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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 07.07.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193407072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19340707
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19340707
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1934
- Monat1934-07
- Tag1934-07-07
- Monat1934-07
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„Tot!" Als sei dies Wort zu schrecklich für sein Gehirn, drückte er Lie Schläfen mit den Fingern zusammen. „Wie lange ist das her, Mutter?" „Elf Jahre!" Er schüttelte den Kopf und deckte die Rechte über die Augen. „Ich kann mir das nicht ausrechnen. Elf Jahre! Ist das sehr lange, Mutter?" Sie seufzte und legte beide Hände auf die Decke, die fransenbeschwert über den ovalen Tisch hing. „So viel und noch eines." Ihre Finger ruhten gespreizt auf dem dunklen Samt.' Ihr Sohn sah flüchtig darauf hin und nickte. „Hast du nicht einen Mantel oder sonst ein altes Kleidungsstück das im mir herausschicken kannst?" „Wozu?" Die Angst schnürte ihr die Kehle zusammen. „Für Christine. Du glaubst nicht, Mutter, wie peinlich das ist, wenn sie immer so halbbekleidet um mich herumläuft." ' „Ottmar," flehte Frau Gertrauds Stimme in Mitleid und haltloser' Verzweiflung. Ihr Kopf glitt gegen den Tisch und blieb darauf liegen. Er trommelte ungeduldig mit den schlanken Fingern auf der Decke. „Ihr macht eben die Augen nicht aus! Aber — ich — ich sehe es. Ich will ja gewiß nichts von eurem schmutzigen Gelde. Ihr könnt euch die Pest damit holen! Aber ein ordentliches Gewand am Leibe haben, das verlange ich von einem Menschen, den ich immer um mich haben soll!" „Ich werde schauen, was ich irgendwie entbehren kann!" stimmte sie dem Erregten zu. „Ja, bitte! Vielleicht wickelst du auch gleich den Jungen darin ein. Ich sehe ihn mir dann an, und ihr bekommt ihn sorglich verpackt wieder zurück. Es wird ihm nichts passieren! Gar nichts, Mutter!" „Ich werde es machen, wie du wünschst, Ottmar!" Christine mochte gelauscht haben, denn sie kam ohne zu klopfen ins Zimmer und gab Frau Lente einen Wink mit den Augen. Der Sohn nahm kaum mehr Notiz von seiner Mutter. Als sie ihm die Hand reichen wollte, verneigte er sich und verschränkte die Arme auf dem Rücken. „Grüße mir deine Familie! Den Toten eingeschlossen!" „Ich danke dir, Ottmar!" „Und vergiß nicht den Jungen einzuwickeln." „Ich werde es nicht vergessen." Auf -er Treppe benützte Frau Gertraud das Geländer als Stütze. Stufe um Stufe nahm sie, bis sie endlich unten im dunklen Flur stand. Angstvoll lauschte sie nach oben. Die Männerstimme sprach mit der Ausdauer eines Redners. Es mengte sich keine andere hinein. Christine mochte wohl wissen, wie der Kranke behandelt werden mußte. ' Gertraud Legte schob den Riegel der Haustür zurück und trat in die scharfe Kälte der Herbstnacht Trotz des warmen Mantels fror sie. Langsam krochen ihr« Hände in dessen weite Aermel. In Gedanken verloren, schritt sie dahin. Was hatte es für einen Zweck, immer und immer wieder den Weg hierher zu nehmen, wo nichts als ein hoffnungslos zerstörtes Leben sein Dasein fristete? War er auch ihr Sohn, sie konnte ihm Loch nichts sein. Die wenigen lichten Augenblicke, in denen er sie Mutter nannte, zählten nicht. Was hatte sie verschuldet, daß der Himmel sie mit Dornen- . .ketten schlug? Ihr Jüngster der Nacht des Wahnsinns ver fallen. Der Aelteste von der Kugel eines Meuchelmörders hinweggerafft. Und der Enkel? Sie tastete mit unsicheren Händen an den Zäunen der Gär ten hin. Hatte es nicht auch bei Ottmar so angefangen? Bis zu seinem zwölften Jahr waren noch keinerlei Symptome einer Geistesgestörtheit bei ihm wahrzunehmen gewesen. Erst nach und nach hatte sich das Unheil in sein Gehirn gefressen. Vielleicht sah sie aber zu schwarz. Kinder hatten oft so eigentümliche Ideen Ein Helles Knabenlachen begrüßte sie beim Eintritt in ihr Heim „Großi, da bist du ja! Und so erfroren! Die Mutter hat gemeint, wir müßten dich ausschelten lassen. Ich wollte dir entgegengehen, aber sie hat es nickt erlaubt. Muuutter!" rief er laut durch den langen Flur. „Die Großmama ist jetzt zurück!" Dann wandte er sich wieder der alten Frau zu: „Wo bist du denn gewesen?" „Ich habe einen Besuch gemacht, mein Kind!" „Ach so!" Er half ihr aus dem Mantel schlüpfen und mußte sich ordentlich strecken, den Hut von ihrem Scheitel zu be- kommen. Den Arm durch den chren geschoben, betraten sie zusammen das große, gut durchwärmte Eßzimmer, in dem Sabine bereits den