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Anzeigen-Grundzahlen in RM: Die 41 mm breite Petitzeile (Mosse's Zeilenmcsser 14) RM0.25, in der Amtshauptmannschast Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM0.75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50°/, Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkursfSllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung Bis V,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tag: Aufnahme — — — Erscheint an jede «Werktag — — — Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend VulsmherM-eblatt dKLLLL Bezirksanzeiger Wochenblatt L-L7LPLZL Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: PulSnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstcina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr inPulsnitz Nummer KS Mittwoch, den 21. Mär, 1828 8». Jahrgang Das Wichtigste In Mecklenburg haben Waldbrände grasten Schaden angerichtet. Die Brände wurden in den meisten Füllen durch unvorstch- tiges Abbrennen von altem Wtesengras verursacht. Wie die Berliner Morgenblütter aus Washington melden, hat gestern der amerikanische Senat Mr die Hinausschiebung des Inkrafttretens der nationalen Abstammungsklausel des Ein- wanderungggesrbes um ein weiteres Jahr gestimmt. Damit bleibt das gegenwärtige Quotenoerhüllni» bestehen. In Amerika wird ein neuer Hrtzfilm gegen Deutschland auf- g«Mrt General Nobile wird mit seinem Nordpol-Luftschiff etwa Mitte April in Deutschland eintrcffen Nack einer Verordnung des Arbcitsministers Tardieu wird die Sommerzeit in Frankreich in der Nacht oom 14. auf den 15. April um 2300 Uhr beginnen, wühlend die Normalzeit am 6. Oktober 2400 Uhr wieder hergeftellt wird Dieser Beschluß ist England, Belgien und Holland notifiziert, mit denen Frankretck durch eine Konvention zur Einführung der Sommerzeit verbunden ist. Gestern nachmittag sprang ein 35 Jahre alter Mann mit einem Fallschirm in Paris von der Spitze des Eifelturmes ab. Da der Schirm sich nicht öffnere, stürzte der tollkühne Sprinqer auf den Boden, Er erlag bald darauf seinen schweren Ver letzungen. Gewisse Funde am zerstörten St. Francel-Damm bei Los Angeles sprechen dafür, dost der Damm möglicherweise infolge Dyaa- mitattentats zerstört worden tst Nach Meldungen aus Wajhtnglon ist gestern dec erste Band der amerikanischen Kriegsdokumente, der über die amerika- niichen Friedensbemühungen im Jahre 1914 berichtet, ver öffentlicht worden. Nack Meldungen aus Santos wird dort in einer offiziellen Erklürung bekannt gegeben, daß bei dem letzten Erdrutsch 81 Personen getötet und 92 verletzt wurden Nach Meldungen aus Johannesburg find in Natal Feindselig keiten zwischen zwei großen Elngeborenenstümmen ausge brochen. Die Regierung hat zur Dirstüikung der Polizei« truppen zwei Schwadronen in das Kampfgebiet entsandt. Die eingeborenen Frauen und Kinder befinden sich aus der Flucht. StrlW md sWsche ÄnglleWSeiten — (Die Hilfeder Kirche.) Die am 17 Juli 1927 in allen evangelischen Kirchen Sachsens veranstaltete Samm lung 'zur Linderung der Not der durch das Unwetter im Osterzgebirge Heimgesuchten hat zusammen mit den von au ßersächsischen kirchlichen Behörden und Stellen eingegangener Gelder insgesamt 167 741 RM erbracht. — (Eine wertvolle Große Anfrage.) Vier Fraktionen des Preußischen Landtages weisen in einer Großen Anfrage an die Regierung darauf hin, daß die „Zeitungs stände, KioZke, Litfaßsäulen und zahlreichen Schaufenster mit Nudiläten und widerlichen Darstellungen überflutet sind". Polizei und Staatsanwaltschaft erwiesen sich als ohnmächtig und erklärten, daß die bestehende Gesetzgebung und Recht sprechung keine Handhabe zum Einschreiten biete. Dann werden die verheerenden Folgen jener Ueberslutung aufgezeigt, die Zerrüttung von Ehe und Familienleben, die Verachtung, der die deutsche Kultur im Auslande dadurch anheimfalle. Die Preußische Staatsregiernng wird gefragt, ob sie bereit sei, selbst auf dem Wege der Aenderung der Gesetzgebung oder durch Einwirkung aus die Neichsr^gierung Abhilfe zu schaffen. Und was tut der Sächsische Landtag? Was tut die Sächsische Staatsregierung? — (Reichspräsident von Hindenburg an den Verband Sächsischer Industrieller.) Den in Dresden versammelten Mitgliedern des Verbandes Sächsi scher Industrieller sage ich herzlichen Dank für das freundliche Meingedenken bei der gestrigen Tagung. Ihr Gelöbnis, an dem Werke des Wiederaufbaues der deutschen Wirtschaft verständnisvolle