Suche löschen...
Naunhofer Nachrichten : 04.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190604040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19060404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19060404
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-04
- Monat1906-04
- Jahr1906
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 04.04.1906
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk 1 30 vierteljährlich. Mit einer vierseitigen Illustrierten Sonntagsbeilage. Verlag und Druck: Günz är Eule, Naunhof. Redaktion: Robert Günz, Naunhof. Ankündigungen: Für Inserenten der AmtShauptmann- schast Grimma 10 Psg. die fünsge- spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Psg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag. Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum ded nachfolgenden Tnacs Smlnn der Anzcigenannalune: Vormittags 11 Uhr am Tage des Erscheinens. Ur 41. Mittwoch, den 4. April 1906. 17. Jahrgang. Städtische Sparkasse Naunhof. Rücklagenbeftan» MS S00 M. — Psg. Sparverkehr im 1. Vierteljahr 1906. 2305 Einlagen im Betrage von 352 537 Mark 84 Pfg. 1449 Rückzahlungen „ „ „ 276 446 „ 25 „ Kaffenumsatz 1431 286 „ 50 „ Geschäftszeit: Jeden Werktag von vormittags 8 bis 12 Uhr und nachmittags 2 bis 4 Uhr. Sonnabends durchgehend von vormittags 8 bis nachmittags 1 Uhr. Verzinsung der Einlagen mit S /z Proz., und zwar halbmonat» lich vom I. und 15. eines Monats ab. Naunhof, am 1. April 1906. Die Sparkaffenverwaltung Willer. Zur Grubenkatastrophe in Frankreich. Infolge der Rettung von 13 Ueberleben- den der Grubenunglücks herrscht in der ganzen Umgegend große Aufregung. Verwandte und Freunde treffen in Massen ein. Ein besonderer Sicherheitsdienst mußte eingerichtet werden, um zu verhindern, daß die Leute in den Schacht von Billy-Montigny eindringen. Gerüchtweise verlautet, man hab« Ruse von andern Ueberlebenden gehört, die bald gerettet sein würden. Ueber die Rettung der 13 Ueberlebenden wird weiter gemeldet: Ein Trupp Arbeiter, die mit der Löschung des Brandes beauftragt waren, stand im Begriff, gegen 7 Uhr die Grube wieder zu verlaffen, als sie 13 Leute auf sich zukommen sahen, die sich mit Mühe auf den Beinen hielten. Ihr Führer Remy sagte, sie kämen von Schacht 3 bei Msricourt in dem sie 20 Tage lebendig begraben waren. Die Ueberlebenden wurden unter großen Vor sichtsmaßregeln zu Tage befördert. Die Grubendirektion und der ärztliche Dienst, die telephonisch benachrichtigt waren, leisteten dabei Hilfe. Die Geretteten, die kaum das Tages licht ertragen konnten und sehr schwach, sonst aber bei guter Gesundheit sind, wurden in das Lazarett gebracht, wo man ihnen eifrige Sorge angedeihen läßt. Fast alle antworteten auf Fragen, daß sie von Lebensmitteln, die sie bei den Opfern des Unglücks fanden, und von Hafer aus den Pferdeställen gelebt hätten. Man reichte den Geretteten löffelweise Kaffee und Milch, was sie aber nur mühsam zu sich nehmen können. Der Führer der 13 Mann, Mmy, erzählte nach einem ergreifenden Wiedersehen mit seinem Vater folgendes: Durch die Explosion aufs höchste erregt, suchte ich mich in Sicher heit zu bringen. Ich fiel dabei über etwa 50 am Boden liegende Leichen. Später ge lang es mir, nach einer höher gelegenen Förderungsstelle durchzudringen, wo ich mit meinen 12 Kameraden, die sich in einen ge schützten Winkel hatten flüchten können, zusammen traf. Diese hielten mich zuerst für einen Retter, und waren verzweifelt, al? sie hörten, daß ich gleich