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PulsniherIageblait WK« Bezirksanzeiger Bank - Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Ls»VLUlI Commerz« und Privat-Bank, Zwetgstelle Pulsnitz Das Pulsnitzer Tageblatt ist das »ur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Staotrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 wm breite Zeile (Mosie'S Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 Äh/; amtlich 1 mm 30 und 24 E Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/» Aufschlag. —.Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebührcn durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis */,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Im Falle höherer Gewalt Krieg, Streit oder sonstiger irgend welcher Störung de- Betriebes der Zeitung oder der B.fSrdrrungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. - Wöchentlich 0.S5 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch di- Post monatlich 2 80 RM freibleibt! d Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirk«: Pulsnitz, PulSnttz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnttz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von T L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 2K4 Montag, de« 12 November IS28 8«. Jahrgang Das Wichtigste Der frühere russische Ministerpräsident Trepow, der in der Nähe von Paris wohnte, ist nach einer Reise von Pari« nach Nizza beim Verlassen des Zuges an einem Schlaganfall gestorben. Trepow wurde im Jahre 1916 als Nachfolger Stürmer« russischer Minister« Präsident. Im gelben Fluß ist das chinesische Schiff „Pen-Ku" mit einer Besat zung von 42 Mann gesunken. Die Ursache des Untergangs konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Trotz der eingeleiteten RettungS- maßnahmen war es nicht möglich, die Besatzung zu retten. Der Dampfer „Hsin-Tschi" der chinesischen Handkls-Dampfschiffahrts- gesellschaft ist nach Meldungen aus Hongkong in der Nähe der Insel Toi auf Grund gelaufen. Der britische Dampfer „Seraphts" ist von Honkong aus zur Hilfeleistung abgegangen. Inzwischen befindet sich aber bereits ein japanischer Dampfer an der Unglücksstelle, um die zahlreichen Passagiere der „Hsin-Tschi" aufzunehcn. Wie der „Montag" aus Bukarest meldet, ist der südslawische Dampfer „Tschcrna Mora" im Schwären Meer gesunken. Dte 50 Mann starke Besatzung ist etrunken. Wirtschaftliche Wochenschau. Von unserem hanbelopolitrschen Nl itarbeiter. Folgen des Eisenkonfiikts für Einzelhandel und Landwirt schaft. — Landwirtschaftliche Schutzforderungen. — Export aufschwung der deutschen Autoindustrie. Im Lebensmitteleinzelhandel und in der Landwirtschaft hat sich die starke Verminderung der Kaufkraft der durch den Eisenkonflikt im Westen Ausgesperrten in dieser Woche bereits stark bemerkbar gemacht. Einmal mehren sich bei den Labenbesitzern der Lebensmittelgeschäfte des Industriegebiets die Käufe auf Kredit, die von den Einzelhändlern infolge ihrer eigenen beschränkten wirtschaftlichen Leistungs fähigkeit nur in engen Grenzen bewilligt werden können; zum anderen zeigt sich in der Landwirtschaft bereits eine ernste Absatzkrise. Die sonst um diese Zelt übliche Wintereindeckung mit K a rto ff e ln, auf die sich die Land- Wirtschaft auch in diesem Jahre eingestellt hatte, bueo infolge der ungeklärten Lage im westdeutschen -M- dustriegebiet aus, so daß plötzlich große Rückforderung überstündiger, nicht untcrzubringender Kartoffclli f ru?g nach dem Osten und nach Mitteldeutschland ei ' dieser Absatzstockung für landwirt cha tl.che Massener^g, msse trat eine starke Konsumvemim er Butter wertigen Agrarprodukte, "or die durchaus uud Milch in Erscheinung, gerächt zieht, daß mehr als verständlich ist, wenn ^n ^imlien der Ausgesperrten durchschnittlich zu vier Köpfen gerechnet — in den Arbeits- tampf an der Ruhr direkt einbezogen sind. Der deutsche Landwirtschastsrat, Berlin, in dem die ge- samten deutschen Landwirtschaftskammern zusammengefaht sind, hat sich in der Berichtswoche an die Reichsregierung mit dem Ersuchen gewandt, sich im Interesse der Sicher- stellung der heimischen Erzeugung für die Durchführung der bereits im Februar dieses Jahres geltend gemachten wirtschaftspolitischen Forderun gen einzusetzen. Diese beziehen sich im wesentlichen aus die Inkraftsetzung der autonomen Zollsätze an Stelle der bisher gültigen unzureichenden Uebergangszölle für Ge« treide, auf die Wiederherstellung eines angemessenen Ver hältnisses zwischen Getreide- und Mehlzöllen, auf die Er- Höhung des deutschen Zuckerzolls, auf