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Ottendorfer Zeitung : 28.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192310280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19231028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19231028
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungOttendorfer Zeitung
- Jahr1923
- Monat1923-10
- Tag1923-10-28
- Monat1923-10
- Jahr1923
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.10.1923
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Nachlaß „lischt, »M» — Für die Rmtnerhilfe stifteten Fa. August Walther Oelruitz i. V. Durch dea Hufschlag eine» Pferde» getktet wurde am Montag nachmittag aus dem hiesigen Marktplatze ein Reichswehrsoldat. Dem jungen Manne, einem Württemberger, war ein Auge ausgeschla.M und die Schädeldecke zertrümmert, er verschied kurz nach seiner Unter- bringuug im Stadtkrankenhause. — In dem Dorfe Lauterbach wurden auf ein Reichs» wehrkommando das mit Pferden in einer abseits stehenden Scheune untergebracht war mehrere Schüsse abgegeben und mehr die Rede sein kann. Dieser Vorgang ist um so be zeichnender, als sonst um diese Jahreszeit die Rüstungen zur Wintersaison sich in vollem Umfange gerade am Woll- und Baumwollmarkt geltend machten und ein stürmischer Ge- schüftsverkehr herrschte. In der Konfektion bedarf die gegen wärtige Lage kaum noch der Erörterung. Absatzstockungen, Kurzarbeit und Betriebseinschränkungrn sind an der Tages- ordnung. und gegebene Orders werden zum großen Teil annulliert, weil den Käufern die Mittel zur Bezahlung der Ware fehlen. Im Kleinhandel der Konfektion steht es kaum besser aus. Ein besondere» Kapitel stellt die Schuhindustrie dar. Der Absatz nach dem Ausland« ist sehr stark zurück, gegangen, teils weil fremde Länder sich gegen Urberflutung mit deutschen Schuhwaren durch einen kohen Schutzzoll wehren, teil» weil die gegenwärtigen deutschen Fabrikation», preise den Weltmarktpreis erreicht haben. Der Inlands- Tabakgewerbe find umfangreiche Betriebseinschränkungrn an der Tagesordnung. Im Braugewerbe wird mit erheblicher Produktionseinschränkung gearbeitet, denn Bier ist wieder Fleifchermeister Klatsch« Wurflwarsn. Weitere Spenden werden an die Sammler oder an die Gemeindeverwaltung erbeten. — Der Sondertermin der Brandkasse ist von 500000 Mark auf 2 Millionen Mark für die Beitragseinheit erhöht worden, sodaß sich eine »eitere Nachzahlung notwendig macht. — Die Post stellt vom 1. November ab ihr gesamtes Gebührenwesen und ihren gesamten Zahluugs-Rechnungsver» kehr auf die Rechnung in Millionen um. Postanweisungen Nachnahmen, Postauf^räge und Zahlkarten usw. dürfen dann nur noch über volle Million Mark lauten. — Die Stamm- einlage für jedes Postscheckkonto wurde auf 10 Millionen Mark festgesetzt. — Milchhöchstpreise. Vom 25. Oktober 1S23 ab gelten folgende Höchstpreise für Milch: Bei Lieferung vom Erzeuger unmittelbar an den Verbraucher ab Gehöft: 1 Litrr Vollmilch 270 Millionen, 1 Liter Mager- oder Buttermilch 135 Millionen. 1 Pfund Quark 270 Millionen. 