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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 18.09.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191909189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19190918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19190918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-09
- Tag1919-09-18
- Monat1919-09
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gegenüber. . Sollen wir nun alle Hoffnung aufgeben, uns je wieder aufzurichten? Nein, Deutschland kann und wird nicht unter gehen. Wir haben der Welt au deutschem Geistesleben und deutscher Denkungsart noch viel zu geben. Nur darin könnte dem Deutschtum eine ernste. Gefahr drohen, wenn wir ameri- konisches Wesen gedankenlos nachahmen würden. kin neue; Ultimatum äer kntente an stumänie« Die Rumänen haben nach Meldungen, die in Budapest eingetroffen sind, von der Entente neuerlich ein Ultimatum erhalten, sofort mit dem Abzug aller ihrer Truppen aus Budapest und dem ganzen westlich davon gelegenen Gebiet zu beginnen. Die Rumänen müssen sich hinter die von der Entente festgesetzte Demarkationslinie zurückziehen. Sollten dis Rumänen sich weigern, die Forderung der Entente zu erfüllen, so würde Constanza bombardiert werden. Zugleich wird Ru mänien mitgeteilt, daß Rumänien nicht mehr darauf rechnen könne, die ihm im Vertrag von 1915 zugesprochenen Gren zen gegen Ungarn zu erhalten, nachdem die Rumänen selbst alle Abmachungen und alle Forderungen der Entente mißachtet hätten. ! , > ber Rich tung der materiellen Erstarkung, der des Gewinns und Selbst» Vermehrung des Kapitals bewegte. Dies« Entwicklung drängte Amerika von Beginn des Krieges an auf die Seit« England» und mußt« Amerika über kurz oder lang zum Eingreifen in den Krieg gegen uns zwingen. Der Widerstand hiergegen, der sich im amerikanischen Volke zeigte, wurde von der Presse aus Geheiß der finanziellen Machthaber ganz systematisch bekämpft und würde auch ohne den verschärften U-Boot- krieg gebrochen worden sein. Wir hatten jahrzehntelang im Glauben gelebt, Amerika sei uns freundlich gesinnt. Zn Wirk lichkeit hatte drüben immer schon eine Unduldsamkeit der Amerikaner gegen das Deutsch-AmerikanertuM geherrscht, die sich auch aus die alte Heimat übertrug. Und England verstand es meisterhaft, drüben alle internationalen Zwischenfälle gegen Deutschland auszubeuten. Was nützte es, wenn die deutsch- amerikanische Presse ihr Bestes tat, um das anglo-amerikanische Publikum über di« friedliche Natur der deutschen Politik auf zuklären? Der Amerikaner liest keine deutschsprachige Zeitung; was die „Timses" sagt, dringt viel leichter und schneller an sein Ohr. > Gewiß haben hin und wieder edle Amerikaner die kul- turelle Bedeutung des Deutschtums für die Union anerkannt, mit Ausbruch des Krieges 1914 wär das aber alles vergessen. Man kann nicht einmal von einem Umschwung in Amerika sprechen. Was von jeher an Vorurteilen und Unduldsamkeit gegen alles Deutsche im amerikanischen Volke unter der Ober fläche schlummerte, wurde nur mit plötzlichem, gewaltigem Stoß an die Oberfläche getrieben. Bezeichnend war der Anklang, den «in Buch fand, das im Jahre 1913 erschien, betitelt „England und Engländer, vom amerikanischen Stand punkt aus betrachtet". Der Verfasser schildert darin manche Schwächen Englands und zieht Parallelen mit besseren Zu ständen in Deutschland. Im vorletzten Kapitel beschreibt er die Schönheiten Englands und