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Ottendorfer Zeitung : 22.11.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191111228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19111122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19111122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungOttendorfer Zeitung
- Jahr1911
- Monat1911-11
- Tag1911-11-22
- Monat1911-11
- Jahr1911
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- Ottendorfer Zeitung : 22.11.1911
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f^Lckklänge. Während sich die französische Kammer auf die große Marokkodebatte vorbereitet, beschäftigt sich die Budgetkommission des Deutschen Reichs tages eingehend mit den Bestimmungen der neuen Verträge. Dabei ergeben sich allerlei interessante Neuigkeiten. So teilte der Staats sekretär des Äußeren folgenden Zusatz zu dem Marokko - Vertrage vom 4. d. Mts. mit: In einem Notenwechsel zwischen dem Staatssekretär des Äußeren Herrn v. Kiderlen - Wächter und dem Botschafter der französischen Republik Herrn Jules Cambon ist zum Ausdruck gebracht wor den, daß, falls Deutschland Spanisch-Guinea, das im Süden Kameruns gelegene spanische Gebiet, die Insel Corisco und die Elobay- Jnseln zu erwerben wünschen sollte, Frankreich bereit ist, zugunsten Deutschlands auf die sich aus dem französisch - spanischen Vertrage vom 27. Juni 1900 ergebenden Vorzugsrechte zu verzichten. Dagegen hat Deutschland erklärt, sich nicht an den besonderen Abmachungen be teiligen zu wollen, die Frankreich und Spanien etwa miteinander über Marokko treffen sollten. Es herrschte dabei Übereinstimmung darüber, daß unter Marokko derjenige Teil von Nord afrika zu verstehen ist, der zwischen Algier, Französisch-Westafrika und der spanischen Kolonie Rio de Oro liegt. Im Anschluß an diese Mit teilung entwickelte sich eine längere Debatte über den Begriff: Vorkaufsrecht. Dazu bemerkte Staatssekretär v. Kiderlen- Wächter, daß ein Vorkaufsrecht selbstverständlich keine Verpflichtung einschließe. Es sei aber damit die Möglichkeit gegeben, zu verhindern, daß sich andre Mächte in dem Gebiet festsetzten, über das ein Vorkaufsrecht erworben sei. In den Verhandlungen mit Frankreich sei die Frage, ob Spanien die Neigung zu Abtretungen an uns habe, nicht erörtert worden. Diese Ver handlungen wären dazu auch nicht die passende Gelegenheit gewesen. Mit Spanien seien Ver handlungen in dieser Frage bisher gleichfalls nicht geführt worden. Staatssekretär v. Kiderlen- Wächter wies weiter daraus hin, daß Spanien nicht in der Lage sei, die Gebiete, auf die wir ein Vorkaufsrecht haben, andern Mächten billiger anzubieten als dem Deutschen Reiche. Im Zu sammenhang mit dieser Angelegenheit wurde auch die Frage des französischen Vorkaufsrechts auf Belgisch-Kongo berührt. Staatssekretär v. Kiderlen - Wächter erklärte, daß die Art dieses französischen Vor kaufsrechts eine ziemlich umstrittene Sache sei. Die Belgier hätten stets daran festgehalten, daß es sich hier um ein persönliches, nicht über tragbares Recht Frankreichs handle. Auf eine nähere Erörterung dieser Frage könne man sich nicht einlassen. Man habe Wert darauf ge legt, festzulegen, daß Deutschland berechtigt sei, mitzufprechen, wenn einmal über GebietS- vcränderungen im internationalen Kongobecken verhandelt