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Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchenuuh'zweiMal: Mittwoch und Sonnabend. Bkonnementspreis: viertel jährlich ab Schalter 1,15 Mk. Kei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige. durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeitungsboten gern entgegen. Arntsökcrtt für die OrtsSMrde und den Kemeinderat zu Nretnig. Inserate, die 4g> stet, tene Korpuszei'e 15 P,. ,üe Inserenten im Röoertaif. für alle übrigen 20 Pf., im amt- lichen Teile 25 Pf., und im Reklamcteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auchsämtl-ch?Annoncen-Lxpe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. tsllal-Hnreiger kSr Sie SttfLzfl?« Sretaig. lirsAröbrrlsrs. sirnswalse, srsnsientval unä Umgegenü. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstae vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. 28. Jahrgang Sonnabend, den 16. Februar 1918. Nr. 14. Hüne NZchsIHten. Der polnische Ministerpräsident Kucharzewski reichte wegen der Abgrenzung der Ukraine dem Regentschaftsrat das Rücktrittsgesuch des Kabinetts ein. Bischof Karewicius von Kowno brachte im Haupt quartier und in Berlin beim Reichskanzler die staatlichen Wünsche Litauens zum Aus druck. Die britische Regierung hat erklärt, daß sie den Frieden zwischen den Mittelmächten und der Ukraine nicht anerkennen werde. Außer dem Reichskanzler und dem Staatssekre tär Dc. v. Kühlmann hat sich auch der Vize kanzler v. Payer ins kaiserliche Hauptquartier begebeu. Der bulgarische Ministerpräsident Radoslawow traf gestern mittag aus Brest-Litowsk zu mehr tägigem Aufenthalt in Berlin ein. An der mazedonischen Front zerstreuten die Bul garen starke englische Erkundungsabteitunoen. Durch ein Dekret über Agrarmobilisation wer den in Italien alle militärsreien Männer aufgeboten. Ruhe vor dem Sturm an der Westfront. Steigende Erregung in England. Rotterdam, 13. Februar. Lloyd George hat in seiner Antwort an Asquith bezüglich der Lage an der Westfront im Gegensatz zu seinen einstmals so optimistischen Aussprüchen einen Pessimismus an den Tag gelegt, dem man deut lich die Absicht anmerkt, die Nation auf schlimme Botschaften möglichst gefaßt zu machen. Wie auf ein gegebenes Signal beschäftigt sich nun die gesamte Londoner Presse mit den bevorsteh enden Ereignissen an der französischen Front, da man in London allgemein der Anschauung ist, daß der erwartete deutsche Angriff in den näch sten Tagen seinen Anfang nehmen werde. Die „Times" sprechen von der Ruhe vor dem Sturm, der nun bald losbrechen müsse. Die fieberhafte SpMNUiig — so schreibt das Blatt — sei noch niemals durch so ungeheure Möglichkeiten gekennzeichnet gewesen wie jetzt. Alles rüste zum entscheidenden Kampfe und jede innere Un stimmigkeit müsse daher augenblicklich vergessen werden. Auch die Bevölkerung des Hinterlandes müsse einig zusammenstehen, damit die Kämpfer an der Front einen moralischen Rückhalt hätten. — Die eklatante Uebcrlegeuheit der Zentral mächte im Westen, die Ljoyd George in feiner Rede hcrvorgehoben hat, wird überall lebhaft besprochen. Der militärische Mitarbeiter oon „Aftonbla det" schreibt unter anderem zu den jüngsten Er eignissen: „Man erwartet einen fürchterlichen «ersuch, die Entscheidung herbeizuführen. An den Fronten herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Nur nervöse Rekognoszierungszüge lassen erken nen, was bevorsteht. Die Zentralmächte haben unbestritten die Initiative m der Hand. Der italienische Angriff war zwar umfassend gedacht, hat aber doch nur einen lokalen