die angenehmen Lebensformen daselbst, im letzten Kapitel beantwortet das Buch die Frage eines eventuellen Krieges zwischen Deutschland und England dahin, daß, wenn der Fall einträte, die ganze Christenheit nicht darüber trauem würde, wenn in Deutschland kein Stein aus dem andern bliebe! Was da angedeutet wurde, hat man erreicht. Als die Revolution in Deutschland ausbrach, sagte Lloyd George: „Deutschland ist vernichtet, laßt uns. alle zur Kirche gehen". Für uns war der aufgezwungene Kämpf von Anfang an ein Kamps auf Leben und Tod. Das doku mentiert nichts besser als die erdrückenden Friedensbedingungen! und das Gebaren der Entente einem wehrlosen Feinde Mr anä Kmerilla i Der bekannte Führer von U-Deutschland, Kapitän Paul König, verbreitet sich in der > neuesten Nummer (Amerika-Nummer, Nr. 12) > von „Was man wissen muß" (Verlag Joh. Schorp, Leipzig) in interessanten Ausführun gen sehr eingehend über Deutschland und Ame- ! rika. Unter der Frage „Was können wir von ! Amerika und was kann Amerika von uns ler- - nen" stellt er lehrreiche Vergleiche an und be ¬ handelt den Charakter, die Erziehung, das kirch- ! liche Leben, Wissenschaft und Kunst, das Ge- sellschaftsleben, die „politische Korruption" und die Presse der Vereinigten Staaten und schließt mit einem Hinweis aus die Lebensaufgabe un serer deutschen Jugend. Wir veröffentlichen nach folgend den Abschnitt über die Möglichkeit einer > Annäherung zwischen beiden Völkern. ! Wo ist nun in Zukunft ein Verständnis mit dem ameri- konischen Volke zu suchen? — Nur innerhalb jener llnter- strömung, die durch das amerikanische Volk geht, in der sich all« j«ne feineren Elemente zusammenfinden, die von der allgemeinen Oberflächlichkeit d«r amerikanischen Gesellschaft abgestoßen werden. Diese llnterstrümung kommt hier /und da in der besseren Presse auf Kanzel und Lehrstuhl zum Ausdruck. Sie repräsentiert das Gewissen der Neuen Welt, an das wir in Zukunft appellieren müssen, um ein besseres Verständnis zwischen den beiden Nationen herzustellen, als der Völkerbundsgedanke des Präsidenten Wilson es kann, der in Wirklichkeit nichts anderes darstellt, als die finanzielle und politische Abhängigkeit der Welt von Anglo-Amerika. Wo das Verständnis zu suchen ist, hatten wir ja schon vor dem Krieg« erkannt. Der Professorenaustausch war einer jener Annäherungsversuche mit den edleren Schichten des ameri kanischen Volkes. Leider haben wir ihren Einfluß drüben Vie Miebt , ' ' Die Nummer 7 der illustrierten Zeitschrift „20 Jahrhundert" — Verlag August Scherl, > Berlin — bringt «ine Reihe fesselnder Abhand ¬ lungen, aus denen wir die des Kapitän zur See Paul Ebert über Deutschlands Marine heraus, greisen; gerade zurzeit, da sich England bemüht, Leistungsfähigkeit und Leistung der deutschen Marine während des Krieges zu verkleinern, erscheint die Wiedergabe seiner Worte notwen- > dig: „Coronel und Skagerak haben bewiesen, daß der kn langen Friedensjabren vergossene Schweiß nicht umsonst geflossen ist. Menn gleichwohl tn letzter Stunde die Marine versagte, wenn das von außen heimlich eingeführte, tückische Gift seine zersetzende Wirkung im plötzlichen Kollaps offenbarte, so war das zurückzuführen auf die, trotz aller Gegenmittel auf di« Dauer unabwendbare Nervenzerrüttung der zu Tausenden in engen, gleich hundert Resonanzböden wirkenden Blech wänden zusammengepferchten Menschenmassen, die Tag für Tag, die monotone, graue Wasserfläche vor Augen, unbe- friedigt