A-orter Wochenblatt. Mittheil u «gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Siebenter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 21 Neugroschen, bei Beziehung des Blattes durch Dotengelegenheit IS Neugroschen. 3. Erscheint jede Mittwoche. 19. <IaN. 1842. Dornirte Umschau eines reuß. preuß. Zollprovinzialisten. Gab es je eine Zeit oder einen Zeitabschnitt, in welchem der Teutsche gewöhnlichen Schlags und noch »ine gewisse, durch ihre Interessen zwar gesonderte, aber in der Hauptsache mit einander gehende Klaffe 'stolz — wie wohl Stolz sonst nicht gerade ein her- vorstehendes Merkmal des reutschen Charakters ist — auf sein mittelbares, jetzt s. g. Gesammtvaterland sein konnte und kann, so ist es gewiß der Abschnitt von heute ein Jahr rückwärts. Mit welcher Allge walt kündigte sich an vor Jahresfrist, angcfacht durch »in unscheinliches Lied, temscher Nazionalsinn, teursche Nazionalkraft, teutsche Einigkeit gegen überrheinilche anmaßliche Dcmonstrazionen, gegen nur verlautbarte Eroberungsplane von dorther. Es erhob sich ein Sturm der Gcmüther und der Geister, gleich dem in dem letzten Befreiungskämpfe, gegen die wörtliche An tastung teutscher Erde und aus allen teulschen Gauen, um ein teutschthümliches Wort zu gebrauchen, erscholl ein, wenn man den Zeitungsnachrichten blindlings und unbesehen Glauben schenkte, allgemeines, einstimmiges Zetergeschrei wider solch' drohenden Frevel. Der Sturm wurde von oben her mit Emsigkeit und Sorg falt genährt und unterhalten; die gedankenmörderische Zensur siel dem sich bäumenden Journalistenklepper nicht in die Zügel; man benutzte daS günstige Brau sen zu Hecresrüstungen, zu Reparaturen des Kriegs handwerkszeugs, zur Instandsetzung der Waffenkam mern, zum Ausbau von Festungen und strategischen Projekten, hauptsächlich aber zu Revücn und Mano- vern; man sprach (und spricht) von gleichförmiger Be waffnung nnd Einkleidung der Bundeskoniingente, als einem nicht unwesentlichen Stücke teutscher Na- zionaleinhcit u. s. w. Hatte nach einer Weite der Sturm in dieser Richtung sich auch so ziemlich ge legt, so fehlt« es nicht an Zündstoff, um den aufge rüttelten teutschen Nazionalsinn nicht erlöschen zu las sen, den von Natur trägen teutschen Charakter anzw- spornen und in Athcm zu erhalten. Den Zündstoff lieferten die Angelegenheiten deS Zollvereins, und Preußen zumal — der kirchlichen Wirren mit dem unbeugsamen, prinzipienstarren Neu-Rom nicht zo gedenken — sah und sicht sich in der Erweiterung der Zolllinic in dem frischen gedeihlichen Aufblühen der vor allen andern Zweigen protegirten Industrie, de- Handels und der Schifffahrt, selbst dem friedlichen Verkehr mit einem persönlich befreundeten Nachbar staate gehemmt, durchkreuzt gehudelt und hintergam gen, wovon die eklatantesten Beispiele sind: die her metische Gränzsperre Polens, der holländische Nicht» ratifikazionsskandal, das Brüssler Jmpromptü. Man sprach und spricht mit Wärme und Eifer und in hep * ausforderndem, von der Zensur zugelaffcnen Tone von der Aufrechthaltung und Wahrung teutscher Ehre,, von dem absolut nothwendigen Hervortreten thalkräs« tigen Handelns, von dem guten, einfältigen, langm^ thigen, lammgeduldigen, galllosen teutschen MicheK; man war und ist bemüht nachzuweisen, daß all, au ßerhalb des Zollvereins noch stehenden teutscher» Stämme nur durch ein enges Anschlicßen an densel- ven sich zu retten vermögen, daß außerhalb deS Zolk- vereins für sie kein Heil zu finden sei. So Teutsch, land vorzüglich in seinen Beziehungen zum Auslande und in materieller Rücksicht. Die innern Zustände der einzelnen teutschen Staaten traten in den Hindn> grund, der Rock kümmerte unS mehr als das Hemde, man hörte und hört nichts oder wenig von den UN-