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Ottendorfer Zeitung : 05.06.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193206053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19320605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19320605
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungOttendorfer Zeitung
- Jahr1932
- Monat1932-06
- Tag1932-06-05
- Monat1932-06
- Jahr1932
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 05.06.1932
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Die Ernennung des neuen Reichskabinetts. Berlin, 1. Zuni. (Telunion.) Amtlich wird mitgeteilt: Der Herr Reichspräsident hat Herrn Franz von Papen zum Reichskanzler und aus dessen Vorschlag folgende Herren zu Reichsministern ernannt: Das Mitglied des Neichsrates Freiherrn von Gayl zum Reichsminister des Innern, Generalleutnant von Schleicher zum Reichswehrminister, Reichsminister a. D. Professor Dr. Warmbold zum Neichswirtschastsministet, den Regie rungspräsidenten a. D. Freiherrn von Braun zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, gleich zeitig zum Ostkommissar, Reichsbahndirektionspräsidenten Frei Herrn von Eltz-Rübenach zum Reichspost- und gleichzeitig Reichsverkehrsminister. Außerdem wurde Oberregierungsrat Plank zum Staatssekretär der Reichskanzlei ernannt. Neue Männer im Reichskabinett. Freiherr von Brau» der Ernährungsminister des Kabinetts v. Papen, wurde 1878 als Sohn eines ostpreußischen Rittergutsbesitzers ge boren und war bis zum Kriege Landrat in Wirsitz in der Provinz Posen. Im Kriege wurde er in das Innenministe rium berufen. Nach dem Zusammenbruch war er Regie rungspräsident in Gumbinnen. Von der preußischen Re gierung wur.de er zur Disposition gestellt, da er den Er laß des damaligen Oberpräsidenten August Winnig, in dem sich dieser hinter die Regierung Kapp stellte, in sei nem Bezirk veröffentlichte. Seit 1927 ist er Generaldirek tor der Raiffeisen-Gesellschaft und in dieser Eigenschaft Milkst Neichswirtschaftsrats. Der Reichsjustizminister Franz Gürtner, der im 51. Lebensjahre steht, trat nach Abschluß seiner juristischen Studien in den bayrischen Justizdienst ein und war bis zum Kriesausbruch Personalreferent im bayri schen Justizministerium. Den Krieg hat als er Hauptmann der Reserve an der Front mitgemacht. Nach seiner Rück kehr im März 1919 war er zunächst Staatsanwalt beim Landgericht München und wurde dann im Jahre 1920 wieder in das Justizministerium berufen. Im August 1922 wurde er als Vertreter der bayrischen Mittelpartei bayrischer Justizminister, welches Amt er in allen folgen den Kabinetten bis zum heutigen Tage beibehielt. Freiherr Eltz von Rübenach der neue Post- und Verkehrsminister, steht seit 1924 an der Spitze der Reichsbahndirektion Karlsruhe. Er wurde 1875 in Wahn im Rheinland geboren. Von 1911 bis 1914 war er nach längerer Tätigkeit im preußischen Eisenbahn dienst technischer Sachverständiger beim Generalkonsulat in Neuyork. Freiherr Eltz von Rübenach steht nicht — wie gemeldet wurde — den Nationalsozialisten nahe, sondern der Zen trumspartei. Sein Bruder dagegen ist nationalsozialistischer Abgeordneter des Preußischen Landtages. M KMgW des MWbiMls. Berlin, 2. Juni. Um 13.30 Uhr fand in Gegenwart des Reichspräsidenten, wie vorgesehen, die Vereidigung des Kabinetts von Papen statt. Das Kabinett trat darauf zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die erste Sitzung des neuen Neichskabinetts. Berlin, 2. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichs kabinett. trat heute Donnersttag unter Vorsitz des Reichs kanzlers von Papen zu seiner ersten Sitzung zusammen. Diese Sitzung war nur kurz und trug lediglich formalen Charakter. Aus der vorläufig abgeschlossenen Kabinettsliste ergibt sich, daß Dr. Gocrdelcr in der Neichsregierung noch nicht vertreten ist. Die Verhandlungen mit ihm, die den Mittwoch über geführt wurden, gingen auch am Donnerstag noch weiter. Sicherem Vernehmen nach kommt G o e r d e l e r , falls er ein Ressort innerhalb des Kabinetts selbst nicht übernimmt, oei Gelegenheit für einen anderen wichtigen Posten im Rahmen der Reichspolitik in Frage. In diesem Falle wird man sich daraus einzurichten haben, daß die interimistische Verwaltung des Reichsarbeitsministeriums durch den