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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 02.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192105028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19210502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19210502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1921
- Monat1921-05
- Tag1921-05-02
- Monat1921-05
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Mären, ist seine Verhaftung «folgt, deren nähere Begleitumstände sch nicht kenne. Ein dabei übermittelter Brief von mir hatte nur den Zweck, die beabsichtigte sachliche Aufklärung zu unter stützen und zu bestätigen." — Nach dieser Erklärung Rühles dürfte wahrscheinlich Hölz über die zwischen ihm und Rühle vorhanden gewesenen Beziehungen noch mancherlei Interessantes auszusagen haben. Strafverfahren gegen die Schriftleitung Ler „Roten Fahne". Wie die „Deutsche Tageszeitung" hört, ist gegen die Schristleitung der „Roten Fahne" auf Grund des 8 130 des Strafgesetzbuches ein Verfahren wegen Aufreizung zum Klaffen kampf eingelettet worden. Lius dem Parteileben :: Die kommunistische Partei „nur mehr eine Sette . Anläßlich seines Ausscheidens aus der Kommunistischen Partei veröffentlicht der Landtagsabgeordnete und Bezirkssekretär Höttae in Halle einen Aussatz, wonach die Kommunistische Partei in Deutschland jetzt nur mehr eine Sekte sei. Selbst in Anhalt, wo die Partei stärker gewesen sei, als in fast allen anderen Ge bieten Deutschlands, seien Massenaustritte zu verzeichnen. Es lägen Abmeldungen ganzer Ortsverelne vor. Die Führer des Halleschen Gewerkschasiskartells, Hennig, Koch, Walther und Hervig, sind aus der Kommunistischen Partei ausgetreten. Ms Heimat und Vaterland > Frankenberg, den 2. Mai 1921. s Volkshochschule. Die Mitglieder der Volkshochschule seien hiermit auf die am Himmelfahrtstage in Augustusburg stattfindende Hauptversammlung der Sächsischen Gesellschaft für Volksbildung aufmerksam gemacht. Die Gesellschaft hat sich die Pflege und Unterstützung der Volkshochschulbewegung zur be sonderen Aufgabe gemacht. Die Hauptoorträge am Donnerstag vormittag 11 Uhr im „Hirsch" (Schuldirektor Uhlig aus Lauter über „Volkstümliche Werte") und nachmittags 2 Uhr („Was kann der Arbeiter, der Arzt, der Beamte, der Lehrer, der Schrift steller usw. zur Volksbildung beitragen?") sind öffentlich und unentgeltlich. Eine HimmelsahrtsparNe nach Augustusburg dürste sich für die Mitglieder der Volkshochschule also in doppelter Hinsicht lohnen. 1- Für Kriegerwltwen und -waisen. Morgen Dienstag abend 8 Uhr spricht Herr Lehrer Schiller im Betsaale der Realschule über die Bezüge der Hinterbliebenen nach dem neuen Reichsversorgungsgesetz, insbesondere über Witwen- und Waisenrente. Um einem vielfach geäußerten Wunsche Rechnung zu tragen, werden am Saaleingange Karten für den Abend mm Preise von 1 Mark abgegeben. s Die Aufhebung der Kohlenbewirtschaftung wird lebhaft besprochen, hängt aber von der Klärung der wirtschaftlichen und politischen Lage ab. Es muß abgewartet werden, wie sich die Lage an der Ruhr und in Oberschlesien gestaltet und ob es trotz der Sanktionen und der bedrohlichen Haltung Polens ge- lingt, Deutschland die zur Aufhebung der Bewirtschaftung er forderlichen Kohlen zu erhalten. Nach dem jetzigen Stande und den eingehenden Mengen ist eine Aufhebung noch nicht möglich. . s Wieder Bollbier. Wie die Blätter Mitteilen, wird den Brauereien vom 1. Juni ab Vollbier mit einem Stammwürz gehalt von über 8 Prozent herzustellen gestattet werden, und zwar bis zu einer Höchstmenge von 23 Prozent des von ihnen m der Zeit vom 1. Oktober 1920 bis 30. September 1921 ins gesamt abgesetzien Bieres. 