Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 19.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192711194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19271119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19271119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1927
- Monat1927-11
- Tag1927-11-19
- Monat1927-11
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
AM ^S^«M«»«SesrcL»k-sr<rL»«Ä°N««rkS»KSrirSMSrkSr bergmchvärt» rmd bald sind wir daheim. Mutter wird schon wart« mit dem Tee." Sie muhte, das Thema war vorläufig erledigt, aber sie war keineswegs verzagt. An ihres Vaters Starrsinn würden ihre Herzens«ürische nicht scheitern, dazu hatte er sie viel zu lieb. Er wölkte ihr nur ein wenig bange machen. Das tat er immer gern, um ihren Mut zu stärken. D« Wagen nahm jetzt, ein wenig prustend, aber ohne Schwie rigkeit, die sehr beachtliche Steigung. Eine gute halbe Stunde ging es so bergaufwärts. Dann hatte man ein weites Berg- plateau erreicht, aus dem Mynheer van der Straatens schönes, geräumiges Wohnhaus inmitten einer großen Gartenanlage wie in Blumen gebettet lag. Eine balsamische Luft herrschte hier aben und man hatte einen wundervollen Ausblick auf die frucht- dave Ebene, bis zum Meer hinüber. Da drüben lagen die siebzehn Koraileninseln, welche die Bai schützten, an der Batavia liegt. Man sah auch die Mündung des Flusses Tschiliwung, der sich in die Bai ergießt. Es war ein paradiesisches Bild, das sich den Augen bot. Jetzt, Anfang März war eben erst die große Regenzeit vorüber. Da schoß die Vegetation fast zusehends aus der Erde. Lin Grünen und Blühen war es, das man nur staunend bewundern konnte. Ge rade in dieser Zeit grenzte die Fruchtbarkeit des Bodens ans Wunderbare. Der Berg, auf dem das Wohnhaus stand, war von dichtem Wald umgeben. Unten am Fuße des Berges zogen sich die Reisfelder und Kokospflanzungen in weiten Strecken hm. Da» alles gehört« zu der Besitzung Tulah. Mynheer van der Straaten baute auf Tulah auch noch Kaffee, Tee, Kampfer und Chinarinde. Seine Besitzung glich der Goodenscheu sehr, wie diese hatte sie sich im Laufe der Jahre ausgedehnt, so das; die beiden Besitzungen jetzt direkt aneinanderstiehen. Djoba grenzte im Nord westen an Tulah, und die beiden Besitzungen hatten jetzt die Ausdehnung eines kleinen deutschen Fürstentums. Wem: Dorit auf den kleinen Aussichtsturm auf dem Wohn haus ihres Vaters stieg und einen guten Feldstecher vor die Auge« nahm, dann konnte sie über die Ebene hinweg bis nach Djdba sehen, das auf «ine» noch höheren Berge lag wie Tulah. Aber obgleich die Wohnhäuser der beiden Besitzungen äicht am End« dieser Besitzungen lagen, sondern beide mehr nach der Gr«ye zu, konnte man doch von Tulah aus weder das Wohn haus in Djoba, noch das Mbsche Haus des Direktors sehen, weil «s hinter Urwald und Palmenhamen verborgen lag. Trotz dem suchte Dorit ost mit dem scharfen Krün siecher ihres Vaters das Gelände ab in der Hoffnung, Frank Herold wenigstens ganz von weitem zu sehen. Er hatte ja schließlich auch in der, Plantagen zu tun, die ganz nahe der Tulaher Grenze lagen. Am Sonntag würde er kommen. Dieser Gedanke erfüllte Dorrt mit Seligkeit. Die Stunden, die sie in seiner Gesell schaft verbringen durfte, waren immer Feststunden für sie. Mevrouw van der Straaten stand auf der Veranda, sie oas Haus von allen Seiten umgab. Lachend sah sie Gatten ml) Tochter entgegen. Dorit fiel ihr um den Hals. Die Hausfrau war eine behäbige, frische Vierzigerin, mit roten Wangen, blon dem Haar unid blauen Augen. Sie hatte viel Aehnlichkeit mit ihrer Tochter. Das weiße Lernenkleid, das sie trug, blähte sich m dem frischen LuftMg, der hier oben so wohltätig wirkte, und mochte sie noch behäbiger, als sie in Wirklichkeit war. Jeden falls war sie eine sehr angenehme, stattliche Erscheinung. Dorit berichtete der Mutter nur schnell das Wichtigste, gab ihr die Briefe und eilte dann ins Haus, um ein erfrischens Bad zu nehmen und sich umzukleiden. Auch ihr Vater erfrischte sich in dieser unbedingt nach einrr Autofahrt in diesem Lande notwendigen Weise. Hier mutzte man täglich mehrere Bäder nehmen, was einfach durch Ueber- gietzen mit kaltem Wasser geschah, was sehr erfrischend wirkt und nicht umständlich ist. Eine halbe Stunde später saß Dorit mit ihren Eltern auf der schattigen Veranda am Teetisch. Und nun erst be richtete Dorit ihrer Mutter, was sie aus Gondas Brief ge lesen hatte. Die gutmütige Hausfrau weinte vor Erbarmen mit Dorit und war voll Eifer, sie zu hegen und zu pflegen. „Wenn sie nur erst hier wäre, Doritje, daß man sie trösten könnte. Nun ist sie während der ganzen Reise so allein. Arme, arme Gonda, wie konnte ihr der Mann nur so wehe tun?" sagte sie, im Mitleio zerfließend. Mutter und Tochter sprachen ohne Unterlaß davon, wie sie Gonda mit Liebe und Sorge umgeben wollten, während Mynheer van der Straaten gemächlich seine neu eingetroffenen