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Allgemeiner AnMer. Amtsblatt sm die Ortsbehörde und den Gemeinderatzu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. ves allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition die.Herren F: A. Schöne Nr. 81 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung»« Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ffz11 Uhr, für die Sonnabend-Nnmmer bis Freitag vormittag ^/»11 Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Schnsrieilung, Druck unk» Verlag von A. Zlhllvig, Breinig. Nr. 36. 10. Jahrgang. Sonnabend den 5. Mai 19ÜV. Neueste Nachrichten. New Uork, 2. Mai. Ein furchtbares Grubenunglück hat sich in Schofield (Utah) ereignet. Wie gemeldet wird, haben 200 Menschen das Leben eingebüßt; 137 Leichen wurden bereits aufgefunden. Das Unglück wird auf die Explosion einer Anzahl von Pulverfässern zurückgeführt. Oertttches und Sächsisches Bretnig. An Stelle des nach Rade berg verzogenen Herrn Lehrer Werin wurde am Dienstag vom Schulvorstand einstimmig Herr Lehrer Schmole aus Rohna gewählt. Bretnig. Sparkassenbericht auf April d. I. In 137 Posten wurden 10923 Mk. 54 Pf. eingezahlt, dagegen in 58 Posten 6954 Mk. 80 Pf. zurückgezahlt, 22 neue Bücher ausgestellt und 9 kassiert. Haus walde. Bei der hiesigen Spar kasse wurden im Monat April in 33 Posten 2210 Mark 27 Pf. eingezahlt und 7 neue Bücher ausgestellt. Dagegen erfolgten 6 Rückzahlungen im Betrage von 1419 Mark 30 Pf. 1 Buch wurde kassiert. — Folgende vier Münzsorten verschwin den nach dem jetzt vom Reichstage genehmig ten Bestimmungen des neuen Münzgesetzes im Laufe der nächsten Jahre vollständig aus dem öffentlichen Verkehr: die goldenen Fünfmark- stücke, die Thaler, die silbernen nnd nickelnen Zwanzigpfennigstücke. — Eine höfliche Mahnung mittels Post karte ist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch erlaubt, wenn sie in ihrem Wortlaut nichts Ehrverletzendes enthält, wie etwa einen Zweifel an dem guten Willen oder der Zah lungsfähigkeit des Schuldners. Pulsnitz. Am 14. und 15. Mai d. I- findet hier unter persönlicher Teilnahme des Genossenschaftsanwalts Herrn Dr. Crüger- Charlottenburg-Berlin, als Vertreter der An waltschaft Deutscher Erwerbs- und Wirt schafts-Genossenschaften, der 41. Verbandstag lächs. Kreditgenossenschaften statt. Dem Ver bände gehören zur Zeit 33 auf Selbsthilfe beruhende Erwerbs- und Wirtschastsgenossen- lchasten und zwei größere Aktiengesellschaften als Mitglieder an. Sein Sitz ist Chemnitz; Berbands-Vorstano ist der Direktor des Spar- und Kreditvereins zu Chemnitz. Kamenz. Sonnabend den 12. Mai vormittags 9 Uhr öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses. Kamenz. Ein tiefbedauerliches Jagv- unglück hat sich auf dem von mehreren hies. Herren erpachteten Jagdreviere Grünewald bei Wiednitz in Preußen, unweit unserer sächsischen Landesgrenze, ereignet. Eine An zahl hiesiger Jäger hatte sich am Dienstag Nachmittag dahin begeben, um ans dem An stande der von diesem Tage ab in Preußen gestatteten Jagd auf Nehböcke obzuliegen. Nach beendetem Weidmannswerke sammelten stch die Jäger am Abend wieder, mit Aus nahme des Herrn Töpfereibesitzers K. Pollack öon hier, dessen Fernbleiben unaufgeklärt blieb. Als am Mittwoch Morgen bei