„Deutsche Wacht" 28. Januar 1894. Dresdener Mmstausstcllmigcn. Wer „Sezession" kennen lernen will, der mns; jetzt unbedingt wieder einmal nach der H. Arnvld'scheu „Sezessivnisten-Aus- stellung" am Altmarktc sehen. Einige „Mannen" schiversten Kalibers sind hier neuerdings eingetroffen, welche recht energisch in das Wesen dieser neuen Knnftbewegung einzuführen im Stande sind, und ich wünschte nur, die bei Lichtenberg schon seit längerer Zeit ausgehäugtcn 8—10 eigenartigen Wengels wären auch noch mit hier vereinigt, nm dem Beschauer die Möglichkeit zu geben, das gestellte Problem: Farben wirkung als Empfindung aus Licht und Luft, oder: Farbe, gesehen durch Luft-, reckt einheitlich und eindringlich einmal an einem Orte stadiren zu können. Picht weniger als 8 „Männer" haben sich dies mal zusammen gefunden: Hörmann, Kauwmaun, Saltzmann, Dettmann. V. Haberman», Liebermann, Eckmann, v. Hofmann — aus bereu Mitte vor Allem die drei zuletzt Genannten mit je einer bedentsameren Kollek tion von Schöpfungen hervorragen, wozu noch eine kleine Sonder ausstcllung von Gemälden Walter Leistikow's hinzutritt; man wird dieser Richtung darnach also „männliches" Wesen und „leistungsfähige Köpfe" znm Mindesten nicht mehr ganz absprechcn können. Bor Allem ist es Eckmann laus München» unter ihnen, welcher dem Zopf gar manche harte Nutz zu knacken anfgeben wied. Er hat eine eigene, ganz unnachahmliche Art, das abgestorbene nbstcrbende oder erst werdende Licht, den Morgen-, Abend- oder Waldesdämmer mit all' seinem poetischen Drum und Drau in feinsinnigen Tinten wiederzugcben; schon in München, diesen Sommer, hat er mit einigen kühnen Ver suchen von dieser Gattung — ich erinnere nur an die Dame mit rvther Mantille, welche im Abendroth an einem Teiche entlang schreitet — das gröhte Interesse erregt. Eine gewisse Kühle weht sreilich durch seine Fnrbenskalen und allerdings wird er darüber wachen müssen, das; diese entschiedene „Force" durch mamerirle Behandlung ihm mit der Zeit nicht etwa zum „Faible" wird, vor Allein, das; er sich nicht durch Seltsamkeiten, wie gesuchte Blümung der Kleider seiner Figuren, die einheitlichen Grundstimmungcu selber stört nnd so die ausgezeichnet gut angelegten Wirkungen nur »nieder durchkreuzt. Wenn er vollends auch ein, übrigens sehr anmuthiges Mädchcnporlrait durch die zwischen- liegende Lnftwand nur verdunkelt nnd unklar sieht, da wird's fatal, denn unwillkürlich legt man sich dann die Frage vor, ob der Schleier nicht am Ende in seinem eigenen Auge liegt. Nächst ihm zieht L. von Hofmann die Aufmerksamkeit ans sich. Er bevorzugt ja niit einer gewissen herbei; Entschiedenheit gelbe Töne, so dah er selbst Blau kaum ohne Durchsetzung mit diesen» Gelb lalso mit stark grünlichem Schimmer) mehr sehen kann, nnd in neuerer Zeit wollte mir überdies hin und wieder eine gewisse „Manie", die Farben in der Anordnung des RegenbvgcnS nebeneinander hinznstcllen nnd «Roth-Gelb-Grün- Blau) ineinander überschillern zu lassen, an ihm besonders auffallen. Auch an seiner kraftvoll aufgefahten, an die berühmten „Urmenschen" in Etwas anklingenden „Verführung" ist dies wieder der Fall. Aber es zeugt -och auch von groher, stark entwickelter Gesichts-Energie, das Licht sich also ungebrochen voll ausladen zu lassen; nnd wenn man