werden sollte. Dieses Recht habe Frankreich der deutschen Regierung ausdrücklich eingeräumt. Auf eine Anfrage kam dann Herr v. Kiderlen-Wächter noch einmal auf das Gerücht zurück, daß Deutschland zurückgewicheu sei. Er bemerkte dazu: Anfangs des Jahres fei die französische Regierung an die deutsche Regierung mit der Anregung herangetreten, in Ausführung des Abkommens vom Februar 1SOS eine Verständigung herbeizuführen. Der Gedanke war der, daß die beiden Regierungen die Interessenten zu einer Verständigung unter einander anhalten sollten. Diejenige Gruppe, die jedesmal den Zuschlag erhielte, sollte 30 Prozent an die Gruppe des andern Landes abgeben. Es haben dann Ministerwechsel stattgefunden, und die Sache sei nicht mehr be rührt worden. Bei den Marokkoverhandlungen sei sodann von deutscher Seite auf die fran zösische Anregung zurückgegriffen worden. Es wurde eine Jntereffenteilung vorgeschlagen dergestalt, daß bei Bauten, die ein französisches Interesse beträfen, den Franzosen 70 Prozent, den Deutschen 30 Prozent zufallen sollten, umgekehrt in dem Minengebiet, wo die deutschen Interessen vorwalten, den Deutschs« 70 Prozent, den Franzosen 30 Prozent. Diese Vereinbarung sei aber nicht abgeschlossen worden, weil der französischen Negierung Bedenken kamen, daß ihr im eigenen Lande Vorwürfe wegen Begünstigung gewisser Gruppen gemacht werden könnten. — Die eingehende Besprechung des Vertrages in der Kommission läßt immer deutlicher erkennen, daß Deutschlands Unter händler von vornherein einen schweren Stand hatte, und daß unter den einmal gegebenen Verhältnissen das Mögliche erreicht worden ist. Politische Aunälckau. Deutschland. * An der Berliner Börse war dieser Tage das Gerücht verbreitet worden, der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg habe sein Ent lassungsgesuch eingereicht. Es stellte sich aber sofort heraus, daß diese Meldung völlig gegenstandslos war. * Nach den vorläufigen Bestimmungen, die im Seniorenkonvent getroffen worden sind, sollen die Arbeiten des Reichstages am 5. oder 6. Dezember beendet sein. *Die von verschiedenen Blättern aufgestellte Behauptung, daß das Arbeitskammer gesetz noch in der laufenden Tagung des Reichstages verabschiedet werden soll, trifft nach der ,B. B.-Ztg/ nicht zu. Bekanntlich hat der Entwurf bei der zweiten Lesung Bestimmungen erhalten, die ihn für die verbündeten Regie rungen unannehmbar machen würden. Eine Verständigung über diese Meinungsverschieden heit ist mit den Mehrheitsparteien des Reichs tages aber nicht erzielt worden. Abgesehen davon, hat der gesetzgeberische Plan in den Kreisen sowohl der Arbeitgeber wie auch der Arbeitnehmer so entschiedenen Wider spruch erfahren, daß eine emeute Prüfung der Frage geboten erscheint, ob das mit dem Gesetzentwurf verfolgte Ziel der Besserung des Verhältnisses von Arbeitgebem und Arbeit nehmern auf diesem Wege wirklich zu erreichen ist, oder ob nicht vielmehr dazu andre geeignetere Wege einzuschlagen sein würden. Auch aus diesem Grunde erscheint die Verabschiedung des Gesetzes in der lausenden Tagung ausge schlossen. Frankreich. *Der König von Serbien, dessen schon seit geraumer Zeit beabsichtigter Besuch in Paris wiederholt aufgeschoben wurde, ist jetzt in der französischen Hauptstadt eingetroffen. Präsident FaWres, die Minister und die Präsi denten