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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Breinig. Mal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltung«blattes" vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gesvaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbot« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren «k Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/»H Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusend«. Schriflleilung Druck und Verlag von N. SHurlg, Bretnig Nr. 88. Sonnabend den 4. November 1905. 15. Jahrgang. Oertlickes und Sächsische- Bretnig. Gemeinderatsbericht vom 28. vorigen Monats. 1) Der Schulknabe Kurt Robert Grundmann, Sohn des Ziegeleiar beiters Grundmann Nr. 1S1, soll in der Anstalt zu Oppach untergebracht werden. Die Kosten dafür übernimmt verlagsweise die Armenkasse. 8) Auf eine Zuschrift der kgl AmtShauptmannschaft vom 12. September dieses Jahres hin, den Fluchtlinienplan be treffend, soll die kgl. AmtShauptmannschaft ersucht werden, Auskunft zu erteilen, wieviel eine eventuelle Vermessung de« ganzen Orter durch die Landfeldvecmeffung kosten würde. Dos weitere inbezug auf den Fluchtlinienplan soll bis nach Eingang der Antwort zurückge stellt werden. Die Zeichnung für Bebauung de» Planes auf Parzelle 196 b und 205 wird zur Einsichtnahme vorgelegt; gegen den Plan ist nichts einzuwenden. 3) werden die ge prüften Rechnungen über Gemeinde-, Armen und Feuerlöschkaffe, sowie Schulanlage vor gelegt und sollen dieselben vom 1, November diese» Jahres an 4 Wochen lang für die Beteiligten im Gemeindeamte zur Einsicht nahme ausliegen. 4) Zwei Gemeindesteuer angelegenheiten kommen zur Erledigung. 5) wird die Kirchenbaurechnung vorgetragen und in einem Exemplare den Gemeindeakten bei- gefügt. 6) Gegen eine Abtrennung der Grundstücke auf Blatt 54 hat der Gemeinde, rat nicht» einzuwenden, da dieselbe wegen Bauzwecken nötig ist. 7) Von einer Zu schrift, daß jede Vermessung von Gemeinde land durch einen geprüften Feldmesser stattzu finden hat, wird Kenntms genommen, des gleichen von einer ausgegebenen Spritzenord- uung. 8) Zu der am 1. Dezember dieses Jahres stattfindenden Volkszählung wird eine Zählkommission gewählt und werden die Zähler dazu bestimmt. — Die Bestimmungen über Verjährung voil Forderungen verdienen gegen Ende de» Jahres eine erhöhte Beachtung. Man beachte erneut, daß gewisse Uebergangsbestimmungen für Forderungen, die früher nach sächsischem Rechte einer 30 jährigen Verjährungsfrist unterlagen, nicht mehr bestehen, und daß für solche Forderungen ohne weiteres nur die Neuen Bestimmungen mit nur 4jähriger Frist in Anwendung kommen. Demgemäß verjähren mit Ablauf des Jahres 1905 alle Forder ungen der Kaufleute, Fabrikanten und Hand werker für Waren oder Arbeiten, welche für einen Geschäfts- oder Gewerbebetrieb im Jahre 1901 geliefert worden sind. Wer also im Jahre 1901 an jemand Waren zum Wieder verkauf (an Detailrsten), an einen Handwerker Rohstoffe usw. geliefert hat, läuft Gefahr, seine Forderung zu verlieren (sofern eben der Schuldner sich auf Verjährung beruft), wenn er bis Ende dieses Jahres die Verjährung nicht durch Klage, Zahlungsbefehl, Erwirkung eines Anerkenntnisse», auch durch Abschlags zahlungen unterbrochen, und dem Schuldner weitere Gestundung erteilt hat. Außerdem verjähren am 31. Dezember dieses Jahre» die