der Dinge harrten, die nicht komMen wollten. Mit mehr und mehr erlahmender Widerstandskraft erlag der ge quälte Geist den verderblichen Einflüsterungen verbrecherischer Volksverführer. Gierig lauschte das Ohr dem trügerischen Sirenengesang, der ihm verhieß, was der überhitzten Phan tasie als der Inbegriff aller Glückseligkeit.erschien: Friede, Brot, Rückkehr zum häuslichen Herd, zu Weib und Kind, zu Lust und frommen Lebensgenuß. Tönende, neuartige Schlagwörter flogen von Mund zu Mund. Elektrischen Fun ken gleich sprühten weltumwälzende Ideen von Hirn zu Hirn, von Weltverbrüderung und ewigem Frieden, von Freiheit, Gleichheit und Völkerglück; — vergessen war nur eins, das eine kurze Wörtchen, dem mancher stille Schläfer auf tiefem Meeresgründe sein Höchstes und Bestes, sein Leben geweiht hatte, - die „Pflicht"! Deutschland tobt in Fiebergluten, aber es lebt und wird genesen. Seine Flotte beschritt in einer llnglücksstunde den Weg der Schmach, aber in letzter Minute besann' sie sich auf sich selbst; die befreiende Tat von Scapa Flow rettete ihr Bestes und Letztes, ihr« Ehre. Was erhalten blieb aus großer Vergangenheit ist ein krüppelhafter Torso; aber er lebt und wird genesen. Freilich die Hoffnung auf eine Wieder auferstehung in alter Macht und altem Glanze ging zu Grabe. Das aber kann und Muß aus den Resten der alten Marine in die neue als unveräußerliches, unvergängliches Erbe mit hinübergerettet werden, die Fülle der Erfahrungen, die in den Hirnen aufgespeichert einen goldenen, durch nichts ersetz baren Schatz darstellt, mehr aber noch der alte Geist selbst loser, unermüdlicher, treuer und stolzer Pflichterfüllung. , ra»aetvettamml««g Oer läcbNlcdrn Medrdeitrloriaiilte« Den Anfang der Dienstagverhandlung bildete die Feststel lung durch den Vorsitzenden zu dem gestern angenommenen An- trage auf Verhinderung von Doppelmandaten, daß darunter nicht Stadtverordnete, Stadträte und Gemeindeoettreter fallen. Das folgende Referat von Fischer (Dresden), über den weiteren Ausbau der Gemeindegesetzgebung ging davon aus, daß die jetzige Art der Selbstverwaltung, wo alle staatlichen Geschäfte von den Bürgern ehrenamtlich zu verrichten sind, als überlebt gelten dürfe. Weil sich in den Gemeinden, im Unterbau des Staate», da» eigentliche demokratische Leben vollziehe, sei die Reform der Gemeindeverwaltung die wichtigste Aufgabe. Die Regierung bereite zurzeit ein« große Reform der Gemeinde- Verfassung vor. Dabet handelt e» sich hauptsächlich um folgende Forderungen: Einkammersystem und Beschränkung des staatlichen Aufstchtsrates, Aufhebung derdie Selbstverwaltung einschränkenden Befehlsgewalt der Staatsbehörden gegenüber den Gemeinden. In Sachsen müßte folgende» geschehen: Wie eine jede Gemeinde von einem demokratisch gewählten Gemeinderat und dem Ge meindevorsteher (Bürgermeister) verwaltet wird, so muß jeder Bezirk (Amtshauptmannschaft) einen demokratisch gewählten Be« MLo aufrecht z» ermatten gewesen «otkra, attn ekne» «e» I «erschSht and «erse-m, day bk Wkwtckkny großen Intimität Rußland» mit Frankreich war zunächst vor- einigten Staaten sich in rasendem Tempo nur m gebeugt. Bismarck hat als er diesen Vertrag schloß, di« ' " - - tatsächliche Stärke Oesterreich-Ungarns besser beurteilt, als es später von deutscher Sette geschehen ist. Die Schwierigkeit der russischen Beziehungen nach 1900 ergibt sich aus den Verhandlungen zwischen den beiden Kaisern von Deutschland und Rußland 1904. Danach sollte