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Sächsische Elbzeitung : 01.11.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-187611015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18761101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18761101
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1876
- Monat1876-11
- Tag1876-11-01
- Monat1876-11
- Jahr1876
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 01.11.1876
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SälUcht GliMlung. Amts- und Anzetgeblatt für das Königs. GenchtsamL und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark Uierteljährl. zn beziehen. — test' Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh » Uhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh i) Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszcile oder deren Nanni 10 Pf., Inserate nnter 5 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebcreinknnft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annvncen-Bürcaus von Äaascnstein ck Vogler, W. Saalbach, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. 88» Schandau, Mittwoch, den 1. November I87ii. Politische Wcltschau. D Schritt für Schritt nähert sich die große Kata strophe, welche der orientalischen Frage für im mer ein seliges Ende bereiten soll. Die Christenheit rüstet sich znm letzten Kreuzzug. Es gilt diesmal nicht die Befreiung der „heiligen Stätten", die cö nach ihrer blos ideellen Existenz allenfalls ertragen können, unter muselmännischer Bcrwaltuug zn stehen; cö gilt der Erlösung zahlloser lebendiger Menschen und ihrer Nachkommen in zukünftigen Generationen, deren leibliches, geistiges und sittliches Heil von nichts so sehr abhüngt, wie, daß man ihnen das türkische Joch endlich vom Nacken nehme. Dies zu thnn, i das christliche Europa denn nachgerade hinreichcn einig. Die zurückhaltenden Elemente und Motive müs sen cö sich gefallen lassen, lediglich mäßigend auf die Vorwärtstrcibcudcn zu wirken; die VorwärtStrcibcn- dcn haben den Nest nicht willenlos im Schlepptau, sondern fühlen ihrerseits den Zügel. Kein Peter von Amiens kann heule die Massen verleiten, Hans nnd Hof, und Weib nnd Kind aufzugebcn, nm sich im ge lobten Lande durch Strapazen, Wunden nnd Tod die ewige Seligkeit zu verdienen. Keinem neuen Gott fried von Bouillon winkt der goldene Loh», durch Er oberung Konstantinopels imd Jerusalems zugleich sich eine Krone anf'ö Haupt zu setzen. Der letzte Kreuz zug geht vor sich in den geregelten Formen einer mo dernen völkerrechtlichen Auseinandersetzung, deren erste Stadien höchst correctc diplomatische Berhnudluugcn anöfülleu, begleitet von zusehends mehr sich aufregen den Erörterungen in Zeitungen nnd Volksversamm lungen, bis der Knoten, statt sich zn lösen, zuletzt so zugczogcu ist, daß nur das Schwert ihu noch trennen kann. Dieses tritt dann aber wicdcrnm nicht in der locke ren nnd wilden Erscheinung nüttclalterlicber Völker wanderung nnd Nittcrabcntcucr auf, sondern völlig wie irgend eine andere zeitgenössische Entscheidung durch daö äußerste Mittel des Staates, die Aussend ung von Heer nnd Flotte, bis die physisch-moralische Ucbcrlcgcnhcit des einen Theils constalirt ist »nd die Diplomatie dem Militär von Neuem die Arbeit ab- uchmcu mag. So sehr auch officiösc Fcdcru die Mühe nicht scheuen, noch immer von Vcrmittclungöversnchcn zwischen Rußland und der Türkei zu sprechen — Nie mand glaubt ihnen und sic selbst sind überzeugt, daß einzig nur die Spitze des Schwertes die Entscheidung bringen könne. Wenn man mit diesem letzten Schritte ans beiden Seiten noch zögert, so ist dies nur dem Umstande zuznschrcibcn, daß Rußland mit seiner Kriegs bereitschaft noch nicht zu Ende ist und die Türkei gern erst mit den Serbe» fertig werde» möchte. Aber die Lage ist bis auf das Acußcrstc gespannt und der kleinste Funke kann daö politische Pulverfaß zur Ex plosion bringe». Während die Montenegriner fortfahrm, den Tür ken ii» Kampfe empfindliche Niederlagen zn bereite», conccutrirt sich Tschcruajeff „anö strategische» Grü»- dcn" immer wieder rückwärts. Allerdings ist dabei nicht zu übcrschcu, daß er dcu Keru uud die Masse der türkischen Truppen sich gegenüber hat, uud daß trotz alledem von einem