welches auf das Waffenglück gegen die hei lige Stadt mit Entsetzen blickte. Vielleicht harte er selbst seinen Feldherrn durch Winke zu dem kühnen Unternehmen aufgefodert, aber laut erklärte er jetzt, Rom sey ohne sei nem Befehl gestürmt worden, und bethenerte schriftlich allen Fürsten, er habe keine Kunde von Bourbons Absicht gehabt. So weit trieb er das Spiel der Verstellung, daß er mit seinem ganzen Hofe Trauer anlegte, die Feierlichkeiten bei seines Sohns Geburt ein stellte, und in allen Städten Spaniens Ge bete und Prozessionen anordnete für des Papstes Befreiung, die er durch einen Feder strich geben konnte, und doch erst nach sechs Monaten, durch äußere Umstände gedrängt, bewilligte. L. Anecdoten. Vasco de Gama wurde in Calicut, wo damals eine Art von Christenthnm einge- sührt war, mrt seinen Begleitern in einen großen Tempel geführt. An den Wanden desselben befanden sich eine Menge gewählter Bilder, von denen einige lange hervorragende Zähne, andere vier Arme hatten, und alle sahen so abscheulich aus, daß die Portugiesen anfingcn zu zweifeln, ob sie in einem christ lichen Lande wären. In einer sehr dunklen Capelle stand jedoch ein Bild, das man zwar nicht recht erkennen konnte, auf das aber ein Priester mit großer Devotion hin zeigte, indem er dreimal: Maria! rief. Die Indier fielen dreimal der Länge nach zur Erde, dann standen sie auf, um zu beten. Vasco und seine Begleiter hielten dieß Bild für ein Marienbild und fielen ebenfalls auf ihre Kniee, um es anzubcten; allein einer rzr von den Portugiesen schien doch zu zweifeln, denn er sagte, indem er mit den Andern niederficl: „Im Fall das der Teufel scyn sollte — ich bete Gott an! " Achmet Effendi, ehemals Türkischer Bot» schafter am Berliner Hofe, befand sich einst in Gesellschaft mehrerer Damen. Um ihnen feine Aufmerksamkeit zu beweisen, reicht er einer jeden ein paar Stückchen Zuckerwerk. Nur bei einer einzigen macht er Ausnahme. Dieser verehrt er doppelt so viel als ihren Mitschwestern. Geschmeichelt dadurch gibt die Ausgezeichnete den Triumph ihrer Eitel keit durch Blicke zu erkennen, und laßt den gewogenen Geber durch den Dollmetscher fragen, warum er ihr denn noch einmal so viel als den übrigen Damen zugetheilt habe? „Weil — verkündigt die Antwort — Ihr Mund ebenfalls noch einmal so groß ist, als der der übrigen. Man denke sich die Em pfindung der Gekrankten hierbei, um sich den unbehaglichen Wechsel ihrer Mienen er klären zu können. B —i. Die Marchese Gabrielle wurde vom Car dinal Colonna geliebt, der ihr unter andern auch eine prächtige, mit Brillanten besetzte Uhr schenkte. Sie hatte sich einst mit dieser Uhr ge schmückt, als sie beim Papst Benedict XI V. in Gesellschaft war. Der Papst bewunderte die Schönheit und Pracht derselben so, daß sich die Marchese gedrungen fühlte, sie dem heil. Vater zum Geschenk anzubieten. Lassen Sie das, erwiederte der Papst, sie ist am rechten Orte; man muß die Gelübde (voüva) da auf- hanaen, wo man Hülse empfangen hat.