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Ottendorfer Zeitung : 04.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191110040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19111004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19111004
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungOttendorfer Zeitung
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-04
- Monat1911-10
- Jahr1911
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- Ottendorfer Zeitung : 04.10.1911
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Kriegserklärung Italiens an äie Türkei. Mancherlei Vorgänge der letzten Tage haben dazu beigetragen, daß man in der Tripolisfrage jetzt einigermaßen klar sieht; denn schließlich konnte die italienische Regierung nicht gut sagen, sie wolle Tripolis besetzen, weil nach der ^Besetzung Ägyptens durch England und Algiers, Tunesiens und Marokkos durch die Franzosen kein Fleckchen des ersehnten Nord- asrika mehr verbleibt, sie mußte einen Rechts- grcknd für ihre Expedition nach Tripolis an- sühren, damit das Völkerrecht nicht verletzt werde. Der italienische Minister San Giuliano hat deshalb eine Note nach Konstantinopel ge richtet, die folgenden Wortlaut hat: „Während einer langen Reihe von Jahren hat die italienische Regierung niemals aufgehört, der türkischen Regierung vorzustellen, daß es durch aus notwendig sei, dem Zustande von Unord nung und Vernachlässigung, in dem Tripolis und Cyrenaika von der Türkei gelassen wurden, ein Ende zu machen, und daß diese Gegenden der gleichen Wohltaten des Fort schrittes, wie die übrigen Teile Nordasrikas, ualhastig würden. Ein solcher Wechsel, der sich auf die allgemeinen Forderungen der Zivilisation gründet, stellt für Italien ein Interesse erster Ordnung dar, angesichts der geringen Ent fernung, die diese Gegenden von den italienischen Küsten trennt. Anderseits stellen die Nach richten, die die königliche Regierung von ihren Konsularagenten in Tripolis und Cyrenaika erhält, die Lage als außerordentlich ernst dar iniolge der Bewegung gegen die italienischen Untertanen, die augenscheinlich von Beamten und andern behördlichen Organen hervorgerufen ist. Diese Bewegung bildet eine große Gefahr nicht nur für die Italiener, sondern auch für die Fremden jeder Nationalität, die mit Recht beunruhigt und besorgt um ihre Sicherheit sind und Tripolis zu verlassen anfangen. Die An kunft der türkischen Militärtransporte in Tripolis, auf deren ernste Folgen die italienische Regie rung die türkische vorher aufmerksam zu machen nicht verfehlt hat, kann nur die Lage verschlim mern und legt der königlichen Regierung die unbedingte Verpflichtung auf, den daraus drohenden Gefahren vorzubeugen. Die italieni sche Regierung, die sich gezwungen sieht, von nun an an den Schutz seiner Würde und seiner Interessen zu denken, ist entschlossen, zu einer militärischen Besetzung von Tripolis und Cyrenaika zu schreiten. Diese Lösung ist die einzige, die für Italien in Betracht kommt, und die kaiserliche Regierung mag demzufolge An ordnungen treffen, daß dieser Schritt bei den gegenwärtigen türkischen Vertretern in Tripolis auf keinen Widerstano stoße, und daß die aus ihr sich ergebenden Maßnahmen ohne Schwierig keit getroffen werden können. i. Wettere Abmachungen können von den Regierungen festgelegt werden, um die Lage endgültig zu regeln." — Das ist eine Sprache, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, ein Ultimatum in aller Form. Daß Italien im Einverständnis mit England und Frankreich handelt, bedarf keines besonderen Beweises. Schon 1904, als Eng land und Frankreich das Abkommen über Ägypten und Marokko trafen, wurde das miß trauische Italien, das sich als Mittelmeermacht von der