1- Wer über Stettin reist. In Stettin hat sich eine Lands- mann-Vereinigung aller dort ansässigen Sachsen, Provinz Sachsen, Anhaltiner und Thüringer gebildet, welche es sich u. a. zur Auf gabe qemacht hat, allen durchreisenden Landsleuten mit Rat und Tat zur Hand zu gehen. Aus Aufforderung wird für Unterkünfte- und Verpflegungsmöglichkeit gesorgt werden. Bei Besichtigung der Stettiner Sehenswürdigkeiten stehen Mitglieder der Vereinigung als Führer zur Verfügung. Bei Reisen an die Ostsee und auf die Insel Rügen wird für Transportgelegenheit gesorgt, um unsere Landsleute soviel wie möglich vor Ausbeutung zu schützen. Auch stellt die Vereinigung auf Wunsch Reiserouten für Vergnügungsfahrten von Stettin aus zusammen. Schriftliche i und telegraphische Anfragen an Richard Nitzschke, Stettin, Koch- i strahe 11 (Amt Stettin Nr. 7893). . - s Die erste sächsische Tagung für Wohlfahrtspflege be- gann am Freitag in Dresden. Minister des Innern Lipinski begrüßte die Versammlung und wies auf die neuen Forderungen der Feinde hin, die nur erfüllt werden könnten, wenn sie in Arbeit umgesetzt würden. Da das deutsche Erzeugnis nur zu niedrigem Preise auf den Weltmarkt gebracht werden könne, müsse eine Herabsetzung der Lebenshaltung der Arbeiter eintreten, s Die zweite Fra« Roman von Anna Seyffert-Klinger 10 (Nachdruck verboten) " Es wurde still zwischen den beiden Männern. Gegen seinen Willen drängte sich dem Engländer wieder und wieder ein süßes Mädchengesicht auf, zwei blaue Augen lachten ihn schelmisch an. Wie hatte Irmgard ihn doch bozaubert durch ihre sonnige Heiterkeit, durch ihr kindlich zutrauliches Wesen! Im Geiste sah er sie bereits durch die hohen, weiten Räume seines väterlichen Schlosses schreiten, und sein Herz hatte vor stolzem Glück höher geklopft, wenn er sich ver gegenwärtigte, wie man ihrer holden Schönheit huldigen, wie man ihn um sein kostbares Kleinod beneiden würde. Freilich hätte es mit den Vorurteilen des erlauchten Vaters, mit den Lieblingsideen seiner abgöttisch geliebten Mutter einen erbitterten Kampf gegeben. Aber mit welchem Eifer würde er gegen alle Hindernisse angerungen haben, und wie bald hätte sich wohl der Unwille seiner Eltern in hohe Befriedigung verwandelt! i Das war nun alles vorbei, Irmgard selbst hatte all seine Träume, das Glück seiner Zukunft vernichtet. Mit einem tiefen Seufzer schreckte er aus seinen Be trachtungen auf und blickte verstört um sich. Es war tiefste Stille um ihn her. War er allein? Nein, dor tam Fenster stand der Buchhalter und blickte in den düsteren unwirtlichen Abend hinaus. Wie lange Zeit war verstrichen? War es eine halb Stunde, waren es nur Minuten gewesen? Soeben wollte er seiner Ungeduld Ausdruck geben, als am Telephon die Klingel ertönte.... Gabriel hatte leise bei seinem Herrn angeklopft, da er ihn schlafend wähnte. Cs wurde aber sogleich geöffnet, und der Diener sah, daß sein Gebieter eifrig geschrieben hatte. Eine ganze Anzahl loser, eng beschriebener Blätter lag auf dem Arbeitstisch, Petzolds Augen erschienen rot umrandet von der anstrengenden Arbeit. „Entschuldigen Sie, gnädiger Herr," sagte der alte Diener flüsternd, „ich komme im Auftrage des Herrn Ho- wald. Lord Moory ist unten und wünscht sein Depot zurückzunehmen — aber um Himmels willen —" „Keinen Lärm — hörst du — Petzolds bleiche Lippen flüsterten es in versagendem Ton, seine schlanke Ge stalt taumelte, glitt in den nächsten Sessel und brach dort ohnmächtig zusammen. Als Gabriel den Ausruf tat, hatten die Züge des Bankier» sich jäh verändert, Leichenblässe überzog sein Ge sicht, es war, als habe ihn ein vernichtender Schlaa ae- Letzten Ende« würden aber auch die Arbeitenden