des Senats und der Deputiertenkammer waren zur Begrüßung am Bahnhof erschienen. Die Bevölkerung hieß den König, zu dessen Ehren die Pariser Garnison Spalier bildete, auf seiner Fahrt vom Bahnhof zum Ministerium des Äußeren durch Zurufe willkommen. Bei seiner Ankunft vor dem Ministerium stieß sich König Peter an der Wagentür das rechte Knie, wodurch er eine unbedeutende Quetschung erlitt. Der König stattete nach seiner Ankunft dem Präsidenten FaWres einen Besuch ab, der ihm als ehemaligem Mitkämpfer in der französischen Armee das erste Exemplar der Erinne rungsmedaille von 1870/71 überreichte. * Die Kommission für auswärtige Angelegen heiten hat jetzt die Prüfung der Artikel des deutsch-französischen Abkommens vorgenommen. Mehrere Redner betonten dabei die ungenaue Fassung des Abkommens hinsichtlich der Ausdehnung der Gebiete, die dem Einfluß Frankreichs unterworfen seien, und wiesen darauf hin, daß die Bestimmungen der Algeciras-Akte über die Tätigkeit der Inter nationalen Bank aufrechterhalten seien, was einer französischen Schutzherrschaft hinderlich sei. In der Kommission teilte der Regierungsvertreter mit, daß England und Rußland ihre Zu stimmung zu dem Abkommen erteilt hätten. Asien. * Von allen Sorgen, die China bedrücken, ist wohl augenblicklich die Geldfrage die schlimmste. Die Regierung ist nämlich nicht imstande, für diesen Monat die Anleihe zinsen zu bezahlen. Auch in diesem Falle hofft man aufIuanschi kai, der sich bemüht, eine neue Anleihe abzuschließen. Ob ihm das freilich gelingen wird, solange der Aufstand dauert, ist zweifelhaft. Aus ciem Aeickstage. Der Reichstag setzte am Donnerstag die zweite Lesung der Vorlage zur Erhebung von Schiffahrts abgaben fort. Es waren zumeist Gegner der Vor lage, die zu Worte kamen. Namentlich waren es sächsische Abgeordnete, die dem einmütigen Wider stand ihres Heimatlandes gegen die Stromzölle Aus druck verliehen: die Abgg. Heinze (nat.-lib.), Günther (fortschr. Vp.) und Stolle (soz.). Abg. Winkler (kons.) empfahl statt des Antrages v. Strombeck, der die Begriffsbestimmung der künst lichen Wasserstraßen in den Artikel 1 übernehmen wolle, den neu eingebrachten Anttag Zehnter anzu nehmen, nach dem von einer solchen Begriffs umgrenzung völlig Abstand zu nehmen sei. Ministerial direktor Peters zeigte gegenüber den Abgg. Heinze und Günther, daß von den Schiffahrtsabgaben eine Verteuerung der Lebensmittel nicht zu befürchten sei. Bayrischer Regierungskommissar v. Graßmann suchte die Zustimmung Bayerns zu der Vorlage mit der gründlichen Änderung zu erklären, die diese er fahren habe. Abg. Graf Praschma (Ztr.) fragte an, ob jetzt auch die Oderregulierung oberhalb Breslaus geplant sei. Preußischer Eisenbahnminister v. Breitenbach bejahte dies. Abg. Hahn (kons.) trat der Auffassung entgegen, als bringen die Schiff fahrtsabgaben eine Brotverteuerung. Abg. Frank (soz.) wiederholte die Auffassung, die Schiffahrts abgaben seien nur erstrebt worden, um die Getreide einfuhr zu erschweren. Nach weiterer Debatte wurde der grundlegende Artikel 1 der Vorlage (Verfassungs änderung) mit großer Mehrheit angenommen, der erste von der Kommission eingefügte Artikel 3 a (Um grenzung des Begriffs: künstliche Wasserstraßen) hin gegen abgelehnt. Am 17. d. Ms. wird die Einzelberatung der Vorlage zur Erhebung vonSchiffahrts- abgaben fortgesetzt. Artikel 2 regelt die Organisation der Stromver- bände für Rhein, Weser und Elbe. Ein Antrag Dahlem (Zentr.) will die Lahn kanalisierung, je ein Antrag des Abg. Basser mann (nat.