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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 22.09.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192009222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19200922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19200922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-09
- Tag1920-09-22
- Monat1920-09
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Gleich »u Beginn d« Vahandlunam kam e«»u k-r s-arsen Zusammenvößm »wischen dem Geeicht und den Vsteidlaern, so datz die Stimmung aus beiden Setten lchltehllch außerordentlich aaeilt war. E« «etaurte sich et« Zwischenfall. vakngeklaate Arbeiter General, ein bumxs vor fich hinvllckmd« Mensch, verfiel plötzlich in SchrellrLmpse. Sicherbett,poli»isten und andere Angeklaate bemühten sich um den wild um sich Schlagenden und Widerstand Leidenden, um ihu au« dem Berschlag der Angeklagten herausiutran,portiere«. 2m Lustgarten hatten sich etwa 10000 Menschen »«sammelt. Die Redner, welche dort vou verschiedenen Tribünen herab zu da Menge sprachen, sonderten di, Freilassung da politischen Gefangenen, «mahnten ab« die Demonstranten, fich ru kein« Unbesonnenheiten und Tätlichkeiten binretßen »u lassen. D« Zag bewegt« sich hierauf vor da« Gebäude da .Fretbett", wo dt« Menge in laute Pfuirufe au«brach, weil da« Blatt sich gegen die Demonstration auraesprochen batte. Daun »ogen die Demonstranten vor da« Gebäude de« »vorwärt«', da gestern dt« Arbettilosendemonstrationen al» da« Was kommunistischer Spitzel gek«nn»eichnet und die Mebrbeit»lo,ta'ist«n ausgesordat batte, ihnen serumbleiben. Da« „Vorwärt»'-G»öaude war von da Eicherbeikpolitei abgespart und mtt Maschinengewehren bewehrt. Aach dort «urd«n Pfuiruf« «»«gebracht, ab» ohne daß «« »u trgendwelchm Zwischrnsällen kam. Di« Menge, die miltlaweile aus etwa 30000 Pasonm augewachlen war, »og daun in dm Mittagsstunden nach dem Tempelhol« Felde. psincare -ege« Senk ««<l M vibtste' Haag, 20. S. Aus Paris wird gemeldet: Zm „Matin" schreibt Poincarö in seinem Serienartikel: Daß die Konferenz ' von Genf jetzt aufgeschoben oder aufgehoben ist, ist ein großes ' Glück. Die Erfahrungen von Spa geüügten. Vielleicht hätten wir ste uns sparen können. Laßt uns indessen froh darüber kein, daß die Deutschen künftig die Hoffnung aufgeben mutzten, m einer Konferenz die Alliierten untereinander zu trennen und eine Herabminderung der Schuldforderungen zu erzielen. Es wäre besser, ihnen erst gar nicht diese Mussionen zu lassen. - Darauf seht PoincarS die verschiedenen Erfordernisse der letzten i Zeit auseinander, die nach seiner Meinung als unbedingte Ge- i bote nach dem Communiqus von AK-les-Bains zu gelten hätten und die Deutschland bei Erfüllung des Vertrages eigentlich ein zuhalten hätte. Er erklärt: So bezahlt das französische Volk jetzt zweimal soviel Steuern als das deutsche, obgleich der Vertrag von Versailles vorschreibt, daß beide Lasten etwa gleich schwer zu sein haben. Deutschlands Tragkraft hat mit der Bestimmung der Schuld nichts zu tun. Die Lehre von Keynes hat aber > nicht nur in Deutschland und bei den französischen Bundes- genossen, sondern auch in Frankreich Anhänger gefunden. Diese , wollen Deutschlands Tragkraft messen, als ob sie 30 Jahre lang unverändert gewesen wäre. Der Wiedergutmachungsausschuß mutz spätestens am 1. Mai 1921 seine Entschädigung der deutschen Regierung mitteilen, dann aber wird die juristische Entscheidung noch nicht beendet sein. l Ein andere« Beispiel: Ein Brief ein« Firma üb« die > langsame Umstellung der