1 Pfund Butter 2,7 Milliarde Mark. Bei Lieferung durch den Händler: 1 Liter Vollmilch 380 Millionen, 1 Liter Mager- oder Buttermilch 180 Millionen. — Die Ausgabe der Rentenmarkscheiue durch die Retchsbank hat begonnen. — Infolge des ungeheuren Marksturzes in den letzten Tagen ist auch der Brotprei» gewaltig in die Höhe gegangen. Da« bereitet der Bevölkerung die größte Sorge. In ktuder- reichen Familien reicht gegenwärtig der gesamte Wochenlohn kaum dazu hin, um das nötige Brot zu kaufen. Dazu kommt, daß nicht etwa ein wirklicher Mangel an Brot be steht, sondern es haben sich manche Familien weit über den täglichen Bedarf hinaus in den Besitz von zehn und mehr Broten gesetzt. Augenblicklich besteht eine Gefahr für die Bcotversorgung nicht. Die Bäcker find noch in der Lage den gesamten Bedarf zu decken. — „Geld allein macht nicht glücklich — man muß es auch haben". Aber wer hat heute genügend von diesen „braunen Lappen", die zwar eine Milliarde Mark wert find, dabei aber nicht einmal die Kaufkraft von einem Fritdens- groschen besitzen! Je höher der Nennwert unseres Geldes steigt, um so schärfer tritt die auf« äußerste geschwächte Kauf kraft der breiten Massen in die Erscheinung. Es fehlt am Nötigsten, und trotz aller Milliardenschrine ist kein Geld da, um die dringendsten Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Dar unter leidet naturgemäß da» wirtschaftliche Leben in hohem Maße. Am bezeichnendsten ist in dieser Hinsicht die Situation in der Kohlenindußrie. Wie dringend erforderlich e» ist, sich für die bevorstehenden Wintermonate mit Hausbrand zu ver sehen, braucht nicht erwähnt zu werden; es herrscht in vielen Haushaltungen ein außerordentlicher Kohlenmangel, aber trotzdem geht der Absatz in Brikett« in letzter Zeit zurück. Der Grund ist nur zu ersichtlich: eS fehlt an Mitteln, um sich mit dem nötigsten Brennstoffbedarf für die kalten Monate zu rüsten. Aehnlich ist di« Situation in der Bekleidungs- Industrie. Charakteristisch ist es in dieser Beziehung, daß der Banmwolloerbrauch de« deutschen Textilgewerbes im Sep tember auf dem wichtigsten Baumwollmarkt, nämlich in Bremen, sich auf nur 16000 Ballen stellte, gegenüber 115000 Ballen in der gleichen Vorjahrszeit, und daß im Oktober dieses Jahre« eine weitere ganz erhebliche Verminderung eingetretrn ist. Noch schlimmer aber sieht e« in der Woll- Industrie aus, wo der Geschäftsverkehr ein« solche Ver minderung erfahren hat, daß von großen Umsätzen nicht solider, kaufmännischer Praxi» koume er sich in die neuen Praktiken nicht finden. Leipzig. In der Nacht zum Dovnerrtag stieß ein Kraftwagen, der in rasender Fahri die Zeitzer Straße auf der linken S-site herunterfuhr, mit einem von vier Personen geschobenen Handwagen zusammen. Von diesen wurde der Händler Müller sofort getötet, der Landwirt Pinner wurde so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Auch die anderen am Handwagen beschäftigten beiden Männer trugen schwere Verletzungen davon. Der Kraftwagen drehte sich dreimal um seine eigene Achse, und fuhr dann mit solcher Gewalt gegen eine große Stetnsäule der Einfassung eines Vorgartens, daß diese zusammenbrach. Der Kraft- Wagenführer fuhr eilends davon, ohne sich um die Verletzten zu kümmern, wurde aber später von einem Polizeibeamten angehalteu und als der Buchhändler Walther sestgestellt. Er soll angetrunken gewesen sein. Freiberg. Trotz der Ausnahmezustände« kam «» am Dienstag in den Spätnachmittagsstunden hier durch revolutionäre Erwerbslos« vielfach zu Plünderungen von Bäcker- und Fleischerläden, sowie von Geschirren, die mit Nahrungsmitteln beladen waren. So wurde u. a. auch ein Proviant fassender Wagen der Reichswehr auf dem Roß- platze ausgeraubt. Viele Geschäfte der Innenstadt schloffen die Läden. Als Reichswehr au« der Kaserne in die Stadt einrückte, Straßenzüge säuberte und absperrte, waren die Banden verschwunden. Zum sofortigen Schutze der Bürger schaft find nunmehr Reichswehrabteilungev innerhalb der Stadt in