Helfer zu sein, nehme ich in voller Würdigung der Bedeutung der Mitarbeit der Industrie am Wiederaufbau des Vaterlandes mit Befriedigung gern entgegen. Mit freund lichen Grüßen! gez. von Hindenburg. — (Der Fehlbetrag der landwirtschaft lichen G-ü t e r.) Die Betriebseinnahmen der landwirtschaft lichen Güter des Staates betrugen nach einer soeben dem Haushaltausschuß 6 vorgelegten Uebersicht im Geschäftsjahr 1925/26 2 103,098 RM. Die Betriebsausgaben 2353558 NM. Unter Verrechnung verschiedener kleinerer Posten ergibt sich ein Verlust aus Gutsbetrieben in Höhe von 233 720 RM, der sich durch Verlust aus Lasten um 6422 RM auf 240 142 Ler WWMWlllWl W Sie Ml-Mm Mit Gummiknüppeln gegen die Bauern — Die deutsch-russisch-türkische Front in Genf — Eine Rede des deutschen Bot schafters in Washington — Moskau hofft auf Wiederaufnahme der deutsch - russischen Verhandlungen Berlin. Bei Behandlung des Haushalts des Reichs- ernährungsmimsteriums im Rahmen des Notprogramms im Haushaltsausschuß des Reichstags verwies Reichsernährungsminffter Schiele auf die von ihm vorge legte Denkschrift. Als dringendste Probleme bezeichnete er die Regelung der landwirtschaftlichen Schuldverhältnisse und des landwirtschaftlichen Absatzes. Die schwebenden Schulden müßten konsolidiert werden. Es sei vorMsehen, eine Hilfe für llmschuldungskredite von im ganzen 200 Millionen Mark eintveten zu lassen, wobei sich das Reich unter Voraus setzung einer Beteiligung der Länder- und Gemeindeverbände mit einem Gesamtbetrag von 75 Millionen seinerseits beteiligen werde. Betrachte man jedoch die hohe Derschuldungsziffer, die zur Zeit eine Belastung von 60 Mark je Hektar ergebe, in Verbindung mit den Preisen für die Erzeugnisse, so zeige es sich, daß eine maßgebende Hilfe nicht von der Kreditseite allein kommen Knne. I Der Minister verwies auf die Schwierigkeiten bei der Schweinehaltung und auf üie Verluste, die das Institut für Konjunkturforschung gegenwärtig mit 60 Millionen im Mo nat berechne. Bei der Gesamtviehhältung werde mit einem jährlichen Verlust von rund einer Milliarde Mark ge rechnet. Die entscheidende Hilfe müsse von der Absatzseite her kommen. Man müsse eine größere Stabilisierung der Marktpreise erreichen, so daß dem Landwirt ein ausreichender Gewinn bleibe. Die übermäßigen Preisspannen — bis zu 75 Prozent mehr als vor dem Kriege — müßten ver ringert werden. Wir müßü"? r"' Abkürzung des Weges vom Produzenten zum Konsumenten finden und so den Konsum erleichtern. Der Minister trat für eine zentrale Regelung ein. Kohlscheuern und Eiersammel- stellen müßten zu einem Machtfaktvr der Vermittlung heran- wachsen. Im engen Zusammenhang mit dieser Frage stehe die Aenderung des Rentenbank-Kreditanstalt. Gesetzes. Ernste Zusammenstöße zwischen Landwirten nnd Polizei. Anläßlich einer in Lange nöls veranstalte ten Zwangsversteigerungen von landwirt schaftlichen Betrieben hatten sich etwa 1000 Bauern angesammelt. Durch Singen auf den Versteigerungsplätzen versuchten sie die Abgabe von Geboten zu verhindern. Der Landrat des Kreises Nimptsch hatte ein Polizeikommanüo von zwanzig Mann nach Langenöls entsandt. Die Polizei ging mit dem Gummiknüppel gegen die Bauern vor, wobei es mehrere Leichtverletzte gab. Als sich der Tumult steigerte, weil ein bekannter Führer der Landwirte verhaftet werden s ollte, ließ der befehlshabende Offizier dieMaschi- nengewehre anfahren und die Karabiner laden. Angesichts dieser ernsten Lage wurden die weite- ren Zwangsversteigerungen abgebrochen. Oie deutsch-russisch-iürkische Front in Genf. Ein gemeinsames Ziel: Abrüstung der „Siegerstaaten". Genf. Die Abrüstungskonferenz, die bereits einige Tage in aller Stille berät, macht plötzlich von sich reden. Der rus sische Vertreter Litwinow hat eine große Rede gehalten, in der er die russischen Vorschläge vortrug. Der Sinn seiner Rede war kurz der: Bündige Erklärung der Abrüstungsgeg ner, ob sie abrüsten wollen oder nicht. Litwinow betonte aus drücklich, Rußland habe der Konferenz Zeit gelassen, um sich auf eine gründliche Aussprache vorzubereiten. Seine Formel heißt: Nur völlige Abrüstung bringt Sicherheit und Frieden. Und die beiden Fragen, die er der Abrüstungskonferenz vor- logt: . . . „ 1. Stimmt die Abrüstungskommission prinzipiell der all- gemeinen Entwaffnung in dem von den Russen ge forderten Zeitraum zu? L. Kann schon am Schluß des ersten Jahres die Abrüstung so weit gediehen sein, daß weitere Kriege unmöglich gemacht