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02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 05.07.1914
- Titel
- 02-Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-19140705023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-1914070502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-1914070502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-07
- Tag1914-07-05
- Monat1914-07
- Jahr1914
- Titel
- 02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 05.07.1914
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. ... > .... . ' . . ' .' Naunhofer Nachrichten Nr. 79. Das Erzgebirge von Annaberg bis Oberwiesenthal. Von Alfred Bislich, Naunhof. Vergaß bei Hamit net — sagte unser große Erzgebirgs dichter Anton Günther, Gottesgab, und damit wollen wir diesem in den letzten Jahren sehr bekannt gewordenen Manne nicht ganz Unrecht geben, denn die Heimat ist dem Menschen das Liebste, was er auf Erden hat. Anton Günther widmete sich schon seit seiner frühen Jugend der dichterischen Kunst, um unser Erzgebirge in Liedern und Worten zu verherrlichen. Dies hat sich dieser fromme Mann als ein Ziel gesetzt und so ist er ein Liebling des Erzgebirges und Aller, die dasselbe besuchen, geworden. Ihm wurde bereits einmal die hohe Ehre zuteil, vor Sr. Majestät König Friedrich August von Sachsen, als auch von Sr. k. und k. Hoheit, dem Herrn Erzherzog Karl Franz Joseph seine Lieder in erzgebirgischer Mundart vorzutragen, und wurde ihm dafür die Anerkennung und Freude der hohen Herrschaften ausgedrückt. Als Günther einmal für seine groß artigen Leistungen ein Geldgeschenk erhielt, soll er gesagt haben, alles andere ist mir lieber, als bare Münze. Noch vor wenigen Jahren war der Name Erzgebirge ein Name, der nicht überall Klang hatte! Und heute Tausende ziehen jahraus, jahrein, zu fast allen Jahreszeiten, in jene Berge, um beim Wandern oder beim Sport Geist und Körper aufzufrischen. Welches Leben, wenn wir zur Winters zeit dort oben Einkehr halten, in den liefverschneiten Städten und Ortschaften, welch malerisches Bild wir da unserm Auge uicht entgehen lassen. Die Hotels, Gasthäuser nnü Unterkunfts- Häuser vermögen do kaum den Strom der Fremden zu fassen, die aus allen Gegenden des deutschen Reiches hier zusammen fluten. Aber nicht nur aus Deutschland, sondern von weiter her, jenseits der schwarz-weiß-roten Pfähle kommen Tausende herbei, um hier oben Erholung und Zerstreuung zu suchen und zu finden. So ist denn unser sächsisches Erzgebirge mit seinen von Gott gesegneten Gefilden, Bergen und Tälern weit und breit in aller Welt geliebt und geschätzt als die Perle der sächsischen Gauen. Fast allsonntäglich muß die Eisenbahn ihre Sport- und Sonderzüge verkehren lasten, um den Andrang des Publikums zu bewältigen. Aber nicht nur im Winter, sondern auch zu allen andern Jahreszeiten steht das Erzgebirge im Zeichen des Rucksackes und des grünen Hutes. Nicht nur einzelne Wandersleute und Familien ziehen hinaus in die Berge und Täler, sondern ganze Korporationen und Schulen erwählen diese GebirgSheimat zu ihren Sommerfrischen und Ausflügen. Und mit diesem Strom der Fremden, der so während des ganzen Jahres hier oben Einkehr hält, zieht auch ein Strom von Golo und Goideswert in jene Berge und der gottgesegneten Gefilde. Aber auch die moderne Technik hat hier ihren Einzug gehalten, so sehen wir hier oben moderne