Aufteilung Nordafrikas ausgeschaltet sah, von beiden Mächten auf Tripolis vertröstet, und wenn jetzt auch beide Mächte wohlweislich im Hintergrund bleiben, so ist doch gar kein Zweifel, daß die neue Extratour Italiens mit ihrem stillschweigenden Einverständnis ge schieht. Italien will jetzt seine Bezahlung für Algeciras, wo ihm, als es gegen Deutschland stimmte, nochmals ein Wechsel auf den späteren Besitz von Tripolis ausgestellt wurde. In Frankreich macht man zwei Kreuzer reisefertig, um „die Interessen der französischen Staats ¬ angehörigen zu schützen, falls es zu einem be waffneten Konflikt kommt". Man rechnet also mit Sicherheit auf einen türkisch-italienischen Krieg. In England aber beschäftigt sich die Presse eingehend mit dem „Erfolge der eng lischen Diplomatie". Und in der TatI Die Aufrollung der Tripolis-Frage just in diesem Augenblick ist ein feiner Schachzug der englischen Diplomatie gewesen. Der Re gierung nahestehende Blätter verhehlen ihre Genugtuung darüber nicht, daß Deutschland durch Italiens Vorgehen in eine Zwickmühle gekommen ist, aus der ein Entweichen ohne irgendeinen wie auch immer gearteten Verlust schier unmöglich erscheint. Wie sich auch Deutschland entscheiden "mag, ob es vermittelt oder neutral bleibt, ob es'sich für Italien oder für die Türkei erklärt, es verliert entweder Italiens Bundesgenossenschaft, oder aber die in zwanzigjähriger Arbeit errungene Freundschaft der aufstrebenden Türkei. Alle Versuche, den Dreibund zu sprengen, waren ungefährlich gegenüber diesem neuesten Konflikt. Ange nommen, die Frage würde zugunsten Italiens entschieden, so hätte Italien ungeheuer viel zu tun und sein Wert für den Dreibund wäre bedeutend vermindert, und das erst recht, wenn das Schwert die Frage entscheiden soll. Aber auch sür die Türkei, an deren Blühen und Gedeihen England angeblich immer ein lebhaftes Interesse gezeigt hat, wird der Aus gang in jedem Falle überaus folgenschwer sein — und nicht ohne Grund sagen englische Blätter im voraus, daß eine diplomatische Niederlage oder der Verlust eines Krieges die Türkei zwingen würde, ihre Großmachtstellung aufzugeben, denn Mazedonier, Albanier und Kreter würden sofort den Augenblick benutzen, um mit ihrer Unabhängigkeitserklärung das Türkenreich zu zertrümmern. Mag man sich auch in England und Frankreich bemühen, Deutschlands Vorgehen in Agadir als Veranlassung der Aufrollung der Tripolisfrage hinzustellen, die Wahrheit ist doch, daß dieser Streich von England und Frankreich seit langer Zeit vorbereitet ist. Der Triumph der eng lischen Presse verrät das Spiel. Herr Kiderlen- Wächter steht nun vor einer neuen schweren Aufgabe. Die Friedensfreunde im Lande werden auch jetzt wieder sich für Deutschlands unbedingte Neutralität begeistern; sie werden auch jetzt, nachdem sich das Dunkel der englisch französischen Pläne gelichtet hat, für die deutsch englische Verbrüderung und für die deutsch französische Verständigung schwärmen. Nur daß die Zahl ihrer Anhänger unter der Wucht der Ereignisse merklich zusammenschrumpsen wird. N. v. * * * Das kaum Faßbare ist Ereignis geworden. Italien hat der Türkei den Krieg erklärt. Aus Rom wird dazu berichtet: Da die türkische Regierung die in dem Ultimatum enthaltenen Forderungen Italiens nicht angenommen hat, besteht zwischen Italien und der Türkei seit dem 29. September, nachmittags 2V- Uhr, Kriegszustand. Die italienische Regierung wird für die Italiener sowie für die Angehörigen der andern Nationalitäten in Tripolis und Kyrenaika mit allen ihr zur Ver fügung stehenden Mitteln Sorge tragen. Die Blockade der ganzen Küste von Tripolis und Kyrenaika ist den neutralen Mächten sofort mit geteilt worden. Italien hat unmittelbar nach der Kriegserklärung den Versuch