sind? Litwinows Rede klang in einer scharfen Kritik an der bisberiaen Arbeit des Völkerbundes aus, durch die Tausende und aber Tausende von Papierseiten gefüllt seien, ohne daß der kleinste praktische Schritt vorwärts getan sei. Die Rede des deutschen Delegierten Graf Bernstorff, hatte gewisse Berührungspunkte mit den Ausführungen Lit winows, denn beide Staaten, Deutschland und Rußland, sind schließlich in ihrem Endziel einig, daß man dem Rüstungs wahn Grenzen setzen müsse. Graf Bernstorff begrüßte denn auch die russischen Vorschläge aufs wärmste. Auch er ver langte, daß die einzelnen Schritte zur Abrüstung rasch folgen müßten und daß der Angriffskrieg sowie alle Möglichkeiten eines Krieges, der sich gegen die Zivilbevölkerung richtet, un- möglich gemacht werden muß. Die beste Gewähr für die Sicherheit sei die Vernichtung aller militärischen Angriffsmöglichkeiten. Graf Bernstorff erinnerte nochmals daran, daß die zweite Lesung der Abrüstungsberatungen noch in dieser Sitzungsperiode stattfinden müsse. Im übrigen machte er sich die Forderung Litwinows auf Einberufung einerEntwaffnungsvollkonferenzzu eigen. Als dritte Macht in der Aorüstungssront führte sich dm Türkei ein. Ihr Vertreter, der türkische Außenminister, begrüßte die Forderungen Rußlands und verlangte Erörte rung der russischen Vorschläge während der jetzigen Tagung. Im übrigen trat der türkische Außenminister für Nicht- angriffsverträgeundNeutralitätsvertrage ein. Den Eintritt der Türkei in den Völker bund stellte er in Aussicht. Eine Rede des deutschen Botschafters in Washington Newyork, 21. März. Der deutsche Botschafter in Washington, v. Prittwitz, erklärte auf einem Festessen der Vereinigung der auslän dischen Korrespondenten, die Zivilisation benötige zu ihrer Erhaltung die Vermeidung von Mißverständnissen. Die Berich'crstatter der Zei- tungen seien die wirklichen Botschafter der Humanität, wenn sie ihre Nachrichten in fairer und sympathischer Weise brächten und interprä- tierten. Nicht nur Deutschland, sondern auch die übrigen europäischen Staaten kämen allmählich wieder zu normalen Verhältnissen zurück. Die alte Welt habe ihr Gleichgcwicht zurückgefundcn, obwohl die kri tische P.riode noch nicht ganz überwunden sei. Einer der Hauptbei» träge der Vereinigten Staaten für den Aufschwung der Menschheit sei cs gewesen, daß Amerika einem ermutigenderen Ausblick zur Behebung der Weltkrise den Weg ebnete. Deutschland erkenne diese Anstrengung um fo mehr an, als der Friede und das freundschaftliche Einvernehmen mit anderen Nationen eine der Hauplvoraussetzungen für die Erholung der deutschen Wirtschaft sei. Moskau hofft auf Wiederaufnahme der deutsch-russischen Verhandlungen Kowu», 20. März. Wie aus Moskau gemeldet wird, bewertet die Sowjetregicrung auf Grund des Berichtes Schleifers den Abbruch der deutsch-russischen Besprechungen nur als eine Unterbrechung der Verhandlungen. Die Berliner Verhandlungen hätten gezeigt, daß die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern sehr wohl weiter be stehen und noch ausgebaut werden könnten, daher sei der Unterbrechung keine große poliiische Bedeutung beigemessen. Die Sowjetregierung werde eine neue Einladung zu Besprechungen abwarten, da die erste Einladung somit die Initiative zum Abbruch von deutscher Seite erfolgt sei. Dem Vernehmen nach soll Schleifer sich dahin geäußert haben, daß sofort nach der Beilegung des Donctzzwischeusall.s die Verhandlun gen wieder ausgenommen werden würden. Der Rat der Volkskommisiare Hal der Kommission für die deutsch-russischen Verhandlungen nach ihrer Rückkehr seinen Dank aus gesprochen. Es wird erwartet, daß Schleifer demnächst zum stellver. tretenden Handelskommisiar der Sowjetunion ernannt werden wird. Deutsche Beschwerde wegen der Verstöße -ei den polnischen Wahlen. Warschau. Die Deuische Wahlgemeiuschaft in Ober schlesien hat au das Höchste Gericht eiue Beschwerde wegen der llebergriffe und Verstöße eingereicht, die während der Wahlen in Oberschlefien vorkamen und wodurch die Wahl- ergebuiffe zuungunsten der Deutschen beeinflußt werde« sollte«. In der Begründung heißt es u. a., daß durch eine An ordnung des Oberwahlkommissars das Wahlgeheim nis entgegen Artikel'11 der polnischen Verfassung in zahl- reichen Fällen verletzt wurde. Ferner seien Tausende von deutschen Wählern, gegen deren Eintragung in die Wahllisten grundlos und unberechtigterweise Einspruch erhoben wurde, ihres Wahlrechtes verlustig ge- gange'n.