die völlige Aushebung des Einfuhr kontingents für zollfreies Gefrierfleisch und auf die Anpassung der Lebendviehzölle an die Fleischzölle. Die erneute Geltend- machung dieser Forderungen hat angesichts des diesjährigen guten Ernteergebnisses mancherorts Befremden hervor gerufen. Der deutsche Landwirtschastsrat weist demgegen über darauf hin, daß der auf den Agrarbetrieben lastende Druck, der vor allem durch Kapitalmangel, Höhe der Zins sätze, Steuern und Betriebsmittelpreise auf der einen Seile, geringe Erzeugerpreise für die Agrarprodukte und den durch die Natur des landwirtschaftlichen Betriebes bedingten lang- samen Umschlag auf der anderen Seite, verursacht ist, durch eine einmalige gute Ernte nicht beseitigt ist. Nicht zuletzt macht die ständige Zunahme des a usI än d isch en W e t t- be werbs die Einführung der genannten wirtschafts politischen Maßnahmen im Interesse der Nahrungsfreiheit unseres Londes und der Gesundung unseres Nährsbandes zu einem Gebot der Stunde. Im Zusammenhang mit der am 8. November in der Reichshauptstadt eröffneten 1. Internationalen Automobil, und Motorradaugstellung nach dem Krieg ist die Frage nach der Entwicklung derdeutschen Autoindustrie von besonderem Interesse. Nach den Krisen- M MlVMW MIMN MM Eine Reihe von Konflikte«, die leicht zur Krise führe« kö««e« Die amtliche französische Ministerliste — Eine Westarprede Die viermonatige Ruhe des Reichsparlaments ist «un zu Ende. Die politische Vorsaison mit Kabinettsberatungen, Di- plomatenbesprechungen und Konferenzen hat zwar lange schon begonnen, aber das politische Leben setzt doch erst voll wieder ein, wenn der Reichstag versammelt ist, wenn die großen ge- oesetzgebrischen Arbeiten wieder beginnen, für die man in den Ministerien Vorarbeit geleistet hat, wenn wieder Meinungs- austausch und Meinungsstreit der Parteien im Gange sind. Die gesamte parlamentarische Saison, die sich eigentlich vom Spätherbst bis zum Frühjahr erstreckt, wird freilich noch durch die Weihnachtsferien unterbrochen werden, und der erste TeilderparlamentarischenArbeit wird deshalb also etwaeinenMonatdaue r.n. Man wird in diesen ersten vier oder fünf Wochen parla mentarischer Tätigkeit nicht nur mit gesetzgeberischen Arbei ten zu tun haben, es werden eine ganze Reihe von rein poli tischen Problemen zu lösen sein. Der Anfang der Reichstags beratungen wird jedenfalls durch diese Behandlung rein po litischer Fragen gekennzeichnet werden. Mit der großen Aus- spräche über die Wirtschaftspolitik, veranlaßt durch den Arbeitskampf im Ruhrgebiet wird es beginnen, wobei noch abzuwarten ist, ob dieser Aus sprache gesetzgeberische Maßnahmen folgen werden, wie sie von einigen Parteien angestrebt werden. Es folgt dann die große Aussprache über Außenpolitik, die unbedingt erforder lich ist, mich dein sich in der Parlaments freien Zeit wichtige außenpolitische Vorgänge abgespielt haben. Die Genfer Er eignisse, die eine völlig neue Entwicklung der deutschen Repa rationsfrage einleiteten, die Veränderungen, die durch die lange Krankheit des Außenministers, die amerikanische Prä- sidentenwahl, durch die Krise in Frankreich eingetreten sind, lassen es nützlich erscheinen, daß in der Vollversammlung des Reichstages und vielleicht auch im Reichstagsausschuß für auswärtige Angelegenheiten wieder eine Klärung der Auf- fassungen zwischen dem Außenminister und den Regierungs- Parteien stattsindet. Eine dritte rein politische Frage wird der sozialdemokratische Antrag aufEinftellung des Pan- zerkreuzerbaues aufwerfen — eine Frage, die manche parlamentarische Schwierigkeiten bringen kann. Cs werden gesetzgeberische Ausgaben folgen. Das Steuervereinheitlichungsgesetz wird in diesen Tagen von dem zuständigen Reichsratsausschuß endgültig verabschiedet werden. Es kommt also vor Weih nachten in den Reichstag, dem damit eine wichtige Aufgabe zufallt. Denn dieses Gesetz, das ein gleichmäßiges Besteue rungssystem im gesamten Reichsgebiet bringen .oll, ist schon bei seiner Entstehung stark umkämpft worden, und es wird vor seiner Verabschiedung auch im Reichstag noch manche Auseinandersetzung Hervorrufen. Ein weiteres wichtiges Ge setzgebungswerk wird vollendet werden, wenn es gelingt, schon jetzt das Arbeitsschutz gesetz zur abschließenden Be handlung reif zu machen-. Daneben aber sind weitere wichtige Arbeiten auf dem Gebiet der Derfassungsgesetzgcbung in Aus- sicht, so das Gesetz über die Verfassungsmäßigkeit v o n R e i ch s g e s e tz en, das die Neichsangehörigkeit an die Stelle der bisher üblichen Staatsangehörigkeit setzen