Erfolg gebracht. Die Lage an der Westfront ist ernst. Die Zen tralmächte konnten Kräfte von der russischen Front abziehen. Wieviele es waren, läßt sich schwer schätzen. Wenn vor Jahresfrist das Kräfteverhältnis an der Westfront 16 : 20 zu gunsten dec Wcstmächte war, so dürfte es jetzt 23 : 21 zugunsten der Zentralmächte sein. Eine so eklatante Ueberlegeuhcit werden die Zentral mächte daher ausnutzen." Italien fordert Hilse vom Verband. Dec „Cocriere della Sera" schließt sich der Meinung des „Manchester Guardian" an, der interalliierte Generalstab sollte Italien nicht vernachlässigen, und fordert für den Frühling weitere Hilfstruppen, da Italien nicht genügend ! Truppen habe, um die Mannschaften der oor- »dersten Linie häufig zu wechseln. Die dadurch s entstehende Zermürbung der Widerstandskraft sei schon der Grund zur Katastrophe von Kar- freit gewesen. Die Entente müsse an der ita lienischen Front namentlich den Rücken Frank reichs und die Verbindung mit dem Orient ver- i leidigen. (WTB.) Ueber den Frieden zwischen Rußland und Deutschland führte der Abgesandte der russischen Regierung Kamenew gegenüber dem Stockholmer Vertreter des Kopenhagener Blattes „Sozialdemokraten" aus: Was vorliegt, ist eine Friedenserklärung von russischer Seite. Rußland hat durch seine Unterhändler erklärt, daß es den Krieg nicht fortsetzen will und kann. In unserem Ent schlusse liegt aber keine Abweichung von unseren Friedensgrundsätzen, aber auch keine Anerkennung des deutschen Standpunktes. Wir haben uns freie Hand Vorbehalten, um auf der allgemeinen Friedenskonferenz, die doch einmal kommen muß, für unsere Grundsätze einzutreten. Kamenew erklärte weiter, daß Deutschland wohl seine Truppen von der Ostfront nicht ganz zurück ziehen, sondern eine Grenzwache zurücklassen werde. Schließlich sagte er, man irre sich, wenn man glaube, daß Trotzky eigenmächtig gehandelt habe. Der Beschluß der Friedenserklärung und der Demobilisierung sei in der letzten Sitzung des allgemeinen Arbeiter- und Soldatenrates ge faßt worden, in der Trotzky anwesend war. (WTB.) Die russische Demobilisierung. Petersburg, 13. Febr. Die Smolny- Regierung hat die Durchführung der beschlosse nen Demobilisation der russischen Armee dem Kommissar für Kriegswesen Dybienko übertragen, der sich sofort mit Myasnikow, dem Stellver treter Krylenkos, in Verbindung gesetzt hat, um die Entlassung der einzelnen Jahrgänge zu be schleunigen. In einem besonderen Tagesbefehl ordnet Dybienko an, daß alle aus der Armee ausscheidenden oder von der Front zurückkehren den Soldaten ihre Waffen abzulicfern haben. Diese Maßnahme, die zu den früheren Ver fügungen im Gegensatz steht, wird damit be gründet, daß die Ausschreitungen und Plünder ungen der entlassenen Truppen die Sicherheit und Ruhe der Zivilbevölkerung auf das schwerste gefährden. Die Gewaltherrschaft der Bolschewiki. Die Agentur Hsvas meldet aus Peking: Laut Telegrammen aus Charbin wurden die Mitglie der der provisorischen sibirischen Regierung und die Deputierten der Duma zu Tomsk auf An weisung der Bolschewikl verhaftet. Diese sind entschlossen, die Einsetzung einer konstitutionellen Regierung in Sibirien zu verhindern. In Wladiwostok sind 1200 Matrosen aus Peters burg eingetroffen mit der Bestimmung, die Amur- Kosaken an der Kontrolle über diese Bezirke zu hindern. Südrutzland gegen dieBolfchewisten Bern, 13. Februar. Der russische Mit arbeiter des „Bund" berichtet, daß in Jekate- rinostow Unterhandlungen geführt wurden, um einen südrussischen Bund zur Verteidigung gegen die Maximalisten zu schaffen. Die Verhand