ihnen ein lebendig Begrabener sei. Ich sprach ihnen Mut zu und wir blieben dann acht Tage an jener Stelle. Ich wußte stets, wie wir mit der Zeit daran waren, da ich nie vergaß, meine Uhr aufzu- ziehen. Da er uns an Lebensmitteln fehlte, aßen wir Erdt, Rinde, Holzwerk, kurz aller was wir fanden. Vergebens suchten wir in dem Dunkel, durch Trümmer nnd über Leichen aus der Sackgasse, in der wir einge schloffen waren, herauszukommen. Eines abends kamen wir an einen Stall, dort fanden wir Hafer und von diesem lebten wir zwei Tage. Dann aßen wir von einem toten Pferde. Zu trinken hatten mir nur den In halt unserer Feldflaschen, während der letzten Tage suchten wir in drei Truppen getrennt nach einem AuSgang. Gestern abend fühlten wir frische Luft eindringen, wir folgten der Richtung und gelangten an eine durch die Explosion eingestürzte Stelle in der Nähe des Fahrstuhles. "Nachmittags wurden vier weitere Arbeiter lebend emporgebracht. Sie gehörten der von Nömy geführten Gruppe an. Seit 5 Uhr abends durfte niemand die Spitalräume be treten. Die Geretteten, die während der Gefangenschaft infolge der steten Erwartung nicht zu schlafen wagten, erfreuen sich zum ersten Mal« eines gesunden Schlafes. Bei zweien dauert das unheimliche Lachen, das schon beim Verlaffen der Grube an ihnen auffiel, fort. Lens, 30. März. Das Gerücht von der Rettung weiterer Bergleute hat sich bis zum Abend nicht bestätigt. Er mag darauf zurückzuführen sein, daß die Geretteten mit teilten, daß ihre Gruppe ursprünglich aus 20 Mann bestanden habe, daß sich aber 7 in einem Stollen verirrt hatten. Unter den Frauen der Bergleute herrscht große Erregung. Sie stoßen Beschimpfungen und Drohungen gegen die Ingenieure und Direktoren aus und rufen: „Hätte man uns hinabsteigen lasten, wir hätten unsere Mäner gerettet.- Es sind große Sicherheitsmaßregeln getroffen worden, da man ernste Unruhen befürchtet. * Lens, 1. April. Die auf der Suche nach lebenden Verunglückten ausgesandten, mit Vorräten ausgerüsteten Mannschaften unter Führung des Ingenieurs Petitjean und der Minendelegierten Simon kehrten nach gefahr voller Streife durch die verschütteten Seiten- stoklen zurück, ohne etwas gefunden zu haben. Auf dem von den 13 Geretteten zurückgelegten Wege wurden drei Tote entdeckt, die sich vorher nicht dort befanden; es sind dies offenbar die Leichen der unterwegs tot zu- sammsngebrochenen Arbeiter. Die Leichen des Ingenieurs Barrault, kenntlich am Leder mantel, sowie der Steiger Lecerf und Carrier wurden in der Nähe der Schutzmauer am ursprünglichen Brandherd entdeckt. Die wieder aufgenommene Bekämpfung des Brandes in Schacht II brachte einige Fortschritte. Die gestern gefundenen zwölf Leichen werden unten eingesarzt und heute Nacht heraufgeschafft. Er gilt als sicher, daß zahlreiche, in Seiten stollen eingeschlostene Bergleute Hungers ge storben sind. Auf die Auffindung Lebender ist kaum mehr zu rechnen. Die Einführung der 4. Wagenklaffe an Sonntagen hat in der Finanzdeputation der zweiten Kammer des sächsischen Landtags eine eingehende Erörterung hervorgerufen. Wie aus dem jetzt vorliegenden Deputation?» bericht über den Eisenbahnetat zu ersehen ist, äußerte sich in einer schriftlichen Erklärung vom 10. Januar 1906 die Regierung zu diesem Thema dahin, daß sie daran festbalte, die Einführung der vierten Wagenklaffe im Bereiche der sächsischen Staatsbahnen an Sonn- und Festtagen als nicht angezeigt zu betrachten. Maßgebend für diese Haltung sind besonders Erwägungen finanzpolitischer