Ausfuhrgenehmigungen. Die Reichs- stelle für Textilwirtschaft kommt wird« einmal an die Reihe. Man schreibt: »Stan, wie in England da» »Board of Trabe', handelssördernd ru wirken, dm Kaufleuten mtt staatlichen Macht mitteln bet dem ungeheuer schweren Wiederaufbau der Handels- beziehungen gegenüber d« Konkurrent der ganzen Welt zu Helsen, »wtngt man uns Behörden aus, die nicht« weit« leisten, al» uns die letzten paar Kunden, die trotz d« alliierten Hetz propaganda uns treu geblieben sind, zu verscheuchen und uns noch di« Kosten für diele Leistung al« Extrakte»« aufzuerlegen. Weshalb hält man diese überflüssigen Zwangsvüate überhauvt?" - Unt« drei Wochen bekam d« Schreib« diese» Notschreie« über haupt keine Ausfuhrbewilligung, und dann war schon manch« Auftrag annulliert, gestrichen. Nun etwa», was die Landwirtschaft anaeht: Nachdem glücklich die Flachrbewirtschaftung aufgehoben ist, man also an- nehmen könnte, Datz dies« Kriegsgesellschaft endlich auch zur Hölle fährt, wobt» sie schon längst gehört hätte, neben dm vielen anderen »Eittegesellschaften", bringt diese Gesellschaft neue ellen lange Verordnungen haau», wonach jed« Landwirt, d« mehr al» einen Zmtn« Flach« «baut, diesen anmeldm muh. Will man da etwa wieda Material erlangen, damit der bösen Welt bewiesm wird, dah diese Gesellschaft notwendig sei? »Bewirt schaftung-, da» klingt so unschuldig, kostet ab« jedem deutschen Bürger schwere» Geld. Soll d« Landwirt dm einen Zmtn« abliefern? Sicherlich nicht. Wozu dann die »Bewirtschaftung- ? Nur, damit da« Klubsesselleben etwa» läng« dauert, od« viel mehr möglichst lange. Weitere Beispiele werdm folgen. E. L. flommmürütcde KlbeiltlotMimägebuage» v«ai»n dm Weißens«! Kom«u»ist«npro»«sl«. v«k». 21. S. Heute war wied« ein unruhig« Tag in Berlin. Schon am »rühm Morgen begannen tn dm Vororten Mafien von Arbeit»losm fich »usammmmballm, die an d« für 11 Mr vormittag« ««geletzten groben Baiammlung d« Kam- muntstm mtt anschließenden Demonstration»»^«» tetknebmen wollten. Bet d« Knorr-Bremse-A.-D. kam e» zu terroristischen Handlungen. Gegm 9 Uhr vormittag« sammelten fich große Mengen Arbeit,los« unk kommunistische Arbeit« vor dem Ge bäude d« Fabrik in Lichtenberg an. E« gelang ihnen, dar Gittertor gewallam zu «brechen mrd die au« Arbeitern bestehende i Torwache »urückzudrängm. Zahlreiche Arbeitslos« klettatm üb« dt» Zäune hinweg, so daß bald ein« taulmdköpfige Menge in di« Arbeit,stättm eiuaedrungm war. Sie lordatm die dort Beschäftigten auf, die Arbeit innerhalb 1V Minuten uiedenu- legen und sich »u entfernen, widrigmfall» die Maschinen zerstört würden. E» blieb dm Bedrohten nicht« weit« übrig, al« fich dem Zwange zu untawersm und die Arbettestättm zu valafim. Die vou o« Direktion habeiaaukm« Sicherheit,poltzei, die «tue Hundertschaft entsandt hatte, konnte wied« abrückm, da dl« Demonstranten »usammm mit dm Arbeitern die Fabrik bereit» valafim hatten. Die Polt,et hatte in da ganzen Stadt umkanareiche Vorkehrungen getroffen. Ganze Straßmzüge warm abgelvart, besonder» da» Ze»tung»vt«tel, wo man Demon strationen vor dem »BorwSrt»--Gebäude befürchtele. Dm eigentlichen Anlaß zu dm Demonstrationen bildet« da Kommunistm-Prozetz» d« beute vormittag vor dem außewrdmt- ltchm Kriegrgaicht de» Reichswehrkommando« I in Moabit begann. Angeftagt find 24 Mitglied« d« Weißensea iommu- vtstiichm Kampsorganisatio». D« Anklage liegt «olamda Sach- verhalt zugrunde. 