Forderungen der Kaufleute, Fabrikanten, Handwerker, Fuhrleute, Gastwirte, Lotterie- 'ollekteure, Mäkler, Privatbeamten, gewerb- üchen Arbeiter, Aerzte, Rechtsanwälte, Heb- ammen, öffentlichen oder privaten Unterrichts anstalten, öffentlichen oder Privatlehrer für dicht zum Gewerbebetrieb gelieferten Waren und Arbeiten, Speisen und Getränke, Gehalt, Lohn und sonstige Vergütungen au» dem Jahre 1903 (zweijährige Verjährung nach § 1S6, Absatz 1 de» Bürgerlichen Gesetzbuches Auch wegen dieser Forderungen muß also i der oben angegebenen Weise die Verjährung rechtzeitig unterbrochen werden. — Dürfen in Sachsen Serienlose gespiel »erden? Mit dieser Frage beschäftigte sie der Strafsenat de» Königlichen Oberlandes- gericht» zu Dresden. In den letzten Jahren sind bekanntlich in Deutschland eine ganze Anzahl Serienlosgesellschaften entstanden. Ihr Geschäft fcheint regen Aufschwung zu nehmen, denn gerade in der letzten Zeit sah man in einer Anzahl von Zeitungen Annoncen und Prospektbeilagen, die zur Beteiligung einzu laden bestimmt waren. Die meisten Serien losfirmen verfolgen das Prinzip, in allen Orten Agenten und Vermittler zu engagieren, die mit der Gründung von „Gemeinschaften" beauftragt werden, Eintrittsgeld und Beiträge einzuzieheu haben. Zu diesen Personen ge hört auch die Agentin Heublei in Plauen i. V., die sich durch das Sammeln von Teil- nehmern und durch das Vertreiben von Num mernscheinen eine dauernde Einnahmequelle verschaffte. Sie verstieß durch diese Mani pulationen gegen da» Sächsische Lotteriegesetz vom 25. März 1904, denn in Sachsen dürfen außersächsische Lose nicht gespielt werden. Die Agentin wurde daher vom Landgericht Plauen i. V. zu 150 Mark Geldstrafe verurteilt. Sie machte in der beim Oberlandesgericht anhängig gemachten Revision geltend, daß ein Vertreiben von Nummernscheinen einer Lotterie nicht gleich zu erachten sei. Zudem habe sie von dem Vorhandensein des sächsischen Lotteriege- setze« keine Kenntnis gehabt. Das Oberlandes gericht verwarf jedoch die Revision der Agentin und bemerkte dabei, daß ein Irrtum des Straf gesetzes der Angeklagten nicht gutgerechnet werden könne Ein Vertreiben von Nummern- scheinen einer SerienloSgesellschaft sei einer Lotterie gleich zu achten und nach dem säch sischen Lotteriegesetz strafbar. Haus walde. Bei der hiesigen Spar- kaffe wurden im Monat Oktober in 29 Posten 1561 Mark eingezahlt. Dagegen erfolgten 12 Rückzahlungen mit 1547 Mark 97 Pfg. 1 neue» Buch wurde ausgestellt und 1 Buch kassiert. Kamenz, 31. Oktober. Durch eine be deutende Feuersbrunst wurde gestern abend die in der Nahe ve» Schützenhauses gelegene Tuchfabrik der Firma Joh. Traug. Müller u. Co hier, den Herren Cunradi, Hillmann, Krah, Oskar, Emil und Bernh. Müller, Niegel, Pürschel und Richter (insgesamt neun Kom- paguons) gehörig, vernichtet. Dresden, 2. Nov. Bezüglich der Plenarberatungen der Zweiten Kammer in nächster Zeit hat das Direktorium derart dis poniert, daß am kommenden Montag das Ge setz betreffend die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1906 zur Schlußberatung kommt und am Donners tag die Interpellationen wegen der angeblichen Fleischnot auf der Tagesordnung stehen. Am Dienstag und Mittwoch nächster Woche finden Plenarsitzungen nicht statt; es werden aber an diesen Tagen die Deputationen durch längere Lesungen de» ihnen überwiesenen Beratungs materials