-lib.) und der Sozialdemokraten die Mosel- und die Saarkanalisterung in das Bauprogramm ausge nommen wissen. Abg. Giese (kons.): Wir sächsischen Konservativen sind gestern verschiedentlich provoziert worden. Wir glauben aber nicht nur, daß die Vorlage für die sächsische Industrie schwere Gefahren bringt, sondern wir teilen auch die verfassungsrechtliche« Bedenke«, die wiederholt hervorgehoben sind. Ebenso wie Artikel 1, werden wir auch Artikel 2 ablehnen. Abg. Böhle (soz.): Wir fordern die Kanali sierung von Mosel und Saar. Deutschland sollte sich die Erze von Frankreich und Lothringen viel mehr dienstbar machen. Die preußische Regierung lehnt unsre Forderung aus Rücksicht auf die nieder rheinische Industrie ab. Aber die Regierung hat doch die Gesamtinteressen zu vertreten. Wo bleibt hier übrigens die elsaß-lothringische Regierung? Abg. B asfermann (nat.-lib.): Über die Be deutung der Industrie an der Mosel und Saar braucht man nicht erst zu reden. Warum soll dieses Gebiet von der Wohltat der Ausnahme in das Bau programm ausgeschlossen sein? Man biete doch Gerechtigkeit für alle Landesteile. Am Rhein wird durch die Abgaben vorwiegend der Mittelstand ge troffen. Um so mehr sollte man das Programm nicht einseitig entwerfen. ' --- . . ' Abg. Sommer (fortschr. Vp.): Mein Anttag bittet.die Kanalisierung der Saale nicht von der Abzweigung des Leipziger Anschlußkanals, sondern schon Von Weißenfels ab vorzusehen. Die auf strebende Stadt Weißenfels kann diese Berücksichti gung verlangen, auch wegen der Kohlenfelder bei Zeitz und der neuerschlossenen Kalifelder. Preußischer Minister v. Breitenbach: Die Anträge für die Mosel und Saar wollen eine grund sätzliche Änderung der Vorlage und werfen die finan ziellen Berechnungen über den Haufen. Die be sondere Bedeutung der Moselkanalifierung erkenne ich an. Trotzdem bestehen gegen sie die lebhaftesten Bedenken. Die wirtschaftlichen Bedenken bestehen nicht allein. Wir befürchten im rheinisch westfälischen Bezirk außerdem plötzliche Verände rungen der kommunalen Verhältnisse. Anders bei der Lahn. Hier kann nie ein Verkehr erwartet werden, der eine annähernde Verzinsung des Kapi- K I^mäesliebe. 26s Roman von Rolf Cormans. (Kor setzung.) „Wenn sich nach der ersten Haupwerhand- neue Beweise für die Unschuld des Verurteilten ergeben, gewiß. Die Strafprozessordnung hat ein solches Wiederaufnahmeverfahren ausdrücklich vorgesehen, und es geschieht gar nicht so fetten, daß von diesen Bestimmungen zugunsten eines irrtümlich Verurteilten Gebrauch gemacht wird." „Darf ich auch erfahren, Herr Rechtsanwalt, wie die von Ihnen erwähnten Betzinummgen lauten?" fragte Else. Sieveking nahm eines der auf feinem Schreib tisch liegenden Bücher und sagte, nachdem er ein paar Sekunden darin geblättert hatte: „Wünschen Sie, daß ich Ihnen alle fünf zehn Paragraphen vorlese, die von der Wieder aufnahme eines bereits rechtskräftig abge schlossenen Strafverfahrens handeln? Ich fürchte, das meiste davon würde Sie nicht inter essieren, und ich kann Ihnen vielleicht eine bessere Aufklärung geben, wenn Sie die Freundlichkeit haben wollen, mich über den