jener Länder verelenden, die die Produtte abnehmen. Unendlich viel Arbeit sei auf sozialem Gebiet noch zu leisten, viel Voreingenommenbett müsse beseitigt werden. Wir müßten einer für alle und alle für einen stehen. Dann sprach Ministerialrat Freiherr v. Welck über Aufgabe und Ausbau der amtlichen Wohlfahrtspflege, nament lich über die verschiedenen Ausschüsse für Tuberkulose, Krüppel-, Jugend-, Geschlechtskranken-, Strafgefangenenfürsorge usw. Nach weiteren Vorträgen und Beratungen wurde die Fortsetzung auf vorigen Sonnabend vertagt. f Das Radieschen ist eine unserer beliebtesten Frühjahrsdeli katessen, wenn schon es unseren Güttnern gelungen ist, das Radieschen schon im Spätwinter den Feinschmeckern vorzusetzen. Zwar weit von uns, in China heimisch, bat sich seine Kultur bei uns eingebürgert. Namentlich Erfurt ist für die besten und zartesten Radieschen bekannt. Die meisten Radieschen werden aber wobl in Nordftankreich gezogen. Ob da» Radieschen mit dem Rettig verwandt ist, darüber streiten sich noch die Botaniker. Für die gegenwärtm zahlreichen Mietgärtenbesitzer sei mitgeteilt, daß die Kultur des Radieschen einen guten, altaedüngten Boden erfordert. In rohem, srischgedüngtem Boden mißrät es. Blätter und Blüten werden von verschiedenen Feinden angegriffen. Sowohl Käfer als Raupen, Wespen und Blattläuse zerstören sie. In den Wurzeln lebt die Larve der Rettigfliege. — Dresden. Ein verheerendes Schadenfeuer legte am Sonnabend die etwa 40000 Quadratmeter umfassende Fabrik-' anlage der A. Pree, G. m. b. H., Teerprodukte und Chemische Werke in Brockwitz bei Coswig völlig in Asche. Das Unter nehmen, das erst 1917 von Heidenau nach Brockwitz verlegt worden war, zählte zu den modernsten Anlagen seiner Art in Deutschland. Gegen V,8 Uhr vormittags brach in dem an die Bahnlinie nach Riesa anstoßenden Norvflügel, der die Teer destillation enthält, wahrscheinlich infolge von Selbstentzündung ein Brand aus, der sich bet den massenhaft dort lagernden leicht entzündbaren Vorräten von Dachpappen, Benzol, Benzin und Teer schnell ausbreitete. Der herrschende Nordwestwmd be günstigte die Ausdehnung des Brandes, und nach etwa zwei Stunden bildete das ganze umfangreiche Gebäude ein einziges riesiges Flammenmeer. Eine ungeheure, bis nach Dresden sicht bare Rauchfahne strich über Coswig und legte sich über die Lößnitzortschaften. Gegen 10 Uhr flog mit donnerartigem Krachen der große Bennntank in die Luft, und ungeheure Stichflammen sengten selbst die weiter abliegenden Felder an. In ununter brochener Folge ertönten nun größere und kleine Detonationen der Benzinfässer und Tankwagen. Als ein besonderes Glück ist es zu bezeichnen, daß die meisten Eisenbahntankwagen, über 100 an der Zahl, von zwei beherzten Lokomotivführern unter Lebens gefahr aüs dem Flammenmeer herauMeholt werden konnten. Die Folgen einer Entzündung dieser Wagen wären furchtbar gewesen. Durch die Explosion und die weit ausschlagenden Feuerschwaden gerieten auch die umliegenden Fabriken, so die Lacksabrik von Tiedemann und die Heinrich Bierlingsche Anlage, in Gefahr. Leider ist auch eine Anzahl von Personen zu Scha den gekommen. Ob Todesopfer zu beklagen sind, läßt sich zur zeit noch nicht feststellen. Der Schaden beläuft sich auf viele Millionen Mark, da die große Anlage vollständig zerstört ist. Durch das Feuer werden über 100 Arbeiier beschäftigungslos. — Mittweida. In der am Donnerstag abend abgehaltenen Stadtverordnetensitzung bewilligten die Stadtverordneten der Handelsschule zu deren Aufrechterhaltung außer den seitherigen Unterstützungen noch ein Viertel der Personattasten, da der Staat seinen Zuschuß mit der Hälfte der Lasten hiervon ab hängig