Natur gewesen. Die Regierung erwartet einen starken Uebergang von Reisenden der dritten Klaffe in die vierte als eine sichere Folge der Einstellung der vierten Wagen- klassen an den Sonn- und Festtagen und be rechnet den zu erwartenden Einnahmeausfall auf mindestens 600 000 Mk. Die Deputation vermochte aber diesen rein fiskalischen Stand punkt sich nicht anzueignen und trat deshalb mit der Regierung in kommissarische Ver handlungen ein. Die Regierungsvertreter ver wiesen hierbei insbesondere darauf, daß die vierte Wagenklaffe nur (?) bezwecke, dem wochentäglichen Markt- und Kleingewerbe, so wie dem Arbeiter zu dienen, denen sie Ge legenheit gebe, größere Traglasten, die in den anderen Klaffen keine Unterkunft finden könnten, ntit zu befördern. (?) Et sei aber nicht beabsichtigt, auch dem .unregelmäßigen und daher für die Eisenbahn sehr kostspieligen (?) Vergnügungsverkehr" eine so billige Ge legenheit zu bieten. Die Deputation vermochte die Berechtigung dieser Ausführungen, die einigermaßen an dar bekannte Wort von der .Eisenbahn-Vagabondage" erinnern, nicht an zuerkennen. Zunächst werde der finanzielle Ausfall wenigstens zum Teil durch einen vermehrten Reiseverkehr wieder ausgeglichen werden; sodann aber habe die Maßregel auch eine nicht zu unterschätzende soziale und sanitäre Bedeutung. Gerade diejenigen Bevölkerungs kreise, welche die vierte Wagenklaffe vor» wiegend benützten, seien zumeist di« ganze Woche über beruflich festgebunden, und sie müßten zu Besuchen von Anverwandten, zur Abwickelung privater Angelegenheiten und zu Ausflügen in die gesunde Luft der umgeben den Landschaft die Sonn- und Feiertage be nutzen. Die Deputation blieb daher trotz allen entgegengesetzten Ausführungen der Regierung bei ihrer Ansicht stehen, daß die Forderung auf Einführung der vierten Wagen- klaste in den Sonn- und FeiertagSverkehr sich je länger um so dringlicher machen werde, und sie schlägt einstimmig der Kammer vor, die Regierung zur.Herbeiführung entsprechender Maßnahmen aufzufordern/ Teure Kohlen. Sämtliche Preßkohlenwerke Deutschlands haben sich zu einen: Ring zusammengeschlossen, um eine Verteuerung der Kohlen für das Jahr 1906 durchzuführen, und gleichzeitig besondere Bestimmungen für den Kohlenbezug festgelegt. Durch diese Bestimmungen sind Einkaufsgenossenschaften und die Mehrzahl der Verejne von dem Kohlenbezug ausgeschlossen morden. Nach den Bestimmungen der Kohlen konvention dürfen die Gruben von jetzt ab Kohlen nur an die Großhändler abgeben, denen für den Verkauf ihrer Ware besondere Bedingungen vorgeschrieben sind. Politische Vereine, Hausbesitzer, konfessionelle Wohltätig- keits-, allgemeine Konsumvereine, Kohlenein kaufsgenoffenschaften, Spar- und Bauvereine, sowie WirtschaftSgenoffenschaften jeder Art find unter allen Umständen vom Kohlenbezug aus geschlossen. Kohlen dürfen nur an solche Vereine geliefert werden, deren Mitglieder in einem wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhält nis untereinander oder in dem Verhältnis einer wirtschaftlichen Zusammengehörigkeit stehen. Darunter wird verstanden, daß die gleiche ErwerbSlätigkeit in einem Unternehmen oder bei einer Behörde aurgeübt wird. Der Groß händler darf unter keinen Umständen die Bestellungen auf Kohlenlieferungen von jedem einzelnen Mitgliede des Verein-, sondern nur von einem Besteller entgegennehmen, der auch die Zahlung an den Lieferanten zu leisten hat. Für Freunde oder Verwandte eines Vereinsmitgliedes dürfen keine Kohlen geliefert werden, wie