Wieder aufnahme der Jagd der Vermißte sich nicht ainfand, wurden innerhalb des Reviers ein gehende Nachforschungen über sein Verbleiben öorgenommen, deren Resultat leider ein un- ^wartet schreckliches war, denn der Gesuchte wurde gegen 4 Uhr früh unter einem Baume hegend tot aufgefunden. Wie es leider zur Rurigen Gewißheit wurde, war ihm eine Me Schrotladung vom Halse aus durch den Kopf gedrungen, wodurch jedenfalls augen blicklich der Tod eingetreten ist. Es ist an zunehmen, daß der so jäh aus dem Leben Geschiedene bei der Absicht, einen Baum be hufs Einnahme eines Hochsitzes zu ersteigen, ausgeglitten ist, wobei sich das Gewehr selbst entladen und das Unglück herbeigeführt hat. — Der Standesherr auf Königsbrück, Herr Kommerzienrat Naumann, engagierte auf sein Gut auch auswärtige Arbeiter, unter welchen am dritten Tage nach ihrer Anstellung die Pocken ausbrachen. — Von der 4. Deputation der Ersten Kammer ist dem Plenum gegenüber beantragt worden, dem die Besteuerung der Waren häuser betreffenden bekannten Anträge der Abag. Opitz, Dr. Schill und Gen. folgende Fassung zu geben: „Im Hinblick auf das g.setzgevensche Vorgehen durch andere deutsche Staaten, und da die Erreichung eines be friedigenden Erfolges im Wege der auto« Komischen Regelung des Gegenstandes durch Gemeinde-Beschlüsse zweifelhaft bleibt, vielfach Ungleichheit hervorruft und jedenfalls mit vielen Schwierigkeiten und Weiterungen ver bunden sein würde, die königliche Staats regierung zu ersuchen, d-m nächsten Landtag einen Gesetzentwurf vorzulegen, der unter be sonderer Berücksichtigung der sächsischen Ver hältnisse durch eine stärkere Heranziehung solcher gewerblicher Betriebe, welche durch die Konzentration des Detailhandels mit ver schiedenen Warengattungen oder durch eigen artige augenscheinlich auf einen Eingriff in den Umsatz des Kleinbetriebes berechnete Maßnahmen sich besondere Vorteile verschaffen, zu den Gemeindesteuern den Schutz und die Entlastung des mittleren und kleineren Ge werbebetriebes erstrebt/' — Der aus Dresden flüchtige, steck brieflich verfolgte, für einen Millionär ge haltene Restaurateur Boden, welcher über 30 Häuser besaß, wurde von zwei Gläubigern in Zürich angetroffen und zwar in sehr ge drückter Stimmung. Boden zahlte denselben 21,000 Mark aus und wehklagte über sein Geschick. Er will nur noch ungefähr 30,000 Mark bei sich haben. Nur weil er eine größere fällige Summe für ein Haus in der Gewandhausstraße nicht schaffen konnte, will er kopflos geworden sein und das Weite gesucht haben. Boden hatte bereits ein Billet nach Paris gelöst, hat aber auf Zu reden seiner Freunde diesen Plan aufgegeben Die noch geretteten 21,000 Mark sind dem Konkursverwalter ausgezahlt worden. — Im Mai werden zwei bedeutsame kirchliche Versammlungen stattfinden, deren Beratungen für die im nächsten Jahre statt findende Landessynode voraussichtlich von Bedeutung sein werden. Am 9. Mai vor mittags halb elf Uhr tagt im Saale der Kasinogesellschaft zu Chemnitz zum fünften Male unter Vorsitz des Superintendent Meyer in Zwickau die „sächsische kirchliche Konferenz". Zu einer Aussprache über „die wissenschaftliche Lage der Theologie" wird ein Vortrag des Professors Dr. Tröltzsch aus Heidelberg Veranlassung geben. Darauf wird der Vorsitzende