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VulsmherIayeblatt Bank. Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz ! Anzeigcn-Grundzahlen in RM: Die 41 mm breite Petitzcile (Mosie'sZeilenmesser 14) I RM0.25, in der Amtshauptmannschast Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM0.75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelanat der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in An.cchnung. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 28 Dienstag, den 31. Januar 1S28 8«. Jahrgang Das Wichtigste Im mecklenburgischen Kreise N«u Kalon gaben zum Schluß einer Protestversammlung etwa 100 Landwirte aller Befitzzrößen die einstimmige Erklärung ab, daß sie sich angesichts ihrer wirt schaftlichen Notlage außerstande sehen, noch weitere Lande«- steuern zu zahlen. Im Zusammenhang mit dem Streik bei den Anhaltischen Metall» sabriken find gestern auch die Junkerswerke stillgelegt worden. Damit ruht jetzt in sämtlichen Anhaltischen Metallsabriken die Arbeit. Die Zahl der Streikenden in Dessau beträgt nunmehr 6010, di« der Streikenden in ganz Anhalt 10000. In Verbindung mit dem Millionenbetrug de» Berliner Lombard- Hauses wurde ein Staatsanwaltschaftsrat vom Amte suspendiert. Am Sonntag sand in Bamberg der Bezlrksparteitag der Sozial demokratischen Partei sür den Bezirk Franken statt. Im Ver- laus der Tagung wurde unter anderen Kandidaten sllr die Reichstagswohlen wieder Hermann Müller ausgestellt. Die Telesonoerbindung zwischen Holland und Anierika wurde gestern durch eine Ansprache zwischen dem holländischen Außenminister und Staatssekretär Kellogg eröffnet. Das amerikanische Marinedrpartement teilt mit, daß das U Boot S 3, ein Schwesterichiff des vor einiger gelt gesunkenen S 4, am Sonnabend südlich von Hatteras (Virginia) verschwunden ist. Man vermutet, daß das U Boot während eines schweren Stur me«, der am Sonnabend aus Hatteras wütete, gesunken ist 8 8 befand sich aus dem Wege zu den WlntermanSoern bet Kuba. Bet dem Eisenbahnunglück in Rangoon wurden 100 Personen getötet. G . MMe und sWsA Augtltgenßtllen Pulsnitz (Jubiläum.) Die hiesige Schuhmacher- Zwangs - Innung blickt im Laufe dieses Jahres auf ein 460 jähriges Bestehen zurück und begeht die Gründungsfeier am 12. Februar im Fremdenhof „Grauer Wolf" in wür diger, einfacher Weise. Einladungen sind bereits ergangen und hofft die Innung auf zahlreiche Beteiligung. — (Französische Kriegs gefangenen-Gut haben.) Die Bundesleitung der Rcichsvcreinigung ehe maliger Kriegsgefangener, Berlin W 8, teilt uns folgendes >mit: Im Gegensatz zu England, das im vergangenen Jahr mit der Auszahlung der Guthaben der ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen begonnen hat, waren von seiten Frankreichs einer entsprechenden Regelung der Gulhabenfrage immer noch Schwierigkeiten gemacht worden. Nach den uns Mitte vo rigen Jahres zicteil gewordenen amtlichen Informationen hat die französische .Regierung bei den früheren abschließenden Verhandlungen über diese Frage eine Ucberweisung der Gut- habenbeträge bis zum Ende des Jahres 1927 zugefagt. Auf eine Anfrage an die für diese Fragen zuständige, dem Finanz ministerium unterstehende Nestverwaltung für Reichsaufgaben, wird uns mitgeteilt, daß die Nestverwaltung immer noch nicht über die Guthabenbeträge verfüge, sodaß diesbezügliche Anträge vorläufig zwecklos seien. Die Reichsvereimgung ehemaliger Kriegsgefangener hat daraufhin eine Anfrage an