2n da Nacht vom 21. zum 22. Auguü über rascht« etue Streif« da Sicherheit,poftrei auf einem Laubm- gelSnde tn da Nähe de» Bahnhofes Weißensee Mitglied« d« kommunistischen Kampforganisation beim An»hrbm eine» dort befindlichen Waffmlaga». Dir Beamten wurdm von dm be- waff«tm Kommunisten sofort mtt Revolverichüfim «mpfanam. Tin Wachtmeister Da »Stvo- wurde aus da Stell« getütet. Seine Kameraden aroidatm da» Feu« und machten dm Müll- kutscha Krüger durch einen Schutz tn dm Rücken kampfunfähig. Die Kommunisten flohen unter Zurücklassung de» verwundeten. E» gelang aba dm vmfaugrachm Ermittelungen da Pölzet in dm darauffolgenden Tagen eine groß, Luzohl da Mitglied« da Kampsorgonilatio« zu vvhastm. Bou dm Festgmommmm wurdm einig, wird« sreigelafim, da da grgm sie gehegte »«dacht fich al» grundlo« «wie». LigemgSkbtiglkelM a« 6«abadaer Eingriff« tu den- Kartofs»l»,rsaud Berlin, 21. 9. 2n einem Erlaß des RelL»verkehr»ministas an alle Direftionm da Rricheetienbahnen heißt «»: Aus allen Teilen de« Rriche« gehen mir Meldungen und Beschwerden von Jntaefimtm zu, daß Eismbahnbeamte und -arbeite», Gewerlschasten und Betriebsräte tn die Beförderung da Habstkartosfeln eingrerkm, die Gestellung von Wagm hiafür vawetga« ob« vom Nachweis dtenstbehördlich« Genehmigung abhängig machm. Beamte und Betriebsräte haben sogar v«- laugt, oaß mit dem vasaud von Kartoffeln «st beaonnm wade, wmn die Eisenbahn« de« betreffenden Anbaubezirke» selbst mit s Kartoffeln etugedeckt leim. EM derartige» eigenmächtige» Bor- ! sehen von Beamten und Arbeitern da Eilenbahn kann unta ketum Umständen geduldet werden. El ist auch vom mensch- lichm Standpunkt« nicht zu billigen, wmu die Eisenbahn« nur : an fich denkm. Ich habe da» »«trauen zu dm Bediensteten, daß sie sich dm vorstehenden Gründen nicht verschließen wadm. Sollte die« uicht.gelMgen, dann müssen, auch im 2ut«rfie da Staat,autorität, die Eilmbahudirekttonm eingreiken, um die Versorgung da Beoölkauna mit dm notwendigsten Lebm»- mttteln nicht ernstlich zu gefährden. Lupen u»<l MslmeOv verlor« Park«, 20.9. Montag vormittag tagt« d« völkaband»rat und fotzte tn d« Anaeleamheit d« Volksabstimmung in Enpm und Malmedy dm BeMuß, daß dies« al» gültig auzuakmnm und die Beschwerde da deutlchm Regiaung abzuweism lei. D« Rat d«» Büftabund« erklärte, daß Belgien mit Recht di, voll« Souvaänität üb« di« Kreis« vou Eavm und Malmedy au«üb« und e» deshalb da. Richt da belgischen Regiaung set, die Bedingung«, da Bolkiabsttmmung sestiusetzm, daß di« vou d« belgtlchen Regiaung festgesetzten Bedingungen für die Volks abstimmung in voll« Uebaetnfiimmung mtt dm Buchstaben und dem Geist« dm Vertrages vou »alaille» leim, daß di« Er- aebuifit da Volksabstimmung dem Völkerbünde am 19. August 1920 vou da belaiichm Regtauna zur Kmutni« oebracht wurdm, daß auch in derselben Zeit die Register, in welche die Proteste AuzAua Elnwohua «tugetragm wurdm, zu Recht beltäudm. und datz diel, Protest, im ganzen 271 a« da Zahl leim bei Aua Gelamtbeoöllaung von 63ovo Einwohnern, daß demuach diel, Ergebuifi, beweilm, daß unta da Bevölkaung oo» Eupm und Malmedy kein, Opposiftou gegmüber da Sbtrttung dies« Gebiet» g»gmüba Lelgtm harsche, daß demuach dl« Abtretung da Gebiet« gemäß dm Bestimmungen de« Frieden»»«trage» al« gültig «klärt wadm müsse. Vie „Murr" über Oie armcbe Lntwiftnnng Wi« di« »Time«' meldet, zAam die letzten Nachweilungm d« intaallilatm Koutroll-Kommiisio» in Deutschlaud, daß die durch dm Frtedmivatrag vorgesehme Sbliekaung und Za- köeung deutsch« Waffm in »besriedtgmda* Weise fortlchrettet. Am 4. September stand noch die Zerstörung von 6000 Geschützen au». Währmd da vorhergehend«!, 14 Tage wurdm «öchmtltch rund 1000 Geschütz, »erkürt. — Iu»a,samt sind kn einem