lungen wurden erfolgreich zu Ende geführt. Alle südrusstschen Republiken werden gemeinsam gegen die Bolschewrski vorgehen und demnächst eine gemeinsame Armee bilden, umSüdcußland endlich von den Maximalisten zu säubern. Die Mittelmächte und die Ukraine. Am Schluffe eines amtlichen Kommentars, den man den Vertretern der Wiener Presse zur Lage im Osten gab, wurde betont, daß, falls! Trotzky beabsichtige, sich mit seiner Roten Garde! gegen die Ukrainer zu wenden, er gewärtigen! müßte, daß die Mittelmächte aus dem Umstande, s daß sie den Kriegszustand gegenüber Rußlands noch nicht für beendigt erklärt hätten, entsprechende Folgerungen zögen, da sie nicht zulassen könnten, daß dieser ihnen nunmehr befreundete freie Staat in seiner freien Entwicklung gestört werde. Clemenceau besucht die Front. Schweizer Grenze, 13. Februar. Das „Echo de Paris" erfährt, daß Clemenceau wichtige Punkte an der Front besichtigte sowie den Stand dec Arbeiten hinsichtlich einer deut schen Offensive. In der vorigen Nacht sei er zurückgekehrt und werde morgen den Minister rat über die Ergebnisse seiner Reise unter richten. vmliÄe; unü SsOM». Bretnig. Die jetzige stille Zeit ist ganz besonders geeignet, um die vorhandenen Acker geräte und Maschinen nachsehen und, wenn nötig, in Ordnung bringen zu lassen. Bei den fehlenden Arbeitskräften und der Materialknapp heit wird zu solchen Wiederherstellungsarbeiten eine längere Zeit gebraucht, als im Frieden. Deshalb Landwirte, sorgt vor! Es ist äußerst wichtig, daß in der Bestellung und Ernte Stockungen nicht eintreten. Bringt alles, was reparaturbedürftig ist, jeden Pflug, jede Walze und Egge, ebenso die Düngerstreuer, Mäh maschinen, Heuwender usw. in die Schmieden oder die bekannten Reparaturwerkstellen. Laßt vor allem auch die Dreschmaschinen in Ordnung bringen. Dec Frühdrusch kommt voraussichtlich wieder. Die Maschinenfabriken und Reparatur werkstellen werden besonders darauf hingewiesen werden, daß sic sich rechtzeitig mit Ersatzteilen, neuen Maschinen und sonstigem Material ver sehen und daß sie Anträge auf Zurückstellung oder Beurlaubung von Monteuren genügende Zeit vorher stellen. Bretnig. (Die Sommerzeit 1918.) In diesem Jahre beginnt die Sommerzeit am 1. April und endet am 14. Oktober. Die Erfah rungen, die man während des Krieges mit der Sommerzeit gemacht hat, sind überwiegend gut. Ihre Vorteile — vor allem die bedeutende Lichtersparnis — sind so unzweifelhaft, daß man über einige kleine Unbequemlichkeiten, die sich hier und da ergeben haben, gern hinweg gehen kann. Vielleicht wird aus dreser Kriegs errungenschaft eine dauernde Einrichtung. Ein neues Sparkaffengesetz. Die sächsische Regierung, die dem Landtage m einem Gesetzentwürfe vorschlägt, den Beamten die Wählbarkeit zu den Gemeindevertretungen zu gewähren, hat gleichzeitig den Entwurf eines Sparkassengesetzes eiugebracht. Das neue Ge setz stellt das Sparkassenwesen in Sachsen auf eine straffere gesetzliche Grundlage. Jede Ver änderung des Einlagezinsfußes bedarf der Ge nehmigung der Regierung, die Sparkassen haben mindestens 25 Prozent des verzinslich angeleg ten Vermögens in mündelsicheren Papieren, und zwar mindestens 8 Prozent in Schuldverschrei bungen des sächsischen Staates, anzulegen. — Kaninchenzählung. Die am 1. März vorzunehmende Viehzählung hat sich nach einer soeben ergangenen Verordnung des Bun desrats auch auf zahme Kaninchen zu erstrecken. Großröhrsdorf. Unter den Pferden der Firma C. G. Großmann hier ist die Räude amtlich sestgestellt worden. Großröhrsdorf. Die Fcauenortsgruppe Großröhrsdorf—Bretnig vom Verein 