Wirt schaftsminister Professor Warmbold bis zur völligen Klä rung der innerpolitischen Situation, also bis zu den be vorstehenden Reichstagsneuwahlen, andauert. Der neue Reichskanzler von Papen. VN Kuen ans dein M Wsral der „Emma" ausgeWeden. Berlin, 2. Juni. Die „Germania" meldet: Herr von Papen hat infolge seiner Ernennung zum Reichskanzler sein Mandat als Aufsichtsrat der „Germania AG." und damit den Vorsitz im Aufsichtsrat niedergelegt. Die Leitung des Aufsichtsrates der „Germania" über nimmt nunmehr Dr. h. c. Florian Klöckner, der gleichfalls Hauptaktionär dieses Unternehmens ist. Reichskanzler von Papen hat der Parteileitung des Zentrums von seinem Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat der „Germania" Mitteilung gemacht und es als eine selbstver ständliche Pflicht der Loyalität gegenüber der Deutschen Zentrumspartei bezeichnet, daß er sich jeder Einflußnahme auf die Zeitung enthalten wird. Die Mitglieder des Kabinetts lösen Parteibindungen. Berlin, 3. Juni. Sämtliche Mitglieder des Kabinetts, die der Deutschnationalen Volkspartei ange hören, werden, wie der „Lokalanzeiger" meldet, aus der Partei austreten. Es sei anzunehmen, daß auch die übri gen Mitglieder des Kabinetts ihre Bindungen zu den Par teien lösen. Keine Währungsexperimente. Berlin, 2. Juni. Amtlich wird mitgeteUt: Der Reichskanzler empfing heute nachmittag den Neichsbank- präsidenten zu einer eingehenden Aussprache. Dabei wur den sämtliche Probleme behandelt, die für die der Neichs- bank obliegenden Aufgaben von Bedeutung sind. Es ergab sich völlige llebereinstimmung besonders darüber, daß keinerlei Währungsexperimente und überhaupt auf dem Währungs- und Kreditgebiete keine Maßnahmen in Frage kommen, aus welchen sich eine Gefahr für den Bestand der Währung ergeben könnte. Die erste Aufnahme -es neuen Reichskabinetts. Nach der Vereidigung durch den Reichspräsidenten. Links vorne Kanzler von Papen, Mitte von Neurath, rechts von Braun. Hinter dem Kanzler Instizminister Dr. Gürtner, daneben General von Schleicher und Prof. Warmbold. Hinter von Braun der Reichsinnenminister von Garst. Wenn das Kabinett auch erst morgen seine Geschäfte aufnehmen wird, so kann es doch jetzt bereits einen Erfolg insofern verbuchen, als die von gewissen Kreisen systematisch betriebenen Bemühungen, durch Jnflationsgerüchte Beun ruhigung in die Bevölkerung zu tragen, kläglich zusammen gebrochen sind. Auch an der Börse hat das Haussetreiben ein Ende genommen, und es hat eine besonnene Beurtei lung der Lage Platz gegriffen. Die deutlichen Hinweise dar auf, daß das neue Kabinett in keiner Weise an Währungs experimente denkt, haben ihren Einfluß nicht verfehlt. Zwischen dem Reichsbankpräsidenten Dr. Luther und seinem Amtsvorgänger Dr. Schacht, der während der Ver handlungen über die Kabinettsbildung auch vom Reichs kanzler von Papen empfangen wurde, fand heute eine Be sprechung statt, der im Laufe des Nachmittags dann die Be sprechung zwischen dem Reichskanzler v. Papen und Dr. Luther folgte. Die EnieimW des W<WMMs Meck Berlin, 2. Juni. Der DHD. meldet: Die Bank von Frankreich hat, wie zu erwarten war, ihr grundsätzliches Einverständnis zur Verlängerung des 90-Millionen-Dollar- Kredits der Reichsbank bis zum 4. September 1932 mit geteilt. Ueber die Modalitäten dieser Verlängerung wird jedoch noch zwischen der Bank von Frankreich und der Reichsbank verhandelt. Die Bank von Frankreich wünscht eine variable Festsetzung der Tilgung nach Maßgabe der Entwicklung des Gold- und Devisenbestandes bei der Reichs bank. Auch ist die Frage der Verzinsung noch nicht geklärt, da die Bank von Frankreich der von der Reichsbank ge forderten Herabsetzung um 2 v. H. bisher noch nicht zu gestimmt hat. Man hofft jedoch, in diesen Fragen am Frei tag zu einer Einigung zu kommen. MmssWW bald MWgMWn! Noch kein endgültiger Beschluß über die R e i ch s t ag s a u f l ö s u n g und Neuwahlen. Berlin, 3. Juni. Das Reichskabinett ist am Frei tag noch nicht zusammengetreten. Vorläufig finden Be sprechungen des Kanzlers mit den einzelnen Minister« statt. Eine Gesamtsitzung des Kabinetts wird voraussicht lich erst am Nachmittag stattfinden. Erst daun wird ei« Beschluß über die Rcichstagsanflösung und den Termin der Neuwahlen zu erwarten sein. Nachrichten, die