Hotels, Unterkunflshäuser usw. im modernen Stil erstehen, was die Neuzeit an Bequemem und Modernem hervorbrachte, sodaß selbst der verwöhnteste Tourist, der hier oben Einkehr hält, voll des Lobes meiterziehen kann, von dem, was er hier oben in den Unterkunftshäusern vorfand. Wer mit einem Frühzuge Leipzig verläßt, und etwa 9^ Uhr vom Chemnitzer Hauplbahnhofe mit dem Dampfroß das Zschopautal zum Gebirge hinaufeilt, der wird von seinem Platz hinter dem Fenster so recht die Reize der Natur bewundern können. Nach etwa 20 Minuten Fahrt erreicht man die Station Flöha, welche zu einer N/z stündigen Wanderung nach dem in den letzten Jahren so recht im Aufblühen begriffenen Winter sportplatz und Sommerfrischen — Augustusburg — Erd- mannSdorf, einladet. Von hier aus erreicht man nach etwa 30 Minuten Fahrt die im herrlichen Zschopautal gelegene Stadt, Zschopau Von Förderern und Erbauern dieser Stadt, Georg Jacob Bordemer, geb. 1807, gest. 1888, wurde am Fuße des Schlaffes Wtldeck, das weithin das Wahrzeichen Zschopau's bildet, von der dankbaren Stadt Zschopau ein Denkmal ge setzt. Nach ihm ist das im romantischen Tal der Zschopau ge legene Bodemer Wehr und die Bodemer Kanzel benannt. Nachdem das Master der Zschopau von hier ab abwechselnd rechts und links an der Chemnitz-Annaberg Cranzahler Bahn dahineilt, und wir riesige Felsen, bunte Täler und malerische Ortschaften an unserm Auge vorüberziehen lasten, erreichen wir von Zschopau aus in etwa einer Stunde Fahrt die alte Berg- werksstadt Annaberg, die Sad« des Rechenmeisters Adam Ries und der Erzgebirgswohltäterin Barbara Uttmann, Annaberg, die Metropole des oberen Erzgebirges, zu der am 21. Sept. 1496 der Grundstein gelegt wurde, schmucke und geschichtlich interessante Stadt am Westabhange des bewaldeten Pöhlberges, mit terrassen förmig aufsteigendem, malerischen Baugelände, ist mit Recht das Herz des sächsischen oberen Erzgebirges. Ein Welthandelsplatz der Posamentenindustrie. In Annaberg werden sogar Fahr karten direkt bis Paris ausgegeben, was im Verhältnis zu seiner Größe wirklich einzig dasteht. Eine fleißige Stadt zu gleich und eine herrlich gelegene. Unvergeßlich bleibt sie dem Fremden, wenn er auch nur einmal mit seinem Fuß die Stadt auf Bergeshöh' betreten hat. Sie verdankt ihre Entstehung dem Silberbergbau, welcher der Sage nach durch Daniel Knapp um 1400 am Pöhlberge in Aufnahme gekommen ist, doch der reiche Bergbau hielt nicht lange an, und der Wohlstand der Stadt ließ allmählich nach. Durch Feuersbrunst, Krieg, Raub- und Plünderungszüge hatte Annaberg viel zu leiden. 1892 wurden Versuche gemacht, den Bergbau wieder in Aufschwung zu bringen, doch vergebens. Was Annaberfl als Bergstadt verlor, gewann es allmählich als Handels- und Industriestadt wieder. Barbara Uttmann, geb. im Mai 1514 in Elterlein, nach der das sächsische Bergstädchen benannt ist, lehrte 1561 zum erstenmal in Annaberg die Klöppelkunst und ihr hat die Stadl vieles zu verdanken. Der Barbara Utimann-Brunnen auf dem Markt platz, der in diesem Jahre infolge der Wiederkehr des 400jährigen Geburtstage« mit frischem Grün geschmückt ist und das nach Sonntag, den 5. Juli 1914. ihr benannte Haus in der Wolkensteiner Straße erinnern noch heute an die den Herzen der Erzgebirgler lieb gewordene Frau. So wie diese Frau bekannt ist, ruft auch der Name Amm RieS in den Annabecger'n etwas wach. 1489 in S'affelstein in Franken