städtischen Gebäuden untergebracht. Mittwoch vormittag wurden durch Reichrwehr und Kriminalbeamte Haussuchungen nach gestohlenem Gute abgehalten, die teil weise zu Ergebnissen und Verhaftungen führt«». Viele Ge schäfte der inneren Stadt waren auch am Mittwoch noch ge schloffen. Penig. Im hiesigen Amtsgerichtsgefäugni» wurde der Arresthausinspektor Kühn beim Ueberbringen de» Früh- kaffer« von zwei Gefangenen, deren Weitertransport bevor stand, überwältigt und derart mißhandelt, daß er mehrere Verletzungen davontrug. Auf di« Hilferufe de» Ueberfallenen eilte ein Weichenwärter herbei, der die flüchtenden Uebel- täter anhielt und einen von ihnen überwältigen und ins Gefängnis zurückbringen konnte, während der andere die Flucht fortsetzte. Auerbach i. V. Infolge eines Gasrohrbruche« an der Klingenthaler Straße war in ein nahegelegene« Hau» Gas in gröberer Menge eingedrungen. Die Bewohner, eine Witwe und deren Abmieter, ein Bankbeamter, vermuteten einen Garrohrdesekt im Hause und suchten nach demselben, wobei der junge Mann ein Streichholz entzündete. Dadurch entstand eine heftige Gasexplosion, wobei die beiden schwere Verletzungen erlitten und überdies ein Mtlltardenschaden durch Zerstörung der Wohnungseinrichtung entstand. — Mit seinem Motorrad stür. >if der Fahrt zwischen Oelsnitz und Tirpersdorf nach« der 25 jährige Kaufmann Fritz Buchheim von hier so unglücklich, daß er einen Schädel bruch davontrug, dem er erlegen ip. Kirchermachrichte». Sonntag, 21. September 1823. Vorm. 9 Uhr PrsdigtgotteSdienst Abends 8 Uhr Jugendvereinigung im Ring. OertLichetz rmtz EKchßschss. Vtt«nd»rf-Dkilla, d«n 27. Oktober »Srz. . — Da« Rrformationsfesi ist in Sachsen noch Feiertag Da teilweise darüber Zweifel bestehen, ob das Reformation«- fest noch gefeiert wird, sei mitgeteilt, daß dieser Tag — 31. Oktober — nach wie vor ein voller Feiertag ist. Be- triebe, Läden usw- sind also wie an Sonntagen geschlossen zu halten. Aus diesem Grunde gelangt die nächste Nummer unserer Zeitung bereit« Dienstag nachmittag, nach 4 Uhr, zur Ausgabe. — Durch Vermittlung des '.Herrn Albert Schön, Be amter dec Aktiengesellschaft für Cartonagcn-Jndustrie, Dres den, wurden zwei hiesigen bedürftigen älteren Frauen der Betrag von 40 Milliarden aus der Amerikanischen Nothilfe überwiesen. Oschatz. Als Opfer der katastrophalen Steins des - urteilung entgegen. Dollar« hat der hiesige Fischhändler Wilhelm Müller seinem ! Leben ein Ende gemacht. Er hatte bet einem Fischgroß-' Händler eine Tonne Heringe bestellt und 15 Milliarden nach! dem Pretsstande de« Tages eingeschickt. Darauf bekam er die Mitteilung, er müsse noch 15 Milliarden einsenden, dann könne die Absendung erfolgen, auch do« geschah. Unmittel bar darauf wurden nochmal« 80 Milliarden gefordert, die er aber nicht sofort schickte, und am Sonntag vormittag erneut 26 16 65666666660 200 Milliarden. Diese wahnsinnige Preistreibuug, eine^""'VSVVVVVVVVV Folge des unsinnigen Dollartreiben», hat ihn völlig aus! . dem seelischen Gleichgewicht gebracht. Al« ein Man» von» zum Luxu«artikel geworden. In der Schwerindustrie — namentlich im Maschinengewerbe — ist die geschäftliche Lage nicht viel besser. Eine allgemeine Besserung wird erst ein setzen, wenn es gelingt, wieder zu einigermaßen stabilen Währungsverhältniffen zu gelangen und wenn die Be völkerung in den Stand gesetzt ist, wieder über das tägliche Brot hinaus den notwendigsten Lebensbrdarf zu decken. — Die Stillegung des Elektrizitätswerk« Hirschfelde, die durch den Streik der dortigen