entscheidenden Wasfeu- crfolge der letzteren nicht die Rede ist. Es wird al lem Anscheine nach dabei auch blcibcu; denn das Ein greifen Rußlands in die Action ist mir noch eine Frage kürzester Zeit. Rußland setzt seine Rüstungen uner müdet fort nnd hat dieselben nicht eine» Augenblick unterbrochen. Die für Warschau angcküudigtc Ei» quartirung beginnt dort cinzutrcffeu; Odessa wird zum Hauptdepot für die dort zu eoncentrirmdc Armee eingerichtet, nnd Rumänien waffnet sich, wie offieicll cingestanden wird, bis an die Zähne; »ach einem Tele gramm aus Galaz soll die rumämschc Armee damit umgehen, auch ihrem Fürsten Karl die Königswürde cmzntragcn. Mit dem Zusammentritt des Reichstages begin nen dessen Verhandlungen wieder im deutschen Reiche die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit besonde rer Spannung sicht man dem Schicksal der ncncn Juslizgcsctzc entgegen, lieber die Diffcrcnzpuuktc, welche zwischen dem Justizausschuß nnd dcu Beschlüssen der Ittstizcommission deö Reichstags bestehen geblieben sind, ist zwar Genaues »och nicht bekannt, jedoch stim men alle Nachrichten darüber überein, daß man von allen Seiten bestrebt gewesen ist, diese Punkte auf möglichst wenige prinzipielle Fragen zu vermiiidcrm Die Beschlüsse des Ausschusses werden voraussichtlich noch bis zui» Beginn der Ncichötngöscssion die Ge nehmigung deö Bmidcsrathö erhalten. Nach einer Notiz der Berliner „Post" könnte cö scheinen, als soll ten alödanu diese Beschlüsse dem Reichstage sofort als Ultimatum gestellt werden; wenigstens vermögen wir die Ankündigung des freikonscrvcUivcm Blattes, daß sich der Bnndcörath ans ein „Handelsgeschäft" mit dem Reichstage nicht cinlnsscii werde, nicht an- derö zu verstehen. Im Interesse eines günstigen Ab schlusses würde iildcß ein solches Verfahren sicherlich nicht sein. UcbrigcnS scheint auch die von der „Pro vinzial-Eorrcspondcnz" für die Acrathnng der Jnstiz- gcsctzc in Aussicht genommene Zeitdauer anzudeulcu. daß an ein so summarisches Vorgehen in Wirklichkeit nicht gedacht wird. In österreichischen Blättern tauchte vergangene Woche immer nnd immer wieder die Nachricht vom Rücktritt Andrassy'ö auf, während offieiösc Stimmen dieselbe mit dem Bemerken dementiren, daß daö Ge rücht auf die Agitationen der altkonscrvativcu Gegner Andrassy'ö znriickzuführcn sei; uns scheint cs jedoch, daß in demselben die magyarische Abneigung gegen die Politik der Wiener Negierung sich kundgicbt. Der von Wiener Blättern dringend geäußerte Wunsch, daß die Regicrmig in Pest die beabsichtigte antirussischc Dcmcmstralicm der dortige» St»dc»tc» verbieten möge, ist in Erfüllung gegangen, und als trotzdem die fcn- rigcn Magyarcn-Jünglingc ihren türtenfrcuudlichcn Gefühle» die Zügel schieße» ließe», wurden sic einfach von der Polizei in Pest am Kragen genommen nnd »ach Hause geschickt. Die Wiener akademische Jugend hielt sich von der Sache fern. Dagegen hat die „slavischc Jugend" in Agram die Initiative zu einer Gegendemonstration gegen die Magyaren ergriffen und au alle Hochschulen in Oesterreich ein tclegraphi- chcö Nnndschreibcn gerichtet mit der Aufforderung, sic gcsnnnntc studireudc Welt solle ihre Sympathien mit den nntcrdrückten Christen in feierlicher Weise manifcstircn. Etwas mehr Anklang dürften die Agra- mcr allerdings finden als die Ungarn. Die in der Schweiz, besonders im Kanton Tessin, ausgebrochcucu Unruhe» sind nicht neu. Scho» vor Jahresfrist, crinncr» wir n»ö, sind dort zwischen Ul- tramcmtlmcn imd Liberale» so harte Zwistigkeiten vor- gcfallen. daß die BundcSbchördcn cinschreilen mußten. Auch diesmal hat die Unduldsamkeit der Ultramon- taueu die verübten Gcwnltlhätigkeitcn hcraufbcschworm. Der Bnndcörath zu Bern hat inzwischen angesichts der im Kanton Tessin weiter nm sich greifenden Auf- rcgmig in außerordentlicher Sitzung beschlossen, ei» Regiment Infanterie in Bereitschaft zu halte», nm evcmtnell nach dem genannte» Kanto» abzugchcn. Das ind herrliche Früchte christlich-unfehlbarer Dnldsam- eit und Frömmigkeit, und die Tessiner Pfaffen, die den ganzen traurigen Handel augczcttclt habe», diir- cu sich getrost neben ihre karlistischcu Spießgesellen wm Schlage deö sauberen Pfarrers Santa Crnz stellen, der auch in seiner