gemacht, sich des Streitobjektes zu bemächtigen; denn aus Tripolis wird berichtet, daß ein Schiffsleutnant als Unterhändler gelandet sei und unter dem Schutze der weißen Flagge den türkischen Behörden die Aufforderung zur Übergabe des Platzes überbracht habe. Die türkischen Behörden haben die Übergabe der Stadl ab gelehnt. Somit ist die Eröffnung der, Feind ¬ seligkeiten jeden Augenblick zu erwarten. Uber den Ausgang des Krieges läßt sich schwer etwas sagen. Freilich zur See werden die Türken kaum irgendwelche Erfolge erringen können. Denn Italien kann den wenigen türkischen Schiffen, deren Seetüchtigkeit und Kampfbereitschaft zum Teil sehr zweifelhaft ist, über hundert Kriegsschiffe entgegenstellen, darunter acht Linienschiffe und neun Panzerkreuzer. Anderseits ist kaum die Möglichkeit gegeben, daß die Türkei mit einem Landheer dem bedrängten Tripolis zur Hilfe kommen kann, denn der Weg würde durch Ägypten führen. Nun ist zwar der Sultan noch formeller Oberherr Ägyptens, aber England hat schon wiederholt den türkischen Truppen das Betreten ägyptischer Erde ver weigert. Es wird sich auch diesmal kaum anders entscheiden, obwohl man auf Überraschungen gefaßt sein kann; denn während die englische Regierung durch ihre ganze Politik seit 1901 Italien in dem Glauben bestärkt hat, daß es eine italienische Besetzung Tripolis nicht hindern werde, schlägt jetzt die halbamtliche Presse wesenstich andre Töne an. Man darf daher auf den Verlauf der Dinge gespannt sein, um so möhr, als die Gefahr vorliegt, daß auch andere Gebietstelle der Türkei von dem Brande erfaßt werden. Polirilcke Kunälckau. Deutschland. * K a i s erW ilh e l m wird am 1. November in Begleitung der Kaiserin und der Prinzessin Viktoria Luise der Einweihung der neu erbauten evangelischen Kirche in Ratibor beiwohnen. *Von den drei strittigen Punkten, die den Abschluß derd eu ts ch - fr a nz ö s i sch e n Ver ein b a r u n g e n über Marokko bisher ver zögert haben, ist der eine durch Vergleich bei gelegt worden. Die meisten Schwierigkeiten macht bei den Verhandlungen die Einigung über die Konsulargerichtsbarkeit, doch hofft man sowohl in Paris wie in Berlin auch hier noch zu einem Wortlaut zu kommen, der beide Teile befriedigt. — Die Kongo-Verhandlungen dürften nach der Meinung in Berliner Regierungskreisen etwa 14 Tage dauern, so daß der am 17. Oktober zusammentretende Reichstag mit dem Wortlaut des endgültigen Marokko-Abkommens bekannt gemacht werden kann. *Mit Rücksicht auf die zunehmende Aus breitung der Cholera in Italien hat der Reichskanzler angeordnet, daß alle aus italienischen Häfen kommenden Schiffe und ihre Insassen bis auf weiteres vor der Zulassung zum freien Verkehr ärztlich zu untersuchen sind. * Bei der Reichstags-Stichwahl in Düsseldorf wurde der Sozialdemokrat Karl Haberland mit einer Mehrheit von 3389 Stimmen gewählt. Er erhielt 39 283, der Zentrumskandidat Dr. Friedrich 35894 Stimmen. Ungültig waren 26 Stimmen. Frankreich. * Infolge der Vernichtung des Panzers „Libertö", die den Verlust von 200 Menschen leben zur Folge hatte, sieht sich Marinemiuister Delcasfö in einer peinlichen Lage. Alle Welt, auch seine Ministerkollegen, geben ihm die Schuld an der folgenschweren Katastrophe, weil er dem Admiral Bellue, dem Kommandanten des zweiten Geschwaders, befahl, die von diesem ins Werk gesetzte Ausladung bedenklicher Pulversorten aus allen vor Toulon liegenden Kriegsschiffen zu unterbrechen. Der Marineminister beharrt auch jetzt noch entgegen Bellue darauf, daß alle Pulversorten einwand frei seien, während man allgemein zu der Annahme neigt, daß eine durch Selbstentzündung entstandene Pulverexplosion das Unglück herbei geführt hat. Herrn Delcassös, des Viel gepriesenen, Tage scheinen gezählt