da nun in einem Wahlbezirk der Fall vorgekommen war, daß ein Nicht-Bürger, also ein nicht Wahlberech tigter gewählt hatte, und zwar weil man ihn für seinen Vater hielt, während dem später an der Wahlurne erscheinen den und wahlberechtigten Vater die Ausübung des Wahl rechts — da sein Sohn schon gewählt hatte — versagt worden war, so wurde gegen die Wahl Protest beim Kreis hauptmann erhoben. Dieser entschied dahin, daß berde Kandidaten mit 576 und 575 Stimmen als nicht gewählt zu gelten haben, erklärte aber die Wahl der anderen noch gewählten 11 Stadtverordneten als zu Recht bestehend. Nachdem diese Entscheidung gefallen war, ordnete der Rat die erforderliche Neuwahl auf den 20. Januar an. Einen Tag später wurde noch einmal das alte Stadtverordneten kollegium zu einer Sitzung einberufen. Von sozialdemokra tischer Seite wurde in dieser Sitzung bezweifelt, daß das alte und der schicken Form, studiert hatte, rief plötzlich in spontaner Hast: „Pardon, gnädiges Fräulein, sollte Ihre vermißte Fahrkarte nicht da im linken Aermel stecken?" „Wirklich," rief sie erfreut, die Karte hervorziehend. „Sie muß hineingeglitten sein, als mich der Schaffner mitsamt meinen Paketen in dieser ungnädigen Eile ins Coupö schob." Sie sprach es mit frohem Lächeln. Vollrad merkte, sie freute sich, diese paar Mark nicht zum andern Male aus geben zu müssen. „Kleine Verhältnisse," resümierte er. „Na ja, L R Nellie Schorn reist sie nicht. Aber wie süß, dies Lächeln. Das hat die Millionärin nun wieder nicht." Während das junge Mädchen nun die Fahrkarte sorgsam in ihrem Geldtäschchen barg, sagte sie mit einer kleinen freundlichen Neigung des hübschen Kopfes: „Ich muß Ihnen danken. Niemand bezahlt gern ein Billett doppelt. Wir sind gleich in Eberswalde, ohne Ihre Aufmerksamkeit hätte ich's tun müssen." Damit lehnte sie sich wieder zurück und schickte sich an, ihre Lektüre fortzusetzen. Er hatte überrascht aufgehorcht. Welch tiefes weiches Organ. Kein breiter Hamburger Dialekt und kein Berliner Jargon. Sprach man so rein und melodisch in Stettin? Aber was man ihm so von dem singenden pommerschsn Dialekt gesagt hatte, in dem es beinah nie ein R geben sollte, nein, diese angenehme Stimme mit ihrem reinen Deutsch war sicher ein neuer individueller Vorzug dieses interessanten Mädchens. Er mußte mehr davon hören. In dem Bemühen, ein Gespräch anzuknüpfen, begann er weniger geistreich als eifrig: „Gnädiges Fräulein wären beinah nicht mehr mitgekommen." „Ja," lächelte sie harmlos, „ich mußte förmlich laufen, denn ich hatte mich wider Willen verspätet, und man er wartet mich mit diesem Zuge. Ein Ausbleiben hätte die Meinen geängstigt." „Gnädiges Fräulein sind in Stettin zu Hause?" „Ja," das war mit zurückhaltender Knappheit gesagt. Die braunen Augen streiften ihn abweisend. Ihr schien nichts an einer Unterhaltung zu liegen. Er hingegen hätte sie nur zu gern fortgesetzt und stellte sich daher in aller Form vor. Der hübsche Kopf neigte sich mit knappster Höflichkeit. Lortjetzung solat.)
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