gemacht hatte. Weiter erklärte man sich mit der Ge währung von etwa 4000 Mark Beihilfe für das nächste Gastspiel der Künstlerischen Schaubühne einverstanden und bewilligte schließlich noch 100000 Mark für eine Pumpenanlage im neuen Wasserwerk. — Am Himmelfahrtstag wird hier in den künstlerisch ausgebauten und glänzend dekorierten Räumen des Hotels „Stadt Chemnitz" cm großer Wohltätigkeitsbasar veranstaltet, der den Charakter der bekannten Mittweidaer Technikumanlagen feste tragen und sich zu einem ganz besonderen Ereignis gestalten wird. Es sind allerlei Verkaussstände und künstlerische Dar bietungen vorgesehen. Nicht nur aus Mittweida selbst, sondern auch aus den Nachbarstädten ist starker Besuch der großzügigen Veranstaltung, deren Ertrag dem städtischen Krankenhaus zu- fließen soll, zu erwarten. Vermischtes * Hitzewelle in Europa? Aus Christiani« wird gemeldet, daß eine außerordentliche Hitzewelle über Nordeuropa geht. Am Freitag wurde in Christiania eine Temperatur von 24 Grad Celsius beobachtet. Das ist nur ein Grad weniger als die höchste Sommertemperatur. Die Stadtleute flüchten — im April — in die kühlen Berge hinaus. rro en. Lier ane Liiener war nrcyr ums Ml nn Dienst er graut. Er begriff sofort, daß hier viel auf dem Spiel stand und von seiner Ruhe und Besonnenheit abhing. Er netzte die Schläfen des Ohnmächt gen mit kaltem Wasser und rieb seine Handflächen, trotzdem er sich selber kaum aufrecht hallen konnte. Seine Pulse flogen, er befand sich in einem furchtbaren Konflikt. Konnte er es verantworten, daß er hier allein mit dem Ohnmächtigen blieb? Wenn der Bankier unter feinen Händen starb, dann traf ihn, den Diener, die ganz« Wucht des schweren Unglücks. Ob er Irmgard rief? Aber wozu sie unnötigerweise beunruhigen! Es konnte sich auch nur um leichte Bewußt losigkeit, eine Folge der Ueberanstrengung, handeln. In den zärtlichsten Tönen rief er den Namen seines Herrn, und endlich schlug Petzold zu seiner großen Freud« oie Augen auf. Matt blickte er um sich, ohne Interesse, ohne sich zu .eoen. „Gnädiger Herr, kommen Sie zu sich," vat Gavttei guter Tränen. „Lord Moory wünscht Sie zu sprechen, aber, nicht wahr, Sie können ihn heute nicht mehr emp fangen. Ich werde ihn bitten, morgen wiederzukommen." Der Name „Moory" schien den Bankier zu elektri sieren, eine fahle Röte überzog sein Gesicht. „Was wollt« der Engländer?" fragte er leise, fast stammelnd, „fragte el nach meiner Tochter?" „Nein, gnädiger Herr, Moory ist mit Herrn Howald im Konferenzzimmer, es handelt sich, wie ich vorhin schon sagte, um die Herausgabe eines Depots." Sekundenlang starrte Petzold mit geisterhaftem Blick ins Leere. Dem Diener gingen kalte Schauer über den Rücken. »Man erwartet eine Antwort von Ihnen, gnädiger Herr," mahnte er zaghaft, halbtot vor Angst. Petzold strich mit zitternder Hand über die bleich« Stirn. „Wie spät ist es, Gabriel?" „Bald halb neun, gnädiger Herr, die Bureaus sind längst dunkel." „Dann kann der Lord nicht verlangen, daß ich mich noch in eine geschäftlich« Konferenz mit ihm einlasse. Sage, daß ich morgen vormittag um zehn für ihn zu sprechen bin. Howald möchte noch auf ein paar Minuten zu mir heraufkommen." Der Diener richtete den Auftrag au». Moory konnte jedes Wort verstehen. Unmutig erhob er sich. „Ich kann den Herrn Bank er nicht zwingen, sich mir gefällig zu erweisen. Es ist' seine Schuld, wenn lenzen zwischen uns entstehen." Howald entgegnete kein Wort. Mit ausgesuchter Höf- eit gab er Moor» das Geleit. Frostig verabschiedeten ' Ueber?rv0 Schafelertrunken. In der Mhe der nördlich von der Hallig Nordstrand im Wattenmeer gelegenen „Ham burger Hallig^ hat sich während eine» schweren Sturme» in der