bestimmten Fall, den Sie doch wahrscheinlich im Auge haben, mit einigen Worten zu unterrichten." Else heftete die Augen wieder auf den Teppich, der den Fußboden bedeckte und beinahe flüsternd kam es von ihren Lippen: „Es handett sich um Herrn Doktor Gernsdorfs, dessen Fall Sie in den Einzelheiten jedenfalls besser kennen als ich, da sie ja sein Verteidiger waren." Hatte das Erscheinen der jungen Dame und ihr bisheriges Benehmen die lebhafteste Bewunderung Sievekings erregt, so bemühte er sich jetzt gar nicht mehr, sein Äfftaunen zu verbergen. „Wie? Um Walter Gemsdorff soll es sich handeln ? Wahrhaftig, mein verehrtes Fräulein, ich wüßte wirklich nicht, welch' größere Freude mir zuteil werden könnte, als wenn mir die Verhältnisse gestatteten, für meinen alten Studien? genossen einen solchen Anttag zu stellen." Ern liebliches Rot breitete sich über Elses Wangen. „Ich wußte, daß Sie sein Freund sind, und deshalb kam ich zu Ihnen. Sie müssen ja von vornherein die Überzeugung gehegt haben, daß er die Tat nicht begangen haben konnte, deren man ihn beschuldigt." Der Rechtsanwalt räusperte sich verlegen. „Ich weiß doch nicht, Fräulein Holthoff — es gab allerdings eine Zeit, da ich solche Zweifel hegte — dann aber, angesichts des erdrückenden Beweismaterials rind namentlich angesichts seines eigenen Geständnisses mußte ich mich wohl ent schließen, daran zu glauben." „Hatten Sie so wenig Vertrauen in seine Ehren haftigkeit ? Dann haben Sie ihn doch wohl nicht recht gekannt. Und wie hätte erdrückendes Be- weismaterial vorhanden sein können für eine Tat, die er gar nicht begangen hat?" „Sie sehen mich aufs höchste überrascht, mein Fräulein, und in äußerster Spannung. Sie wissen, daß es sich um einen gefälschten Wechsel handelte — nicht wahr? Und diese Fälschung hätte Walter Gernsdorfs überhaupt nicht begangen?" „Nein," lautete Elses rasche Antwort, und sie I war mit solcher Bestimmtheit gegeben, daß Sieve king in der Tat anfing, an seiner bisherigen Überzeugung irre zu werden. „Dann stehe ich allerdings vor einem Rätsel, dessen Lösung für meine Verstandeskräfte zu schwer ist. Möchten Sie mir nicht zu Hilfe kommen, Fräulein Holthoff, indem Sie mir den Zusammen hang der Dinge erklären?" „Das kamr ich nicht, denn von alledem weiß ich nichts. Ich weiß nur, daß Doktor Gems dorff unschuldig ist. Ich wußte es immer: nun aber muß es auch die ganze Wett erfahren, denn er selbst hat es mir bestätigt." „Er selbst? Ja, wie war das möglich? Hatten Sie denn Gelegenheit, neuerdings mit ihm darüber zu sprechen?" „Ja. Er befindet sich in — in der Anstalt zu Sonnenwalde, und mein Vater war ge nötigt, seine Hilfe zu erbitten, als mich, nach der Erklärung unsres Hausarztes, nur eine schleunige Operation vor dem Erblinden retten konnte. Als Doktor Gernsdorff dann später noch einmal kam, um meine Augen zu unter suchen, haben wir auch von jenen Dingen ge sprochen." „In dem Sonnenwalder Zuchthause müssen ja nette Zustände herrschen," dachte der Rechts anwalt, laut aber erwiderte er: „Und hat er Ihnen bei dieser Gelegenheit auch die Beweise für seine Unschuld gegeben?" Else schüttelte den Kopf. „Nein. Er ver riet sich offenbar, ohne es zu wollen. Die un bekannten Gründe, die ihn bestimmt haben, ein nie begangenes Verbrechen auf sich zu nehmen, sind noch immer von entscheidendem Einfluß