das Reichsfinanzministenum und das Auswärtige Amt ge richtet, in welchem sie restlose Aufklärung darüber verlangt, ob die französische Negierung sich entgegen der seinerzeit ge gebenen Zusage ihren Verpflichtungen gegenüber den ehema ligen deutsche» Kriegsgefangenen zu entziehen versucht oder welche andere» Gründe für die abermalige Verzögerung in der Auszahlung der französischen Guihaben maßgebend seien. — Die hiesige Ortsgruppe der Retchsvereinigung ist zu näherer Auskunft jederzeit bereit. Bors. Johannes Große, Hauptstraße 22. — (Wiss«« vie schon,) daß seit 1326 über ganz Deutsch land hinweg eine starke Propaganda für deutsche Milch und deren Trzeugniss« betrieben wird? — daß in Sachsen unter Führung drs Sächs. Wirtschastsminikeriums im Mat 1S2S der Sächs. Landes- Milchausschuß in Dresden als eingetragener Verein gegründet wor drn ist? — daß die Hauptziel« d«r vom Sächs. Lande,Milchausschuß betriebenen Milchpropaganda folgende find: Dl« Hebung de» Ver brauches an deutscher Milch und deutschen Milchrrzeugniffeu, Qua lität,stelgerung, BolkrtÜNlichmachung der verschiedenen Gebrauch«- formen der Milch und Vermehrung der Gelegenheiten zum Bezug« und Verzehr von Milch und deren Erzeugnissen? — daß der Sächs. Landesmllchausschuß als wirtschaftlich politisch völlig neutraler Verein allen Schichten de« sächsischen Volkes gleichmäßig dient und im Interesse der Dolkscrnährung, Volksgesundheit und Volks wirtschaft nur sllr gemeinnützige Zwecke arbeitet? — daß die Milch und Milchprodukte für die Dotk.ernährung van größter, fast au»- schlaggebend, c Bedeutung sür die Verbesserung der Ernährung des deutschen Volkes geradezu einscheidend sind? — daß dle Milch alle Baustoffe enthält, die der menschliche Körper vom ersten Tage des Säuglings an bis in das hohe Gressenalter zum Ausbau und zur Erhaltung gebraucht in bester Beschaffenheit, in genügenden Men- „Stirbt der Bauer, so stirbt die Ration" Der 8. Reichs-Landbuudtag i« Berlin Aufruf des Reichs-Landbundes — Zentrum fordert baldige Verabschiedung des Reichsschulgesetzes — Die Volkspartei und dos Reichsschulgesetz — Die sächsische Regierung zu den Forderungen der Landwirtschaft — Stresemann vor dem Reichstag .— Die Berliner Presse zur Stresemann Rede — Reichswntschaftsminister Curtius über den Schutz des Handwerks „Stirbt der Bauer, so stirbt die Mation!" Das ungefähr gibt den Inhalt des 8. Reichs-Lundbuud- täges wieder, der am Montag in der Neichshauptstadt zu einer machtvollen Kundgebung der Landwirtschaft wurde Die äußerste Not hat das Landvolk in die Neichshauptstadt getrieben, wo all die, die um ihre Existenz kämpfen, von ihren Führern hören wollten, wie der Not zu steuern ist, und wie man sich die Erhaltung des deutschen Nährstandes denkt. Die Tagung wurde zu einer gewaltigen Heerschau, Tausende hatten sich lange vor Beginn im Zirkus Busch und dem „Großen Schauspielhaus" zusammengefunden. Bis in den letzten Winkel waren die beiden Riesenräume besetzt. ... dkcA dem Aufmarsch der Fahnenabordnungen der bäuerlichen. Organisationen des Landbundes, der Rcikervereine und der Jungmannen und dem Fanfarenmarsch eröffnete der Präsident des Reichs-Landbundes, Graf von Kalckreuth, die Versammlung im Zirkus Busch. Der stellvertretende Vor sitzende des Brandenburgischen Landbundes, Bauernguts- besitzer Bethge, begann seine Rede mit einer Kritik an der Einstellung des preußischen Landwirtschastsministers gegenüber der Not der Landwirtschaft, da