zu sein. Ruhland. *Der neue Marineminister Grigorowitsch hat einen Plan zur Erneuerung der russischen Flotte ausgearbeitet, der in 8 Jahren 1V- Milliarden neu anfordert. Der Plan soll bereits vom Zaren genehmigt sein. — Der russische Marineetat sür 1912 weist eine Steigerung der Ausgabe von rund 123 Millionen Mark auf, sodaß im ganzen jetzt rund 361 Millionen angesetzt sind. Balkan staaten. * Der Besuch König Peters von Serbien in Paris ist auf den 27. Oktober festgesetzt worden; die Besuche an den Höfen von Wien und Berlin sollen erst im kommenden Frühjahr staltfinden. ———-SS Vie äeutlcken Kolonien. Im Reichskolonialamt hat die vom Staals« sekretür Dr. v. Lindequist ins Leben gerufene „Ständige wirtschaftliche Kommission der Kolo- nialverwaltung" ihre erste Tagung abgebasten. In seiner Eröffnungsrede führte der ^Staats« sekretär u. a. aus: „Der Gedanke, der mild bei der Bildung der Kommission geleitet har, ist ein doppelter gewesen: einmal mir in be sonders wichtigen wirtschaftlichen Fragen den Rat von namhaften Vertretern der Handels und industriellen Kreise unsres Vater landes zu sichern, und sodann eine engere Verbindung zwischen dem Handel und der Industrie einerseits und Kolonial wirtschaft andrerseits zu deren gegenseitige« Nutzen herbeizufuhren. Eine solche besteht be reits seit einer Reihe von Jahren zwischen der Kolonialverwaltung und der hiesigen Landwirt schaft, insbesondre dem Deutschen Landwirt- schastsrat und der Deutschen Landwirtschaits- Gesellschaft, und ist für die Kolonien in vieler Beziehung, namentlich auch bei der Organisation des landwirtschaftlichen Versuchswesens von großem Vorteil gewesen." Der Redner führte weiter aus, wie unsre Schutzgebiete von Jahr zu Jahr eine größere Bedeutung gerade für unsre Industrie und unsern Handel gewinnen. Nach wie vor betrachte er es als eine der wichtigsten Aufgaben der Kolonial verwaltung, unsern heimischen Markt mehr und mehr unabhängig vom Auslande zu machen. „Eine wesentliche Voraussetzung für die Hebung der Produktion", so erklärte er, „ist die Schaf fung guter Verkehrsmittel. Deswegen wird die so glücklich von meinem Vorgänger begonnene Eisenbahnpolitik energisch fortgesetzt. In Er gänzung derselben ist von mir ein ausführliches Programm zur Hebung der kolonialen Plantagen-, Farm- und Eingeborenenwirtschaft für die afrikani schen Kolonien aufgestellt und bereits in der Aus führung begriffen. Der Handel ist in sämtlichen Kolonien in erfreulicher Zunahme, insgesamt ist er im letzten Geschäftsjahr um 31,4 Prozent gestiegen. So hat er im Jahre 1910 gegen das Jahr 1909 in Ostafrika und Kamerun um je 12 Millionen zugenommen und ist damit in Kamerun auf 45, in Ostafrika auf 59 Millionen gestiegen, mährend Südwestasrika eine Steige rung von 22 Millionen aufweist, wogegen sich allerdings in diesem Schutzgebiet die Bilanz des ersten Vierteljahres des Jahres 1911 verschlechtert hat. Mit geringen Steige rungen folgen dann Neuguinea mit sechs Millionen, Togo, das 1910 besonders unter dem Wetter zu leiden hatte, und Samoa w" je dreiviertel Millionen; das bedeutet alles w allem eine Zunahme unsres gesamten Kolonial' Handels im Jahre 1910 um rund 54 Millionen, so daß der Gesamthandel mit unsern Kolonien nunmehr 232 Mill. Mk. beträgt." Der Staats sekretär erklärte ferner, daß die Kakao-Ausfuhr sich gut entwickelt, der Kaffee sei jedoch na« immer ein Schmerzenskind. Die Versuche mit dein Tabakbau seien aussichtsreich, die letzten liefen ein brauchbares Deckblatt erhoffen. Für die Wollschafzucht eigne sich Südwest und dec Norden Ostafrikas. Die Diamantenförderung in Südwestafrika werfe noch immer bettächt' liehen Gewinn ab, wenn auch die hochgespannten Erwartungen sich bei weitem nicht erfüllt Haden- Bon größerer