geboren, starb Ries 1559 in Annaberg als Bergbeamter und Schulmeister, diese Namen sind mit dieser Gebirgsstadl so recht verwachsen. Der Verkehr Annaberg's steh' aber nicht nur im Zeichen geschäftlichen Verkehrs, sondern auch in demjenigen der Touristik und des außerordentlich ent- wickeltsn Wintersportes. Für beides bildet der Pöhlberg, in 837 w Höhe, an der Stadtgrenze Annabergs einen Hauplan- zi hungspunkt, welcher vom Marktplatz durch die Kirchgaffe in etwa 35 Minuten zu erreichen ist. Der Weg führt an dem herrlich gelegenen Schützenhaus vorbei, in welchem in diesem Jahre das XI. Wcttin-Bundesschießcn vom 9. bis 16. August stattfindet. (Schluß folgt.) Verstärkung äer kankrelerven. Erklärungen des bayerischen Finanzministers. > München, 3. Juli. Bei der Beratung des Etats der königlichen Bank in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses, von der ein um 900 000 Mark höherer Gewinnanteil künftighin für den Staat abgeschrieben werden soll, kam der Finanz minister auf die Anregung des Reichsbankpräsidenten v. Havenstein zu sprechen. Sie geht auf eine Verstärkung der Barreserven der Bank aus, und der Finanzminister sagte, er begrüße es lebhaft, daß die Reichsleitung die Liquidität des Bank- und Geschäftsverkehrs auf solche Art fördern wolle. Die gesamte Entwicklung der wirtschaft lichen Verhältnisse habe in hohem Maße ihren Vorteil davon. Er begrüße diese Anregung selbst dann, wenn die bayerische königliche Bank ein kleines Opfer dafür bringen müsse. Sofort, wenn bestimmte Vorschläge von der Reichs- legmiung an die bayerische ergingen, wolle er sie gern prüfen. 6s gebt Lu 6näe in Albanien. Die Fürstin verläßt das Land. Durazzo, 3. Juli. Wenn auch augenblicklich die militärischen Operationen vollständig zum Stillstand gekommen sind, so bricht sich doch allmählich die Überzeugung Bahn, daß die Lage gänzlich unhaltbar ist. Zu dieser Erkenntnis ist auch der Fürst gekommen. Die Fürstin von Albanien wird sich in den nächsten Tagen mit ihren Kindern nach Rumänien begeben, nm am dortigen Hofe die weiteren Ereignisse abznwarte». Neuerdings verhandelt der Fürst wieder mit Prenk Bibdoda, der sich gegen Zahlung einer größeren Geld summe bereit erklären will, noch einmal gegen die Auf ständischen zu ziehen. Viel Erfolg verspricht man sich auch davon natürlich nicht. Iolepk Okamberlam London, 3. Juni. Der frühere Staats sekretär für die Kolonien Joseph Chain- berlain ist jetzt nach mehrjährigem Leiden im Alter von 78 Jahren gestorben. Wer die deutsche Armee beleidige, der werde merken, daß er auf Granit beiße, hat der Fürst Bülow einst unter stürmischem Beifall im Deutschen Reichstage gesagt. Ge meint war Joseph Chamberlain, der englische Kolonial minister, der populärste Brite, den es in Menschenaltern gegeben hat. Man nannte ihn einfach bei seinem abgekürzten Vor namen: wenn von „I jedermann in England, Volkstümlichkeit aber hatte Chamberlain sich während des Buren krieges erworben, den er herbeigeführt hat. In derselben Zeit, in der auf dem Kontinent ihm geflucht wurde, in derselben Zeit, in der b. (ländische Blätter Bilder brachten mit der Unterschrift „Cham berlain in der Hölle" und auf Pariser und Berliner Straßen Spnck- näpfe mit Chamberlains Bild auf dem Boden verkauft wurden, erhob sich in England stets ein Jubelsturm bei Nennung seines Namens. Man sieht auch hier wiederum, daß das Streben nach Ausdehnung keine