dafür sorgen, daß der Arbeitsstoff der Kammer ein größerer wird. Die erste Lesung des Staatshaushalts etat» wird am 14. November beginnen und an dem folgenden Tage fortgesetzt werden. In bezug der Inter pellationen über die Wahlrechtsfrage und die Schiffahrtsabgaben hat die Königliche Staats ¬ regierung um einige Geduld ersucht, damit sie die Anfragen gründlich beantworten kann Die Interpellationen werden also erst nac der ersten Lesung de« Etat» auf der Tages- nung erscheinen. — Rechtsanwalt Höffert in Dresden is von dem Disziplinargerichtshofe zur Nieder legung der Anwaltspraxis verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hat der Anwalt Revision eingelegt. E» hat sich nun der Ehrengerichts hof des Reichsgerichts mit dieser Sache zu befassen. Bi« zu dessen Entscheidung steh die Rechtskraft des obigen Urteils noch aus. Dresden. Daß e» eine recht gefähr liche Sache sein kann, anständige Damen auf der Straße zu belästigen, ist dem Handels mann Raumann vor dem Dresdner AmtSge- ncht nachdrücklichst klar gemacht worden. R. halte ein noch recht junges Mädchen auf offener Straße angesprochen und als er ab gewiesen wurde, ein Zwanzigmarkstück in Aus- icht gestellt, um das Mädchen gefügsamer zu nachen. Er erreichte aber nichts weiter, als daß gegen ihn Strafantrag wegen Beleidigung gestellt wurde. Das Amtsgericht hielt die Beleidigung für so schwer, daß e» auf 300 Mark Geldstrafe erkannte. Meißen, 31. Oktober. Der Prinz aus dem Böhmerland. Die deutschen Arbei- er müssm sich vielfach von den aus den aus Böhmen zugewanderten Tschechen Brot und Verdienst weguehmen lassen. Das können sie chwer ändern. Nun kommen aber die Wenzel- öhne und wollen ihnen auch die deutschen Mädchen wegkapern, und das lassen sich die Deutschen nun doch nicht gefallen. Beweis dafür ist folgende amüsante Geschichte. Ein nur mühsam deutsch radebrechender Gewerbegehilfe aus Tschechien mußte die« erfahren. Da er bei seiner Angebeteten, einer guten Meißnerin, der er sich in echten deutschen Worten nicht verständlich machen konnte, mit glühenden Blicken und allen jsonstigen Bemühen nichts erreichte, schlich er sich eines Abends in das Schlafzimmer der Verehrten und erweckte die Schlummernde durch einen heftigen Kuß aus ihren Träumen. Die Wirkung dieser Pro paganda der Tat war unerwartet, heftiges Wehgeschreih, Zusammenlaufen der Hausbe wohner, eine Flut von wenig schmeichelhaften Reden und einige Tage später 30 Mark Sühne in die Armenkasse. — Ein schweres Jagdunglück hat sich im Böhlaer Revier bei Ortrand ereignet. Der Pächter des Reviers, Herr Zahnarzt Rothen bach-Dresden, war noch mit drei Dresdener Herren, darunter Bankier Krüger, Inhaber de» Dretdener Bankgeschäfte» Riebe, zur Jagd nach dort gekommen. Beim Dunkel- werden begab sich vie Jagdgesellschaft mit Ausnahme de» Herrn Krüger nach dem Orts gasthofe, wo man letzteren erwarten wollte. Unterwegs hörten die drei Herren noch einen Schuß fallen und glaubten, ihr Jagdfreund sei nochmals zum Schuß gekommen. Als je doch Herr Krüger ziemlich lange auf sich warten lieb, begaben sie sich, ein Unglück ahnend, nach dem Orte, da sich Herr Krüger postiert hatte. Hier bot sich ihnen ein schreck licher Anblick. Ihr Jagdfreund lag mit voll ständig abgedecktem Kopfe am Boden. In folge Zerbrechens der obersten Leitersprosse de» 2—3 Meter hohen Hochstande» ist Herr Krüger vermutlich zu Fall