Nordsee unter einer großen Schafherde ein Unglück ereignet. Zwischen der Hamburg« Hallig und dem Fettlande liegt in der Nähe Lee Dammes ein üb« den Meeresspiegel ragendes Plateau mit vorzüglichem Weideland, auf welchem man trotz der Ge fahren durch Sturm und Flut große Massen von Schafen weiden läßt. Als wieder einige hundert Tiere auf diesem Weideland grasten, wurden sie von der plötzlich heranttürzenden Mut über rascht. Die Schafe wurden von den da» Plateau überstürzenden Fluten sortaeschwemmt. Ueber 200 von ihnen ertranken. Darunt« befanden sich viele wettvolle Mutterschafe, die anderen «reichten zum Teil mit verletzten Gliedem die Hamburg« Hallig. ' Hunderttausend Tonnen Salzheringe sind auf dem städtischen Viehhofe und im Osthafen von Berlin eingelagett. Die RetchsfisKversorgung G. m. b. H. in Liquidation ist be müht, diese Salzheringe so schnell wie möglich dem Verbrauche zuzusühren. Wenn der Absatz d« Heringe bisher nicht in ge wünschtem Maße erfolgt ist, so hängt dies mit der allgemeinen Zurückhaltung des Handels Zusammen. Gegenwärtig kann jede beliebige Menge von 33 Faß und mehr zu dem neuerdings festgesetzten Preise von 75 Mark pro Tonne durch Vermittlung der Salzheringseinfuhrgelellschaft in Berlin, Französische Straße 14, bezogen werden. . " Magdeburg ohne Musik. In Magdeburg haben die hohen Forderungen der Musiker in den Kaffeehäusern und Kinos dazu geführt, daß vom 1. Mai ab die Musik in diesen Lokalen aushört. Dafür setzen die Kaffeehäuser die Preise für Bier und Kaffee um 10 Prozent, die Kinos die Eintrittsgelder um 20 Prvzent herab. Die Forderungen der Musik« sind für die Stunde durchschnittlich 13,50 Mk„ für die angefangene Stunde über die gewöhnliche Arbeitszeit hinaus 20 Mk Für Tastenspieler werden höhere Entlohnungen verlangt, für Kapell meister 4270 Mark für den Monat. " Steuerhumor in ernster Zett. Ein Seitenstack zu jenen Tagen, in welchen amerikanisches Büchsenfleisch nicht nach dem niedrigen Zollsatz als Lebensmittel, sondern nach der Hülle als Metall verzollt werden mußte, wird jetzt bei der Umsatzsteuer ge meldet. Die ledernen Kniehosen, wie sie im süddeutschen Alpen gebiet allgemein getragen werden, sollen der Luxussteuer unter worfen sein. Die Gebirgler sind darüber mit Recht entrüstet, und es ist in der Tat schwer zu erkennen, wie man auf eine solche Anwendung des Lurussteuerparagraphen kommen kann. Wenn die für Alpenfere der Karnevals-Lustbarkeiten bestimmten Kostüme als Lurus besteuert werden, so wird niemand etwas dagegen einzuwenden haben, aber gegen handfeste tägliche Gc- birgshosen sollte sich der gesunde Menschenverstand nicht so schnöde vergehen. Das haben die „Ledernen" nicht verdient und ihre Träger noch weniger. ' Das gefährliche Trinkgeld. Carl de Vogt, das Mitglied des Staatstheaters in Berlin, weilte dieser Tage in Mecklen burg, wo er bei Filmaufnahmen mitzuwirken hatte. Seine Heimreise führte ihn über Ludwigslust: dort hatte der Zug einigen Aufenthalt, während dessen der gut gelaunte Künstler den Eisenbahnarbeitern ein paar Runden Bier „schmiß" und 50 Mark stiftete. Nicht gering war seine Ueberraschung, so er zählt die „Lichtbildbühne", als er aus dem Lehrter Bahnhof in Berlin bei seiner Ankunft festgenommen wurde. Der Grund stellte sich bald heraus: er war dem Zugführer wegen seines Verhaltens in Ludwigslust „politisch verdächtig" vorgekommen, und dies hatte seine Verhaftung veranlaßt. Nachdem er aus der Wache des Lehrter Bahnhofes ein anderthalbstündiges „Gast spiel absolviert" hatte, setzte man ihn wieder auf freien Fuß. Man sieht, wie gefährlich es werden kann, unterwegs Trink gelder zu verteilen. " Das weibliche Verbrechertum hat eine ganz außerordent