Deutsch land den Schutz des baltischen Rußland durch Sperrung der Ostsee übernehmen, wenn England den Versuch macken sollte, Rußland während des Krieges mit Japan anzugreifen. Hier zeigt sich die Schwäche der Wilhelmischen Politik. Er machte dem Zaren Zusicherungen, ohne ihn doch definitiv in einer für Deutschland günstigen Form für den Fall eines Konflikts mit Frankreich zu verpflichten. > Selbst bei der ersten Besprechung von der Möglichkeit solcher Vereinbarungen zwischen Deutschland und Rußland mußt« er damit rechnen, daß England davon Wind bekommen und daraus seine Konsequenzen ziehen würde. Der letzte deutsche Kaiser stand während des Burenkrieges sehr wohl-, wollend zu England, er hat 1904 Rußland sehr große Dienst« «rweisen wollen, und das Ende war, daß sich Rußland und England gegen Deutschland zusammenfanden. Wollte die deutsch« Politik nicht einen ihr möglichen Widersacher binden so mußt« sie allen gegenüber die kühlste Objektivität be wahren. Kaiser Wilhelm ll. aber war seiner Natur nach inrpulsiv und nicht objektiv. Daß «r Optimist war und den Frieden erhalten wollte, hat ihm bei denen nichts genützt, die vom Kriege große Vorteile erwarteten. Es ist klarer als je, daß Deutschland weit entfernt war, die Führerrolle in Europa an sich zu reißen, es ist im Gegenteil bemüht gewesen, das Gleichgewicht zu erhalten. Unser Unglück war es, daß wir darüber selbst zum Aus- beutungsobjekt für die anderen wurden und zum Schluß den Zwei-Fronten-Krieg, dem wir nicht entschlossen vorgebeugt hatten, zum Opfer fielen. Wtn. Liebe erweckt Liebe. ' ' Original-Loman von H. Courths-Mahler. 18 > Nachdruck Verbote» , Auch Harry Forst mußte sich das eingestehen, auch seine Augen folgten Fee überall mit einem unruhigen Blick. i Hans Ritter bemerkte das nur zu gut. Er konnte sehr wohl verstehen, daß eine Ellen Volkmer eine Felicitas nicht vergessen machen konnte. Sobald sich Forst in Fees Nähe sehen ließ, trat Ritter ruhig an ihre Seite, als müsse er sie vor neuen Gefahren schützen. Und wenn sie dann ihre schöne Nein« Hand aus seinen Arm legte, wenn ihre Kleider ihn streiften und ihre Augen ihn freundlich anblickten, dann durchdrang ihn ein heißes, sehnsüchtiges Gefühl, wie er es noch nie für «ine Frau empfunden hatte. i Und wenn in ihren Augen ein vertrauender Ausdruck lag, dann sagte er sich: > „Mein Tag wird kommen. Dies junge herrliche Ge schöpf soll mir gehören mit allen Fasern seines Seins. Er reiche ich dies Ziel nicht — dann bin ich ein Stümper." Mit jeder Stunde wuchs in ihm das Gefühl, das gestern Übend jäh in ihm erwacht war, als er Fee in so bestrickenden Lauten heißer Zärtlichkeit zu Forst sprechen hörte und als er sie dann, in qualvolles Schluchzen zusammenbrechend, aus rufen hörte: „Wer löscht die Schmach, die er mir angetan?" ' Mit einer Wonne ohnegleichen hingen seine Augen immer wieder an ihrer schlanken, eleganten Erscheinung. Der dis krete Duft, der sie umgab, das Rauschen und Knistern ihres Kleides, die sammetweiche Haut, ihre ganze gepflegte und in edler Schönheit prangende Persönlichkeit, die mit einem reinen Herzen alle Vorzüge des Körpers vereinte, entzückte ihn. Ihm war, als habe er sein lang gesuchtes Ideal gefunden, als sei sie die Eine, die Einzige, die zu finden immer seine Sehnsucht gewesen war. Er hatte seine Gefühle nie in kleiner Münz« ausgegeben und verzettelt. Ein reiches, tiefes Innenleben lag noch in seinem Innern, wie «in ungehobener Schatz, den er ängstlich unter