gekommen und ab gestürzt, dabei hat sich sein Jagdgewehr ent laden und der Schuß ist dem Bedauernswer ten in den Hinterkopf gedrungen. — Drei Kinder erstickt! In Markersbach, Ortsteil Buchenhain, sind am Montag nach mittag gegen l/,5Uhr drei Kinder de» Schuh» macher» und Wirtschaftsbesitzer« Zimmer er stickt aufgefunden worden. Die Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen im Alter von un gefähr 4, 3 uno 1'/, Jabren, waren von nachmittag« 4 Uhr an bis zu der gegen '/,5 Uhr erfolgten Rückkehr des Vaters in der Wohnung allein gelassen worden und haben, wie durch die Untersuchung festgestellt wurde, unter Zuhilfenahme eine» Stuhles sich von den 1,60 Meter hoch aufbewahrten Streich hölzern mehrere verschafft und damit gespielt. Jedenfalls hat da» älteste Kind eins davon entzündet und dabei sind Filzschuhe in.Brand gesetzt worden. Durch den entstandenen Rauch erlitten die Kinder den Erstickungstod. Zwickau. Einen offenen Brief hat Kirchenrat Superintendent Dr. Meyer hier an Se. Eminenz Kardinal Fifcher, Erzbischof in Köln, gerichtet, mittels dessen er die Ver unglimpfungen und Verdächtigungen des Evan gelischen Bundes, die Fischer am 16. o. M. in seiner Rede zu Düsseldorf ausgesprochen hat, gebührend zurückweist, auch die angebliche Vaterlandsliebe und Unduldsamkeit des Ultra- montanismus beleuchtet. — In Budapest verhaftet wurden am Sonn abend Vie beiden Kaufmannslehrlinge Lorenz und Demmrich aus Glauchau, sie am Diens tag voriger Woche flüchtig wurden, nachdem Lorenz auf einen von ihm gefälschten Scheck von einem Bankhause 1000 Mark erschwin delt hatte. Die beiden jungen Abendleurer, die wohl Räubergeschichten nach dem Balkan gelockt haben dürsten, werden in den nächsten Tagen ausgeliefert. — Liebe und Revolver. Der 21 Jahre alte, stellenlose, früher in der Johannisapotheke zu Plauen beschäftigt gewesene Drogist Paul Warnecke versuchte in der Nacht zum Mitt woch in seiner Wohnung seine 16jährige Ge liebte Kießling in Plauen zu erschießen und tötete sich dann selbst durch einen Schuß in die Brust. Da» Mädchen, da» zunächst die Besinnung verloren hatte, konnte sich später nach Hause begeben und wurde alsvann im Krankenhause untergedracht. Die Ursache zu dem bedauerlichen Ereignis ist offenbar der Umstand, daß die Mutter des Mädchens da« Verhältnis nicht dulden wollte. — Der zur Probedienstleistung beim 134. Infanterie-Regiment in Plauen kommandierte Hoboist Paul Tietze vom 133. Regiment ist zum 134. Regiment versetzt worden und zum Stabshoboisten al» Jahrows Nachfolger er nannt worden. — Defraudation beim Spar- und Vorschub verein in Künig-wald. Bei dem Spar» und Vorschußverein in KöntgSwald bei Bodenbach wurden anläßlich einer Revision große Unter schlagungen aufgedeckl, die sich auf fast 100,000 Kronen belaufen dürsten. Die Defraudationen fallen dem langjährigen Kassierer Eugen Hit- schel zur Last, dessen Vermögen zum Teil den Verlust deckt. Infolge der Defraudation ent stand ein Run auf den Vorschußverein. Viele Parteien kündigten ihre Einlagen, so daß binnen 14 Tagen Beträge in der Höhe von mehreren 100,000 Kronen ausgezahlt wurden. Der Vorschußverein ist jedoch durch die De fraudation nicht erschüttert. Es wurden be reit» Schritte singeleitet, um die vollständige Deckung de» Schadens zu ermöglichen. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag 20. kl. Tr.: 9 Uhr Lesegottesdienst.