Rechte» begeistert das rö mische Kreuz erhob, »ui seine» Mitmenschen glaubens- eifcig damit die Schädel cinznschlagcn. Einige Unterbrechung in daö außerordentliche Still leben, das in ganz Italien herrscht, hat die Ankunft der Kaiserin Eugenie mit ihrem Sohne gebracht. Beide werden vom Hofe sowohl als von der Bevöl kerung mit außerordentlicher Zuvorkommenheit em pfange». Der Prinz nnd die Prinzessin von Piemont machten de» interessanten Gästen sofort im Hotel Cavour zu Mailand einen Bestich. Die Unterhaltung dauerte länger als eine Stunde. Der kaiserliche Prinz besuchte sodann mit drei Begleiter», darunter der j»»gc Prinz Murat, das Schlachtfeld von Magenta. Die Bevölkerung der Stadt mit dem Bürgermeister an der Spitze, empfing den Sohn des Herrschers, der allerdings viel zur Befreiung Italiens gethan, mit lebhaften Begrüßungen. Der SyudicnS selbst machte dcu Führer des Priiizc» auf dem Schlachtfcldc, zeigte ihm die Stelle», wo Napoleon III. stand, die Tcssinbrückc, ans welcher der Kampf begann, das Ossuarium und die ansehnliche Sammlung von Ge genständen, die auf dem Schlachtfcldc und bei dcu Todtcu gefunden wurden. Der SyudicnS führte den Prinzen in sein Hans und bat ihn, von dcu gcsammcl- tcn Reslcu sich etwas auszuwählcu. Der Prinz nahm einen Säbel nud mehrere Kleinigkeiten. Auch der SyudicnS von Mailand begrüßte die hohen Gäste im Namen der Stadt sehr warm. Unzählige Einladungen sind n» den Prinzen Lonis nnd seine Begleiter er gangen. I» Frankreich sind die Radiealcn trotz aller Abmahnungen von Seiten der gemäßigten rcpublika- nischc» Presse entschlossen, in der am .30. Octobcr begiimendcn parlamentarischen Session die Amiicstie- frage von Neuem auf das Tapet zu bringen. Da nnn die Regierung, wenn mau dem „Moniteur" Glau ben schenken dar;, nicht gewillt ist, in dieser Frage Zugeständnisse zu machen, so darf mau nm so mehr erregten Debatten cntgcgcnschcn, als auch der von Gambctta geführte rechte Flügel der änßcrstcn Linken dem Amragc des Dcputirtcn Gatincan, betreffend die Cmstcllnng der Verfolgung der auf die Commune be züglichen Verbrechen zuslimmt. In dem vorige Woche unter dem Vorsitz der Kö nigin Victoria in Balmoral abgchaltcncu englische» Ministcrrathe wurde der Beschluß gefaßt, die Einbe rufung des großbritanischcn Parlaments bis znm 12. De zember zn vertagen. Demnach scheint man jenseits deö Kanalcö vor kriegerischen Verwickelungen durch die orientalische Frage sich keinen besonderen Bcfürcht- nngcn hinzugeben! Auö diplomatischen Kreisen erfährt man, daß England, welches au einen Krieg absolut nicht denkt, nnd noch immer ein Abkommen mit Ruß land zu finden sucht, nur die eine entschiedene Erklär ung abgegeben hat: die englische Flotte unverzüglich vor Konstantinopel erscheinen zu lasse», sobald die oc- cnpircndcn Armee» die fcstzuslclleiidc neutrale Zone überschreiten. Aus Spanien zogen vorige Woche ganze Kara wanen von Pilgern nach Nom. Die Madrider Ne gierung soll jedoch nicht allzu zufrieden mit diese» Wallfahrten sei», da sie wohl weiß, wie diese vo» Gegnern der jetzigen Regierung Spaniens in'ö Werk gesetzt werden. Ma» vernimmt denn auch, daß der spanische Gesandte beim König von Italien eine lange Depesche erhalten hat, die ihm Jnstrnktioncii über die Hailung crthcilt, die er gegenüber diesen Pilger» be obachten soll. Die spanische Negierung bemerkt iu diesen Jnstrnktioncii, daß unter den Pilgern Leute ind, welche die jetzige spanische Negierung nicht billi- zen, erklärt aber, daß, so lange diese Wallfahrten sich in den religiösen Grenzen bewegen, die Vertreter Spa- nicmS sic so weit als nöthig beschützen sollen. Da Spanien eine katholische Macht sei, so sei eö froh, wcnn seine Bürger den heiligen Vater besnchc» und cs könnte dies in keiner Weile vcrhindcrn. Aber die Negierung wolle laut erklären, daß wenn die Pilger aus dem Kreise ihrer Pflichten hcrauötretcn in eiiiem Lande, das mit Spanien im engsten Freundschafts verhältnisse steht, sic sich bci dcu Pilgern nicht für die aus ihrem Benehmen entspringenden Folge» vcr- siirgt. — A»gc»blicklich ist ma» iu Spanien wieder einem Umwälznngö-Komplott ans die Spur gekommen, o daß massenhafte Verhaftungen vorgenommen werden.
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