einer unbewegten Miene vor neugierigen Augen ver borgen hielt. Und alle diese Empfindungen seiner Seele strömten nun zusammen in dem Bewußtsein, daß dieses junge Weib ihm ein unsagbares Glück bereiten würde, wenn es ihm gelang, ihre Liebe zu erringen. Er hielt das nicht für unmög lich — dieses Wort gab es bei ihm überhaupt nicht. Jetzt zuckt« ihr Herz noch unter dem Schlag, den eine rohe Hand danach geführt hatte. Aber diese Wunde würde heilen. Die Liebe für Forst war gestorben; eines Tages würde ihr Herz wieder gesund sein — und bereit, einer neuen Liebe Einlaß zu gewähren. Dann — ja dann würde sein« Stunde kommen. Er wollt« um ihre Liebe ringen wie um «inen köstlichen Tchtch. ! Und schon da» beglückte ihn, daß sie sich in sein« Hände tzqebtn hatte. Aber er mußt« vorsichtig ihr Vertrauen er. auch unser Haus hat er wiederholt umkreist und hat sehn süchtig nach meinen Fenstern geschaut. Und ich habe wie ein Murmeltier geschlafen und nichts davon gewußt. Ist er nicht ein einziger, lieber Mensch, mein Harry?" Atemlos schwieg Ellen endlich. Fee hatte sie mit keinem Wort« unterbrochen. Mit starren Augen sah sie vor sich.hin. In bitterer Verachtung sah sie deutlich das falsche Spiel, das Harry Forst auch mit diesem liebevollen, vertrauenden Mäd chen getrieben hafte — Henau wie mit dem ihren. Sie hätte über sich und di« arme, betrogene Elsen, der das Glück aus den Augen strahlt«, weinen mögen wegen ihrer beiderseitigen trauensseljgkeit einem Manne gegenüber, der kesner Achten Liebe fähig »war und keine solche verdiente. Noch schmerzte die Wunde in ihrer Brust, die Forst ihr geschlagen. Spurlos verwischte sich nicht so schnell etwas, das so lange Zeit ihr Lebensinhalt, ihr Glück und ihre Hoff nung gewesen war. Aber zugleich ging es wie «in Aufatmen durch Fees Seele, daß sie beizeiten die Erbärmlichkeit dieses Mannes erkannt hatte, dem sie sich für immer hatte zu eiHen geben wollen. Vor ihr lag nun das Leben in einem anderen Lichte als bisher. Da war nichts Mehr in trügerische Far ben gehüllt. Klar und nüchtern zeichnete sich ihr Lebensweg ab. Diesen Weg würde sie schreiten an der Seite eines Man nes, der in ihr «inen guten Kameraden — wahrscheinlich eine bequeme Frau suchte, die nichts für sich von seinem innersten Leheq beanspruchte, die sich begnügte mit seiner kühlen Freundlichkeit, mjt pxm Schutz, den er ihr in seinem Hause bot, und die ihm dafür eine elegMe Repräsentantin seines Hauses war. Er täuschte ihr keine Liehe vor, überschüttete sie nicht mit erlogenen Zärtlichkeiten, die sie doch nicht hatte erwjdern können. Seine Lippen hatten die ihren noch nicht berührt — uyh das war gut so — sonst hätte sie vielleicht doch noch die Flucht ergrjfftn. Sie dankte ihm seine Zurück haltung und doch schauerte sie wie unter einenx Kältegefühl zusammen, wenn sie daran dachte, wie die Zukunft sich gestalten würde. » Was für ejne Eh« sollte daS mit Hans Ritter werden? Konnte sie sich wirklich harmonisch gestalten, wie er als sicher angenommen hatte? Gab «» ejne Harmonie zwischen zwei Menschen, die sich innerlich so fremd standen- Zuweilen kam es wie Furcht und Ängst über Fee, als müsse sie in blinder Flucht davonlaufen, so weit ihre Füße sie trugen, wenn sie in Hans Ritters kaltes, unbewegtes Gesicht blickt«. Trat er aber dann zu ihr, öffnete er den herbgeschlosse- nen Mund und sprach mit seiner warmen, güttgen Stimme zu ihr, dann kam ein Gefühl des Friedens, des Geborgen seins über sie. > > : ' - Dann