Zeit raum von acht Wochen 7800 Geschütz« übaltesat und oo« d« Kommtlsio« zastürt worden. Die Gesamtzadl d» bi« »u dem amauutm Zeftvunkt überliefertm b«w. »abörtm Geschütze be trug 27000. Wm» da« jetzige Tempo beibrhaltm wird, wird sich Deutlchlano im November uur noch im Besitz da durch dm Vertrag erlaubt« Zahl befinden. Wa« Moschmmgewehre aubetrifft, so find 25000 baeit« zastürt, 35000 bleiben noch zu aledigm. «o» geladmm Gelchossm sind 18 Millionen schon zastürt, 16 Million«, bleiben voch übrig. Bon 11000 Grabm- mörla» find 5000 aügrN-f«t wordm. An Gewehrm und Karabinav find au« der Zahl von 17 Million«!», di« zu ia- störm warm, 300000 aledtgt wordm. Wie üieflbrürl«»giterL«te»te »«riebt Rm« Unt«l«bootvleust ku Englaav. Da gesamte Unta- seebootdtmst wird, soweit es sich nm Einstellung und Haan- btldung de« Palonal» bandelt, einem Rear Admiral (8) uuta- stellt. Für Au,bildung«wecke wadm «hm Flottillm von Unter- s«ebootm zugewtekm, auG stedt ihm da. Reckt zu, die sonstigen im Dimst bestndlichm Flotttllm, »ach Benachrichtigung da Flotten- bezw. Stattmuches», dam Besehl, die Mottillm unta- stehm, zu mlpiztam. vor allm Entscheidungen üba Bau und Ausrüstung van Uvtaseebootm ist a zu hören ebmso wirkt a auch bei dm Vorarbeiten für Ersatzforderungen mit. — Wozu Neuorganisation de« Uutaleebootdtmste»? Die Kriegführung mit U Bootm soll doch durch „dm Völkerbund verboten wadm! I s ! i ! i 1 - 1 l R«u« Kauoninboot« und Zerstör« ku Italien. Dle seL« bei Pattison, Neapel, im Bau befindlichen Kanonenboot, s230 Tonnen — 23 Knoten — zwei 10,2-Zentimeter- Geschütze) abaltm folamd, Namm: .Andrea Basile", »Carlo de! Greco-, .Tololetto Fartnott-, .Ernesto Giovanntni", .Emanuele Rosso und »Alessandro Vetturt". Am 28. Äv'tl 1920 ist bei Orlando, Lioorao, da Zerstör« »Soltaino- 1904 Tonnen — 32 Knoten — vi« 10.2-Zmtimeta-Gelchühe) vom Stapel gelaufm. I ii ! , ! i - / i ' ! i ' Ein französisch«» FI«g,«ug»utt«fchisf. Da, im Juni 1914 kn La Sryne bet dm Farge» rt Lhantta» d, la Mediterran« begonnen, Linienschiff.Bearn-, dessen Bau währmd de« Krieg« eingestellt wurde, soll jetzt al» Flugzeugmutterschiff au»gebaut wadm. Irrende Herzen Roma» vou Rekuhold Ortmann 81 (Nachdruck vabotm) Marie uniervracy ryn vurcy eme avweyrenoe Gevaroe. »Wie soll ich mich entschließen, solchen Versicherungen Glauben zu schenken! — Ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß Du gestern irgend einer Zirkuskünstlerin dasselbe gesagt hast?" Engelbert legte die Linke auf die Brust und nahm ein« sehr feierliche Haltung an. .Haben Cillys Lästerungen mehr Gewicht für Dich als mein Manneswort? — Was soll ich tun. Dich von der Auf richtigkeit meiner Liebe zu überzeugen?" Seine Worte durchströmten sie mit einer süßen Empfin dung des Glückes; aber st« fühlte trotzdem ein leises Bangen unter dem heißen Blick, der so verzehrend auf ihr ruhte. Sie hätte laut aufjubeln mögen in den, Bewußtsein, geliebt zu sein, und doch peinigte es sie, sich mit deni Manne allein zu wissen, in dessen Blute diese leidenschaftliche Liebe loderte. Nur um einen Borwand zur Flucht zu finden, suchte sie das Gespräch ius scherzhafte zu wenden, .Beweise sie mir, indem Du jetzt ganz artig hinunter- aehst und indem Du mich künftig nicht mehr mit eine» Kammerzofe verwechselst, wenn der Zufall uns abermals an! einem Lreppenflur zusammenführen sollte. Das ist doch gewiß ein bescheidenes und leicht zu erfüllendes Verlangen." Sie wollte an ihm vorübcrhnschen, doch Engelbert vertrat ihr den Weg. Er hatte sie nie schöner gesehen als in dieser duftigen Gescllschaftstoilctte, und