überhaupt eine Weitergabe an dritte Person verboten ist. Der Bezieher muß ausdrücklich seine Zugehörigkeit zu dem be treffenden Vereine versichern. Die Kohlen preise bei Maffenlieferungen sind nicht unbe trächtlich erhöht und in drei Abstufungen fest gelegt. Es sind Preise festgesetzt für Liefer ungen, die bis Ende März, Ende Juni und September auSgeführt sind. Der Bestellerder Kohlen muß anerkennen, daß die abgeschlossenen Brikettlieferungen nur für einen den Bedin gungen entsprechenden Konsumentenkreis ver wendet werden. Er hat den Nachweis hierfür zu liefern durch Einrichtung einer Liste der Abnehmer mit Angabe von Namen, Beruf und Wohnung oder durch eine andere ein wandfreie Kontrolle. Dem Besteller ist die Veröffentlichung des Abschlusses in Tages oder Fachzeitungen zu untersagen. Auch den Kleinhändlern sind die Verkaufspreise für Kohlen vorgeschrieben. Für erstklassige Preß kohle betragen die Preise bei Entnahme von 100 bis 1000 Stück bis zum I. Juli 10 Mark, bis 1. Oktober 10,50 Mark und von diesem Zeitpunkt ab 11 Mk. Bei Entnahme von 1000 bis 5000 Stück ist der Kleinhändler berechtigt, den Verkaufspreis um 40 Pfg. pro 1000 Kohlen herabzusetzen. An Kleinhändler, die dies« Verkaufspreise nicht innehaltrn, dürfen Briketts nicht mehr geliefert werden, ebensowenig an solche Kleinhändler, die einem aus dem Ringe ausgeschlossenen Kollegen Ware überlasten. W. N. N. Rundschart. * Dar Befinden der preußischen Eisen bahnminister v. Budde ist leider besorgnis erregend, die Aerzte haben aber die Hoffnung nicht aufgegeben. Die Krankheit besteht an geblich in einem schweren Darmleiden. * Der Leiter des Militärreitinstituts in Hannover, Generalleutnant v. Mitzlaff, stürzte mit dem Pferde. Dieses fiel auf ihn, sodaß der General starke Quetschungen der Rippen und Nieren erlitt. * Zum Streik in den sächsisch-thüringischen Braunkohlenwerken schreibt der Ver kehrsverein der Sächsischen Braunkohlenwerke: Es muß leider festgestellt werden, daß heute Sonnabend der Ausstand im Meuselwitzer Revier nicht abgenommen, im Gegenteil zu genommen hat. Die Vrrschärfnng in der Ausstandsbewegung macht sich namentlich bei denjenigen Arbeitern geltend, welche die für den Grubenbetrieb wichtigsten Funktionen zu erfüllen haben, nämlich bei den Häuern und Schleppern. Es liegt auf der Hand, daß, wenn diese Arbeiter streiken, der ganze Betrieb eine empfindliche Störung erleidet, denn die Gewinnung der Kohle ist die Lebensbedingung für den ganzen oberirdischen Betrieb. Unter Tage arbeitet fast gar nichts, über Tage aber noch ein großer Prozentsatz; wenn deshalb die Zahl der ausständigen Arbeiter in Prozenten zum Ausdruck gebracht wird, muß man sich immer vergegenwärtigen, daß die prozentuale Kohlengewinnung mit der Prozentzahl der arbeitenden Arbeiter niemals in Einklang zu bringen ist. Die angekommenen Arbeits willigen von auswärts erklärten sich mit der Streikenden solidarisch. * Nach Berichten des „Slowo Polskie" ist die Verhaftung des Generals Stössel eine beschlossene Tatsache. Die Untersuchung soll ergeben haben, daß er Port Arthur um den Preis von zwei Millionen Rubel an die Japaner verkaufte. * Der Etat der Stadt Berlin wurde von der Stadtverordneten-Versammlung mit 153467 646 Mark genehmigt. * Der Streik der Maler und Anstreicher Grotz-Berlins wurde mit 9 Zehntel Majorität beschlossen. Demnach ruht im Malergewerbe von Montag, 2. April ab die Arbeit. Es kommen 7000 bis 7500 Gehilfen in Bettacht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite