Beitrüge zur Belehrung und Unterhaltung.. Nr. Dressen, den !Z. Februar iZoy. -9» Der Prado zu Madrid. -dieser Ort ist unstreitig der vorzüglichste unter den öffentlichen Spaziergängen zu Madrid. Er ist der Orr, wo alle neue Mo den in Umlauf gebracht werden, und wo der Luxus der reichen und feinen Welt sich in seinem größten Glanze zeigt. Hier will ein Jeder seinem Nebenbuhler durch blendende Pracht den Rang abzugewinnen suchen. Der eine sucht durch stolze Pferde, reiche Geschirre und einen neuen glänzenden englischen Wa gen, der Andre durch prächtige Livreen die Bewunderung der Spahi'rgänger auf sich zu ziehen; ein Dritter zeichnet sich durch Ta lente im Fahren aus, indem er seinen raschen, schnaubenden andalusischen Hengst selbst lenkt. Der Prado wird von den Madridern unter allen Promenaden am regelmäßigsten und häufigsten besucht; keine ist aber auch so angenehm und reizend. Die Menge von Alleen, gewährt einen so dichten und ergui- ckenden Schatten, und die vielen plätschernden Fontaine« verbreiten so viele Kühlung, daß man mitten im Sommer gegen die beschwer liche Sonnenhitze gesichert ist. So angenehm aber auch dieser Spatzier gang bei Tage ist, so kommt er doch den Reizen nicht gleich, welche eine nächtliche Promenade in dem Prado gewährt. Der Traurige vergißt seine Traurigkeit, der Arme sein Elend, und selbst der finstre Trübsinn des Misanthropen verschwindet, wenn er den schönen Himmel über sich erblickt, wo zahllose Sterne in dem herrlichsten Glanze funkeln. Die Größe des Orts erlaubt hier einem Jetzen, sich eine Stelle aufzusuchen, welche der Stimmung seiner Seele entspricht. Wer die Einsamkeit wünscht, der entfernt sich in menschenleere Gange, wo er seinen Lieblingsideen nachhängen kann. Wer die Fröhlichkeit liebt, der hält sich in der Nahe des frohen Haufens auf, wo der feurige Spanier bald muntrere, bald sanftere Lieder zum Spiel der Zitter singt, und die frohe Jugend zum Tanze ausfodert. Wenn sich sonst der Hof in Madrid auf- hielt,- so fuhr der König und die Königinn gewöhnlich alle Sonn- und Festtage durch die Alleen des Prado, nach der Kirche Ato cha hin. T