Tee servieren ließ. Ueber den Knabctt hinweg trafen sich die Blicke der beiden Frauen. Sabine neigte den schmalen Kopf über den weißen Damast und hob ihn nicht mehr, bis das sorglose Lachen des Knaben eine Bresche in die Stille schlug. Wie ein Aufatmen ging es durch den Raum. Es gab kein Leid der Erde, über das sich nicht ein« Brücke schlagen ließ, man mußte nur den Willen dazu baden. ! Markus Lentes Jugend lief, wie jede andere Jugend läuft: ! im Sturmschritt zeitloser Unbekümmertheit. Als er siebzehn ! Jahre war, krachten seine Anzüge m allen Nähten, so Lehnten ' sich seine Glieder. Frau Sabine sah es mit heimlichem Stolz. Großmutter Leute mit Augen, in denen Seligkeit und Be- . sorgnis lag. Drei Jahre schon stand der Faun in der Nische unbekleidet. Nie mehr hatte Markus sich bemüßigt gesunden, ihn' mit Kränzen zu behängen. Er zog auch die Hand nicht mehr zu rück, wenn er an den Sonnabenden sein TascheMeld in > Empfang nahm. Mochten die Geldscheine noch so zerknittert und schmutzig sein, er weigerte sich nicht mehr, sie zu sich zu ! stecken. Zwar nahm er sie noch immer mit Daumen und - Zeigefinger, aber die Freude am Besitz stand doch deutlich . in seinem hübschen Gesicht geschrieben. > Frau Gertraud atmete auf. Vielleicht konnte man mit ihm jetzt auch einmal von dem armen Irren sprechen, der ! da draußen in der dumpfen Stille des Hauses sein lichtleeres > Dasein lebte. Aber es war ja noch Zeit. Man konnte nickt wissen, wie das auf sein junges Gemüt wirkte. Vorläufig i war der Verkehr mit seinen Kameraden noch zweckent- ! sprechender für ihn. * * Auf dem großen RasenFatz, der sich von der «swaye vor der Stadt gegen die Mauer eines grauen Haufes zog, ver gnügten sich Markus und seine Kameraden am Ballspiel, j Die Jungen stürmten über die Wiese und überrannten sich , förmlick im Eifer. Vlöklick rief einer: j „Lente, dein' Ball!" Sechs Aügenpaare sahen dem Gummi- - riesen nach, wie er in mächtigem Bogen über die Mauer ! flog. Man hörte ihn auf der anderen Seite prasselnd durch j Strauch- und Buschwerk fahren und auf kiesigem Grunde ! aufschlagen. - ! „Wer holt ihn?" Markus sah lauter ratlose Gesichter und streifte bereits i die Schuhe ab. „Ihr müßt mir aber helfen, hinaufzukommen, j Wenn's glückt, schleiche ich mich durch die Gartentür wieder ! heraus." „Das Haus ist ja ohnedies das Eure und der Garten ' auch," rief einer der Freunde zu Lente hinauf, der bereits . rittlings auf der Mauer saß. j „Ich weiß!" Er turnte gewandt zu Boden und sah den ! Ausreißer keine zwei Meter vor sich auf dem Rasen liegen. Mehr als der Ball aber interessierte ihn der glattrasierte j Herr, der soeben aus einem Seitenweg auf ihn zutrat. Mar- i kus verneigte sich artig. „Verzeihen Sie! Ich mußte nicht, daß meine Großmutter hier vermietet hat. Sonst war immer nur Christine hier. Sie erlauben doch, daß ich den Weg durch ! den Garten nehme? Der Rückweg da hinauf ist etwas un- ! bequem." Markus bückte sich nach dem Ball und trat aus den bekiesten Weg, auf dem der Herr stehengeblieben war. „Das Haus gehört also deiner Großmutter?" Nichts in den blauen Augen deutete darauf hin, daß sie in dem Gesicht eines Irren standen. „Ja!" „Dann bist du also Markus Lente!" „Gewiß!" „Markus Lente also —." Eine weihe Hand streckte sich dem Jungen entgegen und drückte seine Recht« so heftig, daß er sie eilig freimachte. ! „Ich muß jetzt gehen! Di« anderen warten auf mich. ! Vielleicht komme ich «in andermal wieder." ! „Es wäre nett, wenn du wiederkämst. Aber du darfst niemandem sagen, daß du zu mir gehst. Deine Großmutter würde es nicht gestatten." Markus schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie verwehrt mir nie etwas. Haben Sie das ganze Haus gemietet?" „Das ganze Haus!" < Forste Äma folgt.) HaustierZucht und -Pflege« Wenn Kühe verkalbt haben, ist die Hauttätigkeit in folge der mit der Geburt verbundenen Anstrengungen überaus rege geworden. Die Tiere neigen dann sehr zu Erkältungen, und zumal vor Zugluft müssen sie sorgsam geschützt werden. Es ist also durchaus angebracht, die Kühe mit Strohwischen trockenzureiben und mit einer Decke zu versehen. Gallen bei Pferden sind eigentlich mehr Schönheits fehler als Gebranchsmängel. Und das gilt namentlich von den Gallen an den Strcckschnen. Ältere Gallen be wirken überdies kaum irgendwelche Schmerzempfindun- gem Bei jungen Pferden, die noch zu keiner Arbeit herangezogcn wurden, ist das Auftreten von Gallen aber stets bedenklich, da sie auf einen schwächlichen Organis mus hiujveiW.
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