aus ta!s entspricht. Gleichwohl wird noch ein neuer Projekt aukgearbeitet. Ähnliche Gründe sprechen gegen den Anttag Sommer. Ich bitte daher alle Anträge abzulehnen. Württembergischer Minister v. Pischel: Auch ich mutz davor warnen, jetzt alle in näherer oder fernerer Zukunft erstrebenswerten Projekte in daS Programm aufzunehmen. Ich selbst könnte ja auch noch unerfüllte Wünsche äußern. Die Kanalisierung von Mosel, Saar und Lahn müßte die ganze Finanzierung in der Tal umwerfen. Würden die Abgaben auf der Mosel nicht auf das Mehrfache erhöbt, so wäre ein gewaltiges Defizit unausbleiblich. Bayrischer Kommissar Ritter v. Graßmann: Auch ick mutz bitten, die Anträge abzulehnen, weil sie die finanzielle Grundlage des Gesetzes erschüttern. Abg. Behrens (wirtsch. Vgg.) zieht den An trag auf Kanalisierung der Lahn zurück. ^.Abg. Höffel (freikons.): Die gegen die Mosel kanalisierung vorgebrachten Gründe sind keineswegs stichhaltig. Abg. am Zehnhoff (Zentr.): Man scheint die Annahme oder Ablehnung der Anträge zu über schätzen. Wird z. B. die Mosel in das Baupro- gramm ausgenommen, so braucht Preußen die Mosel kanalisierung doch nicht auszuführen. Warum soll aber Preußen die Mosel in die Zwangsjacke dieses Gesetzes drängen? Das ist gerade so, als ob sich ein reicher Mann durchaus in eine arme Familie hineindrängen will. Die Moselkanalisierung hat die größten Chancen, wenn sie Preußen allein macht. Abg. Franck (soz.): Der Vorredner ist der schärfste Gegner der Moselkanalisierung. Wichtig ist aber seine Andeutung, daß die Aufnahme eines Projekts in das obligatorische Bauprogramm weder eine moralische noch eine rechtliche Verpflichtung zur Ausführung des betreffenden Projetts bedeutet. Minister v. Breitenbach: Obligatorische Projekte find diejenigen, über die sich die beteiligten Regierungen verständigt haben. Abg. Oser (fortschr. Vp.): Sicher ist also nur die Beseitigung der Abgabenfteihett der Ströme, un sicher ist alles übrige. Ein einheitliches und gut- geheißenes Programm liegt nur für die Weser vor. Eine Vertiefung der Elbe wäre eine Vergewaltigung Sachsens. Ebenso ist wahrscheinlich, daß die Vertiefung des Rheins nie ausgeführt wird. Dann aber sollte man auch bestimmen: Wenn bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, z. B. bis 1925, der Rhein nicht berstest ist, dürfen Schiffahrtsabgaben nicht erhoben werden. Hat übrigens im Jahre 1904 nicht auch der Bund der Landwirte die Kanalisierung von Mosel und Saar gefordert? Ministerialdirektor Peters: In der Vorlage ist ausdrücklich festgesetzt, wie west ein Bau vorge schritten sein mutz, ehe mit der Erhebung von Ab' gaben begonnen werden darf. Abg. Schmid- Konstanz (nat.-lib.): Die in der Vorlage vorgesehenen Meliorationen könnten viel schneller durchgeführt werden, wenn der Rhein ab gabenfrei bliebe. Die Abgaben müssen die süddeutsche Industrie am Rhein gegenüber der schweizerischen benachteiligen und können die Schiffbarmachung des Rheins unter Umständen stark verzögern. Abg. Zehnter (Ztr.): Die billige Kohlen zuführung für die badische Industrie scheint der Vor redner völlig zu übersehen. Eine Illusion ist es auch, daß die Abgabenfreiheit die Schiffbarmachung des Oberrheins beschleunige- Bei der Gelegenheit bitte ich den Abg. Schmid, als echter Bolksmann dafür zu sorgen, daß das Bou über die