Erfindung der Regierungen ist, sondern daß die Völker den Drang zur Machtentfaltung haben und danach die Staatsmänner ein schätzen. Als ein roter Radikaler gelangte Joseph Chamberlain einst in das Unterhaus, und zwar als Erwählter der Industriestadt Birmingham. Man fürchtete auf der Rechten seine scharfe Zunge, man hielt ihn für einen tollen Revolutionär. Aber dieser Mann mit der echt englischen Kunst des j„pIamtbinKivS«, des Einfach- Denkens, erkannte sehr bald die Forderungen der neuen Zeit, die nicht mehr durch Phrasen allein zu beantworten sind. Im harten Kampfe der Nationen untereinander namentlich auf wirtschaftlichem Gebiete sind andere Mittel nötig. So wurde Chamberlain zum Militaristen und zum Hochschutzzöllner, und der Rest seines Lebens sah ihn rum auf den Bänlen der „Unionisten", auf der rechten Seite des Unterhauses. Er ist von ganz außerordentlichem Einfluß auf sein ganzes Volk gewesen, denn er bat eS zu 25. Jahrgang. seinen Ansichten erzogen. Heute gibt es keine sogenannten Kleinengländer mehr. Heute würden keine Burenfreunde sich mehr an die Öffentlichkeit wagen. Seit Jahren ist „Joe" schwer krank gewesen, an den Rollstuhl gefesselt, kaum mehr imstande, ein paar Worte zu stammeln. Aber wenn er sich in Birmingham herum fahren lieb, dann leuchteten ihm doch die Angen: durch seine Arbeit ist aus diesem elenden Nest voll Unrat und Seuchen eines der glänzendsten und vorbildlichen eng lischen Gemeinwesen geworden. Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Kommunalverwaltung hatte alles, was Chamberlain anpackte, sofort „großen Wurf". Der alte Praktiker, der seine Laufbahn in einer Schrauben fabrik angefangen hatte, wußte immer wieder den rechten Weg zum Durchsetzen aller seiner Pläne. Im Burenkrieg behielt er recht, obwohl in den ersten Monaten jedermann ihm die Niederlage prophezeit hatte; und ebenso ging es ihm in allen anderen Dingen; und heute trimnphiert die Idee des „größeren Britanniens", obwohl die ihn ur sprünglich vertretenden Parteien zurzeit in der Minder heit sind. 4t. /V. Österreichs übronfolgerm. Erzherzogin Zita von Bourbon-Parma. Wien, im Juli. Das Drama von Serajewo, dem der bisherige Thron folger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin zum Opfer fielen, hat ein junges Paar, den Erzherzog Karl Franz Josef und die Erzherzogin von Bourbon- Parma aus dem Halbdunkel zurückgezogener Existenz an das Licht der politischen Verantwortlichkeit gezogen. Wer hätte noch vor wenigen Monaten dem prinz- lichen Paare, das sich so ungezwungen gab wie Schüler in den Ferien, zu sagen gewagt, daß ihm in Bälde auf einem Strom von Blut der Thron entgegenkommen würde? Man sah das Paar vor kurzem unter den Bade gästen in Viereggio in Italien. Er hochgewachsen, blaß, ernst und hinter dem Kneifer ein wenig lächelnd, in bürgerlicher Kleidung, mit der Chauffeurmütze auf dem Kopf. Schmächtig, zart die Erzherzogin Zita, mit den großen, schwarzen Augen in dem feinen Gesichtchen, ein reizendes Figürchen, dahinschwebend im Wirbel des Tanzes, dem sie sich mit Leidenschaft hingab, während die feinen Nasenflügel erzitterten. Die Prinzessin lächelte, lächelte mit einer geradezu kindlichen Freude, wenn sie den Arm um ihren jungen Gatten schlang. Als Kind spielte sie oft in Pianore während der Sommerferien mit einem zarten freundlichen Knaben, dem jetzt auch die Last der Krone winkt. Es war Boris, Kronprinz