hätte sie seine Hände fassen mögen, uM ihr Gesicht darin zu bergen, hätte wie ein Kind bitten mögen: „Hilf mir das Leben tragen — sei gut zu mir — ich will es dir danken." Aber solche Worte kamen nicht über ihre Lippen. Ein Blick in sein unbewegtes Gesicht — und sie sank mutlos und ernüchtert in sich zusammen. ! ... i ! j j ! ringen, mußte sich noch zurückhalten und durste ihr nicht v«r- raten, was in ihm lebte. Die Zeit, mit Forderungen an ihre Seel« heranzutreten, war noch nicht gekommen. Er mußte erst säen und sorgsam jedes Samenkorn pflegen, ehe er an eine Ernte denken durfte. Eins war ihm gewiß — mochten in Forsts Augen auch neu erwachte Flammen glühen, wenn er Fee ansah — in ihrem Herzen würde der tote Funke, den Forst selbst zertreten hatte, nie zum Glühen kommen. War Fee so geartet, wie er sie jetzt erkannt zu haben glaubte, so weckte keine Macht der Welt in ihrer Seele auf, was unter Verachtung gestorben war. ! ' , , Im Laufe des Abends traf Ellen noch einige Male mit Fee zusammen, und jedesmal plauderte das liebesselige Mädchen von dem, was ihr Herz erfüllte. Sie gehörte zu den Naturen, die sich in Glück und Leid mitteilen müssen, und die es nicht fertig bringen, etwas in sich zu verschließen — auch das Höchste und Tiefste nicht. So erzählte sie Fee noch allerhand Einzelheiten aus der Zeit, da Forst um sie geworben hatte und ahnte nicht, in welch schlimmen Lichte Forst dabei mehr und mehr vor Fees Augen erschien. „Ach Fee," sagte sie einmal, ich habe meinen Harry so unsagbar lieb, schon lange, lange. Früher kümmerte er sich aber nicht um mich, er war nicht wie die anderen, die schleu nigst Jagd auf die Hand der reichen Erbin machtLN, sobald sie Papas Verhältnisse kannten. Lange habe ich vergeben- nach ihm geschmachtet. Ab«r dann ist es mit einem Male über ihn gekommen — so stark, daß er nicht mehr von mir lassen konnte. Das hat er mir gebeichtet. Er hat erst lange Mit sich gekämpft, ob er mir seine Liebe gestehen splst«. weil er doch arm ist und ich reich. Er hat gefürchtet, ich könnte glauben, er bewerbe sich nur um mich, weil ich reich bin. Ach, so ein lieber Tor! Gelt, Fee, das merkt man doch gleich, wenn man wirklich geliebt wird? Pava betrachtete meinen armen Schatz natürlich zuerst mit Mißtrauen und wollte nichts von unserer Verlobung hören. Ich habe viel reden und bitten müssen, bis er an Harrys Liebe glaubte. Ich hab« meinen Eltern gesagt, daß ich vor Kummer sterben würde, wenn sie sich unserer Verbindung noch länger wider- setzten. Ach. Fee — es war eine schreckliche Zeit de» Han gens und Bangens für uns. Ich habe Harry immer trösten müssen, habe ihm immer gesagt, habe nur Geduld, Papa gibt doch nach. Gestern endlich willigte Papa «in, daß wir uns angehören dürfen. Nun kannst du dir denken, wie erregt mein armer Harry war, als ich ihm sagte: Morgen sollst du dir Papas Jawort holen. Er war ganz außer sich vor Auf regung. Am liebsten hätte er noch bei deiner Tante abgesagt, weil ich nicht zu dem Ballfest gehen durfte. Aber er hatte etwas Wichtiges mit einem Kameraden zu besprechen — dienstlich natürlich — und den konnte er nur bei euch be stimmt treffen. Da ist «x denn hingegangen. Aber sobald er die dienstlich« Sache erledigt batte, ist er wieder fortgegan gen. Du hast es wohl beinern, b-ß «r nicht fange geblieben ist? Und denke nur, stundenlang ist er dann noch in der Lacht tm F«kn herumPlausen m seiner MMM MrM
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