Wirkung der neuen Steuern nicht so ange logen wird, wie es in unserm Wahlkreise geschehen ist. ' Abg. Naumann (fortschr. Vp.): Bei dieser Vorlage handelt es sich um praktische Möglichkeiten. Der Abg. Hahn hatte jedenfalls so unrecht nicht, daß die Vertiefung der Stromrinne und damit dis Verkürzung der Fahrzeit die niedrigen Abgaben mehr als wettmachen. Für ganz Württemberg werd-n deshalb Brot und andre Dinge durch die Vorlage verbilligt. - ... Abg. Hildenbrand (soz.): Die Ablehnung der Mosel-Kanalisierung ist nur ein neuer Grund, für die Ablehnung des Entwurfs. Minister v. Breitenbach: Die Vorlage übel die Schiffbarmachung des Rheins von St. Goar vt» Mannheim wird dem preußischen Landtag bestimmt vorgelegt werden. Damit schließt die Besprechung. Die vorliegen den Abänderungsanträge werden teils zurückgezogen, teils abgelehnt. Die Abstimmung über den Antrag aus Kanalisierung der Mosel ist namentlich; Us ergibt Ablehnung mit 188 gegen 109 Stimmen bei vier Enthaltungen. Eine Reihe von Paragraphen wird ohm wesentliche Erörterung genehmigt. Die Weiterberatung wird vertagt. sein Handeln. Wenn wir seine Rechtfertigung bewirken wollen, so wird es ohne seine Mit' Hilfe, ja wahrscheinlich sogar gegen seinen Willen, geschehen müssen." Der Ausdruck der Spannung war plötzlich aus den Zügen des Rechtsanwalts geschwunden. Er sah ja, daß es sich hier lediglich uni echt weibliche Phantasien handelte, und nur aus Rücksicht auf Else noch verstand er sich dazu, diese zwecklose Unterhaltung weiterzuführen. „Ohne die gewichtigsten Beweise dürfte eS allerdings kaum möglich sein, mein gnädiges Fräulein! Aber es wäre ja immerhin nicht ganz ausgeschlossen, daß wir uns diese Beweise auf eigene Hand verschaffen könnten, wenn uns die von Gernsdorff gegebene Darstellung die nötigen Fingerzeige gewährt. Und eine solche Darstellung wenigstens haben Sie doch wohl von ihm erhalten?" „Nein. Und es wird dessen auch nicht be dürfen. Ich kann es beschwören, daß Doktor Gernsdorff mir nicht widersprochen hat, als ich meiner Überzeugung von seiner Schuldlosigkeit Ausdruck gab. Er hat also sein Geständnis zurückgenommen, auf das hin er doch allem verurteilt worden ist. Atan muß den Prozeß von neuem beginnen, und dabei werden sich gewiß auch die Beweise finden, deren es für seine Freisprechung bedarf. Es fit doch nicht möglich, daß man einen Unschuldigen länger im Kerker schmachten läßt." Sieveking nahm das Buch wieder auf, m dem er vorhin geblättert hatte, und las: „Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges. ver ii TrotzR bei der ito das geplc im Ägäisch italienische Jnselgewä Tätigkeit t trifft man in dem zu Vorbereitu aufgefahrei Hergerichtei quer über an einer I ziehen, un' fleißig mit Golfes hi Smyrna z Inseln des den zu er zu bringen Stimm ist eine sie meldet nur Der gesa: Hinterland fluß des Zahlungse sonders v Händen sik befindet, leidet betrk haben die nicht die H b, herbeizufüh . türkischer i schiedenen habe. N auch die ! wogen wor Benghasi k überlassen heit der K: des Krieg: Notiz der türkische G fachen Frie nichts üb Friedens ? kannt. Jei türkis zeigen, ist Frieden zu Krieg über würde uns gleichgültig letzte, und kannt, daß land ein A den soll." kaum anzu Hälfte des den Mächte geteilt hat. Heinen die zu haben. 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