von Bulgarien, der Sohn der inzwischen ver storbenen ältesten Schwester der Prinzessin Zim. Boris war damals ein schwächliches Kind, dessen schöne große Augen immer lächelten, und der kleine Liedchen in einer unverständlichen Sprache sang; er war fast immer in der Gesellschaft Zitas, die er die beste nnd freundlichste seiner kleinen Tanten nannte. Oft sah man die junge Prinzessin mit Boris auf den Wiesen und an den Gräben, und die jungen Banernmädchen schenkten ihnen Blumen Md plauderten mit ihnen. Der verstorbene Herzog Robert von Parma, Zitas Vater, wünschte, daß seine Kinder — er hatte deren nicht weniger als neunzehn — allen Menschen gegenüber sich freundlich und höflich zeigen sollten; sie unterhielten sich denn auch mit aller Welt und hatten für jeden ein liebenswürdiges Wort. Oft sah man die junge Prinzessin, demütig in Schwarz gekleidet und andächtig betend, mit den KircheKprozessionen gehen. Als sie sich mit dem Erzherzog Karl Franz Josef von Österreich verlobte, gab es Leute, die daran zweifelten, daß Prinzessin Zita einstmals Kaiserin werden würde. Sie behaupteten, daß die Kinder des jetzt ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand eines Tages doch vielleicht anerkannt werden würden; aber dann sagte man wieder, daß die Prinzessin Zita doch wohl einst auf dem Throne sitzen würde, sonst w'zrde ihr wohl der Kaiser nicht ein so prächtiges, für eine einfache Erzherzogin ganz ungewöhn liches Geschenk gemacht haben. Als sie sich mit ihrem Bräutigam nach Lucca begab, ging sie an Las Grad der heiligen Zita, um zu beten, und an ihrem Hochzeitstage ließ sie an diesem Grabe Messen lesen; und sie weinte. Dann aber wurde sie wieder fröhlich und blickte sorglos nnd lächelnd in die Zukunft; sie, die immer Sportfreundin gewesen ivar, eilte von einem Flugfeld zum andern, bis man eines Tages hörte, daß sie mit ihrem jungen Gatten sich im Aeroplan in die Lüfte geschwungen habe. Im Grunde ihrer Seele aber hatte die Prinzessin Zita trotz alledem ein bißchen Melancholie; von Zeit zu Zeit schien sie ganz von Schwermut ergriffen zu sein; vielleicht hatte sie von ihrer Mutter, der Prinzessin Maria Antonia van Braganza, die Traurigkeit und die Nachdenklichkeit geerbt. Kerlin reitt! lVon unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 1. Juli. Liegt es daran, daß diesmal der Anfang der Schul ferien mit dem Ouartalswechsel zuiammenfällt? Oder hat der Lebenskampf in diesen „schlechten Zeilen" eine so viel schärfere Form angenommen, daß die Menschheit der Großstadt jetzt noch erholungsbedürftiger geworden ist, als sie es sonst schon war? Oder ist es der allgemeine Zug der Zeit, sozusagen eine immer mehr nm sich greifende Massensuggestion, die in jedem Sommer mehr nnd immer mehr Menschen beeinflußt: du sollst und mußt reisen! Jedenfalls war der Verkehr auf unseren Bahnen nie so stark wie jetzt. Wenn wir erst statistische Zahlen haben, werden wir eine ganz gewaltige Zunahme feststellen können. Das Reisefieber macht sich schon denen deutlich bemerkbar, die vom Schicksal verurteilt sind, in diesem Hochsommer in der Reichshauptstadt zu bleiben. Die Gepäckdroschken mit hoch aufgetürmten Koffern und Körben reichen bei weitem nicht aus, massenhaft fahren die Möbel wagen die von den Speditionsfirmen gesammelten Gepäck stücke durch die Straßen. Die Straßenbahn hat eigene
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