er mochte wenig geneigt sein, sie so wohlfeil davonkommen zu lassen, nachdem die Erfahrung ihn gelehrt hatte, daß sie ihm auch um größerer Kühnheit willen nicht gezürnt. „Warum mußt Du mir immer unter den Fingern ent schlüpfen, wenn sich uns einmal Gelegenheit bietet, ernsthaft miteinander zu reden? — Geschieht das nicht ohnedies leider selten genug?" Schelmisch und doch nicht ohne geheimes Zagen sah sie zv ihm auf. „Ernsthaft?" fragte sic. „Hier? — Zwischen sechs Türen, von denen in jedem Augenblick eine aufgehen kann? Nicht nur Deine Geschwister würden Gelegenheit haben, uns zu überraschen, sondern sogar die Dienstboten." „Nnn, wenn es durchaus nicht sein soll, so zahle mir wenigstens ein Löjegeld dafür, daß ich Dich frei gebe! — Gib mir ein Unterpfand, daß Dein Herz nur mir gehört, damit mich nicht die bloße Vorstellung rasend mache, Dich nachher mit anderen plaudern oder gar tanzen zu sehen!" Eines ernstlichen Widerstands kaum gewärtig, machte er den Versuch, sie wie damals an sich zn ziehen und zn küssen; voch Marie entzog sich ihm sehr entschieden, und ihre Haltung wi« ihre Miene lieben ihn nicht im Zweifel über die Aus- eichtiakett ihre» Unwillens. „Nein!" jagte ste, „nur m Gegenwart Dem« Eltern werde ich Dir das zum zweiten Mal gestatten!" Sie verschwand in der Tür von Cillys Zimmer, ehe sich Engelbert über eine passende Erwiderung klar geworden war. Er spitzte die Lippen und pfiff leise ein paar Takte aus der Melodie des neuesten Gassenhauers vor sich hin. „Das war deutlich!" meinte er, während er die Treppe Hinabstieg und langsam die weißen Handschuhe anzog. „Nun — warum auch nicht? — Ich für meine Person hätte verteufelt wenig dagegen einzuwendcn!" Auch der General stand jetzt bereits in seiner gestickten Uniform und im blinkenden Schmuck seiner vielen Orden inmitten des ersten kleinen Salons, vollkommen bereit, sich oer sauren Pflicht einer liebenswürdigen Bewillkommnung der lahlreichen Gäste zu unterziehen, von denen die ersten nunmehr erwartet werden konnten. „Meine teuren Angehörigen kaffen mich allem Anschein nach wieder recht hübsch im Stich," sagte «, als Engelbert kintrat. „Die Mama ist plötzlich unsichtbar geworden, Cilly ist natürlich noch nicht mit dein Anziehen fertig, und Lothar — yast Du überhcuipt etwas von Lothar gesehen?" „-voll ich meines Bruders Hüter sein, Papa? Wahr scheinlich brütet er über einem Mord oder einem schweren Liebstahl mit Dietrichen und Brecheisen. Seitdem er sich der Kriminaljustiz in die Arme geworfen hat, ist er für mich so zut wie unsichtbar geworden." „Nun, ich werde einen Diener hinaufschicken, um ihn an feine gesellschaftlichen Verpflichtungen zu erinnern. — Uebrigens — auch Dir habe ich noch etwas zn sagen, Engelbert! — Du yast neulich auf dem Diner bei Rochlitz den deutlichen Wink sehr rasch vergessen, welchen ich Dir gegeben." „Einen Wink, Papa? — Ich weiß wirklich nicht. —- Ah, — etwa wegen der kleinen Comtesse Hainried?" „Du mußt ein schlechtes Genüssen haben, da Du sogleich errätst, was ich meine. Dein nachlässiges Benehmen gegen vie junge Dame streifte in der Tat beinahe an Unhöflichkeit." „Wie genau Du solche Kleinigkeiten doch beobachtest, Papa!" meinte Engelbert heiter, indem er vor einen Spiegel trat und sich wohlgefällig in allen Muskeln reckte. „Es ist möglich, daß sie mir an jenen. Tage nicht recht gefiel. S« yatte den Schnupfen, und niemand wird im Ernste bestreiter wollen, daß ein Schnupfen selbst die Venus von Milo ent stellen könnte." „DaS sind Albernheiten, mein lieber Engelbert, und ick oeutete Dir schon an jenem