einige Wünsche zur Kirchen vorstands- und Synodalordnung erörtern und zur Verhandlung stellen. Eine Woche später findet die Meißner Konferenz statt, auf welcher dem Vernehmen nach die wichtige Frage eines deutschen evangelischenKirchendundes verhandelt werden soll. — Der Allgemeine Hausbesitzerverein in Freiberg, welcher sich auch zur Aufgabe gemacht hat, an treue Mieter Ehrendiplome zu verleihen, konnte jetzt wieder in 5 Fällen diese Auszeichnung zuerkennen. Die ununter brochene Mietzeit betrug zwischen 20 und 25 Jahren. — Recht bitter enttäuscht war ein Bienenzüchter in SteinpleiS, als er bei der Revision fernes Bienenstandes letzthin die un liebsame Erfahrung machte, daß in einem Stocke, welcher mit dem stärksten Volke be setzt war, die Mäuse währen^ des Winters geherbergt und das Volk vollständig ruiniert hatten. Kaum glaubhaft ist es, daß dieselben durch ein so enges Flugloch in den Stock gelangen und dort den ca. 35 Pfund be tragenden Honig- bez. Zuckervorrat bis auf knapp 2 Pfund fressen konnten. Die Bienen wurden auseinander getrreben und erstarrten. Darum Vorsicht! — Die zahlreichen Arbeiter, die all jährlich im Frühling aus dem Tschechen- unv Kroatenland ins Deutsche Reich ziehen, ver ursachen einzelnen Gemeinden oft nicht unbe trächtliche Kosten. Einen erbarmungswürdigen Eindruck machte auf dem oberen Bahnhofe in Reichenbach i. V. am Sonntag eine Kolonne kroatischer Arbeiter, die mit der Bahn von Eger her angekommen waren und wegen gänzlicher Mittellosigkeit an der Weiter- fahrt verhindert waren. Die Leute waren von einem Bauunternehmer in Reichenbach in Schlesien angeworben worden und ein un glücklicher Zufall wollte, daß die der deutschen Sprache nicht mächtigen 28 Kroaten irrtüm licherweise von Wien aus nach Reichenbach i. V. dirigiert wurden. Wohl machte sich unter den auf dem Bahnhofe befindlichen Personen angesiMs der kläglichen Verfassung der Oesterreicher ein menschliches Rühren be merkbar, doch waren es der Unterstützungs bedürftigen zu viele, um nachhaltig wirken zu können; es mußte deshalb die Wohlfahrts polizei eingreifen. — In dem Gatten-Giftmord-Prozeß gegen die frühere Inhaberin einer Dresdner Weinhandlung Marie Martha Willing und deren Liebhaber, den Geschäftsführer Paul Friedemann, über dessen Vorgeschichte wir bereits ausführlich berichtet haben, begann am Mittwoch vor dem Görlitzer Schwurge richt die Verhandlung. Die beiden An geklagten, welche aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurden, machen einen nicht un sympathischen Eindruck. Frau Willing, welche gegenwärtig im 36. Lebensjahre steht, ist eine sehr hübsche und interessante Person, und ihre ruhige Haltung läßt nicht darauf schließen, daß sie unter der furchtbaren Anklage des Gattenmvrdes steht. Ihr Liebhaber und Mitangeklagter Friedemann, der um 5 Jahre jünger als sie ist, macht einen verhältnismäßig jugendlichen Eindruck und sieht sehr schneidig aus. Beim Betreten des Saales bricht der Angeklagte in Thränen aus. Nach dem Er öffnungsbeschluß werden beide Angeklagte be schuldigt, gemeinschaftlich und vorsätzlich den Ehemann der Willing durch Beibringung von Arsenik getötet und die Tötung mit Ueber« legung ausgeführt zu haben. Es beginnt dann die Vernehmung der beiden Angeklagten, die Beide ihre Schuld