Zeitungen las. Tann berichtete Dorit auch, daß der Vater Direktor Herold für den ganzen Sonntag eingeladen hab«. Da strahlte ihre Mutter über das ganze Gesicht. „Das freut Mich, Doritje, er ist ein so guter Gesellschafter und ich mag ihn sehr gern," sagte sie. Dorit fiel ihrer Mutter ohne jede Veranlassung um den Hals. Die Mutter glaubte wenigstens, daß dazu keine be sondere Veranlassung vorlag. Dorit wußte es freilich besser. * Am Bord der „Brabantia" war alles wohl und guter Dinge. Von Amsterdam bis Port Said war die Reise von schönstem Wetter begleitet. In Port Said gab es für die Passagiers des Lurusdampfers einige unangenehme Stunden. Hier wurde Kohle eingenommen und jeder, der so eine Reise mitgemacht hat, weiß, daß dies nicht zu den Annehmlich keiten gehört. Im Nu war die „Brabantia" von einer schwarzen Kruste von Kohlenstaub überzogen. Die meisten Passagiere halten es deshalb vorgezogen, den Dampfer zu verlassen, um sich Port Said anzusehen. Diese Stadt ist allerdings wenig sehenswert, aber der Aufenthalt dort war dem auf dem Schiffe vorzuziehen. Auch Gonda hatte es vorgezogen, den Dampfer zu verlassen. Sie wußte noch von ihrer ersten Gleise nach Java, wie unangenehm das Kohlen- fasscn ist. Sie nahm Katje Vermoolen, ihre Pflegerin, mit sich, denn wenn sie auch während der ganzen Reise noch keine Ohnmacht wieder gehabt hatte, wer sie immer ein wenig ängstlich, daß sie noch einmal davon befallen werden könne. Ihre Pflegerin umgab sie mit einer taktvollen Sorgsam- leit, die sich nie vordrängte und doch immer angenehm fühlbar war. Sie war eine gebildete Person, wenn auch nicht besonders intelligent, so doch mit allem ausgestattet, was sie für ihren Posten brauchte. Gonda war jedenfalls sehr zufrieden mit ihr und unterbiet sich lieber mit ihr als mit den oberflächlichen Gesellschastspuppen, die auch an Bord der „Brabantia ihre Schminkfliste mitgenommen hatten und außer für Flirt und Koketterien für nichts Interesse hatten, als für ihre Toiletten. In ihrer jessizen Verfassung konnte Gonda diese Art Frauen, die den Namen Frau zum Ge spött machten, noch weniger ertragen, als sonst. Sie hielt sich tunlichst von allen geselligen Veranstaltungen aus dem Dampfer zurück. Die Seereise an sich war ihr bisher sehr gut bekommen. Sie war überhaupt, seit sie den Entschluß gefaßt hatte, nach Java zu gehen, etwas ruhiger und frischer geworden. Sie wollte sich um ihres Kindes willen mit ihrem Schicksal abfinden und hielt sich selbst vor, daß viele Frauen ein gleiches Schicksal tragen mußten. All die Kriegswitwen zum Beispiel, die i^re Männer so früh hatten hergeben müssen, die waren auch nicht viel besser daran, wie /.e. Sie wollte sich einbilden, daß sie Bernd durch den Tod verloren habe, daß er nicht mehr auf dec Mftlt sei und daß er ihr das Kind als Vermächtnis hinterlassen habe. Diese Einbildung half ihr etwas über ihren Schmerz hinweg. Und die See luft machte ihr Appetit, sie aß wieder besser als die ganze letzte Zeit und das freute sie um ihres Kindes willen. So sah sie jetzt viel besser aus. Ihr Zustand machte ihr keiner lei Beschwerden mehr und sie trieb auch auf dem Dampfer, wie sie immer gewöhnt war, allerlei Sport, natürlich mit weiser Beschränkung, damit sie sich nicht überanstrengte. Mit einer rührenden Sehnsucht sah sie der Geburt ihres Kindes entgegen. Dieses Kind sollte nun ihr ganzer Lebens inhalt werden. Es würde sie immer, trotz allem, im Innern mit Bernd verbinden, ohne daß er es ahnte. Wie ein heiliges Vermächtnis wollte sie es betrachten und heg«n und pflegen, wie ein köstliches Kleinod. Sie ließ sich durch Katje Ver- moolen belehren, was alles zur Pflege eines Kindes nötig war, denn trotzdem sie diese als Pflegerin für ihr Kind haben würde, wollte sie es auch selbst hegen und pflegen. Das Kind sollte ihr alles ersetzen, was sie verloren hatte, ohne es jemals wirklich besessen zu haben. So tapfer und unverzagt sie sich aber auch zu sein be mühte, brannte doch im tiefsten Innern die schmerzliche Wunde weiter, die ihr Bernd geschlagen hatte, ohne es zu ahnen. Immer war die stille, heimliche Sehnsucht nach dem Manne ihrer Liebe in ihr wach, und zuweilen übermannte sie die Erinnerung an die Stunde, da er sich von ihr gelöst Hatto für immer. Dann sah sie ihn im Geist neben der schönen Rita Hardy, sah, wie seine Augen liebevoll in die ihren strahlten und Hötte, wie er ihr Motte der Liebe sagte. Namenlos weh tat ihr dies Erinnern und doch kam sie nicht davon los. Stundenlang konnte sie dann an der Reling stehen und mit starren Augen in die Ferns blicken, mit Augen, in denen ungemeinte Tränen brannten. Dann kam wohl Katje Vermoolen an ihr« Seite in ihrer bescheidenen Weise und erinnerte sie, was ihr der alte Hausarzt ihres Vaters vor der Abreise gesagt hatte: „Nicht traurig sein, immer frohe Gedanken hegen, Hefter und vernünftig sein, immer
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder