A-orter Wochenblatt. MitLheil ungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierter Jahrganz. Berit für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 1K gr. SLchs., bei Beziehung bet Blattet durch Botengclegenhett 12 Gr. SLchs. -»F29. IS. Juli 1838 Erscheint jeden Donnerstag. Die Geschichte von der Kieselsteinsuppe. Gebt nur erst den klclnen Finger und Ihr werdet bald die ganze Hand nicht mehr haben! — Der be rühmte französische Novcllendichtcr Jules Janin sucht diese Regel in einer seiner Dichtungen durch Vie „Geschichte von der Kleselsteinsuppe" zu erläu tern, und da diese den wenigsten unserer Leser be kannt sein dürfte, so gönnen wir ihr auch hier »IM so bereitwilliger ein Plätzchen, als ihre Mittheilung der Tendenz dieses Blattes nicht fremd sein dürfte und sich überdies verschiedene gottselige Betrachtungen daran anknüpfcn lassen. „An einem Frühmorgen, lange vor Mahomet, vor Clodwig, vor dem heiligen Petrus, ging ein Bauer mit seiner Frau auf das Feld. Hütet euch, sagten sie zu den Kindern, die Thüre für irgend jemand zu öffnen. Wenn ein Sol dat zu euch sagt: „Macht mir auf," so antwortet: „Wir haben keinen Wein." Aum Reisenden mögt ihr sprechen: „Geht weiter." Dem Bettler ruft zu: „Gott Helf euch" und so bleibt ruhig, bis wir wieder kommen. Die Kinder versprachen artig zu sein und die Thüre nicht zu öffnen; und die Aeltcrn gingen ruhig an die Arbeit. Es kamen Soldaten an die Thüre der Hütte, denen sie sagten: „Wir haben keinen Wein;" Die Reisenden hörten: „Geht weiter;" die Bettler: „Gott Helf euch.". Und kein einziges Mal ging die Thüre . . . . . Endlich kam ein Mönch, diesem wußten sie nichts besonderes zu sagen und sprachen: „Wir haben keinen Wein, geht weiter, Gott Helf euch." Und die Thüre blieb zu. „Das thut mir leid," sagte der Mönch zu den Kindern; „ich hatte mir gern vor Fortsetzung meiner Reise mit meinem Kieselstein eine warme Suppe gemacht." Dabei legte er seinen Kieselstein in den Ranzen und diesen auf den Rücken. Die Ktnvrr yuireii Meumrs mir einem Kieselsteine Suppe kochen gesehn; sie riefen den Mönch zurück und fragten aus dem Fenster: „Was hast Du nöthig?" „Ich habe einen Topf nöthig," antwortete der Mönch. Die Kinder ließen ihm einen irdenen Topf aus dem Fenster herab, der Mönch stellte sorgfältig seinen Kieselstein hinein. Er knieete vor dem Topfe nieder, und schien kräftig das Feuer 'anzuschüren; die Kinder waren höchst gespannt. „Hatte ich etwas Wasser im Topfe," bemerkte der Mönch, „so wäre mein Kieselstein schneller ge kocht." Und der Topf wurde gleich mit Wasser gefüllt. „Kinder, mein Wasser wäre weit früher heiß, wenn ich den Topf an euer Feuer stellen dürfte." Man öffnete dem Mönch die Thüre, und er stellte den Topf an das Feuer, welches die Kinder wieder angefacht hatten.