'üc das Deutschtum im Auslände veranstaltete am vergangenen Dienstag im „Anker" hi-rselbst eilten sehr gut besuchten Unterhaltmigsabeno, zu dessen Verschönung Frau Börner-Dresden, Frl. Sandmann-Großröhrsdorf, Herr Kantor Schnei der-Bretnig und Hm Erhard Gebler-Bretnig durch verschiedenartige Darbietungen ganz be sonders beitrugen. Mit markigen Worten wurden die Anwesenden durch Frau Fabrik besitzer Martin Schurig begrüßt. Eine Gaben verlosung erbrachte eine recht erkleckliche Summe. — Der Verkauf kriegsunbrauch barer Pferde findet gegenwärtig nur noch in der Pferdeverkaufsstelle des Landeskulturrats zu Leipzig gegen Vorzeigung einer Bescheinigung der König!. Amtshauptmannschaft oder der Ge meindebehörde statt. Die Abgabe erfolgt nur in -er Zeit von 9 bis 12 Uhr vormittags. Schwepnitz. Das Königliche stellvertre tende Generalkommando hat dem Glasmacher Dietze hierselbst für Lie von ihm mit Umsicht und Entschlossenheit bewtrkte Festnahme von zwei flüchtigen französischen Kriegsgefangenen eine Gelbbelohnung bewilligt. Hainichen. (Guten Appetit.) Im „Hai nichener Anzeiger" ist folgende Anzeige zu lesen: „Meiner werten Kundschaft von Stadt und Land zur Kenntnis, daß die Ratte nicht in meinem Brote, sondern im Brote der Brvtbäckerei von Schaepel, Steycrmühle Schlegel gefunden worden ist. Gustav Rudolph, Bäcker meister, Ottendorf." Zschopau. (Ein Schweineauskäufer ver haftet.) Auf frischer Tat ertappt wurde der des unberechtigten Schweineaufkaufs schon seit ge raumer Zeit verdächtigte Privatus Müller aus Chemnitz, als er mehrere Schweine, die er in Krumhermersdorf erstanden und auf seinem Ge fährt verborgen hatte, bei sich führte. M. wurde an das hiesige Amtsgericht eingeliefert, die Schweine beschlagnahmt. Wendischearsdorf. (Glücklich heimge kehrt.) Der Sohn des hiesigen Forstmeisters, Fliegerleutnant Merz, der sich fast seit Kriegs anfang in russischer Gefangenschaft befand, ist mit vielen Gefahren entflohen und in der deut schen Heimat angekommen. Klingenthal. Im Armenhause zu Eiben berg sind dieser Tage an Kohlendunst die Orts armen Josef Pecher und Anna Egermann erstickt. Leipzig. (Schulknaben als Messerstecher und Räuber.) Die in der Jugend um sich greifende Verwahrlosung zeitigt immer schlimmere Auswüchse. So meldet ein Polizeibericht fol gendes : Ein Schulknabe, der am Montag abend gegen 7 Uhr mir zwei gleichaltrigen Kameraden über den Augustusplatz auf der Fahrstraße am Museum vorüberging, wurde dort plötzlich von zwei etwa 14 jährigen Schülern überfallen, zur Erde geworfen und von dem einen mit einem Messer in eine Backe gestochen, wobei ihm der Wintermantel, den er über Arm getragen hatte, entrissen worden ist. Mr Mantel ist auS grünlichem Tuch, unten zu beiden Seilen einge schlagen, ohne Futter und mit großen schwarzen gerieften Hornknöpfen besetzt. Zwickau. Die Unsitte, mit Petroleum Feuer zu machen, mußte am Sonntag vormittag Frau Johanna Leibelt, hier, Mittelstraße wohnhaft, schwer büßen. Um schnell Feuer zu entzünden, schüttete sie Petroleum ins Feuer; die Flamme schlug zurück und verbrannte di- Frau schwer am Gesicht, an den Händen und am Körper. Eine wahre Hamstergeschichte. Bei einem Bauer in einem Dorfe des gesegne ten Altenburger Landes erscheint ein sogenannter Hamster und bietet tür einen Schinken 300 Mk. Der Bauer aber hatte zwei Schinken auf Lager und läßt sich dafür 600 Mk. bezahlen. Erfreut zahlte er dem Städter auf einen Tau- sendmarkfchcin 400 Mark zurück. Eine Stunde später erkennt er, daß der Schein falsch ist. Der Hamster hatte außer den Schinken noch 400 Mack baces Geld.