der Minister nur eine stellenweis bestehende Not der Landwirtschaft zugebe. Es bestehe aber die Not aller Landwirte, und die Folge sei, daß die Landarbeiter familienweise in die Großstadt zögen, um dort der Erwerbslosenunterstützung zur Last zu fallen. Reichsernährungsminister Schiele überbrachte di« Grüße des Reichspräsidenten und der Neichs- regierung und betonte in seiner Rede, daß es jetzt um Sein oder Nichtsein der Landwirtschaft gehe. Die Derschuldungsmöglichkeit habe ihren Höhepunkt erreicht. Durch die bisher gewährten Mittel und Maßnahmen könnten die Gefahren für die Landwirtschaft nicht gebannt werden. Eine entscheidende Wendung könne nur dadurch herbei geführt werden, daß eine Politik, die auf allen Gebieten planmäßig und zielbewußt auf eine Verbessrung der wirt schaftlichen Tatsache hinwivke, einsetze. Das Wichtigste bleibe die Stärkung der handelspolitischen Stellung derLandwirtschaft,die Beseitigung einer Nahrungs- mittelcmfuhr in dem bisherigen Maße. Wo der Bauer wurzellos geworden sei, da gäbe es auch kein geordnetes Etaotsleben mehr. Die Auffassung des Reichs-Landbundes über die Lage der Landwirtschaft und seine Auffassung über die Lcbens- noiwendigkeitcn sprach der Präsident des Reichslandbundes, Hepp, aus. Er erklärte, daß das Landvolk seine Rechte verkümmert sehe, und daß bei den heutigen Schuldverhältnissen in der Landwirtschaft jede wirkliche Rationalisierung unmöglich sei, so lange nicht greifbare Maßnahmen der Umschuldung bei gleichzeitiger Zinssenkung durchgeführt würden. Unter stürmischem Beifall verkündete Präsident Hepp das Sofortprogramm des Reichs-Landbundes, lM u. a. folgende Forderungen enthält: llebernahme der Rentenbankschulden durch das Reich, Beseitigung der Grundsteuern der Länder, Sperrung der Grenzen gegen Einfuhr von Gefrier fleisch und sonstigen Fleffchprodukien, gegen Vieh und Viehprodukte aller Art. Auch Präsident Hepp wandte sich gegen den preußischen Landwirtschaftsminister vr. Steiger, der eine gewisse Land- i wirtschaftsfeindlichkeit erkennen lasse. Besonders ging Hepp > auf die Arbeiterfrage auf dem Lande ein, die zu- j gleich eine Lohnfrage sei. Die Landwirtschaft müsse ver» ' langen, daß sie ihren Arbeitern einen Lohn zahlen könne, der dem in der Industrie für gleich schwere Arbeit gezahltem Lohn entspreche. Nach der Rede des Präsidenten Hepp forderte ein märki- scher Bauer unter stürmischem Beifall der Versammlung, daß eine Bauernabordnung dem preußischen Landwirt- schaftsminister sogleich das Sofortprogramm des Landbuicdes überbringe. . , Nachdem der österreichische Vizekanzler Hartleb die Grüße des österreichischen Landbundes überbracht hatte, nahm Präsident Graf Kalckreuth das Schlußwort. Er wies darauf hin, daß dieLandwirt - schäft in den letzten vier Jahren ein Drittel ihres Vermögenseinfachverloren habe. Heute habe sie sich zwangsläufig zu einer milden Stiftung entwickelt, die Dolksloeisunaen unter Lergabe bedeutender Zuschüsse vor» nehme. Damit aber sei es jetzt zu Ende. Entweder helfe die Negierung, oder die Landwirtschaft werde selbst diese Nolle aufgebcm Der Landwirt brauche Zollschutz, und die auf Kosten der Landwirtschaft geschlossenen Handelsverträge müssen gekündigt werden. Gelänge es nicht, die Landwirt schaft wieder zu einem rentabel arbeitenden Wirtschafts faktor zu machen, so sei sie zur extensiven Wirt schaft gezwungen. Auch auf einer Parallelversammlung im „Großen Schau spielhaus" sprach noch einmal