wird. Weiter "ber wird man sich auch in dem neuen Tagungsab- schnitt über die Reform der Wahlgesetze unterhalten müssen, die ja schon so lange gefordert wird, und die immer wieder hinausgeschoben wird. Kommt es zur üblichen Weihnachtskrise? Eine ganze Reihe von Programmpunkten für die Winterarbeit des Reichstages wird sich nicht länger ohne Entscheidung weiter verschieben lassen. Während der Reichs taqspause haben sich gewisse Konflikts st offe an- gesammelt, die auf Entscheidung drängen. Schon der erste Punkt auf der Tagesordnung, die Aussprache über die Wirtschaftspolitik, insbesondere über den Arbeitskampf im Ruhrgebiet, und weiter der sozialdemokratische Urantrag auf Einstellung der Fortführung des Panzerkreuzerbaues sind geeignet, die Regierung zu erschüttern. Wie verlautet, ist die Mehrheit der Reichstagsfraktionen entschlossen, den sozialdemokratischen Antrag möglichst schnell zu erledigen, damit die interfraktionellen Besprechungen zur besseren Fundamentierung der Reichsregierung und Erweiterung der Preußenregierung ausgenommen werden können- Im Lager der Regierungsparteien besteht, so heißt es, der Wunsch, dem deutschen Volke diesmal die sonst übliche Weihnachts krise zu ersparen. Die „Nationalliberale Korrespondenz" schreibt, daß der R e p a r a ti o n s f r a g e vor allen den anderen Fragen der Vorrang gebühre, denn es ginge um die endgültige Festsetzung der deutschen Reparationslast. Dazu bedürfe Deutschland einer sich ihrer entscheidenden Aufgaben vollbewußten Regierung. Es genüge nicht, daß die Entschlüsse dieser Regierung von einigen Parteien ge tragen werden. Hinter dieser Regierung müsse eine Autorität der Koalition stehen, die sich auf die unbedingte Mehrheit im Parlament und im deutschen Volke stützen kann. Damit ist, so sagen diese Ausführungen, das Ziel der kommenden Koalitionsverhandlungen, sachlich gesehen, mindestens ebenso bestimmt wie durch den Ausfall der Wahlen. Die „Nationalliberale Korrespondenz" kommt zu folgendem Ergebnis: „Eine Minderheitsregie, rung kann uns nicht helfen, wir bedürfen einer entschlußfähigen Mehrheitsregie, rung, einer starken und verantwortungsbewußten Re gierung!" — Diese Auslassungen der „Nationalliberalen Korrespondenz^ sind von größter Bedeutung, denn hierin spiegelt sich Die Auffassung der Deutschen Volkspartei wieder und der Kreise um Or. Stresemann. poincarö auf der Mnisterfuche. Paris. Poincare, der vom französischen Staatspräsi denten mit der neuen Kabinettsbildung beauftragt wurde, hat seine Besprechungen fortgesetzt. Daß Herr Doumergue den „Lothringer" mit der Regierungsbildung betraut hat, kann niemanden überraschen, dagegen war die sofortige prinzipielle Bereitschaft Poincaräs nicht ohne weiteres zu erwarten, da er sich in Gesprächen mit seinen Freunden seit Beginn der Krise wiederholt dahin geäußert hatte, daß er im Augenblick unter keinen Umständen an die Uebernahme der Reqierungs- gewalt denke. Man tut gut daran, die Schwierigkeiten, mit denen Herr PoincarS zu kämpfen hat, nicht zu unterschätzen. Sie liegen sowohl in der Personenftage als auch in der Not wendigkeit, einen achlichen Ausgleich zwischen der Marin- Gruppe und den Radilalsozialen auf dem Gebiete des zu- zukünftiaen Regierungsprogramms herbeizuführen, da Poincare nun einmal daran festhält, ein Kabinett lediglich auf der Grundlage der „republikanischen Eintracht", also im Grunde auf der bisherigen Basis, zu schaffen. Mit seinen alten Mitarbeitern scheint er einig geworden zu sein. Queuille, der bisherige Landwirtschastsminister, hat von Poincare den wenig angenehmen Auftrag erhalten, bei den Radikalsozialen, also seinen Parteifreunden, zu sondieren, auf welcher Grundlage und mit welchen Personen sie bereit sind, sich an einem neuen Kabinett Poincare zu beteiligen. Die amtliche französische Ministerliste Paris, 12. November. Poincarä hat Sonntag abend sein neues Kabinett gebildet. Um 22 Uhr französischer Zeit wurde folgende Ministerliste amtlich bekannt gegeben: Ministerpräsident ohne Portefeuille . Poincare Justiz Barthou Auswärtiges Briand Inneres Tardieu Finanzen Cheron MU Krieg Painleve " Marine Leygues Unterricht Marraud Oeffentliche Arbeiten Forgeot Handel Bonnesou Kolonien Maginot Arbeit Loucheur Luftfahrt Eynac Pensionen Anteriou Unterstaatssekretär Oberkirch Die anderen Unterstaatssekretäre werden in den nächsten Tagen vom Ministerrat bestimmt werden. Eine neue Er klärung der neuen Regierung wird nicht vor Mittwoch er wartet. Ueber die Tagesordnung der Kammer und des Se nats wird mit den beiden Präsidenten verhandelt werden.