in Abrede stellen. Bisher belastet die beiden Angeklagten nur das Zeugnis ihrer Angestellten, in deren Gegen wart sie sich bekanntlich gegenseitig ver That beschuldigten. Im Laufe ihrer weiteren Ver nehmung suchen die Angeklagten ihren ver ¬ fänglichen Aeußerungen eine harmlose Deutung zu geben und führen die Angaben der Zeugen auf Klatschereien und Rachsucht zurück. Er wähnenswert ist noch, daß bei der Ausgrabung der Leiche nach zwei Jahren sich in den ver moderten Leichenteilen Arsenik nachweisen ließ, doch ist dies eine Erscheinung, di» von Chemikern auch bei anderen harmlosen Gelegenheiten nachgewiesen ist. Der Sachverständige, Ge richtschemiker Lohmann-Berlin, behauptet dem gegenüber jedoch, daß bei Willing subacute Arsenik-Vergiftung vorgelegen habe. — Auf Requisition der Staatsanwalt schaft wurde am Montag in Mockau bei Leipzig ein daselbst seit einigen Wochen wohnhafter Maurermeister nebst seiner Frau, zwei erwachsenen Kindern und einem Schwager von der Gendarmerie und Polizei des Ortes in Haft genommen. Sämtliche Personen, die der königlichen Staatsanwaltschaft zuge- sührt wurden, werden sich wegen betrüger ischen Bankerotts, Urkundenfälschung und Verübung verschiedenartiger Schwindeleien zu verantworten haben. — In der Kirche des bei Ebersbach ge legenen böhmischen Grenzortes Georgswalde löste sich am letzten Sonntage während des Hochamtes ein Bild, die Geburt Christi dar stellend, von der Wand und stürzte, glücklicher Weise ohne Jemand von den zahlreich an wesenden Kirchenbesuchern zu verletzen, aus der Höhe der ersten Empore in das Kirchen schiff auf einen freien Raum. Das Bild er litt starke Beschädigungen. — Bei dem jüngsten Bergarbeiterstreik hatte in Schedewitz bei Zwickau der 25 Jahre alte Bergarbeiter Heinrich Georg Sterzel eine an einer öffentlichen Anschlag- säule angeschlagen gewesene Bekanntmachung des königlichen Bergamts Freiberg, enthaltend ein« Belehrung über die Folgen der Arbeits einstellung, mit ei:er widersprechenden Ver öffentlichung des Streiikomitees überklebt, also eine amtliche Bekanntmachung beschädigt. Jetzt wurde deshalb Sterzel vom Schöffenge richt zu Zwickau zu 21 Mark Strafe oder 7 Tagen Gefängnis verurteilt. Kirchennachrichten von Hauswalde. Dom. Jubilate: Hlg. Abendmahl. Beichte 8 Uhr Vorm. — Nachm. 2 Uhr: Kate chismusunterredung mit der konfirmierten männlichen Jugend von H. und B. Getauft: Emma Frida, T. des B. A. Schöne, Fabrikarbeiters in B- Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Friedrich Georg, S. des Fabrikarbeiters Friedrich Max Sümmchen 226 s. — Paul Alfred, S. des Zigarrenarb. Emil Paul Schmidt 179. — Alfred Paul, S. des Schmiede meisters Alwin Bruno Kunath 142 b. — Außerdem ein unehelicher Knabe. Die Anordnung des Aufgebots haben bean tragt: Friedrich Alwin Scheibe, Post- Assistent in Leipzig, und Thekla Liddy Schurig 288b. Als gestorben wurden eingetragen: Ernst Louis Hübner, Hilfsbahnwächter, Ehemann 326, 71 I. 1 M. 30 T. alt. — Bertha Lina geb. Gersdorff Ehefrau des Maurers Adolf Robert Ziegenbalg 1, 30 I. 10 M. 29 T. alt. — Karolme Charlotte geb. Richter, Ehefrau des Fabrikarbeiters Karl August Mehnert 242, 52 I. 11 M. 17 T. alt. — Amalie Auguste geb. Mittag, Ehefrau des Bandwebers Friedrich August Gebler 275, 68 I. 9 M. 5 T. alt,