Braunkohlengrubenarbeiter bedingt wird, ist vorläufig nur ein« teilweise. Tagsüber ruht in den staatlichen Unternehmen der Betrieb völlig. Nur in den Abendstunden wird mit Hilf« der noch in den Bunkern vorhandenen Kohlenvorräte Strom erzeugt, um wenigstens während der Dunkelheit den an da» Leitungsnetz äuge- fchloffenen Bezirken ein gewisse» Maß von Beleuchtung zu gewähren. Auch in Dresden macht sich die Stillegung be merkbar. Infolge Störung in der Stromzuführung aus den Hirschfelder staatlichen Elektrizität«werken mußte d-r Straßen- bahnbetrieb am Mittwoch nachmittag auf einigen Linien ein geschränkt, auf der Strecke Mordgrundbrücke—Bühlau ganz eingestellt werden. Ob der Streik im Hirschfelder Kohlen- revier weiter solch« Störungen zur Folge haben wird, ist zurzeit noch nicht zu Überblicken. Freital. In einen Proteststreik, der sich gegen die Anwesenheit der Reichrwehr in Freital richtet, getreten sind am Mittwoch srüh die Arbeiter der Hartmann-Werke, Elisabeth-Hütte und der Glasfabrik Siemens. Kötzschenbroda. Hier find im Laufe der letzten Tage zwei Personen an Gasvergiftung gestorben und eine Anzahl schwer erkrankt. Am Sonnabend schon wurde hier ein Ehepaar unter Vsrgistungserscheinungen aufgefunden. Die Ehefrau war bereits tot und der Rann wurde nach dem Krankenhause Meißen gebracht. Am Sonntag früh wurde eine ledige 34 Jahre alte Kontoristin in ihrem Bette tot aufgefundsa. Es wurde zunächst ein Verbrechen ver mutet, doch konnte der Verdacht nicht aufrechterhalten werden! da auch die Rutter der Toten infolge einer Betäubung um- gefallen war. Inzwischen gelangten noch weitere Erkrankung»- fälle zur Anzeige. Ein weiteres Ehepaar erkrankte unter schweren Vergiftungserscheinungen. In einer anderen Familie erkrankten die Ehefrau und drei Kinder. Außer- dem waren auch bei anderen Personen in derselben Straße Betäubungsanfälle bekanntgeworden. Nach dieser Häufung der Erkrankungen wurden die GaSzuführungerohre untersucht und bald stellte r« sich heraus, daß diese defekt waren und dabei zwei Soldaten getroffen und rr ebltch verletzt. Als infolgedessen das Gas Eintritt in darüber g 'egenen Wohn-! Täter wurden zwei hiesige Einwohner ermittelt und fest- räumen gefunden hatte. Die gefährdeten Räume wurden genommen. Mittels Panzer-Autos wurden fir nach Plauen leer gestellt. s gebracht und sehen dort in sicherem Gewahrsam ihrer V«r- . vie NMmeryiffZ 'Meten Fa. M absatz an Schuhwaren ist gegenwärtig gering und bietet und Söhne 50 Brote, Fa. Schiff! und Sohn 50 Milliarden keinerlei Ersatz für das schwache Exportgeschäft. Auch im Mark, P. Habedank, Talmühle 25 Pfund Roggenmehl, -- - - - - . - -- — - Nummer 86 Sonntag, den 28. Oktober ^923 22. Jahrgang. DttthaltWS' M MzcheMI bekauntgegeb«». Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde-Giro-Konto Nr. HL. Im Falle höherer Gewalt (Krieg ad. sonst, irgendwelcher Störungen des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten od. d. Beförderungs- Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än is Lieferung oder Nachlieferung der >d. auf Rückzahlung d. Bezugspreises. syruch auj Zeitung oi Jeder Anspruch «us dn Auzets werd«« « -Betrag »d«r »eml tu Kaut«» Anzeige» werden au de» Erschetmmgpta««» bi« spätesten» vormittag» 10 Uhr t» «h GeschLftrstUl» erbet«». St« »Ottendorfer Zeitung- erscheint Mitt wochs und Sonnabends. Der Bezuas-Preis wird am Ersten jeden Monats bekanntgegcben. MsOUset Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend
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