Reichsernährungsminister Schiele und für den Brandenburgischen Landbund Ritter gutsbesitzer Nicolas-Rost in und als Vertreter des aus- landdeutschen Landvolles der Abgeordnete Meyer-Eger. Aufruf des Reichslandbunde-. Die Vertreterversammlung des Renchslandbundes beschloß einstimmig einen Aufruf, in dem es heißt: „Deutsches Bauerntum war seit jeher di« Quelle der Erneuerung des Volkes. Der deutsche Bauer erhielt mit seinen Kindern den Städten dos Leben, des deutschen Bauern Grund und Boden rettete das deutsche Boll durch die Rentvnmark. Jetzt ist verdeutsche Bauer am Ende seiner Kraft. Er erarbeitet mit Frau und Kind seinen Gläubigern hohen Zins, während die Bauernfamilie das Elend packt. Jahr um Jahr hat der Landbund gewarnt, gemahnt, Anträge gestellt und Forderungen erhoben. Re gierung und Parlamente haben nicht auf ihn gehört, mit halben Mitteln hat man das Elend verlängert, ein Teil der Bauern ist bereits vernichtet, ein anderer wirb es morgen sein. Noch einmal haben wir jetzt den Regierungen ein Programm in die Hand gegeben, das die Lage wenden kann. Wir fordern darin: Beseitigung aller Lasten, di« das Landvolk den anderen Berufsgruppen vorauszutragen hat; Umschuldung des land wirtschaftliche« Kredites auf tragbare Zinssätze; Schaffung auskömmlicher Preise für die Erzeugnisse der Landwirt schaft, Verhinderung aller Einfuhr, deren das deutsche Volk ni<P unbedingt zum Lebe« bedarf; Schaffung der Möglich keit, Löhne zu zahlen, die die Landflucht eindämme»; Um gestaltung des gesamten Sozlalrechtes in einer Weise, di« der Landarbeit wieder ihren Wert gibt. Stirbt der deutsche Bauer, dann stirbt die Nation. An die deutschen Bauern aber geht unser Ruf: Kaust nichts, was ihr nicht bar bezahlen könnt. Nehmt keinen Pfennig neue Schulden auf. Steuerzahlung aus der Substanz lehnen wir ab. Rettet thr euch, so rettet ihr das Vaterland!" Zentrum fordert baldige Verabschiedung des Reichsschulgesetzes. Berlin. Der Reichsausschuß der Zentrums partei nahm in einer Entschließung zur politischen Lage Stellung. Das Fundament d«r Deutschen Zentrumspartei sei von jeher der soziale Gedanke gewesen. Das Zen trum sei eine christliche und eine soziale Partei. Früher als in der deutschen Republik habe das Zentrum die deutsch« Sozialpolitik führend beeinflußt. Die Urproduktion i« Industrie und Landwirtschaft bedürft in Rücksicht auf unsere schwierige Lage in der Welt wirtschaft einer besonderen planmäßigen Förderung. Durch fparsame Finauzwirtschast und beschleunigte Derwaltungs- uefo-rm müsse namentlich für den Mittelstand in Handwerk, Handel und Gewerbe sowie für die Landwirtschaft eine Entlastung von den drückenden Steuern und Abgaben her- beigeftihrt werden. Gesetzgeberische Maßruchmen allein genügten nicht. Sie bedürften einer Ergänzung durch eine Verwaltung, die sich nicht bloß cm vorhandenen Gesetzen, sondern am lebendigen Verständnis und am Mitgefühl fiir die Volksnöte orientiert. Gesetzgebung und Verwaltung können ihre vollen Frücht» nur bringen, wenn Verständnisvolks Mitwirken und Zu- samrnenwirken aller Volksschichten im Land« sie tragen. Kastengeist und Klassenvorurteil fänden in der Deutschen Zentrumspartei kein« Heimatstatt. Der Reichsparteiausschuh erwarte von der Fraktion des Reichstages, daß sie sich für die baldige Verabschiedung eines Reichsschnlgesetzes, das unseren kultur politischen GrnndsStzen entspricht, mit aller Kraft einsetzt. Der Reicksvarteiausickuk svricht dann der Gesamt-