Tage an, daß es mir lieb wäre wenn Du die Sache gerade diesmal von einer etwas ernsterer Seite nähmest. Neskenstein macht kaum noch ein Geheimnit oaraus, daß die Reibungen nach unten und oben, die bei seine, knorrigen Natur von vornherein unvermeidlich waren, ihr bereits herzlich amtsmüde gemacht haben, und daß er dal Kriegsministerium lieber heute als morgen verließe, wenn nm das Kommando eines Armeekorps frei wäre, das Sein« Majestät ihm versprochen bat. Darüber aber, daß kein anderer als Sainried, der unermüdliche Arbeiter und der autamichnH Redner, sem Nachfolger aus dem Ministerielle, werden wird waltet in eingeweihten Kreisen längst nicht mehr der gelingst« Zweifel." Engelbert drehte sich auf dem Absatz herum und schnitt eine drollige Grimasse des Entsetzens. „Heiratsprojekte also, Papa? — Schauderhaft!" „So hoch versteigen sich meine Hoffnungen gar nicht! — Ehe da vom Heiraten die Rede sein könnte, müßtest Du einen halben Dutzend von Rivalen den Rang ablaufcn, die ihr Röß lein allein Anschein nach besser zu steuern verstehen - ls Du." „Oho, wenn es nur darauf aukamel — Ich wollte ihner zwanzig Längen vorgeben und sie doch noch alle mit einande, um eine Nase, und zwar um eine recht lange, schlagen. Abc, wenn es Dir wirklich Spaß macht, Papa, mich als girrender Täuberich um dies verschnupfte Täubchen stolzieren zu sehe,, so will ich Dir als guter Sohn mit Vergnügen gehorsam sein Ich werde der Komtesse Hainried auf Tod und Leben die Cou, machen, sollten sich auch die beiden Rochlitz darüber grün unk gelb ärgern." Nasch nach einander rollten draußen die ersten Equipager vor; der General seufzte ein wenig, rückte sich in den Hüster' »urecht und legte dann sein lebhaft gefärbtes, fast jugcndlick frisches Gesicht in die verbindlichsten und liebeiwwärüigster Falten. In einer Gesellschaft, die zum weitaus größten Teile out Offizieren und ihren Damen bestand, nahm man es mit de» Pünktlichkeit des Erscheinens ziemlich genau. Im Verlauf eine» kurzen halben Stunde hatten sich die erhellten Gemächer mft einer sehr glänzenden Versammlung in bunten, blitzenden Uniformen rind kostbaren, über Parquet und Teppiche rauschen den Gewändern gefüllt. Da man unter einander fast durch weg gut bekannt war, herrschte von vornherein eine sehr an geregte Stimmung, das Geräusch einer allgemeinen, lebhaften Unterhaltung schwirrte durch die Salons, und namentlich den heiteren Mienen der Inaend beiderlei Geschlechts war eS un schwer anzuseheu, daß man sich eine äußerst vergnügliche Nacht versprach. Sollte es doch auch eine rechte Tanz-Gesellschaft sein, bei welcher die junge Welt nicht durch die Marter eines stunden lang ansaedehntcn Soupers zur Verzweisluug gebracht werden würde. Auf den ersten Walzer sollte eine Erfrischnngspaust folgen, während an kleine» Tischchen zu verspeisen war, was die ausgestellten Büfetts in verschwenderischer Fülle an auSer- lescncn Delikatessen boten. Es war darum natürlich, daß der jenige Kavalier, welchem eine Dame diesen Walzer gewährte, auch ihr Ritter während der Ersrischungspause blieb, und jed«, dem es darum zu tun war, sich die Gunst irgend einer holden Ballelfe zn gewinnen, beeilte sich deshalb, feinem Rivalen für den bedeutsamen Tanz den Vorrang abzulaufen. Prinz Lamoral von Waldburg, vou dem General mit jener höflichen Auszeichnung empfangen, ank welche seine hohe Geburt ihm ein Anrecht gab, hatte sogleich mit weidmännischem Späher, blick Cillys dunkellockiaeS Titusköpschen in einer dichten, fröh lichen Gruppe «seh««. . ..
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