liche Ausdehnung erfahren, und man muß leider sagen, daß nicht selten iunae Mädchen unter Zwanzig an Verschlagenheit und Skrupellosigkeit mit erfahrenen Verbrechern wetteifern. Die „vornehmen jungen Damen", die als Gräfinnen oder Baroninnen edle Beschützer suchen, denen sie al» Lohn für ihre Ritterlichkeit Herz und Hand und klingendes Vermögen dazu versprechen, spielen ihre Rollen mit einer solchen verblüffenden Gewandtheit, daß ihnen selbst solche Männer, die keineswegs zu den Tölpeln gehören, immer wieder auf den Leim gehen. Geradezu zahllos sind die weiblichen Personen, die sich auf Grund von gefälschten Zeugnissen und Dienstbüchern als Haus angestellte in die Familien einschleichen, durch Eifer und Willig keit das Wohlwollen und Vertrauen der Herrschaft erlangen und dann mit großem Raffinement Diebstähle ausführen. Diese Diebinnen haben sich sachverständig auegedildet, sie nehmen was ich lohnt, und verschmähen werilose Sachen. Es sind von ihnen in letzter Zeit Objekte im Werte von Zehntausenden entwendet worden. Ls sind Verbrecherinnen darunter, die 20 bis 30 Straf taten auf dem Konto haben. sich die beiden Herren. Dann fuhr der Wagen mit dem Engländer davon. Langsam kehrte der Buchhalter in das Konferenzzimmer zurück, schwer lastete es auf seiner Seele. Doch er fand keine Zeit, sich seinen Gedanken hinzu- geben. Gabriel fragte durch» Telephon an, ob er bered sei, zum Chef zu kommen. Howald bejahte und stieg die Treppe hinauf. Dai Herz war ihm schwer. Er wußte, daß Petzold mit Zahlungs- schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Ebenso war es ihm be kannt, daß der Lord der schönen Irmgard all jene zarten Aufmerksamkeiten erwiesen hatte, die auf ein tiefes, inniger Interesse schließen lassen. Was war geschehen, daß der Engländer plötzlich sein Depot zurückoerlangte und sich so steif und reseryiert be- nahm? Gabriel öffnete ihm die Tür zum Privatkabinett seine« Chefs, der seinen Buchhalter stehend ermattete. Petzold lehnte am Schreibtisch, der Lampe den Rücken zugewendet, so daß der Eintretende nicht sogleich gewahren konnte, wie bleich und entstellt das Gesicht des Barniers war. „Begreifen Sie das, Howald?" rief er ihm entgegen, „heute vormittag sprach der Lord noch in der freund schaftlichsten Weise bei uns vor. Ich sah, daß er meiner Tochter prachtvolle Blumen gebracht hat. Er hat piii mehrfach die Versicherung gegeben, daß ihm alles daran gelegen sei, mein Wohlwollen und Irmgards Huld sich zu erwerben; wie soll ich mir demgegenüber sein jetziges Ver halten erklären, das nahezu an Feindseligkeit grenzt?" Alfreds Gesicht war noch ernster geworden. Was er da hörte, entsprach seinen eigenen Beobachtungen. Ei war für ihn längst kein Geheimnis mehr gewesen, daß der reiche, vornehme Engländer sich um Irmgard bewarb. „Des Lords verändertes Wesen läßt nur eine.Deutung zu," sagte er zögernd. In demselben Moment blitzte auch in Petzold die Ahnung dessen auf, was geschehen war. Er wurde asch fahl. „Sie glauben, daß Moory meiner Tochter einen Antrag gemacht hat uno zurückgewiesen worden ist?" meinte er mit stockendem Atem. „Ganz recht, Herr Petzold, und meine Vermutung wird wohl zutreffen, denn ich sah den Lord am Vormittag, als er aus dem Wagen stieg, er hatte den Mantel schon ab geworfen und erschien im Frack und weißer Weste mit der feierlichen Miene eines Menschen, dessen Schicksal von der nächsten Stunde abyängt. Ja, ja, je länger ich nachdenke, umso klarer wird es mir, daß Lord Moory sich heute einen Korb geholt hat. Denn er war nicht lange hier, und als er das Haus wieder verließ, verrieten seine Bewegungen Korn und heftige Erregung."
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