Bedeutung für unsre Jnvustne sei aber das Kupfer-Vorkommen daselbst,-wem voll auch die Marmorbrüche. In der Südse fei deutsches Kapital sehr erfolgreich an d» Ausbeutung der reichen Phosphatlager betenO Die Verwaltung werde ernste und solide Unitt' nehmungeu, die gleichzeitig den Kolonien niWW unterstützen, monopolarüge Rechte ferner abe nicht mehr verleihen. O kmäesliebe. üj Roman von Rolf Cormans. lForlseynilci. „Du würdest dann nicht einmal allzu tief in der Achtung oes Professors sinken, und jedenfalls würde der Inhalt deines Briefes als ein unverbrüchliches Geheimnis in seiner Brust begraben bleiben. Denn sein Wohlwollen für dich ist ebenso groß wie seine Abneigung gegen mich. Er hat erst kürzlich bewiesen, wie hoch er dich schätzt, als er dich zum Leiter der chirur gischen Abteilung seines Krankenhauses machte, obwohl sein nächster Blutsverwandter, sein eigener Schwestersohn, Doktor Reifferscheidt, dem Konkurrent bei der Bewerbung war. Ich bin gewiß, daß er dir unbedenklich hundertmal Schlimmeres verzeihen würde, als eine aus Sohnesliebe begangene Verirrung. Und wie hoch müßtest du dann in seiner Schätzung steigen, wenn du nach meinem Tode stolz vor ihn hinträtest, um ihm die Wahrheit zu ent hüllen I Denn ich verlange ja nicht, daß du dich auch über mein Grab hinaus für mich opferst, und ich würde dir selbstverständlich eine Möglich keit schaffen, nach meinem Ableben deine Unschuld durch mein eigenes Zeugnis zu beweisen. Ich bin bereit, dir gleich in dieser Stunde ein unum wundenes schriftliches Bekenntnis zu übergeben, von dem du Gebrauch machen kannst, wie und wann es dir beliebt." Zweimal hatte Walter vergeblich versucht, die ungestüm hervorgesprudelte Rede des Negie- rnngsrates zu unterbrechen; erst als dem Sprechenden plötzlich der Atem versagie — an scheinend infolge eines heftigen körperlichen Schmerzes, da er aufstöhnend mit beiden Händen nach dem Herzen fuhr — war es seinem Sohne möglich, ihm zu antworten. „Laß es genug sein mit diesen Überredungs versuchen, Vater! Sie vermehren nutzlos deine Qual wie die meinige. Morgen, wenn die erste Erregung vorüber ist, wirst du selbst einsehen, daß du Unmögliches von mir ver langtest!" „Morgen? — Es gibt kein Morgen mehr für mich, wenn ich so von dir gehen muß. Den Verdächt wenigstens, daß ich dir hier eine Komödie vorgespielt hätte, wirst du mir in deinem Herzen abzubitten haben." Doktor Gernsdorff schwieg. Der Regierungsrat wäre durch nichts mehr gehindert gewesen; aber er machte doch nur zwei zögernde Schritte nach der Tür hin und blieb dann stehen. „Ich weiß, daß es ein verlorenes Bemühen wäre, an dein Mitleid für meine Frau zu appellieren : du hast ja von jeher nur Haß gegen die Stiefmutter empfunden. Aber vielleicht kann dich das Schicksal deiner armen, schuldlosen Schwester rühren. Ich brauche dir nicht zu jagen, was es in ihrer gesellschaftlichen Stellung bedeutet, die Tochter eines Selbstmörders zu heißen. Und ich lebte bisher in dem Glauben, daß du sie aufrichtig lieb hättest." „Tie Folgen der wahnwitzigen Handlung zu bedenken, mit der du mir drohst, ist deine Sache, Vater, nicht die -meine. Gerade die R-"'ckncht-ans-Fran-nnd -Lachter sollte—dich zu der Erkenntnis führen, daß du im Begriff bist, aus deiner vielleicht noch verzeihlichen Ver irrung ein unverzeihliches Verbrechen werden zu lassen." Nun mußte Ludwig Gernsdorff wohl endlich erkennen, daß es hier keine Hoffnung mehr für ihn gab, und mit einem Male gab er die Haltung des demütig Bittenden auf. Mit zuckenden Lippen und geballten Fäusten trat er vor den andern hin. „Wagst du es, so zu mir zu reden ? Glaubst du in deinem herzlosen Tugenddünkel, den eigenen Vater in den Staub treten zu dürfen — du, der doch allein die ganze Last der