SCHMALFILMTECHNIK Die Grundlage der Kinotechnik, des bewegten Bildes, beruht auf einer Eigenschaft des menschlichen Auges, die uns kaum je bewußt wird, der Trägheit, mit der es ein Bild erfaßt. Werden dem Auge in kürze ren Zeitabständen als ein Zehntel Sekunden Bilder gezeigt, nimmt es keine Einzelbilder mehr auf, sondern verschmilzt diese Eindrücke mit einander. Eine Anzahl solcher Einzelbilder mit fortlaufenden Unter schieden erzeugen im Auge den Eindruck einer Bewegung; die Bilder gleiten ineinander über, genau wie bei einer schnellen Bewegung das Auge keine Einzelphasen sieht, sondern nur Fließendes. In die Praxis übertragen: Man stellt von einer Bewegung eine größere Anzahl Einzelbilder mit gleichmäßigen Zeitabständen her. Zur richtigen Wiedergabe der Bewegung müssen es mindestens zwölf bis fünfzehn Bilder in der Sekunde sein. Damit ist die Bewegung in viele Einzel bilder zerlegt, die dann in gleichen Zeitabständen nacheinander dem Auge dargeboten werden: es empfindet die Bilder nicht als Einzel bilder, sondern als Darstellung einer Bewegung. Daraus ergeben sich Aufnahmevorgang und Wiedergabevorgang, zwischen denen die Bearbeitung der Aufnahmen zum wiedergabereifen Film steht. Wir wissen schon, daß hier die Fotografie in starkem Maße mitwirkt. Die Kinotechnik ist ja aus der Fotografie heraus gewachsen. Sie benutzt die gleichen lichtempfindlichen Materialien, sie verwendet auch eine Kamera zur Aufnahme der Einzelbilder, einen Projektions apparat zur Wiedergabe der positiven Bilder und mechanisiert Auf nahmevorgang und Wiedergabevorgang so, daß an Stelle eines Einzelbildes, wie bei der Fotografie, eine große Anzahl von Auf nahmen in schnellem Wechsel gemacht werden. Darauf folgen rein fotografische Vorgänge, die dem Entwickeln und Kopieren eines Kleinbildfilmes oder eines Rollfilmes gleichen. Zur Wiedergabe ge hört ein Projektor, der die Einzelbilder in dem gleichen Zeitraum, in dem ihre Aufnahme vor sich ging, nacheinander auf eine weiße Fläche projiziert und damit dem Auge vermittelt. Daher gelten für die Aufnahme des Films technische Grundbegriffe, wie wir sie schon von der Fotografie her kennen. Dazu kommen aber viele rein filmische 347