von Neuwahlen am 2K. Juni wissen wollen, dürften kaum ihre Bestätigung finden, denn die Zeit bis dahin dürfte viel zu kurz sein. Viel eher ist mit Wahlen Ende Juli zu rech nen. Der Kabincttsbeschluß zur Auflösung des Reichstages an sich ist allerdings nicht mehr zweifelhaft. Die Auf lösung dürfte anfangs nächster Woche erfolgen. Es dürfte sich hier nur noch nm die Formalitäten handeln, »nd zwar um die Frage, ob der alte Reichstag überhaupt noch ein mal zusammentritt und der Kanzler in der Vollversamm lung nach Verkündung des Regierungsprogramms die Auf lösung mitteilt, oder ob der Auflösungsbcschlnß dem Reichs tagspräsidenten Löbe schriftlich übermittelt wird. Letztere Lösung hat die größere Wahrscheinlichkeit für sich. Morgen nachmittag Sitzung des Aeltestenrates des Reichstages. Berlin, 3. Juni. Da dem Reichstagspräsidenten bis zur Stunde eine bestimmte Nachricht über die Beschlüsse des Reichskabinetts noch nicht zugegangen ist, hat Reichs- tagspräsident Löbe einen Antrag der kommunistischen Frak tion entsprechend den Aeltestenrat auf Sonnabend 16-Uhr einberusen. Schwere politische Zusammenstöße in Breslau. Breslau, 3. Juni. Zu schweren Ueberfällen von Kom munisten und Mitgliedern der SAP. auf Nationalsozia listen, die sich in kleinen Gruppen aus dem Heimwege vom Eauhaus aus befanden, kam es auf dem Neumarkt in den frühen Morgenstunden des heutigen Freitags. Hier hatten sich Anhänger der KPD. und SAP. in großer Zahl ver sammelt, und zwar sollen nach den bisher eingelaufenen Meldungen die SAP.-Leute unter Führung ihres Breslauer Leiters Dr. Eckstein gestanden haben. Sie hielten eine Gruppe von etwa fünf Nationalsozialisten aus dem Neumarkt an, worauf es zu Auseinandersetzungen kam, in deren Verlauf die Nationalsozialisten schließlich mit Stöcken, Schlagringen und Messern bearbeitet wurden: Hierbei wurde ein Nationalsozialist so schwer verletzt, daß er in ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Vorbeikommende Nationalsozialisten holten jetzt aus dem Gauhause Verstärkungen heran, worauf die Gegner die Flucht ergriffen. Als darauf die Straßenzüge der Gegend am Neumarkt durch Nationalsozialisten abge- sucht wurden, kam es zu neuen Prügeleien, bei denen eine Anzahl von Personen verletzt wurde. Bereits am Donnerstag nachmittag hatten sich iu der Schweidnitzer Straße Zusammenstöße zwischen Nch tionalsozialisten und Reichsbannerleuten ereignet, wöbe: auch aus Gaspistolen geschossen wurde, durch die ein Na - tionalsozialist Brandwunden erlitt. Schließ' lich gab es noch gegen 7 Uhr abends vor dem Reichsbanner büro auf der Ohlauer Straße Zusammenstöße, bei denen mehrere Schüsse abgegeben wurden, u. a- auch von einem Polizeibeamten, der sich von der Menge be droht gefühlt hatte. Insgesamt sind nach den bisherigen Meldungen bei den Zusammenstößen am Nachmittag und in der Nacht 17 Nationalsozialisten und ein Stahlhel mangehöriger verletzt worden, darunter sechs Personen schwer. Es gelang der Polizei, den vermutlichen Haupttäter, der einem Nationalsozialisten zwei Messerstiche in die Brust beigebracht hatte, zu er mitteln. WilM gegen die Miels bennlWi. Berlin, 3. Juni. Der Oberstaatsanwalt beantragte gegen die Brüder Willy und Leo Sklarek wegen fortgesetz ten Betruges zum Schaden der Berliner Stadtbank zuw Teil in Tateinheit mit schwerer öffentlicher Urkundenfäl schung, wegen Betruges zum Schaden der Dresdner Bam und der Ostbank, wegen Konkursverbrechens in Tateinheit mit Konkursvergehen und wegen fortgesetzter aktiver Be stechung je K Jahre Zuchthaus und 18 Jahre Ehrverlust- Gegen den Stadtbankdirektor Schmidt beantragte der Oberstaatsanwalt wegen schwerer passiver Bestechung 2 Jahre 6 Monate Gefängnis, gegen den Stadtbankdirek tor H o f f m a n n 2 Jahre Gefängnis, gegen Bürgermeister Schneider ein Jahr 9 Monate Gefängnis, gegen Stadtrat Gäbel ein Jahr 8 Monate Gefängnis, gegen Bürger meister Kohlein Jahr 6 Monate Gefängnis, gegen Stadt- amtsrat Sokolowski 10 Monate Gefängnis und gegen Stadtrat Degener 9 Monate Gefängnis. Gegen Holst mann, Schmidt, Schneider, Gäbel, Kohl, Sokolowski und Degener beantragte der Oberstaatsanwalt auch zu erken nen auf die Unfähigkeit zur Bekleidung öf fentlicher Aemter für die Dauer von 5 Jahren-
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