Ver antwortung dafür zu wagen hat, daß es dahin kommen konnte — du, ohne dessen Verschulden ich niemals zum Verbrecher geworden wäre?" „Das sind unsinnige Anklagen, Vater, und sie können mich nicht berühren. Was ich vor zwei Monaten getan habe, und was ich jetzt tue, würde ich in derselben Lage immer wieder tun müssen. Es gibt eben gar keine andre Möglichkeit für mich." „Ah, ich spreche nicht davon, wenn ich dich den Urheber meiner Schuld und meines Unglücks nenne. Der Tag, an dem du mir zum Ver hängnis wurdest, liegt viel Wetter zurück. Aber ich glaub' dir's wohl, daß du dich in deinem Redlichkeitshochmut seiner heute nicht gern er innerst." Es war unverkennbar, daß diese letzten Worte einen starken Eindruck auf den jungen Arzt ge macht hatten. „Was soll das heißen, Vater?" fragte er. „Es gibt nur ein einziges Ereignis in meinem Leben, an das du dabei denken konntest, und ich habe meines Wissens niemals versucht, sie Erbärmlichkeit zu beschönigen, deren ich uff« damals schuldig gemacht. Aber es sind beinah acht Jahre seitdem vergangen; in welchem Zu sammenhang also könnte es mit den jetzigen Vorkommnissen stehen?" „In dem engsten, der sich denken läßt —>" dem Zusammenhänge von Ursache und Wirkung/ Denn ohne die Tat, zu der ich damals dur« dich gezwungen wurde, wäre auch alles weitere nicht geschehen." „Das kann ich nicht verstehen. Was '»r eine Tal ist es, von der du sprichst? Ich Hane einen leichtfertigen Streich begangen, nein, mew als das: eine Schlechtigkeit. Denn ich Habe rs nie sür eine Entschuldigung gehalten, daß zum ersten und einzigen Male in meinem Lebe» beinahe sinnlos betrunken war, als ich wi» verleiten ließ, mich an den Spieltisch zu sepe» und eine Summe zu verlieren, die ich nicht ve- zahlen konnte, da ich ja nur ein Student oßw alle eigenen Mittel und ganz auf deine Unter stützung angewiesen war. Ich habe iwE meines schmachvollen Zustandes keine Erinnerung an die Vorgänge in jener Nacht behalten: aber der Zettel, den man mir am nächsten Tage vor wies, und auf dem ich mich mit meinem ElM- wort verpflichtet hatte, meine Spielschuld inner halb eines Zeitraumes von zweimal vierundzwanW Stunden zu entrichten,'trug unverkennbar meine Schriftzüge. . „Damals hatte auch ich mit der Versuchung schwer zu ringen, die in der Vorstellung eines erlösenden Pistolenschusses lag, und ich wieder hole, daß es einzig eine Folge deiner Erziehung ^ite, , ?Ung auf l Kateri Ne V Mcht Wahr Ees: sage habe ni nur Tais . b dam ^gleiten r NLi -Das w Mete Gerüc ätsche Mar Wer Kriegssi Mort erha! Mittung un "«Handlungen . — Die Ve Mdesstaaten, Men, werdei Wen. Es Frage der gliche -Lludi Mrung der W erinssenci Wer Ertennt A. der Enti Menscha'l ir l^chgemacht h <°en Halbjahi if erfoiderlich Edierenden ^zubauen. Mienzeit m Wen. Dur iachdienlic Mhrens wu Utung des re He Zest gewc Von X Zum D Hinrich, ll Wzen Heinri Mn sich die W des dortil "/Neben deni i Wellung dk Uuffeurs H Wz Heinrich An Cassebo Mem Glü-t Milt, hat t Mn Adlerorl Vrastnaln die Te Sammlung i Agernieisterei Moffeln zur Wügung zu 52 Stund flossen. S Eßen war Baubetriebes abgeschuitt nach kur^ An sich de ^e Schwieri A 52stündig! 'den konmen . Bei einer °mmen. I Mienstübunc E die Expl ^otfizier H Herzgegend k Die erste Melsteinbahi Mralm dem Meb bis zur Üz^sberühm M eröffnet. Mndler Ge Wunenburt . Ziener G Mnot. D Achen Haup M macht, d Ebenem Ei Mstne Logis Ban^ i^ohnuugsn E wirft ein tzj diesejem i E bauen, W'Pte-Gesell Mn Bomge wenn ich Eging. Ick iMd erklärte E Handlu 1 »Indem du -iE es iE Denn Mr dich einz Mösen? I End überdies H im Pol E würden E Mich aus E Schicksal seicht nicht ^Merdiene. kMumme mr ^Werden, u En wenigen Een durfte, V I!- > meiner Zutun
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